Grünberg ist eine Kleinstadt im mittelhessischen Landkreis Gießen. Die Stadt ist ein staatlich anerkannter Luftkurort.[2]
Wappen | Deutschlandkarte | |
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50.5910958.960119264 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Gießen | |
Landkreis: | Gießen | |
Höhe: | 264 m ü. NHN | |
Fläche: | 89,22 km2 | |
Einwohner: | 13.694 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 153 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 35305 | |
Vorwahlen: | 06401, 06400 (Klein-Eichen, Lardenbach, Stockhausen, Weickartshain), 06408 (Harbach), 06634 (Weitershain)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text | |
Kfz-Kennzeichen: | GI | |
Gemeindeschlüssel: | 06 5 31 006 | |
LOCODE: | DE GRU | |
Stadtgliederung: | 14 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Rabegasse 1 35305 Grünberg | |
Website: | www.gruenberg.de | |
Bürgermeister: | Marcel Schlosser (CDU) | |
Lage der Stadt Grünberg im Landkreis Gießen | ||
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Ein winziger Teil des nordwestlichen Vogelsberges liegt auf der Gemarkung Grünbergs. Durch die Gemeinde fließt der Äschersbach von Norden nach Süden.
Rabenau (GI) | Homberg (Ohm) (VB) | Mücke (VB) |
Reiskirchen (GI) | ![]() |
Ulrichstein (VB) |
Laubach (GI) |
VB = Vogelsbergkreis GI = Landkreis Gießen
Grünberg ist eine Stadt mit ca. 13.500 Einwohnern, die aus einer Kernstadt und 13 weiteren Stadtteilen besteht. Zur Stadt gehören die Stadtteile Beltershain, Göbelnrod, Grünberg, Harbach, Klein-Eichen, Lardenbach, Lehnheim, Lumda, Queckborn, Reinhardshain, Stangenrod, Stockhausen, Weickartshain und Weitershain.
Ende des 12. Jahrhunderts gründete Landgraf Ludwig III. von Thüringen Grünberg, um seinen Besitz im Süden gegen die konkurrierenden Mainzer Erzbischöfe zu schützen. Es liegt strategisch sehr günstig auf einem Plateau, das an drei Seiten steil abfällt. 1186 wurde die Burg Grünberg (Castrum Gruninberc) zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt. Im Jahr 1222 wurde Grünberg erstmals als Stadt genannt. In historischen Dokumenten ist der Ort im Laufe der Jahrhunderte mit wechselnder Schreibweise des Ortsnamens belegt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[3] Gruninberc (1186), Grunenberg (1194), Gruninberc (1222), Grunberc (1258), Gruenenberg (1343), Grunenburg (1364) und Grunbergk (1591).
1195 zerstörten Kurmainzer Truppen die Anlage. Die Burg wurde schnell wieder aufgebaut. Dabei plante man von vornherein eine größere, umgebende Stadt. Schon im Jahr 1222 stellte das Gericht der Stadt Grünberg Urkunden aus und verwendete ein Siegel, das dem des Landgrafen ähnelte. Innerhalb der Stadtmauer lag die landgräfliche Burg nahe dem steilen Südhang. Die bürgerlichen Wohnbezirke schlossen sich daran an. Im relativ ungeschützten Norden befanden sich die Klöster; wollte jemand die Stadt angreifen, hätte er diese zuerst zerstören müssen, was jedoch unweigerlich den Kirchenbann nach sich gezogen hätte. Das wohl um 1193 gegründete Antoniterkloster Grünberg (Lage→50.5925651969448.9599514008333) war eines der ältesten und wichtigsten. Um 1200 war es zwar noch ein einfaches Kloster mit integriertem Hospital, jedoch führte seine strategisch günstige Lage unweit zweier Hauptverkehrswege dazu, dass es sich im Laufe der Zeit zu einer Generalpräzeptorei des Antoniter-Ordens entwickelte. Mit seinen Tochtergründungen reichte sein Gebiet in seiner größten Ausbreitung von Friedberg in der Wetterau bis zum Nonneseter Kloster[4] in Bergen (Norwegen) und von Wetzlar bis nach Lennewarden im heutigen Lettland. Die erste dieser Filialen wurde am 7. Juni 1222 in Tempzin bei Wismar gegründet. Etwas später ließen sich auch die Franziskaner in Grünberg nieder.
Schon 1230 war Grünberg Münzstätte. 1254 trat Grünberg zusammen mit heute viel größeren Orten wie Marburg und Alsfeld dem „Rheinischen Städtebund“ bei. Am 16. Oktober 1272 stellte der hessische Landgraf Heinrich I. den Grünbergern einen Freiheitsbrief aus, der ihre städtischen Rechte bestätigte. Er verlieh allen Bürgern die Freizügigkeit und unterstellte sie unmittelbar seiner Gerichtsbarkeit. Die Stadt wuchs. Ende des 13. Jahrhunderts wurde die gotische Marienkirche errichtet, deren Vorbild die Marburger Elisabethkirche war. Erstmals 1304 wird die Neustadt genannt, die vor der Stadtmauer lag. 1324 baute man eine neue Wehrmauer, die auch die Neustadt umschloss. 1353 weihte die Stadt die erste Schule ein.
Bürgerfleiß war sicherlich eine Wurzel des städtischen Reichtums. Wichtiger war jedoch die Lage an einem der großen Handelswege von Frankfurt am Main nach Mitteldeutschland: die Kurze Hessen oder die Hohe Straße. Zwei große Brandschatzungen verwüsteten 1370 und 1391 fast die ganze Stadt. Mit landgräflicher Unterstützung ging der Wiederaufbau recht schnell voran. Allerdings erlangte Grünberg nicht mehr seine alte Bedeutung. Trotzdem ließ die Stadt 1419 eine zentrale Wasserversorgung einrichten, für die damals modernste Technik eingesetzt wurde. Aus dem 60 m tiefen Brunnental wurde Quellwasser mechanisch auf den Berg gepumpt. Kaiser Friedrich III. stiftete 1481 der Stadt einen jährlichen Markt, den Gallusmarkt, der acht Tage dauern sollte. Er wurde auf den 16. Oktober, den Gallustag, gelegt, um an den Tag zu erinnern, an dem die Stadt 1272 den Freiheitsbrief erhalten hatte. Bis heute wird der Gallusmarkt jedes Jahr gefeiert.
Die Stadtverwaltung lag von Beginn an in der Hand eines aus zwölf meist wohlhabenden Männern bestehenden Rates. Schon 1305 geriet dieser jedoch um Fragen der Finanzen mit der restlichen Bürgerschaft in Streit. Im Ergebnis wurde am 5. Juni ein Kompromiss ausgehandelt, kraft dessen die Bürgerschaft fortan ebenfalls zwölf Männer aus ihren Reihen in den Rat entsenden sollte. 1482 wurde dieses Gremium auf vier Männer beschränkt. In dieser Form blieb die städtische Verfassung bis ins 19. Jahrhundert erhalten.
Auch Grünberg wurde zwischen 1524 und 1527 lutherisch, und Landgraf Philipp von Hessen löste die Klöster auf. Das Antoniterkloster ließ er 1578 bis 1582 von Ebert Baldewein zum Witwensitz (heutiges „Schloss“) umbauen, es erhielt unter anderem zwei schöne Renaissance-Erker. Die Ländereien erhielt die Landesuniversität in Marburg. Das Augustinerinnenkloster wurde städtisches Hospital. (In diesem Gebäude eröffnete im Oktober 2005 das Stadtgeschichtsmuseum samt ethnografischer Theodor Koch-Grünberg Sammlung.) Zur gleichen Zeit stellte die Stadt zwei weitere Lehrer für die Schule ein, und auch die Mädchen erhielten jetzt Elementarunterricht. Das 1526 errichtete Universitätsgebäude ist Oberhessens höchstgelegener Fachwerkbau. Während der Pestepidemie 1542 wurde die Universität Marburg in das Gebäude ausgelagert.
Bei der Landesteilung 1567 kam Grünberg an Hessen-Marburg, 1604 an Hessen-Darmstadt.
1593 lebten 432 Vollbürger in der Stadt; nach dem Dreißigjährigen Krieg und einer Pestepidemie waren es nur noch 220. Der städtische Rat ließ damals über 100 leer stehende Häuser abreißen. Nur langsam erholte sich die Stadt. Da sich auch die politischen und wirtschaftlichen Zentren verlagert hatten, entwickelte sich Grünberg zu einer Ackerbürgerstadt, wie sie für Oberhessen typisch ist. Die Friedhofskirche, ein Barockbau des frühen 18. Jahrhunderts, zeigt dieses deutlich. Als 1816 die gotische Kirche einstürzte, konnte die Stadt erst 1846 mit dem Neubau beginnen. Kluge Politik hatte in dieser Zeit bewirkt, dass sich die Schulden innerhalb von 20 Jahren halbiert hatten.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Grünberg:
„Grünberg (L. Bez. gl. N.) Stadt; liegt auf einer Anhöhe, 5 St. östlich von Giessen, an der Chaussee von Giessen nach Alsfeld, so wie an der von hier nach Friedberg ziehenden Straße. Die Stadt ist mit einer Mauer umgeben, die mit einer Brustwehr versehen ist, und hat mit den 2 Vorstädten, nemlich der Neustadt und den Höfen, 387 Häuser und 2542 Einwohner, die außer 2 Katholiken evangelisch sind, und ist der Sitz des Landraths, des Landgerichts, des Rentamts, des Steuerkommissärs und eines Nebenzollamts. Man findet 1 altes Schloß, 1 Kirche, die Hospitalskirche genannt, die große Stadtkirche liegt in Ruinen, 1 Hospital, 1 Rathhaus, 1 Schulgebäude, 1 Brauhaus, 1 Brunnenhaus, 1 Wachthaus, 2 Gefängnißthürme, 5 Mahl-, 1 Oel- und Lohmühle, 1 Ziegelhütte, 1 Posthalterei und 1 Apotheke. Sodann gehört hierher, der Steinweg, aus 7 Häusern nebst einer Brunnenkunst bestehend, welcher sich an die Stadt anschließt, und die Warte, welche 1305 Hess, (1004 Par.) Fuß über der Meeresfläche liegt. Das alte Schloß, welches Staatseigenthum ist, dient einestheils zum Sitz des Landgerichts und des Rentamts und anderntheils ist es unbewohnt. In der alten Stadtkirche befanden sich mancherlei Denkmale, die vor einigen Jahren, durch den Einsturz der Kirche, zum Theil zertrümmert worden sind. Die beiden Hauptplätze sind der Markt und der Grohl. Am erstern stehen namentlich das schöne Rathhaus und 5 Wirthshäuser. Einer besondern Erwähnung verdient die Brücke in der Richtung nach Alsfeld, durch welche zwei Berge verbunden werden, und die sich durch ihr außerordentliches Gewölbe, das hoch mit Erde bedeckt ist, auszeichnet. Im vorigen Sommer wurden bei Abhebung eines Gartens, zur Erbauung einer Apotheke, 6–8 Fuß tief, Lagen von verbranntem Waizen und Korn entdeckt, so wie überhaupt inner- und außerhalb der Stadt, beim Graben, öfters Brandschutt gefunden wird. Unter den Einwohnern befinden sich 27 Staatsdiener, 24 Bauern und die übrigen gehören zum Handels- und Gewerbsstand. Die Wollmanufakturen, welche Tücher und Flanelle liefern, waren sonst bedeutender als jetze. Am meisten werden noch Flanelle verfertigt, und solche im Ausland abgesetzt. Man findet 3–4 Tuchmachermeister, so wie 10–12 Leineweber, die besonders blau und weißgestreifte Leinewand fabriciren. Einige Färbereien in Wollen und Leinen liefern gute Waaren. Rothgerber hat Grünberg 4 und eben so viele Weißgerber, welche letztere besonders Schaafleder bereiten, und solches auf die Frankfurter Messen bringen. Unter den übrigen Gewerben sind noch die Schuhmacher, deren es 120 Meister hier giebt, sodann die Bäcker, Metzger, Schreiner, Strumpfweber, Schneider, Weißbinder, Maurer, Glaser, Schlosser, Schmiede, Kupferschmiede, Spengler etc. zu bemerken. Märkte werden jährlich 6 gehalten, von welchen der dritte und letzte Krämer-, die übrigen aber Vieh- und Krämermärkte zugleich sind. Vorzüglich bekannt ist der Gallusmarkt, der sehr stark besucht wird. Uebrigens werden jeden Samstag Wochenmärkte gehalten, die sehr bedeutend sind. Der Boden der Gemarkung ist schwer und fruchtbar, und der Feldbau wird mit so großem Fleiße betrieben, daß in der außerordentlich großen Gemarkung nichts unbebaut liegen bleibt. Die Haupt-Felderzeugnisse sind Waizen, Korn, Gerste, Hafer, Kartoffeln, weniger Heidekorn und Mohn. Der Wiesenbau ist gut, es wird aber noch viel rother und weißer Klee gewonnen, wodurch die Viehzucht sehr begünstigt wird. In der Gemarkung sind viele Steinbrüche, die zum Chausseebau taugliche Steine liefern, auch finden sich Lehmgruben und Eisensteine. Der Stadtwald hält etwas über 1500 Morgen. – Im Jahr 1186 legte Landgraf Ludwig III. hier eine Burg an, um die landgräflichen Besitzungen dasiger Gegend gegen die Mainzer zu beschützen, und gab dadurch Veranlassung zur Entstehung von Grünberg. Aber schon 1195, in dem Kriege der Erzbischöfe von Mainz und Kölln gegen den Landgrafen Hermann, wurde Grünberg eingenommen und völlig zerstört. Jedoch muß der Ort sehr bald wieder aufgebaut worden seyn; denn schon 1227 erscheint Grünberg als Stadt, welche 1263 dem Erzstifte Mainz zu Lehen aufgetragen wurde, und 1272 haben die Bürger vom Landgrafen Heinrich I. das Vorrecht erhalten, daß sie vor keine auswärtige Gerichte sollten gefordert werden können. Wahrscheinlich im 12. Jahrhundert wurde das Antoniter Haus (Tönges Haus) hier gestiftet, das 1242 zum erstenmal genannt wird, und bis 1527 bestand, wo Landgraf Philipp die Güter desselben seiner neu errichteten Universität überließ. Außer diesem Ordens-Haus hatte Grünberg noch ein Kloster für Franciskaner und eins für Augustiner Jungfrauen, welch letzteres vermuthlich eine Kolonie von Wirberg war. Im Jahr 1272 hatte die Stadt einen Pfarrer. Es stand also damals schon die der heil. Maria und dem heil. Georg geweihte Kirche in der Altstadt, und seit 1369 findet sich in der Neustadt eine dem heil. Paul geweihte Kirche, die gleichfalls mit einem eignen Pfarrer besetzt war. Vor der Stadt lag eine Kirche, nach dem heil. Petrus, und ein Hospital, nach der heil. Elisabethe, genannt, welche beide von dem Antoniter Hause abhängig waren. Im 30jährigen Kriege hatte Grünberg sehr viele Drangsale zu erdulden. Der hohe Glockenthurm, ein ehrwürdiges Denkmal des Alterthums, stürzte den 20. Merz 1816, in sich selbst zusammen.“[5]
Erst im fortschreitenden 19. Jahrhundert gewann Grünberg wieder seine alte Bedeutung. Von 1832 bis 1874 war Grünberg Kreisstadt. Nun war die wirtschaftliche Grundlage nicht mehr die Lage an einer bedeutenden Handelsstraße, sondern das örtliche Handwerk, besonders Weber und Schuster. 1869 wurde Grünberg an das Eisenbahnnetz (Vogelsbergbahn) angeschlossen und Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich die ersten Textilfabrikanten hier an. Städtische Bauvorhaben waren besonders eine moderne Wasserversorgung mit Hausanschlüssen im Jahr 1896 und ein Stromnetz, das 1913 elektrisches Licht brennen ließ. In den folgenden Jahrzehnten entstanden weitere kommunale Einrichtungen wie Schulgebäude und ein Schwimmbad. Die Baustruktur blieb weitgehend erhalten, erst zwei Bombenangriffe zerstörten 1945 zahlreiche Gebäude und töteten 150 Einwohner.
Da nach dem Zweiten Weltkrieg über 800 Flüchtlinge und Heimatvertriebene in die Gemeinde zu integrieren waren, wurde möglichst schnell neuer Wohnraum geschaffen. Bald kamen Industriebetriebe dazu. Seit 1969 wird die Grünberger Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern umfassend saniert. Heute ist sie ein Wohn- und Einkaufsort auf dem grünen Berg, mit einem geschlossenen Stadtbild. 1980 war Grünberg der Austragungsort des Hessentags. Seit 1983 ist Grünberg staatlich anerkannter Luftkurort. Schon 1845 schrieb der Gymnasiallehrer und Chronist Carl Glaser: „Die Luft in unserer Stadt ist rein. Von Epidemien weiß man hier seit Jahren nichts. Hier in Grünberg ist die Luft rau aber herzlich.“
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden auf freiwilliger Basis 13 bis dahin selbstständige Gemeinden und heutige Stadtteile nach Grünberg eingegliedert:[6]
Seit 2007 besitzt die Stadt ein eigenes Museum, das Museum im Spital, das über die Stadtgeschichte Grünbergs berichtet und eine Ausstellung zum Leben und Werk ihres berühmtesten Bürgers, des Ethnologen Theodor Koch-Grünberg (1872–1924), zeigt.
2011 wurde Grünberg erstmals als Fair-Trade-Stadt ausgezeichnet. 2015 und 2019 wurde dieser Titel erneuert.[10]
Die folgende Liste zeigt die Staaten, in denen Grünberg lag, und deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[3][11][12]
In Grünberg galt der Stadt- und Amtsbrauch von Grünberg als Partikularrecht. Das Gemeine Recht galt nur, soweit der Amtsbrauch keine Bestimmungen enthielt. Dieses Sonderrecht alten Herkommens behielt seine Geltung auch während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert, bis es zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst wurde.[18]
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Oberhessen (ab 1815 Provinz Oberhessen) wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Grünberg das Amt Grünberg zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen (Hessen-Darmstadt) 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übertragen. „Landgericht Grünberg“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Grünberg zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[19] Mit Wirkung vom 1. Januar 1882 wurde Ermenrod dem Amtsgericht Alsfeld zugeteilt. Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Grünberg, Grünberg wurde dem Amtsgericht Gießen zugelegt.[20]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Grünberg 13.759 Einwohner. Darunter waren 427 (3,1 %) Ausländer, von denen 158 aus dem EU-Ausland, 161 aus anderen Europäischen Ländern und 108 aus anderen Staaten kamen.[21] Von den deutschen Einwohnern hatten 15,4 % einen Migrationshintergrund.[22] (Bis zum Jahr 2020 erhöhte sich die Ausländerquote auf 6,5 %.[23]) Nach dem Lebensalter waren 1002 Einwohner unter 18 Jahren, 2466 zwischen 18 und 49, 1299 zwischen 50 und 64 und 1209 Einwohner waren älter.[24] Die Einwohner lebten in 5782 Haushalten. Davon waren 1665 Singlehaushalte, 1718 Paare ohne Kinder und 1777 Paare mit Kindern, sowie 468 Alleinerziehende und 154 Wohngemeinschaften.[25] In 1191 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 3921 Haushaltungen lebten keine Senioren.[24]
Quelle: Historisches Ortslexikon[3] | |
• 1577: | 0420 Hausgesesse |
• 1630: | 0390 Männer (318 über 30 Jahre, 72 unter 30 Jahre), 62 Witwen, 30 Vormundschaften |
• 1677: | 0342 Hausgesesse, davon 25 freie |
• 1742: | 0017 Geistliche/Beamte, 508 Untertanen, 103 junge Mannschaften 4 Beisassen/Juden |
• 1791: | 2088 Einwohner[26] |
• 1800: | 2090 Einwohner[27] |
• 1806: | 2092 Einwohner, 373 Häuser[16] |
• 1829: | 2542 Einwohner, 387 Häuser[5] |
• 1867: | 2248 Einwohner, 349 bewohnte Gebäude[28] |
• 1875: | 2245 Einwohner, 346 bewohnte Gebäude[29] |
Grünberg: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1791 | 2.088 | |||
1800 | 2.090 | |||
1806 | 2.092 | |||
1829 | 2.542 | |||
1834 | 2.415 | |||
1840 | 2.494 | |||
1846 | 2.635 | |||
1852 | 2.456 | |||
1858 | 2.306 | |||
1864 | 2.267 | |||
1871 | 2.221 | |||
1875 | 2.245 | |||
1885 | 2.149 | |||
1895 | 2.032 | |||
1905 | 2.164 | |||
1910 | 2.223 | |||
1925 | 2.170 | |||
1939 | 2.403 | |||
1946 | 3.318 | |||
1950 | 3.550 | |||
1956 | 3.711 | |||
1961 | 3.915 | |||
1967 | 4.320 | |||
1970 | 11.054 | |||
1972 | 11.157 | |||
1975 | 11.270 | |||
1980 | 11.187 | |||
1985 | 11.471 | |||
1990 | 12.797 | |||
1995 | 13.784 | |||
2000 | 14.233 | |||
2005 | 14.252 | |||
2010 | 13.885 | |||
2011 | 13.759 | |||
2015 | 13.634 | |||
2020 | 13.706 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [3][30] 1972:[31]; ab 1975:[23]; Zensus 2011[21] Ab 1970 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte. |
• 1830: | 2540 evangelische (= 99,9 %), 2 katholische (= 0,1 %) Einwohner[3] |
• 1961: | 2943 evangelische (= 75,2 %), 798 katholische (= 20,4 %) Einwohner[3] |
• 1987: | 8836 evangelische (= 75,2 %), 1739 katholische (= 14,8 %), 1168 sonstige (= 10,0 %) Einwohner[32] |
• 2011: | 8840 evangelische (= 64,7 %), 1740 katholische (= 12,7 %), 500 freikirchliche (= 3,7 %), 380 andersgläubig (= 2,8 %), 2140 sonstige[Anm. 2] (= 15,6 %) Einwohner[33] |
• 1961: | Erwerbspersonen: 172 Land- und Forstwirtschaft, 776 Prod. Gewerbe, 328 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 425 Dienstleistungen und Sonstige.[3] |
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[34] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[35][36][37]
Sitzverteilung in der Stadtverordnetenversammlung 2021 Insgesamt 37 Sitze
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Parteien und Wählergemeinschaften | 2021 | 2016 | 2011 | 2006 | 2001 | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
% | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | |||
FW | Freie Wähler Grünberg | 30,9 | 11 | 35,6 | 13 | 31,3 | 12 | 28,4 | 10 | 15,0 | 6 | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 27,4 | 10 | 24,9 | 9 | 27,0 | 10 | 31,1 | 12 | 41,0 | 15 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 18,2 | 7 | 22,2 | 8 | 23,6 | 9 | 26,3 | 10 | 32,4 | 12 | |
Grüne | Bündnis 90/Die Grünen | 16,8 | 6 | 10,7 | 4 | 14,4 | 5 | 9,4 | 3 | 6,8 | 2 | |
FDP | Freie Demokratische Partei | 6,7 | 3 | 6,5 | 3 | 3,2 | 1 | 4,8 | 2 | 4,8 | 2 | |
Linke | Die Linke | — | — | — | — | 0,5 | 0 | — | — | — | — | |
Gesamt | 100,0 | 37 | 100,0 | 37 | 100,0 | 37 | 100,0 | 37 | 100,0 | 37 | ||
Ungültige Stimmen in % | 4,3 | — | 6,0 | — | 3,9 | — | 4,1 | — | 2,4 | — | ||
Wahlbeteiligung in % | 52,2 | 50,9 | 47,8 | 47,1 | 54,7 |
Frank Ide (FWG) wurde am 27. September 2009 im ersten Wahlgang mit 65,3 % der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 73,9 % gewählt. Somit tritt er in die zweite Legislaturperiode ein. Die Gegenkandidatin Birgit Otto (CDU) hat 14,7 % der Stimmen erreicht, und der SPD-Vorsitzende Tobias Lux hat 20,0 % der Stimmen bekommen. Bei der Bürgermeisterwahl am 14. Juni 2015 trat der Amtsinhaber ohne Gegenkandidaten an und wurde mit 71,8 % im Amt bestätigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 36,4 %. Die neue Amtszeit beginnt am 2. Dezember 2015 und geht über sechs Jahre.[38]
Am 26. September 2021 wurde Marcel Schlosser (CDU) mit 51,3 % der Stimmen zum neuen Bürgermeister gewählt.
Laut einem kunstgeschichtlichen Führer aus dem Jahr 1949 seien viele „Baudenkmäler […] vom Unglück verfolgt worden. Die gotische Stadtkirche auf dem höchsten Punkt der Stadt stürzte 1816 ein. Das Lutherhaus am Marktplatz wurde abgerissen. Von den vielen Türmen, die auf alten Stichen Grünbergs dargestellt sind, steht nur noch ein hoher Turm der Stadtbefestigung, der Diebsturm […].“[39] In der Altstadt von Grünberg gibt es viele, 1949 oft noch verputzt gewesene Fachwerkbauten mit schönen Hausfassaden (vornehmlich 15. Jahrhundert) sowie zahlreiche weitere bedeutende historische Gebäude, Plätze und Bauwerke. Besonders erwähnenswert sind dort:
Das Gemeindegebiet umfasst eine Gesamtfläche von 8924 Hektar, davon entfallen in ha auf:[23]
Nutzungsart | 2011 | 2015 | |
---|---|---|---|
Gebäude- und Freifläche | 514 | 519 | |
davon | Wohnen | 282 | 290 |
Gewerbe | 39 | 43 | |
Betriebsfläche | 18 | 18 | |
davon | Abbauland | 0 | 0 |
Erholungsfläche | 45 | 55 | |
davon | Grünanlage | 24 | 26 |
Verkehrsfläche | 595 | 597 | |
Landwirtschaftsfläche | 4840 | 4813 | |
davon | Moor | 0 | 0 |
Heide | 0 | 0 | |
Waldfläche | 2806 | 2804 | |
Wasserfläche | 65 | 76 | |
Sonstige Nutzung | 41 | 41 |
Grünberg besitzt eine Anschlussstelle an die A 5. In den Stadtteilen Grünberg, Göbelnrod und Lehnheim befinden sich Haltepunkte der Vogelsbergbahn. Zudem verfügt die Kernstadt über ein eigenes Stadtbussystem, genannt „De kleene Grimmicher“, das aus den beiden VGO-Linien 71 und 72 besteht.
Städte: |
Allendorf (Lumda) | Gießen | Grünberg | Hungen | Laubach | Lich | Linden | Lollar | Pohlheim | Staufenberg |
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Gemeinden: |
Biebertal | Buseck | Fernwald | Heuchelheim an der Lahn | Langgöns | Rabenau | Reiskirchen | Wettenberg |
Beltershain | Göbelnrod | Grünberg | Harbach | Klein-Eichen | Lardenbach | Lehnheim | Lumda | Queckborn | Reinhardshain | Stangenrod | Stockhausen | Weickartshain | Weitershain