Hagenau (französisch Haguenau [agˈno], elsässisch Hàwenàu) ist eine französische Gemeinde im Nordosten der Europäischen Gebietskörperschaft Elsass in der Region Grand Est.
Haguenau | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Grand Est | |
Département (Nr.) | Bas-Rhin (67) | |
Arrondissement | Haguenau-Wissembourg | |
Kanton | Haguenau | |
Gemeindeverband | Haguenau | |
Koordinaten | 48° 49′ N, 7° 47′ O48.8166666666677.7877777777778 | |
Höhe | 115–203 m | |
Fläche | 183,59 km² | |
Einwohner | 35.196 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 192 Einw./km² | |
Postleitzahl | 67500 | |
INSEE-Code | 67180 | |
Website | www.ville-haguenau.fr | |
![]() Hagenau vor 1903 |
Mit 35.196 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) ist Hagenau nach Straßburg die zweitgrößte Gemeinde im Département Bas-Rhin, dem historischen Unterelsass. Die Hagenauer Bevölkerung wuchs zwischen 1968 und 2006 von 22.644 auf 34.891 Einwohner an;[1] seit 2006 geht die Bevölkerungszahl jedoch wieder langsam zurück (2009: 34.648).[2] Der Großraum Hagenau (aire urbaine) wuchs im gleichen Zeitraum von 43.904 Einwohnern (1968) auf 64.562 Einwohner (2006).[3]
Das von Kaiser Friedrich Barbarossa zur Reichsstadt erhobene Hagenau fiel durch den Westfälischen Frieden 1648 an Frankreich.
Die Gemeinde Hagenau liegt in der Oberrheinischen Tiefebene auf 145 m ü. NHN. Die an der Moder gelegene Gemeinde ist Hauptort des Arrondissements Haguenau-Wissembourg. Sie befindet sich rund 30 Kilometer nördlich der Regionshauptstadt Straßburg, etwa 40 Kilometer westlich von Baden-Baden, 60 Kilometer südwestlich von Karlsruhe und 90 Kilometer südöstlich von Saarbrücken.
Der die Gemeinde umgebende Heilige Forst (Forêt de Haguenau) ist das größte geschlossene Waldgebiet in der elsässischen Ebene.
Der bei Hagenau (lateinisch Hagenoa)[4] gelegene Heilige oder Hageneuer Forst war Jagdgebiet der Herzöge von Schwaben. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts ließ Herzog Friedrich der Einäugige im Flüsschen Moder eine Wasserburg errichten, die sein Sohn, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, zu einer Pfalz ausbaute (siehe Kaiserpfalz Hagenau). Friedrich der Einäugige (1090–1147) stiftete gegen 1140 im Hagenauer Forst das Zisterzienserinnenkloster Koenigsbruck (Königsbrück). 1164 erhob Kaiser Friedrich Barbarossa den von ihm als Residenz sehr geschätzten Ort zur Stadt. Die Pfalz war jahrzehntelang staufischer Regierungssitz, wo Reichstage abgehalten wurden. In der Pfalzkapelle wurden die Reichsinsignien aufbewahrt.
Um 1260 ordnete Rudolf von Habsburg seine Territorien neu und erhob Hagenau zum Sitz der Oberlandvogtei; 1354 wurde die Stadt zum Hauptort des elsässischen Zehnstädtebundes und erlebte bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs eine Blütezeit. Während dieser Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs trafen sich 1540 im Hagenauer Religionsgespräch Fürsten und Theologen, um über Bedingungen einer Koexistenz von Protestanten und Katholiken zu verhandeln.
Infolge des Westfälischen Friedens fiel Hagenau 1648 an Frankreich. Der Zehnstädtebund wollte aber nicht die Privilegien einer Freien Reichsstadt aufgeben und widersetzte sich. Im Rahmen der sogenannten Reunionspolitik ließ Ludwig XIV. in den Jahren 1673 und 1674 die zehn Städte erobern, ihre Befestigungen schleifen und unterstellte sie der französischen Provinzialverwaltung. So wurde auch Hagenau durch die Truppen des französischen Generals Joseph de Montclar niedergebrannt. Die Kaiserpfalz wurde dem Erdboden gleichgemacht (die Trümmer wurden in der Vaubanschen Grenzfestung Fort-Louis verbaut). An der Stelle der vollkommen zerstörten Pfalzanlage entstand 1730 bis 1738 ein Jesuitenkolleg, das 1767 in eine Kaserne umgewandelt wurde und seit 1961 als Altenheim dient. Im Innenhof dieses Maison de Retraite steht seit 2012 eine Stauferstele, die an den früheren Lieblingssitz der Staufer erinnert.[5]
In den Jahren des Friedens zwischen Holländischem Krieg (1672–1679) und Pfälzischem Erbfolgekrieg (1688–1697) entwickelte Montclar eine Baumschule für Obstbäume auf dem Land des Marquis von Uxelles, Nicolas Chalon du Blé, in Kintzheim und Hagenau. Die heute nicht mehr vorhandene Kirche des Klosters Königsbrück war im Jahr 1728 von Peter Thumb errichtet worden; das Kloster bestand bis zur Französischen Revolution. In der französischen Zeit war Hagenau Hauptort des Distrikt Hagenau. In Hagenau existiert bis heute das Hôtel de Koenigsbruck (Grande-Rue 142). Im Jahr 1846 hatte Hageneu 11.352 Einwohner.[6]
Von 1871 bis 1919 gehörte die Stadt zum deutschen Reichsland Elsaß-Lothringen. Dieses war nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 im Frieden von Frankfurt in das Deutsche Reich eingebunden worden. In diesem war es von 1876 bis 1882 Garnisonstadt des aus Ratzeburg versetzten Lauenburgischen Jäger-Bataillons Nr. 9.[7] Um 1900 hatte Hagenau zwei evangelische und zwei katholische Kirchen, eine Synagoge, ein Gymnasium mit Realschule, ein Museum sowie eine Stadtbibliothek und war Sitz eines Amtsgerichts.[8]
Gegen Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Reichsland 1918 nach dem Waffenstillstand von Compiègne von französischen Truppen kampflos besetzt und kam später durch die Bestimmungen des Versailler Vertrags erneut zu Frankreich.
Von 1940 bis 1945 stand das vom Deutschen Reich besetzte Elsass wieder unter deutscher Zivilverwaltung. Während der letzten deutschen Offensive an der Westfront („Unternehmen Nordwind“) im Januar und Februar 1945 war das zwischenzeitlich bereits von US-amerikanischen Truppen befreite Hagenau Schauplatz schwerer Stellungskämpfe und wurde weitgehend zerstört.
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1750 | – | 678 Feuerstellen (Haushaltungen)[4] |
1821 | 9002 | fast nur Katholiken, bis auf ca. 50 Lutheraner, die nach Schweighausen eingepfarrt sind, und 665 Juden[9] |
1846 | 11.352 | [6] |
1872 | 11.331 | am 1. Dezember, in 1350 Häusern;[10] nach anderen Angaben 11.427 Einwohner[11] |
1880 | 12.688 | am 1. Dezember, auf einer Fläche von 18.253 ha, in 1368 Häusern, davon 9828 Katholiken, 2161 Evangelische und 690 Juden[12] |
1885 | 13.469 | davon 10.092 Katholiken, 2691 Protestanten und 673 Juden[13] |
1890 | 14.752 | davon 3891 Evangelische, 10.243 Katholiken und 594 Juden[6] |
1900 | 17.993 | mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 137, ein Dragonerregiment Nr. 15, ein Feldartillerieregiment Nr. 31 und eine Abteilung Feldartillerie Nr. 67), davon 4706 Evangelische, 561 Juden[8] |
1905 | 18.737 | [6] |
1910 | 18.868 | davon 13.770 Katholiken, 4447 Evangelische und 611 Juden[14][15][6] |
1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2017 |
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20.457 | 22.944 | 25.147 | 26.629 | 27.675 | 32.206 | 34.891 | 34.504 |
Im Ortsteil Marienthal befindet sich eine Wallfahrtskirche, die ehemalige Klosterkirche des Klosters Marienthal.
Hagenau ist eine Verwaltung- und Industriestadt. Seit die Unterpräfektur von Wissembourg 2003 geschlossen wurde, ist Hagenau für den gesamten Norden des Département Bas-Rhin zuständig. 2018 arbeiteten 47 % der Bevölkerung im Öffentlichen Dienst und 12 % in der Industrie.[18]
In Hagenau und Umgebung findet man Metall-Industrie Unternehmen aus den Sektoren Automobilzubehör wie Schaeffler, Werkzeugmaschinen wie Ryko France, Trumpf Machines und Société Alsacienne Machines Outils, Industrieautomatisierung wie Sherpa Mobile Robotics, Logiqua Automation und 2LA Automatismes industriels.[19] Außerdem betreibt Mars Wrigley hier eine große Süßwarenfabrik.[20]
Hagenau liegt an der Bahnstrecke Vendenheim–Wissembourg sowie an der Bahnstrecke Haguenau–Falck-Hargarten, letztere wird nur noch bis Niederbronn, von Hagenau aus, befahren. Weiterhin durchläuft die Stadt in Nord-Süd-Richtung die Departementsstraße 263 (ehemalige Nationalstraße 63), welche die Achse Straßburg–Wissembourg(–Weinheim via B 38) bildet. Von dieser zweigt im Stadtzentrum Richtung Westen die Departementsstraße 1062 (ehemalige Nationalstraße 62) ab, die über Bitsch an die deutsche Grenze nach Zweibrücken führt. Der Flugplatz Haguenau dient dem allgemeinen Luftverkehr.
In Hagenau befindet sich seit 2006 eine Außenstelle der Universität Straßburg, das Institut universitaire de technologie de Haguenau.
Das Stadtarchiv ist im Gebäude des Historischen Museums untergebracht.
Mit Landau in der Pfalz (Rheinland-Pfalz) wird seit 1963 eine Städtepartnerschaft gepflegt.
in der Reihenfolge des Erscheinens
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Bank der geistlichen Fürsten: Hochstift Worms | Hochstift Speyer | Hochstift Straßburg | Fürstbistum Basel | Hochstift Fulda | Fürstentum Heitersheim | Fürstpropstei Weißenburg | Abtei Prüm | Frühere Mitglieder: Erzstift Besançon | Hochstift Sitten | Hochstift Lausanne | Hochstift Genf | Hochstift Metz | Hochstift Toul | Hochstift Verdun | Stift Hersfeld (bis 1606/1648)
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Rheinische Prälaten: Kloster und Ritterstift Odenheim | Frühere Mitglieder: Kloster Kaufungen
Bank der Grafen und Herren: Grafschaft Hanau-Münzenberg | Grafschaft Solms-Hohensolms | Grafschaft Solms-Lich | Grafschaft Solms-Laubach | Grafschaft Solms-Rödelheim | Grafschaft Königstein | Grafschaft Ysenburg-Büdingen-Büdingen | Grafschaft Ysenburg-Büdingen-Meerholz | Grafschaft Ysenburg-Büdingen-Wächtersbach | Grafschaft Salm-Grumbach (Wild- und Rheingrafen) | Grafschaft Salm-Stein-Grehweiler (Wild- und Rheingrafen) | Grafschaft Leiningen-Hardenburg | Grafschaft Leiningen-Westerburg | Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein | Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Berleburg | Grafschaft Kriechingen | Grafschaft Hanau-Lichtenberg | Grafschaft Salm-Dhaun (Wild- und Rheingrafen) | Grafschaft Falkenstein | Herrschaft Reipoltskirchen | Grafschaft Wartenberg | Herrschaft Bretzenheim | Herrschaft Dagstuhl | Herrschaft Olbrück | Schloss und Dorf Mensfelden
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