Göbelnrod ist ein Stadtteil von Grünberg im mittelhessischen Landkreis Gießen.
Göbelnrod Stadt Grünberg 50.5977777777788.9222222222222256 | |
---|---|
Höhe: | 256 (253–279) m ü. NHN |
Fläche: | 4,01 km²[1] |
Einwohner: | 595 (31. Dez. 2020)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 148 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1970 |
Postleitzahl: | 35305 |
Vorwahl: | 06401 |
![]() Stadtteile von Grünberg | |
![]() Dorfplatz mit Gedenkstein, August 2011 |
Das Dorf liegt zwei Kilometer westlich von Grünberg im Tal der Wieseck in Mittelhessen im Vorderen Vogelsberg. Der höchste Punkt der Gemarkung ist die „Koppe“ mit 309,3 Meter über Normalnull. Der tiefste Punkt befindet sich in Höhe „Moorsee“ im Wiesecktal mit 235 m über NN.
Im Ort gibt es einen Bahnhof an der Vogelsbergbahn. Etwa einen Kilometer südlich führt die Bundesstraße 49 an Göbelnrod vorbei.
Schon vor rund 7000 Jahren hielten sich Menschen in der heutigen Gemarkung von Göbelnrod auf. Die ältesten Nachweise stammen aus der Jungsteinzeit um 5000 v. Chr., dem Neolithikum. Diese Artefakte sind je zwei Vierkant- und Rechteckbeile, zwei Schuhleistenkeile sowie ein Ovalbeil.
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung des Orts erfolgte im Jahr 1310 unter dem Namen Gebelenrade.[2] Der Name des Dorfes kann mit "Rodung des Gebilo (neudeutsch Göbel)" übersetzt werden. In erhaltenen Urkunden späterer Zeit wurde der Ort unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[2] Gebelinrode (1320) und Gobelnrode (15. Jahrhundert).
Die mittelalterliche Geschichte Göbelnrods ist eng mit der des Klosters Wirberg verbunden.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Göbelnrod:
„Göbelnrod L Bez Grünberg evangel Filialdorf liegt 1⁄4 St. von Grünberg, hat 49 Häuser und 270 evangelische Einwohner, unter welchen sich 37 Bauern, 3 Handwerker und 5 Taglöhner befinden.“[3]
Aufgrund der Einführung der allgemeinen Schulpflicht und steigenden Schülerzahlen erhielt Göbelnrod eine eigene Dorfschule, die im Jahr 1830 erbaut wurde. Zuvor besuchten die Schüler die Schule am Wirberg. Obwohl bereits 1869 die Bahnlinie zwischen Gießen und Grünberg eröffnet wurde, entstand erst 1908 eine Haltestelle mit Bahnhof im Ort. 1920 wurde Göbelnrod an das Stromnetz angeschlossen. 1933 erhielt das Dorf ein Back- und Feuerwehrhaus. Zwei Jahre später wurde ein Löschwasserteich angelegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Einwohnerzahl erheblich durch Zuzug von Heimatvertriebenen, hauptsächlich aus den Kreisen Bischofteinitz, Karlsbad und Reichenberg im Sudetenland.
Die Wasserversorgung wurde 1955 erneuert und 1956 erfolgten der Anschluss an die moderne Kanalisation sowie der Ausbau der Dorfstraßen. Im selben Jahr entstand das Wochenendgebiet am "Reitzenberg". Zur Dorferweiterung wurden 1960 bis 1962 das Baugebiet "Kreuzberg" (obere Waldstraße), 1967 die "untere Waldstraße" sowie 1982 die zusammenhängenden Gebiete "Wann" und "Seifenwiesen" erschlossen. 1963 wurde für das Kirchspiel Wirberg in Göbelnrod das neue Pfarrhaus mit Gemeindesaal errichtet. Die Bewohner erbauten durch Eigenleistung im Jahr 1965 die Leichenhalle auf dem Friedhof
Im Zuge der hessischen Gebietsreform wurde sie bis dahin selbständige Gemeinde Göbelnrod zum 31. Dezember 1970 auf freiwilliger Basis in die Stadt Grünberg eingemeindet.[4][5] Für Göbelnrod sowie für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Grünberg und die Kernstadt wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]
Der Anschluss an das Wasserversorgungsnetz der Stadt Grünberg nahm man 1973 vor, um die Frischwasserversorgung weiter gewährleisten zu können. 1976 wurde das Back- und Feuerwehrhaus durch ein neues Feuerwehrhaus mit integriertem Kühlraum für die Gefriergemeinschaft ersetzt. Der Abriss der alten Schule erfolgte 1979. Auf diesem Gelände wurde 1981 der Neubau des Dorfgemeinschaftshauses eingeweiht. Das Jahr 1998 brachte die Erneuerung der Wasserversorgungsleitung. 1996 wurde die Erweiterung des Baugebiets "In der Wann" vorgenommen. Am 16. März 2000 wurde der Neubau des Jugendzentrums eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Das 700-jährige Dorfjubiläum feierte Göbelnrod mit zahlreichen Veranstaltungen zwischen dem 5. Dezember 2009 und Silvester 2010. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten stellte der stehende Festzug am 12. September 2010 dar.
Die folgende Liste zeigt die Staaten, in denen Göbelnrod lag, sowie deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][7][8]
In Göbelnrod galt der Stadt- und Amtsbrauch von Grünberg als Partikularrecht. Das Gemeine Recht galt nur, soweit der Amtsbrauch keine Bestimmungen enthielt. Dieses Sonderrecht alten Herkommens behielt seine Geltung auch während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert, bis es zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst wurde.[14]
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Göbelnrod das „Amt Grünberg“ zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übertragen. „Landgericht Grünberg“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Göbelnrod zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[15] Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Grünberg, Göbelnrod wurde dem Amtsgericht Alsfeld zugelegt.[16]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Göbelnrod 618 Einwohner. Darunter waren 15 (2,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 108 Einwohner unter 18 Jahren, 252 zwischen 18 und 49, 147 zwischen 50 und 64 und 111 Einwohner waren älter.[17] Die Einwohner lebten in 246 Haushalten. Davon waren 48 Singlehaushalte, 84 Paare ohne Kinder und 87 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 48 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 168 Haushaltungen lebten keine Senioren.[17]
Quelle: Historisches Ortslexikon[2] | |
• 1577: | 013 Hausgesesse |
• 1630: | 011 zweispännige, 5 einspännige Ackerleute, 1 Einläuftige |
• 1669: | 088 Seelen |
• 1742: | 038 Untertanen, 13 junge Mannschaften, kein Beisasse/Jude |
• 1791: | 198 Einwohner[18] |
• 1800: | 221 Einwohner[19] |
• 1806: | 254 Einwohner, 49 Häuser[12] |
• 1829: | 270 Einwohner, 49 Häuser[3] |
• 1867: | 237 Einwohner, 42 bewohnte Gebäude[20] |
• 1875: | 250 Einwohner, 20 bewohnte Gebäude[21] |
Göbelnrod: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1791 | 198 | |||
1800 | 221 | |||
1806 | 254 | |||
1829 | 270 | |||
1834 | 278 | |||
1840 | 257 | |||
1846 | 277 | |||
1852 | 284 | |||
1858 | 270 | |||
1864 | 245 | |||
1871 | 260 | |||
1875 | 250 | |||
1885 | 204 | |||
1895 | 227 | |||
1905 | 247 | |||
1910 | 251 | |||
1925 | 287 | |||
1939 | 327 | |||
1946 | 475 | |||
1950 | 526 | |||
1956 | 490 | |||
1961 | 504 | |||
1967 | 512 | |||
1970 | 526 | |||
1980 | ? | |||
1987 | 555 | |||
2003 | 702 | |||
2011 | 618 | |||
2016 | 589 | |||
2020 | 595 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[2]; Ab 1970: Stadt Grünberg:[22][23]; Zensus 2011[17] |
• 1829: | 270 evangelische (= 100 %) Einwohner[3] |
• 1961: | 391 evangelische (= 77,58 %), 94 katholische (= 18,65 %) Einwohner[2] |
• 1961: | Erwerbspersonen: 82 Land- und Forstwirtschaft, 74 Produzierendes Gewerbe, 41 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 32 Dienstleistungen und Sonstige.[2] |
Zur Kommunalwahl 2011 trat erstmals eine gemeinsame Liste bei den Ortsbeiratswahlen mit 13 Wahlbewerbern an. Jens Müll wurde in der konstituierenden Sitzung des neun Mitglieder starken Ortsbeirats zum neuen Ortsvorsteher gewählt.
Die Kommunalwahl am 6. März 2016 lieferte folgendes Ergebnis:
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 |
Kommunalwahl 2016
Ortsbeirat
% 70 60 50 40 30 20 10 0 60,3 39,7
FBG SPD | |
FBG | Freie Bürgerliste Göbelnrod | 60,3 | 5 | – | – | – | – | – | – | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 39,7 | 4 | – | – | 42,0 | 4 | – | – | |
BL | Bürgerliste | – | – | 100,0 | 9 | – | – | – | – | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | – | – | – | – | 17,7 | 2 | 43,4 | 4 | |
FWG | Freie Wählergemeinschaft | – | – | – | – | 36,4 | 3 | 48,5 | 4 | |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | – | – | – | – | 3,9 | 0 | 8,2 | 1 | |
Gesamt | 100,0 | 9 | 100,0 | 9 | 100,0 | 9 | 100,0 | 9 | ||
Wahlbeteiligung in % | 55,8 | 50,9 |
Bis zur Eingemeindung wählte Göbelnrod einen Bürgermeister.
Amtsinhaber seit dem Kaiserreich:
|
|
|
|
Eine Anzahl von Vereinen bestimmt das kulturelle Dorfleben:
Beltershain | Göbelnrod | Grünberg | Harbach | Klein-Eichen | Lardenbach | Lehnheim | Lumda | Queckborn | Reinhardshain | Stangenrod | Stockhausen | Weickartshain | Weitershain