Wabern ist eine Gemeinde im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis an der Main-Weser-Bahn (Kassel–Frankfurt). Von Wabern fährt die Ederseebahn nach Fritzlar und Bad Wildungen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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51.1029.348166 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Kassel | |
Landkreis: | Schwalm-Eder-Kreis | |
Höhe: | 166 m ü. NHN | |
Fläche: | 51,41 km2 | |
Einwohner: | 7375 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 143 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 34590, 34576 | |
Vorwahl: | 05683 | |
Kfz-Kennzeichen: | HR, FZ, MEG, ZIG | |
Gemeindeschlüssel: | 06 6 34 025 | |
LOCODE: | DE WAZ | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Landgrafenstraße 9 34590 Wabern | |
Website: | www.wabern.de | |
Bürgermeister: | Claus Steinmetz (SPD) | |
Lage der Gemeinde Wabern im Schwalm-Eder-Kreis | ||
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Wabern liegt in der Waberner Ebene (Naturraum 343.21), der Flussebene der Eder und der Schwalm, wenige Kilometer südlich der Mündung der Schwalm in die Eder.
Wabern grenzt im Nordosten an die Stadt Felsberg, im Südosten an die Stadt Homberg (Efze), im Südwesten an die Stadt Borken, sowie im Nordwesten an die Stadt Fritzlar (alle im Schwalm-Eder-Kreis).
Die Gemeinde Wabern besteht aus zehn Ortsteilen, der Kerngemeinde Wabern sowie den umliegenden Dörfern Hebel, Rockshausen, Falkenberg mit der Burgruine Falkenberg, Udenborn, Unshausen, Uttershausen, Zennern, Niedermöllrich und Harle.
Um 803 wird Wabern als Wabere im Codex Eberhardi des Reichsklosters Fulda erstmals urkundlich erwähnt. 1209 hatte das Petersstift zu Fritzlar Einkünfte aus Wabern (bis 1450), und ab 1335 betrieb es einen Meierhof in Wabern. 1244 hatte der Dominikaner Dietrich von Apolda Besitz in Wabern. Um 1250 hatte auch das Stift St. Stephan zu Mainz Einkünfte im Ort. Etwa um 1267 wird erstmals ein Geschlecht von Wabern erwähnt, das jedoch 1397 bereits ausgestorben zu sein scheint. 1298 verkaufte ein Erning aus Wabern ein Grundstück an das Kloster Haina. Von 1350 bis 1383 war der Ort ein landgräfliches Dorf im Amt Wabern, an Johann von Falkenberg verpfändet. Ein Jenne von Hebel verkaufte 1407 dem Landgrafen Hermann II. sein Vorwerk in Wabern. Ab 1421 war Wabern Vogteigericht auch für den benachbarten Ort Zennern. Die Herren von Löwenstein-Schweinsberg und von Löwenstein-Westerburg hatten ab 1450 gemeinsamen Besitz in Wabern. 1494 gingen Teile des Westerburgschen Erbes an Margarete von Westerburg und ihren Verlobten Heinrich von Löwenstein. 1502 erhielten Eitel von Löwenstein (der spätere Landmarschall) und sein Bruder Johann vom Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg die Vogteirechte. Ab 1587 übte das landgräfliche Amt Homberg das Gericht auf der Schwalm aus. 1742 erhielt Wabern den Grebenstuhl für Wabern, Uttershausen und Zennern. Um 1756 wurde in Wabern eine Posthalterei eingerichtet.
Von 1807 bis 1813, während der Zeit des napoleonischen Königreichs Westphalen, war Wabern Sitz eines Kantons und Friedensgerichts, zuständig für die Orte Wabern, Uttershausen, Zennern, Ungedanken mit Rothelmshausen, Kerstenhausen, Kleinenglis, Großenenglis, Gombeth, Udenborn mit Kalbsburg, Betzigerode mit Wenzigerode. 1814 wurde das Schloss Hauptquartier des hessischen Armeekorps unter Kurprinz Wilhelm II.; 1816 besuchte Generalfeldmarschall Blücher das Hauptquartier. Ab 1818 gehörte Wabern zum Amt Fritzlar (vorher zum Amt Homberg). 1831 wurde Wabern für ein Jahr Garnison der 4. Eskadron des 1. Husarenregimentes.
1849 wurde die Main-Weser-Bahn, Wabern–Kassel, in Betrieb genommen. Mit dem Baubeginn der Bahnstrecke Wabern–Brilon-Wald, 1884, in mehreren Abschnitten, zuerst bis nach Bad Wildungen, entwickelte sich Wabern zu einem wichtigen Bahnknotenpunkt.
Das Schloss wurde 1886 königlich preußische Erziehungs- und Besserungsanstalt. Von 1936 bis 1938 diente es zeitweise als Sammellager für Juden und Konzentrationslagerhäftlinge.[2]
Die Überschwemmung nach der Zerstörung der Edertalsperre in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 verursachte hohe Sachschäden, besonders an den alten Lehmhäusern.[3]
Am 31. Dezember 1971 wurden im Rahmen der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbständigen Gemeinden Falkenberg, Hebel, Rockshausen, Udenborn, Unshausen, Uttershausen und Zennern eingegliedert. Am 1. April 1972 kam Niedermöllrich (bisher im Landkreis Melsungen) hinzu. Harle (ebenfalls aus dem Landkreis Melsungen) folgte kraft Landesgesetz am 1. Januar 1974. Zum gleichen Zeitpunkt wechselte Wabern in den neu errichteten Schwalm-Eder-Kreis.[4][5]
Am 1. Juli 1972 wurden zum Heeresflugplatz Fritzlar gehörende Gebietsteile mit damals etwas mehr als 300 Einwohnern an die Stadt Fritzlar abgetreten.[5]
Von 1701 bis 1712 ließ Landgraf Karl von Hessen-Kassel für seine Gattin Amalia von Kurland, nach Entwürfen des Hofbaumeisters Johann Conrad Giesler, das Lust- und Jagdschloss in der Ebene zwischen Eder und Schwalm errichten. 1753 nächtigte Voltaire im Schloss Wabern. Ab 1760, im Siebenjährigen Krieg, war das Schloss zeitweise Hauptquartier des Herzogs Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1764 veranstaltete Landgraf Friedrich II. nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges ein Friedensfest,[6] dessen Höhepunkt eine Reiherbeize[7] bildete. Dieser Friedrich II. ließ 1770 das Schloss durch den Baumeister Simon Louis du Ry mit Pavillonanbauten erweitern. 1770 besuchte Adolph Freiherr Knigge, bekannt für seine Schrift Über den Umgang mit Menschen, Wabern. 1779 übernachtete Johann Wolfgang von Goethe in Wabern. Friederike von Anhalt-Bernburg wohnte 1819 im Schloss, um sich von ihrer „seelischen Zerrüttung“ zu kurieren. Kurfürst Wilhelm II. ließ 1828 das Schloss renovieren.
Bei den Waberner Ortsteilen handelt es sich weitestgehend um typische niederhessische Dörfer, die seit dem 16. Jahrhundert durch die evangelische Konfession geprägt sind.
In Falkenberg gab es bis zu deren Zerstörung 1938 eine kleine Synagoge. Die meisten Juden wurden während des Holocausts vertrieben oder getötet.
Offensichtlich besondere historische Bedeutung hat das Dorf Harle. Das Dorfbild prägt die Bonifatius-Kirche, deren Turm im Hochmittelalter errichtet wurde. Das Kirchenschiff wurde 1492 neu errichtet. Offensichtlich hatte der Ort, an dem die Kirche heute steht, vor etwa 2000 Jahren eine kultische Funktion. Hinweis dafür ist die Ausrichtung der Kirche. Die Kirche weist auf den sechs Kilometer entfernten Heiligenberg bei Gensungen. Vom Blickpunkt des Gotteshauses wandert am Tag der Sommersonnenwende (21. oder 22. Juni) die Sonne während des Aufgangs den Heiligenberg wie auf einer Rampe hoch. Der Astronom Wolfhard Schlosser sieht hier einen eindrücklichen Hinweis auf die Besonderheit des Ortes, auf dem die Harler Kirche heute steht.
Eine erste Kapelle wird um 1360 erwähnt. Die Hauptkirche befand sich allerdings ursprünglich wohl in Niederzennern. Mit dem Wüstwerden des Ortes, etwa um 1400 scheint die Pfarrei Nieder-Zennern dann nach Wabern verlegt worden zu sein.[8] Um 1410 wird erstmals die Pfarrei Wabern urkundlich erwähnt. Um 1490 die Kirche eine Glocke. Der erste evangelische Pfarrer war Johannes Helwig (etwa 1527 bis nach 1557; eventuell auch 1569)
Die heutige Kirche wurde 1722 unter Landgraf Karl von Hessen als schlichter Saalbau erbaut. Hauptmerkmal der Kirche ist, dass sie als Querkirche, quer zum Kirchenschiff konzipiert wurde, d. h. der Altar steht an der südlichen Längsseite der Kirche.[9] Diese Bauform wurde durch die Reformation initiiert. Der Landgraf hatte seine Loge direkt gegenüber der Kanzel bauen lassen. (Im Jahr 1889 wurde diese entfernt.) Die Kirche besitzt eine sehenswerte Rokoko-Orgel.[10]
Die katholische Kirche trägt den Namen des Hl. Wigbert. Die Grundsteinlegung erfolgte am 23. November 1958. Gegen Ende des Jahres wurde bereits Richtfest gefeiert. Die neue Kirche wurde am 13. September 1959 durch den Fuldaer Bischof Adolf Bolte geweiht. Nach fast 40 Jahren erhielt sie 2008 ein fünfstimmiges Bronzeglockengeläut von der Laacher Glockengießerei Abtei Maria Laach. Am 10. August 2008 war die Glockenweihe.[11]
Am 15. Mai 2005 wurde der Grundstein für die Muqeet-Moschee in Wabern gelegt, die von der Glaubensgemeinschaft der Ahmadiyya Muslim Jamaat betrieben wird. Nach rund zweijähriger Bauzeit wurde sie am 4. September 2007 von Mirza Masroor Ahmad, dem fünften Khalifat ul-Massih der Gemeinde, eröffnet.
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[12] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[13][14][15]
Gemeindevertretung – Kommunalwahlen 2021 | |
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Stimmenanteil in %
Wahlbeteiligung 54,4 %
% 50 40 30 20 10 0 41,9 (−1,5) 35,7 (+4,9) 17,1 (−3,3) 5,3
(−0,2) SPD FWG CDU FDP 2016 2021 |
Sitzverteilung Insgesamt 31 Sitze
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Parteien und Wählergemeinschaften | % 2021 |
Sitze 2021 |
% 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
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SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 41,9 | 13 | 43,4 | 13 | 49,6 | 15 | 49,5 | 15 | 53,6 | 16 |
FWG | Freie Wählergemeinschaft Wabern | 35,7 | 11 | 30,8 | 10 | 22,9 | 7 | 21,5 | 7 | 15,9 | 5 |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 17,1 | 5 | 20,4 | 6 | 22,8 | 7 | 23,6 | 7 | 24,8 | 8 |
FDP | Freie Demokratische Partei | 5,3 | 2 | 5,5 | 2 | 4,7 | 2 | 5,4 | 2 | 5,7 | 2 |
Gesamt | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | |
Wahlbeteiligung in % | 54,4 | 53,5 | 53,6 | 51,5 | 60,2 |
Bei der Direktwahl des Bürgermeisters am 14. Juni 2015 wurde Claus Steinmetz (SPD) mit 60,7 % – gegen Kristian Joachim Ewald mit 33,9 % und Manfred Schäfer mit 5,4 % – im ersten Wahlgang gewählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 59,3 %.[16]
Wabern ist ICE-Halt der Linie 26 an der Main-Weser-Bahn mit Verbindungen in Richtung Hamburg und Karlsruhe. Der Bahnhof war lange Zeit ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt, da hier die Bahnstrecke nach Brilon mit Anschluss in Richtung Ruhrgebiet abzweigte. Heute endet die Nebenstrecke in Bad Wildungen.
Das Empfangsgebäude stammt von Julius Eugen Ruhl.[17] 2018 wurde der Bahnhof barrierefrei modernisiert.[18]
In Wabern kreuzen sich die Bundesstraßen 253 und 254. Im Westen des Gemeindegebiets liegt an der Bundesautobahn 49 die Anschlussstelle Wabern.
Entlang der Eder führen folgende Radwanderwege:
1836 erbaute der Posthalter Thielepape in Wabern eine kleine Zuckerfabrik, die aber um 1850, vermutlich auf behördliche Anordnung, stillgelegt wurde. Braunschweiger Landwirte hatten sich zusammen mit alteingesessenen nordhessischen Landwirten in die Waberner Fabrik eingekauft und trieben die Gründung einer neuen Fabrik voran. Ursprünglich sollte diese zunächst in Kassel errichtet werden. Die Verhandlungen zogen sich jedoch so sehr in die Länge, dass 117 Landwirte aus Nordhessen am 8. August 1880 kurz entschlossen die Actien-Zuckerfabrik Wabern als bauerneigenen Betrieb gründeten. Nach rund einjähriger Bauzeit wurde die Fabrik 1881 in Betrieb genommen. In den 1960er Jahren erreichte man eine weitere Kapazitätsgrenze; das steigende Aufkommen an Rüben konnte kaum noch bewältigt werden. 1975 erwarb die Zuckerfabrik Franken GmbH die Aktienmehrheit; 1977 wurde als deren Tochtergesellschaft die Vereinigte Zuckeraktiengesellschaft (VZAG) mit Sitz in Wabern gegründet. Dadurch wurden umfangreiche Modernisierungs- und Umbaumaßnahmen möglich – in die Fabriken in Wabern und Warburg wurden insgesamt rund 100 Millionen D-Mark investiert. 1988 erfolgte der Zusammenschluss der Zuckerfabrik Franken GmbH mit der Süddeutschen Zucker-AG zur Südzucker AG;[19] fünf Jahre später ging die VZAG in der Südzucker AG auf.[20]
Städte: |
Borken (Hessen) | Felsberg | Fritzlar | Gudensberg | Homberg (Efze) | Melsungen | Neukirchen (Knüll) | Niedenstein | Schwalmstadt | Schwarzenborn | Spangenberg |
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Gemeinden: |
Bad Zwesten | Edermünde | Frielendorf | Gilserberg | Guxhagen | Jesberg | Knüllwald | Körle | Malsfeld | Morschen | Neuental | Oberaula | Ottrau | Schrecksbach | Wabern | Willingshausen |
Falkenberg | Harle | Hebel | Niedermöllrich | Rockshausen | Udenborn | Unshausen | Uttershausen | Zennern