Bern (Kürzel BE; berndeutsch Bärn [b̥æːrn], französisch Berne, italienisch Berna, rätoromanisch Berna?/i) ist ein Kanton im Westen der Schweiz. Der Hauptort und zugleich einwohnerstärkste Ort ist die Bundesstadt Bern.
Kanton Bern Canton de Berne | |
---|---|
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Kanton der Schweizerischen Eidgenossenschaft | |
Kürzel/Kontrollschild: | BE |
Amtssprache: | Deutsch (86 %), Französisch (11 %) |
Hauptort: | Bern |
Beitritt zum Bund: | 1353 |
Fläche: | 5958,51 km² |
Höhenbereich: | 399–4271 m ü. M. |
Website: | www.be.ch |
Bevölkerung | |
Einwohner: | 1'047'473 (31. Dezember 2021)[1] |
Einwohnerdichte: | 176 Einwohner pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Bürgerrecht) |
16,6 % (31. Dezember 2019)[2] |
Arbeitslosenquote: | 2,2 % (30. Juni 2021)[3] |
Lage des Kantons in der Schweiz | |
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Karte des Kantons | |
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Einwohnergemeinden des Kantons | |
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46.87.6
Durch den Kanton Bern führt die «Röstigraben» genannte Grenze zwischen der Deutschschweiz und der französischen Schweiz (Romandie). Die bernischen Landes- und Amtssprachen sind Deutsch (Bevölkerungsanteil: 86 Prozent) und Französisch (11 Prozent). Französisch wird primär im Berner Jura und in der Agglomeration Biel gesprochen, wobei die Agglomeration Biel einen zweisprachigen Status besitzt.
Der Kanton Bern ist flächenmässig (nach Graubünden) und bevölkerungsmässig (nach Zürich) jeweils der zweitgrösste Kanton der Schweiz.
Der Kanton Bern hat die grösste Nord-Süd-Ausdehnung aller Kantone. Er erstreckt sich vom Jura über das Mittelland bis in die Alpen und hat damit als einziger Kanton neben der Waadt Anteil an allen drei Grossregionen der Schweiz. Im Norden grenzt er an die Kantone Jura, Solothurn und Aargau, im Westen an die Kantone Neuenburg, Waadt und Freiburg, im Osten an die Kantone Luzern, Nidwalden, Obwalden und Uri und im Süden an den Kanton Wallis.
Bern ist seit dem Verlust des Laufentals 1994 ein Binnenkanton. Nachdem die Exklave Clavaleyres an den Kanton Freiburg abgetreten wurde, besteht noch die Exklave Münchenwiler. Die Gemeinde Schelten ist mit dem Kanton nur über einen Punkt verbunden. Steinhof ist eine Enklave des Kantons Solothurn, Wallenbuch eine Enklave des Kantons Freiburg.
Auf Karten mit kleinem Massstab kann der Eindruck entstehen, dass der Kanton Bern bei La Ferrière an Frankreich grenze und somit ein Grenzkanton sei. Die Kantons- und Landesgrenze liegen jedoch einige hundert Meter voneinander entfernt.
Die höchste Erhebung im Kanton Bern ist das Finsteraarhorn (4274 m ü. M.). Der tiefste Punkt ist die Aare bei Wynau (401,5 m ü. M.). Im Kanton Bern erheben sich die Berner Alpen mit den Berner Voralpen und der Berner Jura, der zum Faltenjura gehört.
Die bedeutendsten Berge im Kanton Bern sind das Finsteraarhorn (4274 m ü. M.), mit dem höchsten Gipfel im Berner Oberland, die Jungfrau (4158 m ü. M.), mit der höchsten Bahnstation Europas, der Mönch (4107 m ü. M.), als Teil der Eiger Mönch und Jungfrau Gruppe, der Eiger (3967 m ü. M.), mit der Eigernordwand und das Schilthorn (2970 m ü. M.) (auch Piz Gloria), mit dem Drehrestaurant aus dem James-Bond-Film Im Geheimdienst Ihrer Majestät.
Die Gesamtfläche aller Wasser und Feuchtflächen ist 418,21 km². Davon sind 210,77 km² Gletscher oder Firn, 162,56 km² Wasser, 41,69 km² Nassstandorte und 3,19 km² Schilfbestände.
Bedeutende Seen sind der Thunersee (47,85 km²), der Bielersee (39,2 km²) und der Brienzersee (29,8 km²). Bern hat zudem Anteil am Neuenburgersee.
Der grösste Fluss im Kanton Bern ist die Aare. Sie entspringt in 1977 m ü. M. am Unteraargletscher (Grimselgebiet) und entwässert 17'709 km². Die Aare ist 291,5 km lang. Ihr Wasser führt sie dem Rhein zu, welcher in die Nordsee abfliesst. Dabei durchfliesst sie unter anderem den Grimselstausee (2,72 km²), den Brienzersee, den Thunersee, den Wohlensee und seit der Juragewässerkorrektion auch den Bielersee.
Weitere bedeutende Flüsse sind Emme, Simme, Kander, Saane, Broye und Suze.
Im Jahr 1997 stimmte das Berner Stimmvolk einem Renaturierungsfonds zu. Seither werden Flüsse vermehrt naturnah umgestaltet.[4]
Der Grosse Rat verabschiedete im März 2021 in zweiter Lesung mit 98 zu 44 Stimmen bei 10 Enthaltungen eine Änderung der Kantonsverfassung, durch die ein neuer Artikel betreffend den Klimaschutz eingefügt wurde.[5] Die Stimmberechtigten stimmten ihr an der Volksabstimmung vom 26. September 2021 zu.[6][7] Im Mai 2022 beantragte der Bundesrat dem Parlament, die Verfassungsänderung zu gewährleisten.[8]
Die Einwohner des Kantons werden Berner bzw. auf Französisch Bernois genannt.
Per 31. Dezember 2021 betrug die Einwohnerzahl des Kantons Bern 1'047'473.[11] Die Bevölkerungsdichte liegt mit 176 Einwohnern pro Quadratkilometer unter dem Schweizer Durchschnitt (212 Einwohner pro Quadratkilometer). Der Ausländeranteil (gemeldete Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) bezifferte sich am 31. Dezember 2019 auf 16,6 Prozent, während landesweit 25,3 Prozent Ausländer registriert waren.[12] Per 30. Juni 2021 betrug die Arbeitslosenquote 2,2 Prozent gegenüber 2,8 Prozent auf eidgenössischer Ebene.[13]
Die Hauptsprache der Bevölkerung ist zu 86 Prozent Deutsch, 11 Prozent Französisch, 3 Prozent Italienisch und 3 Prozent Englisch sowie zu je rund ein bis zwei Prozent Portugiesisch, Serbisch und Kroatisch, Albanisch, Spanisch oder Türkisch.[14] Die deutschsprachige Bevölkerung spricht in der Regel Berndeutsch, die regionale Mundart des Schweizerdeutschen.
Die kantonalen Landes- und Amtssprachen sind Deutsch und Französisch. Für die Amtssprachen gilt das Territorialitätsprinzip, d. h., sie richten sich nach dem Gebiet. Für den Verkehr mit den kantonalen Behörden gilt im Berner Jura das Französische, in der Verwaltungsregion Seeland und im Verwaltungskreis Biel/Bienne das Deutsche und das Französische, und im übrigen Kanton das Deutsche. Auf Gemeindeebene gilt als Amtssprache im Berner Jura fast überall das Französische (auch in den mehrheitlich deutschsprachigen Gemeinden Mont-Tramelan und Rebévelier, nicht jedoch in Schelten und Seehof), für die Gemeinden Biel/Bienne und Leubringen/Evilard gelten beide Sprachen und für alle anderen Gemeinden gilt das Deutsche. An die für den ganzen Kanton zuständigen Behörden können sich alle in beiden Landessprachen wenden, und amtliche Texte, die den ganzen Kanton betreffen, müssen in beiden Sprachen zugänglich gemacht werden.[15]
Für den Berner Jura existiert seit 2006 der Conseil du Jura bernois als Regionalparlament, das die kulturelle Eigenständigkeit der französischsprachigen Minderheit sicherstellen soll. Eine analoge Funktion für Biel/Bienne und Evilard erfüllt der Conseil des affaires francophones du district bilingue de Bienne.
Am 31. Dezember 2018 waren von den 1'034'977 Einwohnern des Kanton Bern 541'148 Personen (52,3 Prozent) Mitglied der evangelisch reformierten und 164'866 Personen (15,9 Prozent) waren Mitglied der römisch-katholischen Kirche.[17][18][19]
Seit der letzten Volkszählung im Jahr 2000 liegen keine Mitgliederzahlen zu weiteren Religionsgemeinschaften (neben den beiden Landeskirchen) für die Gesamtbevölkerung des Kantons mehr vor. Jedoch führte das Bundesamt für Statistik im Jahr 2012 eine Stichprobenerhebung durch, bei welcher Personen ab 15 Jahren nach ihrer Religionszugehörigkeit befragt wurden. Die Erhebung lieferte folgende Ergebnisse:
Religion | Anteil in Prozent |
---|---|
protestantisch | 55,5 |
konfessionslos | 16,2 |
römisch-katholisch | 15,6 |
andere christliche Glaubensgemeinschaften | 06,4 |
islamisch | 03,5 |
andere Religionsgemeinschaften | 01,6 |
Religion/Konfession unbekannt | 01,0 |
jüdisch | 00,1 |
Es gibt im Kanton Bern vergleichsweise viele Mitglieder protestantischer Freikirchen, besonders im Berner Jura, im Emmental und im Berner Oberland, wo sich trotz zeitweilig intensiver staatlicher Verfolgung noch mennonitische Gemeinden halten konnten. Nach der Reformation im Jahr 1528 fasste ab 1799 auch die katholische Kirche wieder Fuss im Kanton.
Die geltende Kantonsverfassung von 1993 (KV)[20][21] umschreibt den Kanton Bern in Art. 1 als freiheitlichen, demokratischen und sozialen Rechtsstaat. Sie baute gegenüber der früheren Verfassung von 1893 insbesondere die Grundrechte, die Volksrechte und die Gemeindeautonomie aus.[22] Nach Art. 2 KV versteht sich der Kanton auch als Mittler zwischen der deutsch- und der französischsprachigen Schweiz (Romandie). Der zweisprachige Kanton hat mit allen Kantonen der Romandie, ausser Genf, gemeinsame Grenzen und ist Mitglied vieler Organisationen der Zusammenarbeit der französischsprachigen Kantone.[23]
Der 160-köpfige Grosse Rat ist das Parlament des Kantons. Zwölf Sitze sind für den Berner Jura garantiert und drei Sitze für die französischsprachige Minderheit des zweisprachigen Amtsbezirks Biel/Bienne. Er wird vom Volk im Proporzverfahren für eine Amtsdauer von jeweils vier Jahren gewählt.
Das Volk nimmt auch über Volksabstimmungen direkten Anteil an der Gesetzgebung. Das obligatorische Referendum gilt bei Verfassungsänderungen, das fakultative Referendum, das von mindestens 10'000 Stimmberechtigten unterstützt werden muss, bei Gesetzesänderungen, wobei das Referendum mit einem Volksvorschlag verbunden werden kann. Sodann kommt dem Stimmvolk das Recht der Volksinitiative zu, die von mindestens 15'000 Stimmberechtigten unterstützt werden muss. Ausserdem können mindestens 30'000 Stimmberechtigte eine Abstimmung über die Abberufung des Grossen Rates vor Ablauf der ordentlichen Amtsdauer verlangen.[24]
Partei | Sitze 2006 | Stimmen 2006 (%) | Sitze 2010 | Stimmen 2010 (%) | Sitze 2014 | Stimmen 2014 (%)[25] | Sitze 2018 | Stimmen 2018 (%) |
Sitze 2022 |
Stimmen 2022 (%) | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Schweizerische Volkspartei (SVP) | 47 | 27,42 | 44 | 26,62 | 49 | 28,99 | 46 | 26,76 | 44 | 25,83 | |
Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SP) | 42 | 24,03 | 35 | 18,86 | 33 | 19,13 | 38 | 22,33 | 32 | 18,89 | |
Grüne Kanton Bern | 19 | 12,9 | 16 | 10,10 | 15 | 10,06 | 14 | 09,94 | 19 | 12,65 | |
FDP.Die Liberalen (FDP) | 26 | 16,40 | 17 | 10,34 | 17 | 10,65 | 20 | 11,72 | 18 | 11,26 | |
Grünliberale Partei (glp) | – | – | 04 | 04,07 | 11 | 06,70 | 11 | 06,91 | 16 | 09,81 | |
Die Mitte | – | – | – | – | – | – | – | – | 12 | 07,35 | |
Evangelische Volkspartei der Schweiz (EVP) | 13 | 07,34 | 10 | 05,9 | 12 | 06,44 | 10 | 06,17 | 09 | 05,57 | |
Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) | 06 | 04,78 | 05 | 04,4 | 05 | 04,06 | 05 | 03,77 | 06 | 04,15 | |
Parti Socialiste Autonome/ensemble socialiste (PSA/ES)1 | 03 | 01,29 | 03 | 01,04 | 03 | 00,67 | 02 | 00,68 | 02 | 00,63 | |
Alternative Linke (AL) | 0– | 0– | 0– | 0– | 00 | 00,36 | 01 | 00,50 | 01 | 00,63 | |
Bürgerliche Stadt- und Landliste2 | 0– | 0– | 0– | 0– | 0– | 0– | 0– | 0– | 01 | 00,55 | |
Schweizer Demokraten (SD) | 01 | 02,19 | 00 | 00,41 | 00 | 00,26 | 00 | 00,18 | 00 | 00,14 | |
Grün alternative Partei (GaP) | 0– | 0– | 0– | 0– | 01 | [00]00,28[26] | 00 | 00,29 | 00 | 00,02 | |
Bürgerlich-Demokratische Partei (BDP) | – | – | 25 | 16,30 | 14 | 11,19 | 13 | 09,02 | – | – | |
Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) | 01 | 01,76 | 01 | 01,16 | 00 | 00,75 | 00 | 00,45 | – | – | |
Entente Jurassienne (Entente)3 | 01 | 00,33 | 00 | 00,24 | 00 | 00,06 | 00 | 00,31 | – | – | |
Auto-Partei/Freiheits-Partei der Schweiz (FPS) | 01 | 00,45 | 0– | 0– | 0– | 0– | 0– | 0– | – | – |
Der Berner Grosse Rat trifft sich nicht wöchentlich, wie bei einigen anderen Kantonsparlamenten üblich, sondern viermal pro Jahr (bis 2018 waren es fünf Sessionen) zu einer zweiwöchigen Session.
Die Exekutive ist der siebenköpfige Regierungsrat, der vom Volk im Majorzverfahren auf ebenfalls vier Jahre gewählt wird. Mindestens 30'000 Stimmberechtigte können dessen Abberufung schon vor Ablauf dieser Periode beantragen, worüber dann eine Volksabstimmung anzuordnen ist (Art. 57 KV).[24] Das Regierungspräsidium wechselt wie auf Bundesebene und in den anderen Kantonen üblich jährlich im Turnus. Dem französischsprachigen Berner Jura ist ein Sitz in der Regierung garantiert (Art. 84 KV).
Regierungsrat | seit | Partei | Direktion |
---|---|---|---|
Astrid Bärtschi | 2022 | Die Mitte | Finanzdirektion (FIN) |
Christine Häsler, Präsidentin des Regierungsrates (2022/23) | 2018 | Grüne | Bildungs- und Kulturdirektion (BKD) |
Pierre Alain Schnegg | 2016 | SVP | Direktion für Gesundheit, Soziales und Integration (GSI) (Berner-Jura-Sitz) |
Christoph Neuhaus | 2008 | SVP | Bau- und Verkehrsdirektion (BVD) |
Christoph Ammann | 2016 | SP | Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion (WEU) |
Philippe Müller, Vizepräsident des Regierungsrates (2022/23) | 2018 | FDP | Sicherheitsdirektion (SID) |
Evi Allemann | 2018 | SP | Direktion für Inneres und Justiz (DIJ) |
Leiter der Staatskanzlei ist seit 2013 Staatsschreiber Christoph Auer. Kommunikationsbeauftragter des Regierungsrates ist seit 2021 Reto Wüthrich.
Oberstes kantonales Gericht ist das Obergericht; ihm untergeordnet sind die Regionalgerichte, die Jugendgerichte, das Wirtschaftsstrafgericht und die Zwangsmassnahmengerichte. Der ersten Instanz vorgeschaltet sind die Schlichtungsbehörden. Im Bereich des Verwaltungsrechts ist das Verwaltungsgericht die oberste kantonale richterliche Behörde.
Der Kanton Bern ist ein traditionell ein mehrheitlich bürgerlicher Kanton mit der SVP als dominierender Kraft, wobei die Linke allerdings eine vergleichsweise starke Minderheit darstellt. Die Unterschiede in den politischen Kräftsverhlätnisse zwischen Stadt und Land sind ausserordentlich ausgeprägt. Die evangelischen Parteien EVP (Mitte) und EDU (rechts) sind im historisch reformiert Bern relativ stark.
Zur historischen Entwicklung des bernischen Parteiensystem siehe Grosser Rat (Bern)
Der Kanton Bern entsendet 24 Vertreter in den Nationalrat und zwei in den Ständerat.
Der Kanton Bern erstreckt sich vom Jura bis zu den Alpen. Aufgrund seiner Grösse und landschaftlichen Vielfalt hat er eine vielfältige Branchenstruktur. Im Vergleich zum Schweizer Durchschnitt stark vertretene Branchen sind die öffentliche Verwaltung, die Landwirtschaft; im Jahr 2020 wurde 14 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche durch 1417 Betriebe biologisch bewirtschaftet[29], die Nachrichtenübermittlung (Post, Telekomm, Fernmeldewesen), der Tourismus sowie das Gesundheits- und Sozialwesen. Letzteres war 2008 mit 71'100 Beschäftigten der bedeutendste Wirtschaftszweig.
Der Kanton Bern ist ein wichtiger Wirtschaftsstandort und mit seiner Zweisprachigkeit zudem ein Brückenkanton zwischen der deutsch- und der französischsprachigen Schweiz. Im Kanton Bern gibt es zahlreiche international tätige und starke Unternehmen, vor allem aus der Präzisionsindustrie und der Uhrenindustrie sowie der Medizinaltechnik. Industriemaschinen und Uhren machen 44,9 Prozent der Warenexporte des Kantons Bern aus. Hauptexportdestinationen sind mit 54,4 Prozent die EU-Länder. (Zahlen 2010)
Der grösste Arbeitgeber im Kanton ist mit 28'207 Vollzeitstellen der Kanton Bern selbst, gefolgt von der Bundesverwaltung mit 18'245 und der Inselgruppe mit 8'443 Vollzeitstellen.[30]
Über 15'000 Arbeitsplätze in der Energie- und Umwelttechnik machen den Kanton Bern zu einem aufstrebenden Cleantech-Standort. Mit der Wirtschaftsstrategie 2025 will die Politik Cleantech gezielt fördern und ausbauen.[31]
Mit seiner Clusterpolitik ermöglicht der Kanton Bern die bessere Vernetzung von Unternehmen untereinander und fördert damit den Wissens- und Technologietransfer. Cluster spielen als Kompetenznetzwerke eine Schlüsselrolle in der wirtschaftlichen Entwicklung. Sie wachsen durchschnittlich stärker als die Gesamtwirtschaft des Kantons Bern. In den Clustern arbeiteten 32,8 Prozent der Beschäftigten des Kantons Bern (2008). Unternehmen treffen sich regelmässig in folgenden Kompetenznetzwerken:
Der Kanton Bern ist einer der drei grossen Tourismuskantone der Schweiz. Sechs grosse Regionen prägen den Kanton Bern: das Berner Oberland mit seiner imposanten Berg- und Seenlandschaft, das hügelige Emmental mit den stattlichen, blumengeschmückten Bauernhöfen, der Oberaargau mit seinen Feldern und Wäldern, die Region Bern-Mittelland mit dem UNESCO-Welterbe – der Altstadt von Bern, die Seen und Gemüsefelder des Seelands und der französischsprachige Berner Jura mit dem Regionalpark Chasseral. Bekannte Tourismusdestinationen sind: Bern – UNESCO-Weltkulturerbe, Jungfrau-Aletsch/Bietschorn – UNESCO-Weltnaturerbe, Gstaad, Grindelwald, Interlaken, Adelboden. Im Berner Oberland ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig.
Seit Juni 2011 sind zudem die Pfahlbauten am Bieler- und am Lobsigensee Teil des UNESCO-Welterbes.
Die Made in Bern AG[32] ist die touristische Dachvermarktungsorganisation des Kantons Bern und wird in der Periode von 2020 bis 2023 mit einem jährlichen Betrag von 2,5 Millionen Franken gefördert. Für die Tourismusorganisationen Bern Welcome sowie Tourismus Jura Drei Seen Land / Jura bernois Tourisme wurden zusätzlich insgesamt 3,6 Millionen Franken bewilligt.[33]
Das breite Bildungsangebot des Kantons Bern umfasst Volksschule, Mittelschule, Berufsbildung und Hochschule.
Das Angebot umfasst Kindergärten, Primarschulen und Sekundarschulen der Stufe 1. Die internationale Schule Bern ist eine von CIS (Council of International Schools) und NEASC (New England Association of Schools and Colleges) anerkannte Tagesschule, an der Kinder und Jugendliche in Englisch nach einem internationalen Lehrplan unterrichtet werden.
Zur Berufsbildung zählt die Lehre sowie die Ausbildung an einer Berufsfachschule[34] oder an einer Handelsmittelschule. Es gibt fünf Handelsmittelschulen im Kanton: Wirtschaftsmittelschule Bern, Handelsmittelschule Gymnasium Alpenstrasse Biel, Wirtschaftsmittelschule Thun-Schadau, Ecole Supérieure de Commerce La Neuveville und ceff Commerce Saint-Imier.[35]
Das Angebot umfasst Ausbildungsgänge an einer Fachmittelschule oder an einem Gymnasium. Es gibt zwölf Gymnasien im Kanton, aufgeteilt nach Regionen:
Der Kanton Bern unterhält vier Hochschulen:
Die Universität Bern fördert mittels Forschung die wissenschaftlichen Erkenntnisse ihrer Absolventen. In den Fachhochschulen entsteht Wissen in angewandter Forschung und Entwicklung. Der Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wird auch auf politischer Ebene gefördert und von der Wirtschaftsförderung aktiv unterstützt.
Der Kanton Bern liegt an den Bahnverkehrsachsen Zürich–Freiburg–Lausanne–Genf (Ost/West) und Basel–Lötschberg–Simplon–Italien (Nord/Süd), die sich in der Stadt Bern kreuzen. Seit Dezember 2007 verbindet der neue Lötschberg-Basistunnel das Wallis und Italien mit dem Kanton Bern. Die Fahrzeit verringert sich durchschnittlich um eine Stunde. Im Norden quert die Jurafusslinie (Zürich–Biel/Bienne–Neuenburg–Lausanne) das Kantonsgebiet.
Im Südosten verläuft die Schmalspurbahn Luzern–Brünigpass–Interlaken der Zentralbahn, die BLS betreibt die Normalspurstrecke zwischen Thun, Interlaken, Spiez und Zweisimmen. In Zweisimmen beginnt die Schmalspurbahn der Montreux–Berner Oberland-Bahn (MOB) nach Lenk, Gstaad und Montreux. Die drei Strecken Luzern–Interlaken–Zweisimmen–Montreux werden zusammen als GoldenPass in Konkurrenz zum Glacier-Express vermarktet. Weitere Täler sind durch diverse Schmalspurbahnen erschlossen: Berner Oberland-Bahnen, Wengernalpbahn, Meiringen-Innertkirchen-Bahn.
Bekannte Bergbahnen im Kanton sind u. a. die Jungfraubahn, die Brienz-Rothorn-Bahn, die Bergbahn Lauterbrunnen–Mürren und die Schynige Platte-Bahn.
Neben der Bahn spielt das Postauto eine grosse Rolle, einmal bei der Erschliessung der Seitentäler, dann aber auch für die berühmten touristischen Linien über Grimselpass, Sustenpass oder Grosse Scheidegg. Die steilste Postauto-Strecke Europas führt von Reichenbach im Kandertal nach der Griesalp.
Die A1 St. Gallen–Genf (Ost-West) führt durch das Schweizer Mittelland und die Stadt Bern. Von Bern geht die A12 über Freiburg nach Vevey. Die A5 führt am Jurasüdfuss entlang von Solothurn über Biel nach Yverdon. In nord-südlicher Richtung führt die A6 von Biel über Bern und Thun bis nach Spiez. Dort verzweigt sich die Autobahn und geht als A8 weiter nach Meiringen östlich des Brienzersees. Von dort starten die Passrouten Brünig (nach Luzern), Susten (nach Uri) und Grimsel (nach dem Wallis, Graubünden und dem Tessin). Bei Spiez zweigt die Lötschbergroute ab, die mittels Autoverlad durch den Lötschbergtunnel mit dem Wallis und via Simplonpass mit Italien verbindet. Im Jahr 2021 lag der Motorisierungsgrad (Personenkraftwagen pro 1000 Einwohner) bei 523.[36] Beginnend im Norden der Stadt Bern wird ab Oktober 2022 schrittweise ein neues Verkehrsmanagementsystem in der Region Bern eingeführt. Die erste Dosierstelle wurde bei Urtenen-Schönbühl in Betrieb genommen.[37][38]
Bern verbündete sich 1353 mit den Waldstätten Uri, Schwyz und Unterwalden. Dieses und andere ältere Bündnisse führten im 15. Jahrhundert zu der Eidgenossenschaft. Bern gehörte damit zu den Acht Alten Orten.
Der Kanton Bern ist seit 1. Januar 2010 in Verwaltungsregionen, Verwaltungskreise, Amtsbezirke sowie Gemeinden gegliedert.[39] Die «ordentlichen dezentralen Verwaltungseinheiten des Kantons» sind jedoch gemäss Art. 39a des Gesetzes über die Organisation des Regierungsrates und der Verwaltung nur die Verwaltungsregionen und die Verwaltungskreise;[40] den Amtsbezirken kommt vorab eine historische Bedeutung zu, wozu unten.
Verwaltungsregion | Verwaltungskreis | BFS-Nr. Verwaltungskreis | Einwohner (31. Dezember 2020) |
---|---|---|---|
Berner Jura | Berner Jura | 0241 | 053'715 |
Bern-Mittelland | Bern-Mittelland | 0246 | 418'039 |
Emmental-Oberaargau | Emmental | 0245 | 097'666 |
Oberaargau | 0244 | 082'472 | |
Oberland | Frutigen-Niedersimmental | 0249 | 040'607 |
Interlaken-Oberhasli | 0250 | 047'645 | |
Obersimmental-Saanen | 0248 | 016'550 | |
Thun | 0247 | 107'809 | |
Seeland | Biel/Bienne | 0242 | 102'425 |
Seeland | 0243 | 076'052 |
Am 24. September 2006 hat das Stimmvolk die «Reform der dezentralen kantonalen Verwaltung» angenommen, in der die 26 Amtsbezirke auf den 1. Januar 2010 in fünf Verwaltungsregionen und zehn Verwaltungskreise einteilt:
Seine erste Einteilung erfuhr der Kanton Bern während der französischen Besetzung. Damals wurde der Kanton in 30 Amtsbezirke eingeteilt, welche die dezentralen Verwaltungseinheiten des Kantons bildeten. 1979 schlossen sich die Bezirke Delémont, Porrentruy und Franches-Montagnes zum neuen Kanton Jura zusammen. Infolgedessen schloss sich der nicht mehr an den restlichen Kanton Bern angrenzende Bezirk Laufen 1994 dem Kanton Basel-Landschaft an. Fortan bestand der Kanton aus 26 Amtsbezirken. Im Jahr 2010 wurden die Amtsbezirke als kantonale Verwaltungseinheiten sowie Wahlkreise für den Grossen Rat aufgehoben und durch die Verwaltungsregionen und Verwaltungskreise ersetzt; letztere fungieren als Wahlkreise.[41]
Seit der Einführung der Verwaltungsregionen und Verwaltungskreise haben die Amtsbezirke fast nur noch geschichtliche Bedeutung. Zwar ordnet das Gesetz über die Organisation des Regierungsrates und der Verwaltung (Organisationsgesetz) nach wie vor jede Berner Gemeinde einem Amtsbezirk zu, aber eine praktische Funktion überträgt ihnen einzig das Gesetz über das Sonderstatut des Berner Juras und über die französischsprachige Minderheit des zweisprachigen Amtsbezirks Biel (Sonderstatutsgesetz), indem die bernjurassischen Amtsbezirke weiterhin die Wahlkreise für die Wahl des Bernjurassischen Rats (BJR) bilden.[42]
Nachfolgend aufgelistet sind die bevölkerungsreichsten Einwohnergemeinden mit mehr als 10'000 Einwohnern per 31. Dezember 2020:[43]
Einwohnergemeinde | Einwohner |
---|---|
Bern, Hauptort/Bundesstadt | 134'794 |
Biel/Bienne | 055'206 |
Thun | 043'476 |
Köniz | 042'388 |
Ostermundigen | 017'758 |
Burgdorf | 016'583 |
Steffisburg | 015'991 |
Langenthal | 015'959 |
Lyss | 015'763 |
Muri bei Bern | 013'182 |
Münsingen | 012'966 |
Spiez | 012'926 |
Worb | 011'621 |
Belp | 011'603 |
Ittigen | 011'430 |
Zollikofen | 010'640 |
Münchenbuchsee | 010'233 |
Die grösste Ortschaft im hauptsächlich französischsprachigen Berner Jura ist die Kleinstadt Moutier, der Sitz des Regierungsstatthalters befindet sich in Courtelary. Beide Orte haben weniger als 10'000 Einwohner.
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