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Die Lessingstadt Kamenz, obersorbisch Kamjenc?/i (wörtlich „Kleiner Ort am Stein“), ist eine Große Kreisstadt im Landkreis Bautzen in Sachsen. Sie liegt etwa 40 km nordöstlich von Dresden und etwa 30 km nordwestlich von Bautzen.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Sachsen
Landkreis: Bautzen
Höhe: 173 m ü. NHN
Fläche: 98,3 km2
Einwohner: 16.985 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 173 Einwohner je km2
Postleitzahl: 01917
Vorwahlen: 03578, 035797 (Schönbach)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: BZ, BIW, HY, KM
Gemeindeschlüssel: 14 6 25 250
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 1
01917 Kamenz
Website: www.kamenz.de
Oberbürgermeister: Roland Dantz (parteilos)
Lage der Stadt Kamenz im Landkreis Bautzen
KarteBernsdorf
Karte

Geographie



Geographische Lage


Kamenz, Luftaufnahme 100 m über der Hohen Straße, Blick Richtung Stadtzentrum, links die Hauptkirche St. Marien, in der Mitte das Rathaus, rechts die Klosterkirche St. Annen; im Hintergrund genau in der Mitte über dem Rathaus der Hutberg
Kamenz, Luftaufnahme 100 m über der Hohen Straße, Blick Richtung Stadtzentrum, links die Hauptkirche St. Marien, in der Mitte das Rathaus, rechts die Klosterkirche St. Annen; im Hintergrund genau in der Mitte über dem Rathaus der Hutberg
Kamenz aus der Luft
Kamenz aus der Luft

Die Stadt liegt in der Westlausitz bzw. der westlichen Oberlausitz, am Fuße des Hutberges im Naturraum Westlausitzer Hügel- und Bergland. Die Gegend bildet die Nahtstelle zwischen der flachen Teichlandschaft im Norden, eine der größten Wasserflächen – der Deutschbaselitzer Großteich – befindet sich auf Kamenzer Gebiet, und dem Lausitzer Bergland im Süden. Dementsprechend ist die Landschaft im Norden von flachwelliger Heide geprägt, die nach Süden hin relativ rasch ansteigt und im Ortsteil Hennersdorf bereits Mittelgebirgscharakter zeigt. Die höchsten Erhebungen auf dem Stadtgebiet sind der Hennersdorfer Berg (387 m) und der Walberg bei Schwosdorf (360 m).

Von Süden kommend und sich im Stadtgebiet mit einigen weiteren kleinen Bächen, wie dem Langen Wasser, vereinigend durchfließt die Schwarze Elster Kamenz in Richtung Norden.


Geologie


Unmittelbar unter den Straßen der Stadt, unter einer nur mäßig starken Lössschicht, befinden sich massive Grauwackefelsen, die an einigen Stellen von Granitaustritten unterbrochen werden und zum Teil direkt aus dem Boden ragen. Beide Gesteine wurden früher intensiv abgebaut, wovon noch heute mehrere zugelaufene Steinbrüche im Stadtgebiet (zum Teil unmittelbar neben Wohnvierteln) zeugen. Bedeutendster Steinbruch dürfte der 80 Meter tiefe Steinbruch Sparmann sein, der heute ein beliebtes Tauchgebiet ist. Im Norden und Nordosten findet man Kies und Kaolinvorkommen, die durch das Elbe-Urstromtal entstanden.


Nachbargemeinden


Angrenzende Gemeinden sind im Norden die Stadt Bernsdorf, im Nordosten Oßling, im Osten Nebelschütz, im Südosten die Stadt Elstra, im Süden Haselbachtal, im Westen Neukirch und im Nordwesten Schwepnitz.


Stadtgliederung


Kamenz umfasst neben der eigentlichen Stadt folgende Ortschaften[2]:

Ortschaft Einwohner[3] Eingemeindungs-
datum
Anmerkung
Bernbruch3331. Januar 1999
Biehla4941. Januar 2019vorher Gemeinde Schönteichen
Brauna4261. Januar 2019vorher Gemeinde Schönteichen
Cunnersdorf5531. Januar 2019vorher Gemeinde Schönteichen
Deutschbaselitz
Němske Pazlicy
4481. Januar 1999
Gelenau3291. Januar 1999vorher Gemeinde Lückersdorf-Gelenau
Hausdorf1571. Januar 2019vorher Gemeinde Schönteichen
Hennersdorf1151. Januar 1999vorher Gemeinde Lückersdorf-Gelenau
Jesau
Jěžow
17661935
Liebenau1601. Januar 2019vorher Gemeinde Schönteichen
Lückersdorf4041. Januar 1999vorher Gemeinde Lückersdorf-Gelenau
Petershain701. Januar 2019vorher Gemeinde Schönteichen
Rohrbach371. Januar 2019vorher Gemeinde Schönteichen
Schiedel
Křidoł
931. Januar 1999vorher Gemeinde Zschornau-Schiedel
Schönbach1651. Januar 2019vorher Gemeinde Schönteichen
Schwosdorf1641. Januar 2019vorher Gemeinde Schönteichen
Thonberg
Hlinowc
3251. Januar 1974war nie eine eigenständige Gemeinde, gehörte vorher zu Wiesa
Wiesa
Brěznja
7051. Januar 1974
Zschornau
Čornow
2371. Januar 1999vorher Gemeinde Zschornau-Schiedel

Rund um die katholische Kirche St. Maria Magdalena, heute im Zentrum der Stadt, liegt außerdem das Gebiet der ehemals eigenständigen Gemeinde Spittel, die 1903 eingemeindet wurde.

Zum amtlichen sorbischen Siedlungsgebiet zählen die Ortsteile Deutschbaselitz, Jesau, Kamenz, Thonberg und Wiesa.[4]


Geschichte


Kamenz im 16. Jahrhundert
Kamenz im 16. Jahrhundert
Kamenz im Jahre 1837
Kamenz im Jahre 1837

Stadtgeschichte


Gegen Ende des 12. Jahrhunderts wurde an der Stelle der heutigen Altstadt eine Burg zur Sicherung des Überganges der Via Regia über die Schwarze Elster erbaut. Die Via Regia war damals ein überregional bedeutender Handelsweg von Belgien bis hinein nach Schlesien. 1225 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt, seit 1319 war Kamenz freie Stadt. 1346 wurde der Oberlausitzer Sechsstädtebund gegründet, dessen westlichste Mitgliedsstadt Kamenz wurde. Am 6. Oktober 1429 wurde Kamenz für mehrere Tage von den Hussiten belagert und anschließend eingenommen. Die historischen Nachrichten sprechen davon, dass sich die meisten Bewohner zuvor durch Flucht retten konnten und in Dresden Aufnahme fanden. Die böhmischen „Gottesstreiter“ suchten auch die nähere Umgebung heim und verwüsteten das offene Landstädtchen Wittichenau und das Kloster St. Marienstern. Danach zogen sie gegen Bautzen.[5]

1547 war Kamenz vom Oberlausitzer Pönfall betroffen und büßte dabei einige Rechte ein.

In Kamenz gab es 1607–1655 Hexenverfolgungen: 1607 wurde Peter Babus, Henker in Kamenz, in einem Hexenprozess zum Tode verurteilt und 1655 Diakon Kaspar Dulichius enthauptet.[6]

Im Jahre 1707 vernichtete ein großer Stadtbrand viele Häuser in der Altstadt. 1729 wurde der Dichter und Schriftsteller Gotthold Ephraim Lessing in Kamenz geboren.

Am 17. April 1838 eröffnete die „gewerbliche Sonntagsschule für die königlich-sächsische Vierstadt Kamenz“, die als Vorläufer des Beruflichen Schulzentrums zugleich die erste Gewerbeschule Sachsens war.[7]

1839 gab die Stadt ihre Gerichtsbarkeit, die vom Stadtgericht Kamenz ausgeübt wurde, an den Staat ab und es wurde das Justizamt Kamenz geschaffen. Dieses wurde 1856 durch das Bezirksgericht Kamenz und das Gerichtsamt Kamenz abgelöst 1879 wurden die Gerichte in das Amtsgericht Kamenz umgewandelt. In der DDR bestand 1952–1992 stattdessen das Kreisgericht Kamenz, bevor 1992 das Amtsgericht Kamenz neu errichtet wurde.

1896 wurde in Kamenz per königlichem Beschluss eine ständige Garnison eingerichtet. In Friedenszeiten stand hier das 13. königl. sächs. Infanterie-Regiment Nr. 178[8]. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde hier und in den anderen beiden Garnisonen der sächsischen Oberlausitz (Zittau und Bautzen) das Königlich Sächsische Reserve-Infanterie-Regiment 242 aufgestellt.

1919 wurde als Folge der durch den Versailler Vertrag erzwungenen Truppenreduzierung Kamenz als Garnison aufgegeben, nach 1933 jedoch wieder belegt: ab etwa 1935 bis 1939 waren hier unter anderem Teile des Infanterieregiments 10 und die Panzerabwehrabteilung 4 untergebracht[9]. Während des Zweiten Weltkrieges stand hier zunächst das Infanterie-Ersatz-Bataillon 465, später diverse Ersatzformationen der Panzerjäger- und Panzertruppe. Von 1935 bis 1944 war die Reichsarbeitsdienst-Gruppe 151 in Kamenz stationiert, im Februar 1945 wurden Teile der Luftwaffe (Schlachtgeschwader 2 und 77) hierher verlegt.[10]

Nach 1956 bis 1990 befand sich in Kamenz die Offiziershochschule der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung Franz Mehring der NVA mit zeitweise 1.500 Studierenden. Die blau-grauen Uniformen bestimmten das Bild der Kleinstadt. Bis Juli 2008 bestand der Landkreis Kamenz.


Burgstall Schlossberg Kamenz


Auf dem „Schlossberg“ am östlichen Altstadtrand über dem Hochufer des Langen Wassers befand sich im Hochmittelalter eine Burganlage. Grabungen erbrachten nur einige Steinfunde. Das Areal ist teilweise bebaut und steht unter Bodendenkmalschutz. Um 1200 war der Eigensche Kreis durch Schenkung des Kaisers an das Bistum Meißen gekommen. Die Bischöfe verkauften den Eigenschen Kreis um 1240 an das Haus Schönburg. Die Schönburger gaben diesen Besitz an die mit ihnen verschwägerten Herren von Kamenz (ursprünglich Herren von Vesta aus Vesta bei Bad Dürrenberg) weiter. Durch Stiftungen und Verkauf gelangte dieser Besitz der Schönburger und Kamenzer Herren letztlich an das 1248 durch Bernhard III. von Kamenz, Bischof von Meißen, gegründete Zisterzienserinnenkloster St. Marienstern bei Kamenz.[11]

Bernhard II. von Vesta nannte sich als erster seiner Familie nach Herrschaft und Burg Kamenz: „Bernhard von Kamenz“. Sein ältester Sohn, Bernhard III. von Kamenz, war von 1293 bis zu seinem Tode 1296 Bischof von Meißen und großzügiger Stifter des Klosters St. Marienstern. Seine beiden Brüder hießen Witego und Bernhard (IV.) von Kamenz. Laut neuerer Quelle sollen Bernhard und Heinrich von Kamenz 1248 das Kloster St. Marienstern gegründet haben[12].

Im Jahr 1319 nahm die Stadt Kamenz nach ihrem Lossagen von der Grafenherrschaft ein neues Stadtwappen an. Die goldene Zinnenmauer steht für die Wehrhaftigkeit der Stadt, der doppelschwänzige Löwe ist der Böhmische Löwe und bekundet die böhmische Oberhoheit.[13]


Einwohnerentwicklung


Einwohnerentwicklung der Stadt
Einwohnerentwicklung der Stadt
Jahr EW
183403.844
18716.404
18756.784
18806.820
18857.211
18907.749
191011.533
192511.165
193311.426
1939 (17.5.)14.483
1946 (29.10.)13.862
1950 (31.8.)14.331
195514.981
195614.931
195714.857
195814.876
195914.944
Jahr EW
196014.888
196215.461
196315.350
196415.905
196516.236
196616.585
196716.657
196816.618
196916.528
197016.653
197116.532
197216.289
197316.315
197418.221
197518.001
197618.052
197718.030
Jahr EW
197818.001
197917.898
198018.143
198118.410
198218.377
198318.410
198418.339
198518.269
198618.323
198718.229
198818.126
198918.016
1990 (3.10.)19.954
199718.882
199819.013
199919.136
200019.010
Jahr EW
200118.848
200218.606
200318.440
200418.308
200518.129
200618.009
200717.802
200817.431
200917.171
201016.990
2011 (30.11.)16.819
201215.432
201315.301

Bei den Werten von 1834 bis 1950 handelt es sich um Volkszählungsergebnisse, danach überwiegend um Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter beziehungsweise der Stadtverwaltung selbst. Sie entsprechen bis 1989 dem jeweiligen Gebietsstand, ab 1990 dem heutigen. Konnte ein anderer Stichtag als der 31. Dezember ermittelt werden, ist dieser angegeben.


Religion


Im Jahre 1925 waren von 11.165 Einwohnern 9.566 evangelisch-lutherisch (85,7 %)[14]. 2011 waren unter 15.582 Einwohnern noch 3.000 evangelisch (19,3 %) und 1.090 katholisch (7,0 %), während 11.490 keiner oder einer sonstigen Konfession angehörten (73,7 %).[15]


Politik


Rathaus von Kamenz
Rathaus von Kamenz

Stadtrat


Der Stadtrat von Kamenz zählt seit der letzten Kommunalwahl am 26. Mai 2019 nunmehr 26 Stadtverordnete (vorher 22) und setzt sich wie folgt zusammen:

Parteien und Wählergemeinschaften 2019 2014 2009
 % Sitze  % Sitze  % Sitze
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) 17,98 5 29,2 7 20,6 5
Die Linke (LINKE) 15,53 4 27,2 7 27,5 7
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 3,04 0
Alternative für Deutschland (AfD) 20,80 6
Wählervereinigung Kamenz und Ortsteile 21,51 6 14,6 3 12,9 3
Wählervereinigung Wir für Kamenz 11,1 2 10,3 2
Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) 7,3 1 9,2 2
Freie Demokratische Partei (FDP) 6,31 1 7,0 1 10,6 3
Bündnis 90/Die Grünen (GRÜNE) 3,29 1 3,8 1 3,3 0
STADT | LAND | FRAU 11,51 3
Gesamt 100,00 26 100,0 22 100,0 22
Wahlbeteiligung 59,17 % 48,1 % 48,5 %

Kamenz ist die größte Stadt Deutschlands, in deren Stadtrat die SPD nicht vertreten ist.


Oberbürgermeister


Roland Dantz wurde im September 2011 mit 74,2 %[16] und 2018 mit 94,6 %[17] der Stimmen im Amt bestätigt.


Wappen


Wappen der Stadt Kamenz
Wappen der Stadt Kamenz

Beschreibung: „In Blau eine schwarzgefugte, gezinnte, goldene Stadtmauer mit geöffneten Tor, gezogenem dreispitzigen schwarzen Fallgatter und silbernen Flügeln, überragt von zwei wachsenden, sechseckigen, schwarzgefugten, goldenen, gezinnten Türmen mit je drei schwarzen Fenstern, zwischen ihnen ein aufgesetzter goldener Dreiecksgiebel, bestückt mit einer unterhalben goldenen Lilie, auf den Turmdächern wachsend je ein rotgekleideter, zugewandter, blonder, ein goldenes Hifthorn blasender Turmwärter in natürlichen Farben, ein Wappenschildchen haltend, darin in Rot ein silberner, goldgekrönter doppelschwänziger Löwe. - Vollwappen: Auf dem rot-blau bewulstetem, goldgekröntem Helm mit rechts rot-silbernen und links blau-goldenen Helmdecken zwischen einem schwarzen offenen Flug wachsend der silberne goldgekrönte Löwe.“

Im Jahr 1319 nahm die Stadt Kamenz nach ihrem Lossagen von der Grafenherrschaft ein neues Stadtwappen an. Die goldenen Zinnenmauer steht für die Wehrhaftigkeit der Stadt, der doppelschwänzige Löwe ist der Böhmische Löwe und bekundet die böhmische Oberhoheit.[13]


Städtepartnerschaften



Kultur und Sehenswürdigkeiten


Blick über die Kamenzer Innenstadt
Blick über die Kamenzer Innenstadt
Marktplatz
Marktplatz

Theater


Kamenz unterhält ein Theater, das 1999 wiedereröffnet wurde und seitdem neben dem Schauspiel auch Kabarett, Konzerte und Ähnliches anbietet.


Museen und Stadtarchiv


Kamenz hat eine reiche Museumslandschaft. In der Stadt gibt es drei kommunale Museen: Das Lessing-Museum widmet sich dem berühmtesten Sohn der Stadt Gotthold Ephraim Lessing, das Museum Stadtgeschichte im Malzhaus beschreibt die Kamenzer Historie seit dem Mittelalter. Seit 2011 werden in dem ebenfalls von der Stadt betriebenen Museum Klosterkirche und Sakralmuseum St. Annen die Kunst- und Kirchenschätze der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Kamenz gezeigt. Das Museum der Westlausitz präsentiert vorwiegend Ausstellungen zur regionalen Natur, Landschaft und Geschichte. Das Stadtarchiv Kamenz ist eines der ältesten Oberlausitzer Kommunalarchive und befindet sich im Rathaus.


Bauwerke


Das Rathaus Kamenz wurde 1847 bis 1848 durch Carl August Schramm im Stil der italienischen Neorenaissance erbaut. Auf dem Markt vor dem Rathaus befindet sich der Andreasbrunnen mit Justitia-Statue aus Sandstein.

Hauptkirche St. Marien
Hauptkirche St. Marien
Lessingturm auf dem Hutberg
Lessingturm auf dem Hutberg

Im Süden der Altstadt sind Reste der mittelalterlichen Stadt- und Klosterbefestigung zu sehen, vor allem der Rote Turm, die Stadtschreiberbastei („Pichschuppen“), die Mönchsmauer und das Klostertor. Die evangelische Hauptkirche St. Marien (erbaut 1275 bis 1479, spätgotische Hallenkirche) ist die einzige aus Granit erbaute Hallenkirche nördlich der Alpen. Unmittelbar daneben steht die Katechismuskirche (Wehrkirche, vor 1358). Ebenfalls im Süden der Stadt liegt das Barmherzigkeitsstift mit Bönisch-Mausoleum, ein 1826 fertiggestelltes Krankenhaus für die Ärmsten der Armen.

Am Nordrand der Altstadt steht die Klosterkirche St. Annen (ca. 1510) mit insgesamt fünf spätgotischen Schnitzaltären und weiteren sakralen Kostbarkeiten. Gegenüber befindet sich die Lessing-Gedenkstätte am ehemaligen Standort des Geburtshauses Lessings. Das Lessinghaus gehört zu den 20 kulturellen Gedächtnisorten in den Neuen Ländern. Weiter westlich steht eine Kursächsische Postdistanzsäule, errichtet 1725 am ehemaligen Königsbrücker Tor, heute Bönischplatz. Die vierte evangelische Kirche der Stadt ist die Begräbniskirche St. Just, die bereits als Pilger-Kapelle vor 1377 genannt wird.

Am äußersten Westrand der Kernstadt liegt die Hutbergbühne, eine Freilichtbühne für bis zu 10.000 Zuschauer. Am Ortsausgang Richtung Pulsnitz steht ein Königlich-sächsischer Ganzmeilenstein aus der Zeit von 1859 bis 1860. Eine Gedenktafel am Fabrikgebäude Herrental Nr. 9 erinnert an 125 KZ-Häftlinge, die Opfer von Zwangsarbeit wurden.


Natur



Sport


In Kamenz ist der SV Einheit Kamenz beheimatet, dessen 1. Fußball-Männermannschaft seit der Saison 2018/19 in der sechstklassigen Landesliga Sachsen spielt.

Im alten Stadtbad befindet sich ein Skaterpark, dessen Skater verschiedene Meisterschaften gewonnen haben.

Erstmals fand 2004 durch die VDH e. V. (Vereinigung Deutscher Handywerfer e. V.) die erste deutsche Meisterschaft im Handywerfen in Kamenz statt, wo 2005 auch die ersten Europameisterschaften auf deutschem Boden ausgetragen wurden und 2006 die erste Weltmeisterschaft nach Version der IAMPT.

Der Ostsächsische Schwimmverein Kamenz ist der zweitgrößte Verein der Stadt. International erfolgreiche Triathleten und Schwimmer trainieren hier.


Regelmäßige Veranstaltungen



Kulinarische Spezialitäten


Eine besondere Spezialität der Stadt ist das Kamenzer Würstchen, kurz auch „Kamenzer“ genannt. Die Knackwurst wird roh oder in Wasser erhitzt gegessen und ist bei vielen Kamenzer Familien zusammen mit Kartoffelsalat das traditionelle Gericht am Heiligen Abend. Die Füllung besteht zu je einem Drittel aus magerem und fettem Rindfleisch sowie aus durchwachsenem Schweinefleisch. Manche Fleischer mischen auch Schafsfleisch bei. Das Brät wird mit Salz, Pfeffer, Kümmel, Zwiebel und Paprika gewürzt, in Saitlinge abgefüllt und dann heiß geräuchert. Es wird vermutet, dass das Rezept ursprünglich aus dem nahen Städtchen Wittichenau stammt. Inzwischen wurden die Kamenzer Würstchen durch in Kamenz ausgebildete Fleischergesellen auch in anderen Teilen Sachsens bekannt gemacht.


Wirtschaft und Infrastruktur



Verkehr


Bahnhof Kamenz
Bahnhof Kamenz

Die nächstgelegene Anschlussstelle Burkau zur A 4 befindet sich etwa 12 km südlich. Von dort besteht Anschluss über die Staatsstraße S 94 Burkau–Kamenz–Bernsdorf und von der Anschlussstelle Pulsnitz über die S 95 Radeberg–Pulsnitz–Kamenz–Hoyerswerda. Weitere Staatsstraßen, die die Stadt erschließen, sind die S 93 von Kamenz nach Grüngräbchen an der Landesgrenze zu Brandenburg, die S 97 von Kamenz nach Zerna und die S 100 Radeburg–Königsbrück–Kamenz–Salzenforst. Am nordöstlichen Stadtrand befindet sich der Flugplatz Kamenz. Der Regionalbus Oberlausitz betreibt ein Stadtbus-Netz mit drei Linien (Linie 21, 22, 23).

Kamenz liegt an den eingleisigen Hauptbahnen Lübbenau–Kamenz und Kamenz–Pirna. Der Bahnhof Kamenz (Sachs) ist heute Endpunkt der S-Bahn-Linie S8 der S-Bahn Dresden aus Dresden. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 wurde die stündlich fahrende Regionalbahn-Linie 34 in die halbstündlich fahrende S-Bahn Linie 8 umbenannt. Zum brandenburgischen Senftenberg verkehrten seit Ende der 1990er Jahre keine Reisezüge mehr, nur noch Güterverkehr. Im Fahrplanjahr 2022 wird hier wochenends in den Sommerferien wieder ein tägliches Fahrtenpaar angeboten. Die Bahnstrecke nach Bischofswerda wurde komplett stillgelegt.


Ansässige Unternehmen


Optik-Experiment vom VEB Kamenzer Spielwaren im DDR-Museum Pirna
Optik-Experiment vom VEB Kamenzer Spielwaren im DDR-Museum Pirna

Die Stadt beherbergt vorwiegend kleinere und mittlere Betriebe aus den Bereichen Textil, Maschinenbau, Kaolinverarbeitung und Plastikverarbeitung. Größte überregionale bekannte Arbeitgeber sind hierbei ein Abfüllwerk des Spirituosenherstellers Jägermeister und der Textilwerbemittelspezialist Sachsen Fahnen.

Der Batteriehersteller Accumotive, eine hundertprozentige Tochter der Daimler AG, ist größter Arbeitgeber des Ortes.[18] 2018 nahm dieser ein zweites Batteriewerk in Betrieb und plant 2020 insgesamt über 1000 Mitarbeiter zu beschäftigen.[19] Bis zu dessen Betriebsaufgabe 2015 war in Kamenz außerdem der Batteriezellenhersteller Li-Tec, ebenfalls eine Daimler-Tochter, ansässig. Zusammen mit dem E-Bike Akkurecycler Liofit bildet Kamenz ein wichtiges Kompetenz- und Technologiezentrum der Batterietechnik.[20]

Ein weiterer wichtiger Arbeitgeber in Kamenz sind verschiedene Behörden, wie das Landesamt für Statistik, dessen Sitz sich hier befindet.


Persönlichkeiten



Ehrenbürger



Söhne und Töchter der Stadt



Persönlichkeiten, die vor Ort wirken oder gewirkt haben



Literatur




Commons: Kamenz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Kamenz – Quellen und Volltexte
Wiktionary: Kamenz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikivoyage: Kamenz – Reiseführer

Einzelnachweise


  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2021 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2021). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2022. (Hilfe dazu).
  2. Informationsbroschüre Kamenz (Memento vom 27. Dezember 2008 im Internet Archive)
  3. Stand: 9. Mai 2011
  4. Nr. 13 der Anlage (zu § 3 Abs. 2) des Sächsischen Sorbengesetzes
  5. Vgl. L. Mohr 2014, S. 26ff.
  6. Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen. Köln/Weimar/Wien 2003, S. 517f.
  7. Frank Oehl: Wo die Wiege der Berufsschule steht. In: Sächsische Zeitung. 10. Juli 2013, abgerufen am 23. Januar 2020.
  8. Rangliste der kgl. sächs. Armee 1897, 1914
  9. Friedrich Stahl (Hrsg.), Heereseinteilung 1939, Friedberg o. J., ISBN 3-7909-0114-8
  10. Georg Tessin, Verbände der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS 1939-45 Bd. 16 S. 202, 221, 238
  11. Autorenkollektiv: Die Schönburger, Wirtschaft, Politik, Kultur. Broschüre zur gleichnamigen Sonderausstellung 1990–91 in Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau, Glauchau 1990, Kap. Schönburgische Besitzungen im Überblick (Steffen Winkler), S. 14–15.
  12. https://www.archaeologie-online.de/nachrichten/unterwegs-zu-den-anfaengen-des-zisterzienserinnenklosters-st-marienstern-in-sachsen-1898/ (abgerufen am 8. September 2021)
  13. Siegfried Schlegel: Die Oberlausitz – Ein liebenswertes Stück Deutschland. 1. Auflage. Lausitzer Druck- & Verlagshaus GmbH, Bautzen 2008, ISBN 3-930625-45-8.
  14. Digitales Historisches Ortsverzeichnis
  15. Zensusergebnisse 2011
  16. https://www.statistik.sachsen.de/wahlen/kw/kw2011/ERG14625250.htm
  17. https://www.mdr.de/sachsen/bautzen/bautzen-hoyerswerda-kamenz/oberbuergermeisterwahl-buergerentscheid-kamenz-100.html
  18. Wohin gehst du, Kamenz? In: sz-online.de. Abgerufen am 10. September 2018.
  19. Accumotive-Werk II steht kurz vor der Betriebsaufnahme. In: accumotive.de. Abgerufen am 10. September 2018.
  20. Kamenzer Firma will wertvolle Metalle retten. Abgerufen am 13. Dezember 2021.

На других языках


- [de] Kamenz

[en] Kamenz

Kamenz (German: [ˈkaːmɛnt͡s] (listen); Upper Sorbian: Kamjenc) is a town (Große Kreisstadt) in the district of Bautzen in Saxony, Germany. Until 2008 it was the administrative seat of Kamenz District. The town is known as the birthplace of the philosopher and poet Gotthold Ephraim Lessing and Bruno Hauptmann, convicted kidnapper of the Lindbergh baby. It lies north-east of the major city of Dresden.

[es] Kamenz

Kamenz (pronunciación alemana:  ˈkaːmɛnt͡s (?·i); en sorabo: Kamjenc) es una localidad lusacia ubicada al este del Estado Libre de Sajonia, en Alemania. Con una población de 17.171 habitantes,[1] forma parte del distrito de Bautzen, en la región de Dresde. La localidad se encuentra a unos 40 km al noreste de Dresde y a unos 30 km al noroeste de Bautzen.

[ru] Каменц

Ка́менц (нем. Kamenz; в.-луж. Kamjenc) — город в Германии, расположен в земле Саксония. Подчинён административному округу Дрезден. Входит в состав района Баутцен.



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