Freistatt ist eine Gemeinde im Landkreis Diepholz in Niedersachsen. Seit 1923 ist Freistatt eine selbständige politische Gemeinde, seit 1974 Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Kirchdorf. Aufgrund der vor den Anstalten der Diakonie Freistatt (heute Bethel im Norden) geprägten Geschichte waren Anstalts- und Gemeindeentwicklung lange Zeit eng miteinander verwoben; unter anderem stammte der Bürgermeister bis 1972 immer aus der in Freistatt tätigen Diakonenschaft. Auch wird beispielsweise die für alle evangelisch-lutherischen Freistätter zuständige Kirchengemeinde noch heute als „Anstaltsgemeinde“ bezeichnet.[2]
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
52.6244444444448.652540 | ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Diepholz | |
Samtgemeinde: | Kirchdorf | |
Höhe: | 40 m ü. NHN | |
Fläche: | 12,54 km2 | |
Einwohner: | 450 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 36 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 27259 | |
Vorwahl: | 05448 | |
Kfz-Kennzeichen: | DH, SY | |
Gemeindeschlüssel: | 03 2 51 018 | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Rathausstr. 12 27245 Kirchdorf | |
Website: | www.kirchdorf.de | |
Bürgermeister: | Gero Enders | |
Lage der Gemeinde Freistatt im Landkreis Diepholz | ||
![]() |
Freistatt umfasst 12,53 km² Fläche, den größten Teil bildet das unter Naturschutz stehende Wietingsmoor.
Die meisten Einwohner leben im Kernbereich Freistatts in der Nähe der Bundesstraße 214. Zur Gemeinde gehören außerdem der etwa 6 km nördlich liegende Ortsteil Heimstatt, in dem sich unter anderem ein Altenheim sowie der Naturschutz- und Landschaftspflegebetrieb Freistatt[3] befinden, die nördlich von Heimstatt liegende Siedlung Sprekelshorst und die im Moor liegenden Gebäude von Deckertau.
Friedrich von Bodelschwingh gründete 1899 im Wietingsmoor die Betheler Zweiganstalt im Wietingsmoor. Bis 1901 wurden 1.010 ha Land angekauft. Friedrich von Bodelschwinghs Motto lautete „Arbeit statt Almosen“ – wer in Freistatt unterkommen wollte, musste sich unter anderem zu regelmäßiger Arbeit und Teilnahme am Gottesdienst verpflichten. Ziel der Beschäftigung war die Urbarmachung des Hochmoores, hierfür waren umfangreiche Arbeiten (unter anderem Entwässerung, Abtorfung, Bearbeitung, Düngung) notwendig. Verdiente Kolonisten sollten dann ein eigenes Stück Land erhalten, um dort selbstständig eine Familie gründen zu können. Dieses Ziel wurde jedoch nie erreicht.
Aus den in der Folge entstehenden Einrichtungen und Wirtschaftsbetrieben entwickelte sich die Diakonie Freistatt. Am Ort wohnten fast ausschließlich das Personal dieser Einrichtungen sowie die Zöglinge und Insassen.
1923 wurde das neue Gemeinwesen am Rande des Moores, in dem Menschen aus sozialen Randgruppen, ihre Betreuer und deren Familien wohnen konnten, aus der Gemeinde Wehrbleck ausgegliedert und zur selbständigen politischen „Landgemeinde Freistatt“ ernannt,[5] in der außer den genannten Gruppen überwiegend Landwirte lebten.
Aus den Bodelschwinghschen Anstalten ausscheidende Mitarbeiter konnten anfangs ihre Wohnung in Freistatt nicht behalten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es für Ruheständler möglich, in Freistatt wohnen zu bleiben, und seit 1965 können Mitarbeiter in Freistatt eigene Häuser bauen oder kaufen. 1999 wurden in dem Neubaugebiet Bäckerweide erstmals Grundstücke an Familien verkauft, die nicht zu den Mitarbeitern der Diakonie Freistatt gehören. Bis heute hat die politische Gemeinde Freistatt Probleme, als eigenständige Institution wahrgenommen zu werden. So schreibt etwa 2012 der CDU-Bundestagsabgeordnete Axel Knoerig im Auftrag der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag in einer postumen Laudatio aus Anlass des 75. Geburtstags des ehemaligen Abgeordneten Walter Link, der von 1968 bis 1978 als Diakon in Freistatt tätig war, dass dieser es als Bewohner der „Anstaltsgemeinde Freistatt, mit deren Ansehen es nicht zum Besten stand“, anfangs als Politiker schwer gehabt habe.[6]
Seit Anfang der 1990er Jahre wurde die konventionelle Landwirtschaft schrittweise eingeschränkt und auf die Bewirtschaftung im Rahmen des Naturschutzes umgestellt. 1995 wurde die Torfförderung eingestellt, das Freistätter Moor ist seit 1994 Naturschutzgebiet.
Die Deutsche Reichsbahn bzw. Deutsche Bundesbahn betrieb vom 1. Oktober 1923 bis zum 25. September 1966 einen Personenzugbetrieb auf dem westlichen Abschnitt der Bahnstrecke Nienburg–Diepholz.[7] Freistatt war (bei km 42,0) ein Haltepunkt auf dieser Strecke. Die Bedeutung der Strecke für den Personennahverkehr war die gesamte Betriebszeit hindurch eher gering: 1927 und 1963 wurden zwischen Sulingen und Diepholz vier Zugpaare eingesetzt. Als Fahrzeug wurden stets Uerdinger Schienenbusse eingesetzt. Nach der Schließung der Strecke für den Personenverkehr wurde die Strecke vorwiegend von Diesellok-bespannten Kesselwagen-Ganzzügen befahren, die das in der Region geförderte Erdöl und Erdölprodukte abtransportierten. Heute fahren auf der Strecke noch Öl- und Schwefel-Tankzüge der DB Cargo Deutschland.
Beim ehemaligen Torfwerk in Freistatt befinden sich Überreste einer Laderampe und verrottende Anschlussgleise der Feldbahn Freistatt. Die Bahn mit der Spurweite von 600 mm verband früher sämtliche Einrichtungen der Anstalt durch ein weit verzweigtes Schienennetz. Die noch vorhandene etwa fünf Kilometer lange Feldbahnstrecke verläuft wie vor über hundert Jahren entlang der Verbindungsstraße Freistatt – Heimstatt auf dem alten Moordamm.[8]
Mit drei Schmalspurdiesellokomotiven von Schöma findet vom Mai bis Oktober Museumbahnbetrieb statt. Eine weitere Lokomotive ist als Denkmal aufgestellt.[9]
Im Sinnesgarten existiert ein Rundkurs, der mit Fahrraddraisinen befahren werden kann.
Der Gemeinderat setzt sich aus 7 Ratsfrauen und Ratsherren zusammen. (Alle Unabhängige Wählergemeinschaft – UWG Freistatt). (Stand: Kommunalwahl am 12. September 2021).[10]
Seit 2006 ist Gero Enders ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Freistatt. Gemeindedirektor war von 1974 bis 2004 Armin Tiemann.
Bisherige Amtsinhaber:
In der Liste der Baudenkmale in Freistatt ist als einziges Baudenkmal aufgeführt:
Den Bürgern stehen ein Supermarkt, eine Arztpraxis, Gemeindebüro, Handwerksbetriebe und ein Minigolfplatz zur Verfügung. Ferner befinden sich ein Hochseilgarten und eine Sporthalle in der Gemeinde.
Seit 2010 bietet Freistatt vermehrt touristische Ausflugsziele: Auf der Gemeindeverbindungsstraße Freistatt–Heimstatt befindet sich ein Planetenweg, der auf ca. 5 km maßstabsgetreu die Entfernungen der einzelnen Planeten zur Sonne darstellt.[11]
Im Sinnesgarten, einem Spielgelände, gibt es neben einem Spielplatz unter anderem auch Wasserspiele, Tafeln mit Sinnestäuschungen und einen Barfußpfad.[12] Regelmäßig finden Veranstaltungen wie z. B. gemeinsames Brotbacken oder das „Feldbahn-Diplom“ statt. Diese Attraktionen sind durch Arbeitsqualifizierungsmaßnahmen entstanden und wurden u. a. durch die EU und das Land Niedersachsen gefördert.
Im Wietingsmoor an der Straße zum Ortsteil Heimstatt entstand eine Aussichtsstelle mit Parkplatz zu Vogelbeobachtung, da besonders dieser Bereich des Moores jedes Jahr von vielen Kranichen auf ihrem Zug zu einem Zwischenstopp genutzt wird.
Bürgerschaftliches Engagement gibt es bei der Freiwilligen Feuerwehr und in der Kirchengemeinde. Von 1968 bis 2016 existierte ein Sportverein (SV Freistatt).
Städte: Bassum | Diepholz | Sulingen | Syke | Twistringen. Flecken: Barenburg | Barnstorf | Bruchhausen-Vilsen | Lemförde | Siedenburg. Dörfliche Gemeinden: Affinghausen | Asendorf | Bahrenborstel | Barver | Borstel | Brockum | Dickel | Drebber | Drentwede | Ehrenburg | Eydelstedt | Freistatt | Hemsloh | Hüde | Kirchdorf | Lembruch | Maasen | Marl | Martfeld | Mellinghausen | Neuenkirchen | Quernheim | Rehden | Scholen | Schwaförden | Schwarme | Staffhorst | Stemshorn | Stuhr | Sudwalde | Varrel | Wagenfeld | Wehrbleck | Wetschen | Weyhe