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Bad Bramstedt (bis 1910 Bramstedt) ist eine Kleinstadt im Kreis Segeberg. Bad Bramstedt ist als Moorheilbad staatlich anerkannt[2] und liegt in der Mitte des Holsteiner Auenlandes im südlichen Schleswig-Holstein.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Schleswig-Holstein
Kreis: Segeberg
Höhe: 9 m ü. NHN
Fläche: 24,14 km2
Einwohner: 15.149 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 628 Einwohner je km2
Postleitzahl: 24576
Vorwahl: 04192
Kfz-Kennzeichen: SE
Gemeindeschlüssel: 01 0 60 004
Adresse der
Stadtverwaltung:
Bleeck 17/19
24576 Bad Bramstedt
Website: www.bad-bramstedt.de
Bürgermeisterin: Verena Jeske (parteilos)
Lage der Stadt Bad Bramstedt im Kreis Segeberg
KarteTangstedt
Karte

Geographie



Lage und Geologie


Bad Bramstedt liegt 49 Kilometer südwestlich von Kiel, 54 Kilometer westlich von Lübeck und 42 Kilometer nördlich von Hamburg am historischen Ochsenweg. Durch den Ort führte die Altona-Kieler Chaussee. Diese etwa 94 Kilometer lange Landstraße wurde zwischen 1830 und 1832 erbaut. Im Ort entsteht aus dem Zusammenfluss von Osterau und Hudau die Bramau.


Nachbarstädte


Kellinghusen
12 km
Neumünster
17 km
Plön
43 km
Itzehoe
24 km
Bad Segeberg
26 km
Elmshorn
23 km
Quickborn
21 km
Bad Oldesloe
31 km

Geschichte


Steinerner Roland in Bad Bramstedt (seit 1693)
Steinerner Roland in Bad Bramstedt (seit 1693)

Anfänge


Der Ort soll im 3. bis 6. Jahrhundert entstanden sein. Seine Benennung deutet auf einen „Ort des Ginsters“. Doch erst 1274 fand das kleine Dorf erstmals urkundlich Erwähnung. Im Jahr 1533 wurde erstmals ein hölzerner Roland für Bramstedt erwähnt. 1681 wurde der Gesundbrunnen des Ortes entdeckt. Der heutige steinerne Roland von Bramstedt wurde 1693 aufgestellt, 1813/14 stürzte er vom Sockel. Es folgte eine Renovierung und Wiederaufstellung der Statue im Jahr 1827. Die Solequelle des Ortes wurde seit 1879 vom Bäderbetrieb Heesch vermarktet.[3]

1910 erhielt Bramstedt das Stadtrecht sowie den Namenszusatz „Bad“. Die Umbenennung soll auch zustande gekommen sein, um eine Verwechslung mit dem sechzehn Kilometer südwestlich gelegenen Barmstedt, insbesondere hinsichtlich des Postversands, zu vermeiden.[4][5] Ein Jahr später wurde ein zweites Solbad angelegt.[6] 1919 pachtete der jüdische Kaufmann Oskar Alexander den Kurbetrieb. 1929/30 wurde das Neue Kurhaus errichtet, dessen Pächter und Direktor ebenfalls Oskar Alexander war.[7]


Zeit des Nationalsozialismus


1942 kam Oskar Alexander im Konzentrationslager Oranienburg ums Leben.[8][9]

Zum Kriegsende wurden KZ-Häftlinge des KZ Fuhlsbüttel auf Todesmärsche zum Arbeitserziehungslager Nordmark bei Kiel geschickt. Kiel lag weiter von der Frontlinie entfernt und eine Anzahl Hamburger KZ-Häftlinge wurde auf diese Weise durch die Nazis vor den herannahenden Alliierten verborgen. Die tagelangen Märsche, die viele der KZ-Häftlinge nicht überlebten, führten über die Bundesstraße 4, die damals als Reichstraße 4 noch durchgehend bis Kiel verlief. Am 13. April 1945 wurde der KZ-Häftling Hamid Chamido aus der Sowjetunion von einem SS-Mann bei den Mergelkuhlen an der Reichsstraße 4 beim Bissenmoor erschossen. Der Tote wurde noch am selben Tag auf dem Bad Bramstedter Friedhof beerdigt. In der Sterbeurkunde wurde „auf der Flucht erschossen“ notiert. An den ehemaligen Mergelkuhlen, die heute als Angelteiche dienen, wurde 2017 eine Tafel zur Erinnerung an die KZ-Häftlinge enthüllt.[10][11]

Während der Schlacht um Berlin, unmittelbar nach dem letzten Geburtstag Hitlers am 20. April 1945, kamen vorbereitete Evakuierungsmaßnahmen der Reichsregierung und des Sicherheitsapparats zur Ausführung.[12] Alle Reichsminister sollten sich im fünfzig Kilometer nordöstlich von Bad Bramstedt gelegenen Eutin sammeln, da der Raum Eutin-Plön zu dieser Zeit noch kampffrei war.[13][14] Am 2. Mai trafen sich in einem Waldstück zwischen Bad Segeberg und Bad Bramstedt der SS-Reichsführer Heinrich Himmler und Reichsminister Albert Speer. Im Anschluss an dieses Treffen ließ sich Himmler über die Bundesstraße 206 nach Bad Bramstedt fahren, wo sich dieser von Wehrmachtsoffizieren über die militärische Lage informieren ließ.[15] Am selben Tag flüchtete Hitlers Nachfolger Karl Dönitz mit der letzten Reichsregierung über die Rattenlinie Nord nach Flensburg-Mürwik und erteilte den Befehl, die Truppen aus Hamburg abzuziehen. General Blumentritt vereinbarte mit den Briten eine Rückzugslinie vierzig Kilometer nordwestlich von Hamburg.[16] Am 3. Mai 1945 begleitete der Hamburger Kampfkommandant Alwin Wolz die von Hans Georg von Friedeburg geleitete deutsche Delegation zum britischen Hauptquartier bei Lüneburg. Dort unterschrieb er die Bedingungen zur Übergabe von Hamburg. Noch am Nachmittag des 3. Mai 1945 marschierten die britischen Soldaten in Hamburg[17] sowie den angrenzenden Gebieten ein. Am 4. Mai 1945 unterschrieb Hans-Georg von Friedeburg bei Lüneburg im Auftrag von Dönitz die Teilkapitulation der Wehrmacht für Nordwestdeutschland, Dänemark und die Niederlande.[18] Der Zweite Weltkrieg endete letztlich mit der Bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai. Doch erst am 12. Juni 1945 wurden die Mitglieder der letzten Reichsregierung von den Briten im Sonderbereich Mürwik verhaftet, nachdem sie am 9. Juni 1945 vom Alliierten Kontrollrat für abgesetzt erklärt worden war.


Nach dem Zweiten Weltkrieg


1965 wurde die Rolandsstatue in Itzehoe restauriert. Das Bramstedter Schloss wurde 1964–1969 von der Stadt übernommen. 1998 wurden die Stadtwerke des Ortes gegründet.[19]


Politik


Aus Bad Bramstedt kamen seit der Bundestagswahl 2005 die Abgeordneten des Deutschen Bundestages Jürgen Koppelin (FDP) und Rolf Koschorrek (CDU). Die Bürgermeisterin ist Verena Jeske (parteilos).


Stadtverordnetenversammlung


Von den 26 Sitzen in der Stadtverordnetenversammlung hat die CDU seit der Kommunalwahl 2018 9 Sitze, die SPD hat sieben Sitze, die FDP 5 und die Grünen haben 5 Sitze. Bürgervorsteherin ist Annegret Mißfeldt (CDU).[20]


Wappen


Blasonierung: „In Blau ein silberner römischer Krieger mit goldenem Helm, goldenem Panzer und goldener Fußbekleidung und einer roten Schärpe von der linken Schulter zur rechten Hüfte, in der seitlich ausgestreckten rechten Hand ein aufgerichtetes, bloßes silbernes römisches Schwert haltend, während sich die linke auf einen holsteinischen Wappenschild stützt (in Rot ein silbernes Nesselblatt).“[21]

Der Krieger stellt den Bramstedter Roland, das Wahrzeichen der Stadt, dar.


Städtepartnerschaften


Es besteht eine Städtepartnerschaft mit Drawsko Pomorskie (deutsch: Dramburg) in Westpommern/Polen. Diese ging aus einer Vertriebenen-Patenschaft hervor.


Wirtschaft und Infrastruktur


Brücke über die Hudau
Brücke über die Hudau

Es gibt in Bad Bramstedt eine Rheumaklinik (Klinikum Bad Bramstedt) und eine Psychosomatische Klinik (Schön Klinik). Die Klinikareale sind von weitläufigen und frei betretbaren Parkanlagen umgeben.

Das Gewerbegebiet im Norden der Stadt umfasst mehrere große und kleine Betriebe. 2018 sollte zudem ein Gewerbegebiet Süd erschlossen werden. Neben dem Gewerbegebiet sind dazu viele Einzelhändler, Handwerksunternehmen und Finanzdienstleister in der Stadt vertreten. Die Stadt ist Unternehmenssitz von Bauxpert.

Das Stadtbild wird durch Hotels und Restaurants geprägt. Zurückzuführen ist dies auf den Schwerpunkt der Tourismusbranche in dem Luftkurort.


Verkehr


Bis Bad Bramstedt verläuft die Bundesstraße 4. Im Rahmen einer neugebauten Umgehung der Bundesstraße 206 (Bad Segeberg-Itzehoe) wurden zahlreiche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung bzw. Verlagerung umgesetzt. Der zentrale Marktplatz „Bleeck“ konnte dadurch verkehrsberuhigt umgestaltet werden.

Die Stadt besitzt zwei Bahnhöfe (Bad Bramstedt „Kurhaus“, Bad Bramstedt) und ist über die Bahnstrecke Hamburg-Altona–Kaltenkirchen–Neumünster der Eisenbahngesellschaft AKN mit den Städten Hamburg und Neumünster verbunden. Bad Bramstedt ist etwa fünf Kilometer von der nächsten Auffahrt zur Bundesautobahn 7 entfernt.

Die Metropolregion Hamburg plant aktuell einen Radschnellweg, der von Bad Bramstedt bis in die Hansestadt Hamburg führen soll.[22]


Kultur und Sehenswürdigkeiten


In der Liste der Kulturdenkmale in Bad Bramstedt stehen die in der Denkmalliste des Landes Schleswig-Holstein eingetragenen Kulturdenkmale.


Kirchen


Im Zentrum des Ortes steht die Maria-Magdalenen-Kirche der Ev.-Luth. Kirchengemeinde, eine Hallenkirche aus rotem Backstein. Das Kirchspiel wurde erstmals 1316 urkundlich erwähnt anlässlich einer Landesteilung zwischen den holsteinischen Grafen. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde die Kirche in Kreuzform errichtet. 1635/36 wurde der Turm neu errichtet. 1647/48 wurden Schäden durch Sturm und Blitzschlag repariert. Im 17. bis 19. Jahrhundert fanden diverse Umgestaltungen statt: Schließung der Südportale, Einbau neugotischer Fenster, Anbau des östlichen Vorhauses. Die Kirche ist frei zu besichtigen.


Torhaus


Das Torhaus am Markt ist das letzte vorhandene Gebäude des ehemaligen Guts Bramstedt, das gelegentlich auch als Bramstedter Schloss bezeichnet wurde. Das backsteinerne Torhaus stammt aus dem 17. Jahrhundert, im Inneren befinden sich ein barockes Treppenhaus sowie zahlreiche Stuckaturen. Das Gebäude dient heute öffentlichen Zwecken.


Sport


Da Bad Bramstedt von zahlreichen Auen durchzogen ist, bietet es ein interessantes Revier für Kanufahrer, für die es zahlreiche Bootsverleihe gibt. Außerdem gibt es in Bad Bramstedt zwei Golfplätze, ein Freibad, einen Tennisplatz und den Sportverein Bramstedter Turnerschaft.

Bad Bramstedt besitzt ein gut ausgebautes Fahrradwandernetz mit über 69 Kilometer Streckenführung.


Bildung


Eine der drei Grundschulen Bad Bramstedts
Eine der drei Grundschulen Bad Bramstedts

In Bad Bramstedt sind drei Grundschulen, ein Gymnasium (die Jürgen-Fuhlendorf-Schule), eine Gemeinschaftsschule (die Gemeinschaftsschule Auenland), eine Förderschule (die Bramauschule) und ein Heilpädagogisches Kinderheim mit integrierter Förderschule angesiedelt. Hinzu kommt eine Stadtbücherei und die Volkshochschule.


Persönlichkeiten



In Bad Bramstedt geboren



Mit Bad Bramstedt verbunden



Sonstiges


BP 24 „Bad Bramstedt“ beim Seestadtfest in Bremerhaven, Mai 2018
BP 24 „Bad Bramstedt“ beim Seestadtfest in Bremerhaven, Mai 2018

In Bad Bramstedt ist der Sitz einer regionalen Bundespolizeidirektion, zuständig für die Bundesländer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Nördlich der Stadt betreibt die Bundespolizei ihre größte Hubschrauberstaffel (Bundespolizeifliegerstaffel Fuhlendorf). Ferner ist „Bad Bramstedt“ auch der Name des Schiffes der Bundespolizei mit der Rumpfnummer BP 24. Das Schiff ist in Cuxhaven stationiert und fährt Seestreife in der Nordsee. Das Schiff und die Stadt sind durch eine Patenschaft verbunden.


Literatur




Commons: Bad Bramstedt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Bad Bramstedt – Reiseführer

Einzelnachweise


  1. Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2021 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Bäderkalender online
  3. Die Zeitleiste von Bad Bramstedt, abgerufen am: 8. Juli 2017
  4. Die Zeitleiste von Bad Bramstedt, abgerufen am: 8. Juli 2017
  5. Kieler Nachrichten: Dreifach-Jubiläum in der Stadt, vom: 27. Juli 2009; abgerufen am: 8. Juli 2017
  6. Die Zeitleiste von Bad Bramstedt, abgerufen am: 8. Juli 2017
  7. Die Zeitleiste von Bad Bramstedt, abgerufen am: 8. Juli 2017
  8. Die Zeitleiste von Bad Bramstedt, abgerufen am: 8. Juli 2017
  9. über Oskar Alexander, Holocaust-Opfer
  10. Kieler Nachrichten: Bad Bramstedt. Die Erinnerung braucht noch Zeit, vom: 12. August 2016; abgerufen am: 9. Juli 2017
  11. Kieler Nachrichten: Bad Bramstedt Infotafeln an der Chaussee enthüllt, vom: 15. Juni 2017; abgerufen am: 9. Juli 2017
  12. Stephan Link: „Rattenlinie Nord“. Kriegsverbrecher in Flensburg und Umgebung im Mai 1945. In: Gerhard Paul, Broder Schwensen (Hrsg.): Mai ’45. Kriegsende in Flensburg. Flensburg 2015, S. 20 f.
  13. Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. München 2005, S. 620.
  14. Lübecker Nachrichten LN suchen Zeitzeugen Vor 70 Jahren ging der Zweite Weltkrieg zu Ende, vom: 14. Februar 2015; abgerufen am: 7. Juli 2017
  15. Hamburger Abendblatt: Das Kriegsende im Kreis Segeberg, vom: 7. Mai 2005; abgerufen am: 8. Juli 2017
  16. Hamburger Abendblatt: Das Kriegsende im Kreis Segeberg, vom: 7. Mai 2005; abgerufen am: 8. Juli 2017
  17. Bürgerbrief. Mitteilungen des Bürgervereins Lüneburg e.V. Nummer 75, vom: Mai 2015; Seite 11 f.; abgerufen am: 1. Mai 2017
  18. Die Kapitulation auf dem Timeloberg (Memento des Originals vom 4. November 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.volksbund.de (PDF, 16. S.; 455 kB)
  19. Die Zeitleiste von Bad Bramstedt, abgerufen am: 8. Juli 2017
  20. Bekanntmachung des Gemeindewahlergebnisses in der Stadt Bad Bramstedt
  21. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
  22. Radschnellweg Bad Bramstedt Hamburg Metropolregion. Abgerufen am 21. Oktober 2022.

На других языках


- [de] Bad Bramstedt

[en] Bad Bramstedt

Bad Bramstedt (German: [baːt ˈbʁaːmʃtɛt] (listen)) is a municipality in the district of Segeberg, in Schleswig-Holstein, Germany. It is situated approximately 40 km north of Hamburg. It is famous for its statue of Roland and its rheumatism clinic.

[ru] Бад-Брамштедт

Бад-Брамштедт (нем. Bad Bramstedt) — город в Германии, курорт, расположен в земле Шлезвиг-Гольштейн.



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