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Andeer ( [ɐnˈder]?/i) ist eine politische Gemeinde in der Region Viamala des Kantons Graubünden in der Schweiz. Per 1. Januar 2009 wurden die bisher selbstständigen Gemeinden Clugin und Pignia mit der Gemeinde Andeer fusioniert. Es ist die grösste Gemeinde in Schams.

Andeer
Wappen von Andeer
Wappen von Andeer
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Viamalaw
BFS-Nr.: 3701i1f3f4
Postleitzahl: 7440 Andeer
7442 Clugin
7443 Pignia
Koordinaten:751548 / 162881
Höhe: 982 m ü. M.
Höhenbereich: 941–2971 m ü. M.[1]
Fläche: 46,30 km²[2]
Einwohner: 916 (31. Dezember 2020)[3]
Einwohnerdichte: 20 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
12,9 % (31. Dezember 2020)[4]
Gemeindepräsident: Hans Andrea Fontana[5]
Website: www.andeer.ch
Andeer. Links oben die Ruine derBurg Cagliatscha
Andeer. Links oben die Ruine der
Burg Cagliatscha

Andeer. Links oben die Ruine der
Burg Cagliatscha

Lage der Gemeinde
Karte von AndeerDomleschgRheinwald
Karte von Andeer
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Wappen


Blasonierung: In Silber (Weiss) auf schwarzem Schildfuss im Zinnenschnitt ein aufrecht stehender schwarzer, rot bewehrter Bär

Redendes Wappen, bezogen auf die Burg Bärenburg, das historische Verwaltungszentrum der Talschaft.


Geographie


Historisches Luftbild aus 2000 m von Walter Mittelholzer von 1925
Historisches Luftbild aus 2000 m von Walter Mittelholzer von 1925

Andeer liegt im Schamsertal (Romanisch: Val Schons) am Hinterrhein. Durch seine verkehrstechnisch günstige Lage ist Andeer die bevölkerungsstärkste Gemeinde im Kreis Schams.


Geschichte


Münzfunde aus der frühen Kaiserzeit weisen darauf hin, dass die Römer wohl schon bei der Eroberung ihrer Provinz Raetia (ab 15 v. Chr.) in Andeer vorbeikamen. Man nimmt an, dass die damalige Ansiedlung mit dem Namen Lapidaria bereits damals ein wichtiger Etappenort auf der Reise über die Alpen wurde.

Südlich des Dorfes, beim Weiler Bärenburg, liegen die Ruinen der einstigen Burg Bärenburg.

Der Bau von Fahrstrassen über die Pässe Splügen und San Bernardino brachten um 1820 einen Aufschwung, der mit der Eröffnung des Simplon und des Gotthard Eisenbahntunnels durch die Alpen gegen Ende des 19. Jahrhunderts zum Niedergang des Gütertransportes führte. Seit der Eröffnung des San-Bernardino-Strassentunnels im Jahre 1967 liegt Andeer wieder an einer vielbefahrenen Route (A 13).

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurde in Andeer mehrheitlich rätoromanisch gesprochen. Seither gewinnt das Deutsche langsam, aber stetig an Terrain.


Bevölkerung


Bevölkerungsentwicklung
Jahr180318501880190019501960198019902000[6]20052010201220202021
Einwohner402591601499631988582593669724867883916915

Sprachen


Ursprünglich sprachen die Einwohner Sutselvisch, eine bündnerromanische Mundart. Der Niedergang des Romanischen begann nach 1850. Dennoch gaben 1880 noch 65 % der Bewohner Romanisch als ihre Sprache an. Bis 1910 sank der Anteil auf 54 %, danach trat bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs eine Stabilisierung ein. Seither setzte ein starker Sprachwandel ein. 1970 waren noch 205 Personen romanischsprachig.

Sprachen in Andeer GR
SprachenVolkszählung 1980Volkszählung 1990Volkszählung 2000
AnzahlAnteilAnzahlAnteilAnzahlAnteil
Deutsch36462,54 %44675,21 %54281,02 %
Rätoromanisch14424,74 %8714,67 %619,12 %
Italienisch478,08 %274,55 %162,39 %
Einwohner582100 %593100 %669100 %

Deutsch ist offiziell einzige Behördensprache. Da aber immerhin noch 22 % der Bewohner Romanisch verstehen, erhält man von der Gemeinde auch Auskünfte in Romanisch.


Herkunft und Nationalität


Von den Ende 2021 915 Bewohnern waren 806 (=88 %) Schweizer Staatsangehörige[7].


Politik


Wegen der Grösse der Gemeinde ist Andeer die wichtigste Gemeinde im Wahlkreis Graubünden, bei den Grössratswahlen 2022 kamen ca. die Hälfte der Stimmen aus Andeer[8]. Seit 2014 ist Hans Andrea Fontana (BDP) Gemeindepräsident der Gemeinde Andeer(stand 2022).

Barockkirche von 1673
Barockkirche von 1673

Wirtschaft


Andeerer Orthogneis, Bearbeitung mit Blockkreissäge
Andeerer Orthogneis, Bearbeitung mit Blockkreissäge
Gneis Verde Andeer mit häufigen Strukturmerkmalen
Gneis Verde Andeer mit häufigen Strukturmerkmalen

Bekannt ist der grüne Andeerer-Orthogneis (Handelsname: Andeerer Granit oder Verde Andeer), der am Rand des Dorfes von zwei Betrieben abgebaut und verarbeitet wird. Im petrografischen Sinne handelt sich um ein Metamorphit. Die Firma Toscano baut das Gestein an zwei Stellen (Bärenloch und Parsagna) ab. Die natürliche Lagerstättensituation führt dazu, dass der Andeerer Orthogneis schräg abgebaut werden muss. Durch das ausgeprägte Richtungsgefüge des Vorkommens kann man dieses Gestein „im Lager“ (wolkige Struktur) oder „gegen das Lager“ (mit streifiger Struktur) bekommen. Deshalb sind auch spaltraue Platten möglich, was bei vielen Graniten in der Regel nicht möglich ist.

International bekannt ist der Verde Andeer vor allem wegen seiner Verwendung für Grabsteine und -platten sowie in der Innenausstattung. Der typische grüne Farbton ist unter den Natursteinen nahezu konkurrenzlos. Er stammt von den Mineralien Phengit (hellgrün) und Chlorit (dunkelgrün).

Der Abraum wird fast zu 100 % verwendet. Dabei entstehen Mauersteine, Zuschläge für die Betonindustrie oder für Strassen- und Eisenbahnschotter. Bis auf grosse Rohtafeln werden alle Arbeiten im Ort durchgeführt.

Am alten San Bernardinopass ist ein neuer Steinbruch aufgeschlossen, in dem eine silbergraue Variante des Orthogneises abgebaut wird. Durch die unkomplizierte und den einheimischen Rohstoffen gegenüber aufgeschlossene Genehmigungsstruktur in der Schweiz ist es möglich, Natursteinsorten neu zu erschliessen und abzubauen. Das Material kam unter dem Handelsnamen Rhein-Quarzit in den Handel.

Ein anderes Produkt aus Andeer sind die Käse der lokalen Sennerei. Diese wurde 2000 geschlossen, aber ein Jahr später wiedereröffnet. Fünf Landwirte liefern jährlich 360'000 kg Milch ab, aus denen verschiedene Milchprodukte hergestellt werden. 2010 hat der Andeerer Traum bei den Championship Cheese Contest in Wisconsin USA die Goldmedaille in der Kategorie “Geschmierte Hartkäse” errungen.


Tourismus


Heute ist der Tourismus sehr wichtig für das Dorf. Alte Häuser und Strassen sowie einige kulinarische Spezialitäten ziehen Touristen an. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in fünf Hotels, zahlreichen Ferienwohnungen und auf einem Campingplatz. Der Fernwanderweg Via Spluga (von Thusis nach Chiavenna in Italien) führt durch Andeer, das als Etappenziel dienen kann. Andeer ist im Übrigen zentral gelegen für Sommer- und Winterausflüge zum Schamser Berg, ins Avers und ins Hinterrheingebiet.


Rofflaschlucht

Eine eindrückliche Familiengeschichte ist der Auslöser für die Erschliessung der Rofflaschlucht. Anfang des 20. Jahrhunderts kehrte der Amerika-Auswanderer Christian Pitschen-Melchior in seine Heimat zurück und übernahm von seinen Eltern den Gastbetrieb an der Rofflaschlucht. Inspiriert durch die Niagara-Fälle, setzten sich Christian und seine Familie das Ziel, den Wasserfall in der Rofflaschlucht als Touristenattraktion zu erschliessen und damit das Überleben der Familie zu sichern.

So begann er 1907, sich einen Weg in die Schlucht zu bahnen. Sieben Jahre arbeitete er an seinem Werk und nach 8000 Sprengungen war es soweit: Die neue Felsengalerie führte zum Wasserfall im Zentrum der Schlucht. Damals wie heute ist die Unterquerung des tosenden Rheins ein eindrückliches Erlebnis. Am Eingang zur Rofflaschlucht steht das historische Gasthaus mit Restaurant und einem kleinen Museum, das die Entstehungsgeschichte dokumentiert.[9]


Mineralquelle und Mineralbad Aquandeer


Bekannt ist Andeer für seine Heilquelle; das Mineralbad mit Wellnessbereich gehört zu den touristischen Hauptanziehungspunkten von Andeer.[10]

Die Mineralquelle entspringt auf dem Boden der talabwärts von Andeer gelegenen Fraktion Pignia, bei der unterhalb dieses Dorfes an der Hauptstrasse gelegenen Häusergruppe Bogn (Bad; Postauto-Haltestelle). Das Wasser hat beim Austritt eine Temperatur von 18°; für das Mineralbad in Andeer wird es auf 34° erwärmt. Es weist eine hohe Mineralisation an Calcium, Magnesium und Sulfaten auf (Gesamtmineralisation: 2245,5 mgr/l). Es handelt sich somit um ein leicht eisenhaltiges Gipswasser mit bemerkenswertem Magnesiumgehalt. Die Quelle liefert seit langer Zeit regelmässig etwa 200 Liter pro Minute; niederschlagsarme Jahre wirken sich nach einigen Jahren in Form eines verminderten Ausstosses aus.

Beim Trinken hat das Wasser entzündungshemmende und entquellende Wirkung auf die Gewebe, und es bewirkt eine verstärkte Harnausscheidung.[11] Ferner werden günstige Auswirkungen bei Rekonvaleszenz und Rehabilitation nach Krankheiten, Operationen und Unfällen sowie bei vegetativen Regulationsstörungen genannt.

Früher war das Bad in der erwähnten Häusergruppe unterhalb von Pignia, seit 1882 wird das Wasser in einer etwa 1 km langen Leitung nach Andeer geleitet. 1968 wurde der veraltete Badebetrieb aufgegeben. In Anbetracht der grossen Bedeutung des Bades für die gesamte Wirtschaftsentwicklung von Andeer erfolgte 1981 die Gründung der Schamser Heilbad Andeer AG und im Jahr darauf konnte das moderne Mineralbad eröffnet werden. 1996 kam ein Aussenbecken hinzu, das 2007 erneuert und mit einer attraktiven Beleuchtung versehen wurde. Diverse Wellness- und Therapie-Einrichtungen ergänzen das Bad.


Sehenswürdigkeiten


Andeer mit Blick ins Schams
Andeer mit Blick ins Schams

Sonstiges



Söhne der Gemeinde



Literatur




Commons: Andeer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. BFS – generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021.
  2. Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  5. https://www.gr.ch/DE/publikationen/abstimmungenwahlen/kreiswahlen/KW_Kreise_PDF2014/Schams.pdf
  6. Jürg Simonett: Andeer. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. Dezember 2016.
  7. Bundesamt für Statistik: Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2021 - 2021 | Tabelle. 25. August 2022, abgerufen am 12. September 2022.
  8. Schams - Graubünden - Grischun - Grigioni. Abgerufen am 12. September 2022.
  9. Rofflaschlucht: Willkommen, hier ist es schön. Abgerufen am 28. Mai 2017.
  10. Bündner Jahrbuch 2019, 12-14.
  11. Otto Högl: Die Mineral- und Heilquellen der Schweiz. Verlag Haupt, Bern, 1980, Seiten 152–153
  12. Reformierte Kirche (Foto) auf baukultur.gr.ch.
  13. Erweiterung Schulhaus und Turnhalle (Foto) auf baukultur.gr.ch.
  14. Haus Capol (Foto) auf baukultur.gr.ch.
  15. Haus Padrun (Foto) auf baukultur.gr.ch.
  16. Haus Pedrun auf ETHorama
  17. Haus Rosales (Foto) auf baukultur.gr.ch.
  18. Erzminen Hinterrhein: Haus Rosales mit Balshochofen
  19. Erzminen Hinterrhein: Gruobas Ursera
  20. Erweiterung Schulhaus und Turnhalle, 2005 (Foto) auf baukultur.gr.ch.
  21. Kreiswahlen Graubünden. 18. Mai 2014, abgerufen am 12. September 2022.

На других языках


- [de] Andeer

[ru] Андер

Андер (нем. Andeer) — коммуна в Швейцарии, в кантоне Граубюнден.



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