Gau-Odernheim (bis 1896 Odernheim) ist eine rheinhessische Ortsgemeinde im Landkreis Alzey-Worms in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Alzey-Land an. Gau-Odernheim ist gemäß Landesplanung als Grundzentrum ausgewiesen.[2]
Wappen | Deutschlandkarte | |
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49.7847222222228.1941666666667148 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Alzey-Worms | |
Verbandsgemeinde: | Alzey-Land | |
Höhe: | 148 m ü. NHN | |
Fläche: | 18,27 km2 | |
Einwohner: | 3896 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 213 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 55239 | |
Vorwahl: | 06733 | |
Kfz-Kennzeichen: | AZ | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 31 032 | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Weinrufstraße 38 55232 Alzey | |
Website: | www.gau-odernheim.de | |
Ortsbürgermeister: | Heiner Illing (SPD) | |
Lage der Ortsgemeinde Gau-Odernheim im Landkreis Alzey-Worms | ||
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Im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit war Odernheim zunächst eine selbstständige, später eine verpfändete Reichsstadt im Heiligen Römischen Reich. Ein Umstand der in die Gestaltung des Ortswappens Eingang gefunden hat.
Die Ortschaft liegt an dem kleinen Fluss Selz, der sich hier am Petersberg entlangschlängelt. Die nächsten Städte sind Alzey (8 km südwestlich), mit den für den Ort zuständigen Verwaltungssitzen (Landkreis- und Verbandsgemeinde-Verwaltung) und Wörrstadt (12 km nördlich). Die Landeshauptstadt Mainz in 30 km Entfernung ist leicht über die Autobahn 63 zu erreichen. Als bedeutende Weinbaugemeinde liegt Gau-Odernheim im größten Weinbau treibenden Landkreis Deutschlands und mitten im Weinanbaugebiet Rheinhessen. Wegen der Nähe zum Rhein-Main-Gebiet ist die Ortschaft Zuzugsgemeinde und hat daher viele Neubaugebiete und Neubürger.
Ortskern Gau-Odernheim und der Ortsteil Gau-Köngernheim. Zum Ortsteil Gau-Odernheim gehören auch die Wohnplätze Felsenkeller, Haus Weinheimer und Westerschoß.[3]
Im Frühmittelalter bestand hier unter dem Namen Otternheim ein fränkisches Dorf und eine königlich-fränkische Domäne mit Burg. Die schriftliche Überlieferung setzt Mitte des 9. Jahrhunderts ein. Bis 1187 war das Dorf im Besitz der Bischöfe von Metz. Auf diese Zeit geht auch der Weinbau an den Südhängen des Petersbergs zurück. Ab dem 10. Jahrhundert bestand auf dem Petersberg die Kirche St. Peter. Von 1187 bis 1282 war der Ort im Besitz der Herren von Bolanden. Im Jahre 1268 wurde der Besitz der Herren von Bolanden zwischen dem Donnersberg und dem Rhein geteilt. Unter den Nachkommen brach später eine offene Fehde aus, einer der Beteiligten verlor hier sein Leben.
An der Stelle des Kampfes bei Ottenheim, wie Odernheim damals genannt wurde, an der Grenze des geteilten Landes, wurde ein Sühnekreuz aufgestellt. Später geriet das Ottenkreuz in Vergessenheit. Es war unter Erde, Büschen und Dornenhecken verschwunden, wurde lange Zeit gesucht und schließlich wieder freigelegt. Bis 2008 war es auf der rechten Seite der Straße von Gau-Odernheim nach Hillesheim zu besichtigen. Ein Duplikat mit Hinweisschild weist auf das sichergestellte Original hin.[4]
Nach mehrmaligen Versuchen das Ottenkreuz zu stehlen, wurde es 2008 durch die „Rentnerbande Gau-Odernheim“ sichergestellt und war von 2013 bis 2022 im linken Seitenteil der Aussegnungshalle des Friedhofs von Gau-Odernheim unter Schutz gestellt. Das Ottenkreuz hat nun im Außenbereich des Heimatmuseums „Am Alten Schloss“ des Geschichtsvereins Gau-Odernheim und Umgebung e.V. einen angemessenen Standort erhalten.
König Rudolf von Habsburg kaufte Odernheim 1282 von den Herren von Bolanden und verlieh dem Ort am 16. April 1286 reichsstädtische Freiheiten. 1315 wurde der Ort an Kurmainz und 1407 bleibend an Kurpfalz verpfändet. In der kurpfälzischen Zeit gehörte Odernheim als Amtsstädtchen bis 1797 zum Oberamt Alzey. Das Kloster Otterberg besaß im Ort ein Gut.[5]
Der für seine spätgotischen Kirchenmöbel bekannte Meister Erhart Falckener wohnte laut einer Werksignatur von 1510 in Odernheim. Es wird vermutet, dass er und seine Gesellen hier reichlich Arbeit gefunden hatten, weil am 1. August 1479 das ganze Dorf bis auf sechs Häuser niedergebrannt war.[6]
Seit 1521 hatten die Herren Sturmfeder von Oppenweiler die Ortsherrschaft über Odernheim, die ihnen aus dem Erbe des Eberhard Vetzer von Geispitzheim zugefallen war.[7] Am Ende des Alten Reichs war der Ort Bestandteil der Kurpfalz.[8]
Nach der Einnahme des linken Rheinufers durch französische Revolutionstruppen wurde die Region 1793 von Frankreich annektiert.
Verzögert durch die Koalitionskriege wurde die Annexion erst nach 1797 konsolidiert und Gau-Odernheim gehörte von 1798 bis 1814 zum Kanton Alzey im Departement Donnersberg. Gerichtlich war im Bereich des Kantons für die Zivilgerichtsbarkeit das Friedensgericht Alzey zuständig, für die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit im übrigen Notariate.[9]
Aufgrund von 1815 auf dem Wiener Kongress getroffenen Vereinbarungen und eines 1816 zwischen dem Großherzogtum Hessen, Österreich und Preußen geschlossenen Staatsvertrags kam Rheinhessen, und damit auch die Gemeinde Gau-Odernheim, zum Großherzogtum Hessen, das das neu erworbene Gebiet als Provinz Rheinhessen organisierte. Nach der Auflösung der Kantone in der Provinz kam der Ort 1835 zum neu errichteten Kreis Alzey, zu dem er bis 1969 gehörte.
Die Stadtbefestigung wurde zwischen 1826 und 1828 abgebrochen. Ein neuer jüdischer Friedhof wurde Richtung Bechtolsheim auf einer Anhöhe zum Petersberg 1848 angelegt.
Das für Gau-Odernheim zuständige Friedensgericht Alzey wurde 1879 aufgelöst und durch das Amtsgericht Alzey ersetzt.[10]
Während des Baus der Bahnstrecke Bodenheim–Alzey wurde Odernheim 1896 in Gau-Odernheim umbenannt, um Verwechslungen mit Odernheim am Glan zu vermeiden. Gleichzeitig wurde Köngernheim in Gau-Köngernheim umbenannt.[11]
Gau-Odernheim gehörte zu den Keimzellen des Nationalsozialismus in Rheinhessen. 1938 rühmte sich die Gemeinde, „der erste Ort in Rheinhessen gewesen zu sein, in dem die Idee Adolf Hitlers bereits in den Jahren 1923 und 1924 Fuß gefaßt hatte und von wo aus sie weitergetragen wurde in die nähere und weitere Umgebung“. Bereits ein halbes Jahr vor der „Machtergreifung“ verlieh die Gemeinde am 25. Mai 1932 die Ehrenbürgerrechte an Adolf Hitler.[12][13] Nach 1945 gab es immer wieder Diskussionen um die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft, da nach dem Krieg eine Direktive des Alliierten Kontrollrates für Kriegsverbrecher galt, aber umstritten war, ob dies auch für Hitler zutrifft, da dieser ja nach seinem Selbstmord nie rechtskräftig verurteilt werden konnte. Laut Satzung erlischt die Ehrenbürgerschaft automatisch mit dem Tod. Der Gemeinderat hat am 1. August 2007 dann aber nochmals offiziell und einstimmig die Ehrenbürgerschaft aberkannt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte die Gemeinde zur französischen Besatzungszone und wurde 1946 Teil des neu gebildeten Landes Rheinland-Pfalz.
Seit dem 7. Juni 1969 gehört der Ortsteil Gau-Köngernheim zur Ortsgemeinde.[14]
Der Gemeinderat in Gau-Odernheim besteht aus 20 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.
Die Sitzverteilung im Gemeinderat:
Wahl | SPD | CDU | FWG | Gesamt |
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2019[15] | 11 | 4 | 5 | 20 Sitze |
2014[16] | 12 | 4 | 4 | 20 Sitze |
2009 | 12 | – | 8 | 20 Sitze |
2004 | 11 | 4 | 5 | 20 Sitze |
Die Partnerschaft mit Pulnoy bei Nancy im französischen Département Meurthe-et-Moselle wurde am 12. Juli 1982 offiziell besiegelt, die freundschaftlichen Verbindungen bestehen bereits seit 1980.
Banner, Wappen und Hissflagge | |
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Blasonierung: „In Gold (Gelb) ein rot gekrönter Königskopf mit langem silbernen (weißen) Haar, an den Schultern angesetzt zwei schwarze Adlerflügel.“[22] | |
Wappenbegründung: Das vom rheinland-pfälzischen Innenministerium 1961 verliehene Wappen ist vom ersten Siegel nach Verleihung der Reichsfreiheit aus dem Jahre 1286 abgeleitet, welches bereits den geflügelten Königskopf zeigte. |
Flagge und Banner sind im Verhältnis 1:4:1 gelb-rot-gelb quer- bzw. längsgestreift mit dem aufgelegten Wappen in bzw. oberhalb der Mitte.[23]
In den Weinbergen am Gau-Odernheimer Lieberg findet man die größte Ansammlung von Wildtulpen nördlich der Alpen. Zur Blüte Ende April/Anfang Mai veranstaltet die örtliche Naturschutzgruppe Gau-Odernheim e. V. jedes Jahr das Wildtulpen-Blütenfest auf ihrem Natur-Erlebnis-Platz (Nähe TSV-Gelände).[24]
Die Gemeinde ist hauptsächlich vom Weinbau und der Landwirtschaft geprägt. Darüber hinaus befindet sich am Ort ein Autohändler, vier Lebensmittelmärkte und zwei Metzgereien. Eine dieser beiden Metzgereien wurde im Jahr 2004 vom Magazin Der Feinschmecker zum Besten Metzger 2004 ausgezeichnet. 2006 wurde die Fleischwurst der gleichen Metzgerei von der Zentrag zu einer der vier besten Fleischwürste in ganz Deutschland gekürt.
Die A 63 ist über die Anschlussstelle Biebelnheim nach etwa 4,5 km zu erreichen, während die Anschlussstelle Alzey der A 61 6 km entfernt ist. Die A 63 verbindet Gau-Odernheim mit Mainz und Kaiserslautern. Ludwigshafen am Rhein und die Metropolregion Rhein-Neckar sind über die A 61 zu erreichen. Nach Norden ist die A 61 eine Verbindung nach Koblenz, Mönchengladbach und bis in die Niederlande.
Gau-Odernheim liegt an der ehemaligen Bahnstrecke Bodenheim–Alzey („Amiche“), auf der jedoch seit 1985 kein Personen- und seit 1995 kein Güterverkehr mehr stattfindet. Außerdem endete hier die 1992 eingestellte Stichstrecke von Osthofen. Heute halten alle Busse im Ort, die von Mainz oder Worms nach Alzey fahren. Auf einer ehemaligen Gleisstrecke im Gau-Odernheimer Gebiet wurde im Jahr 2005 eine Ortsentlastungsstraße gebaut.
Im lokalen Dialekt heißt Gau-Odernheim „Orem“[30], mit lang gezogenem „O“ und nicht betontem „E“.
Albig | Bechenheim | Bechtolsheim | Bermersheim vor der Höhe | Biebelnheim | Bornheim | Dintesheim | Eppelsheim | Erbes-Büdesheim | Esselborn | Flomborn | Flonheim | Framersheim | Freimersheim | Gau-Heppenheim | Gau-Odernheim | Kettenheim | Lonsheim | Mauchenheim | Nack | Nieder-Wiesen | Ober-Flörsheim | Offenheim | Wahlheim
Albig | Alsheim | Alzey | Armsheim | Bechenheim | Bechtheim | Bechtolsheim | Bermersheim | Bermersheim vor der Höhe | Biebelnheim | Bornheim | Dintesheim | Dittelsheim-Heßloch | Eckelsheim | Eich | Ensheim | Eppelsheim | Erbes-Büdesheim | Esselborn | Flomborn | Flonheim | Flörsheim-Dalsheim | Framersheim | Freimersheim | Frettenheim | Gabsheim | Gau-Bickelheim | Gau-Heppenheim | Gau-Odernheim | Gau-Weinheim | Gimbsheim | Gumbsheim | Gundersheim | Gundheim | Hamm am Rhein | Hangen-Weisheim | Hochborn | Hohen-Sülzen | Kettenheim | Lonsheim | Mauchenheim | Mettenheim | Mölsheim | Monsheim | Monzernheim | Mörstadt | Nack | Nieder-Wiesen | Ober-Flörsheim | Offenheim | Offstein | Osthofen | Partenheim | Saulheim | Schornsheim | Siefersheim | Spiesheim | Stein-Bockenheim | Sulzheim | Udenheim | Vendersheim | Wachenheim | Wahlheim | Wallertheim | Wendelsheim | Westhofen | Wöllstein | Wonsheim | Wörrstadt