Hottendorf, ein Straßendorf mit Kirche,[2] liegt neun Kilometer östlich von Gardelegen in der Altmark am Laugebach und an der B 188, unmittelbar an der Colbitz-Letzlinger Heide.[3]
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung von Hottendorf stammt aus dem Jahre 1340 als Hoddendorp, als Otto, Erzbischof zu Magdeburg, das Dorf dem Kloster Neuendorf schenkte.[4] Im Jahre 1457 wurde ein wüstes Dorf hoddendorpe genannt. Weitere Nennungen sind 1573 Hoddendorff, 1686 Holdendorff und Hoddendorff.[2] Wilhelm Zahn schreibt 1909: „Das alte Dorf besaß auch eine Kirche, deren Trümmer sich erhalten haben.“[5]
Im Jahr 1750 wird die wüste Feldmark sechs französischen und zwei württembergischen reformierten Familien überlassen, die ein Kolonistendorf gründeten. Im Jahre 1804 wird es bereits Hottendorf genannt, Bratring[6] schreibt: eigentlich Hugonottendorf. Zahn meint dazu: „Da der Name des alten Dorfes, nach dem sich eine reiche in Gardelegen und Stendal im Mittelalter ansässige Familie genannt hatte, in Vergessenheit geraten war, glaubte man den Namen nun auf die reformierten Kolonisten zurückzuführen müssen.“[5]
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges im April 1945 wurden zehn unbekannte polnische und französische KZ-Häftlinge auf dem Ortsfriedhof begraben, die bei einem Todesmarsch aus dem Außenlager Langenstein-Zwieberge des KZ Buchenwald von SS-Mannschaften ermordet wurden.
Ein örtliches Unternehmen wollte im Jahre 2018 eine Windkraftanlage für eine autarke Energieversorgung seines Kiessandtagebaus errichten. Aufgrund gesetzlicher Regelungen wurde dazu im Dezember 2018 eine Bürgerumfrage durchgeführt, in der sich die Mehrheit der teilnehmenden wahlberechtigten Bürger gegen die Anlage entschied.[7] Ein weiterer Antrag wurde Ende 2021 eingereicht.[8]
Eingemeindungen
Seit dem 30. September 1928 gehört die ehemalige Exklave Luthäne zu Hottendorf, die vorher zum Gutsbezirk Lindstedt gehörte.[9]
Am 1. Juli 1994 wurde Hottendorf aus dem Landkreis Gardelegen in den Altmarkkreis Salzwedel umgegliedert.[10] Am 1. Januar 2011 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde mit dem zugehörigen Wohnplatz Luthäne zusammen mit 17 weiteren Gemeinden per Landesgesetz in die Hansestadt Gardelegen eingemeindet.[11][12]
Später wurde ein Ortschaftsrat mit drei Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.[13]
Die heutige evangelische Kirchengemeinde gehörte ursprünglich zur kombinierten Pfarrei Hottendorf, die zur Pfarrei Trüstedt gehörte.[16] Im Jahre 2000 kam die Gemeinde zum neu gebildeten Kirchspiel Kloster Neuendorf,[2] das heute betreut wird vom Pfarrbereich Kloster Neuendorf im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[17]
Im Jahre 1750 war mit der Kolonie eine reformierte Kirchengemeinde entstanden. Ab 1708 wurde sie als Filia der Mutterkirche Trüstedt zugeordnet.[18] Die Predigerstelle in Trüstedt war 1702 französisch-reformiert, später deutsch-reformiert, ab 1827 uniert.[19] Historische Überlieferungen in Kirchenbüchern für Hottendorf selbst entstanden erst 1891, davor sind Angaben in den Büchern von Trüstedt zu finden.[20]
Politik
Ortsbürgermeister
Ortsbürgermeister für die Ortschaft Hottendorf ist Fred Odewald.[13]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die evangelische Dorfkirche in Hottendorf ist ein neugotischer Backsteinbau aus den Jahren 1886/87.[21]
Der Friedhof des Dorfes befindet sich am westlichen Ortsausgang.
Auf dem Friedhof befinden sich zwei Blöcke mit Gräbern von 10 ermordeten unbekannten polnischen und französische Häftlingen aus einem Konzentrationslager.[22]
→ Hauptartikel: Liste der Kulturdenkmale Gardelegen
Wirtschaft
Im Ort gibt es eine Milchviehanlage, einen Landwirtschaftsbetrieb und in der Nähe ein Beton- und Kieswerk.
Südlich von Hottendorf liegt der „Munitionslager- und Zerlegebetrieb Hottendorf“ (auch MLZB Hottendorf), der eine Außenstelle des Kampfmittelbeseitigungsdienstes von Sachsen-Anhalt ist. Dort wurden mit modernen Anlagen Tausende von Tonnen an Kampfmitteln vernichtet.[23][24][25]
Weblinks
Hansestadt Gardelegen:Hottendorf.In:gardelegen.de.Abgerufen am 5.März 2022
Hottendorf im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Literatur
Peter P. Rohrlach:Historisches Ortslexikon für die Altmark (=Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S.999–1001, doi:10.35998/9783830522355.
Wilhelm Zahn:Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.202 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen& Constanze Gliege).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes:Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W.Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.406–407, 34. Hottendorf (Online bei google books).
Einzelnachweise
Elke Weisbach:Es sind mehr gekommen, um zu bleiben. In: Gardelegener Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger. 19.Januar 2022, DNB1047268027, S.15.
Peter P. Rohrlach:Historisches Ortslexikon für die Altmark (=Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S.999–1001, doi:10.35998/9783830522355.
Adolph Friedrich Riedel:Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band22. Berlin 1862, S.389 (Digitalisat).
Wilhelm Zahn:Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band43. Hendel, Halle a.S. 1909, S.88–89 (uni-jena.de).
Elke Weisbach:Bleibt es im Gardelegener Ortsteil Hottendorf beim Nein? In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Gardelegen. 29.Dezember 2021 (volksstimme.de[abgerufen am 5.März 2022]).
Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.):Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID3766-7, S.200f.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S.358.
Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Altmarkkreis Salzwedel (GemNeuglG SAW) vom 8. Juli 2010. 8.Juli 2010, GVBl. LSA 2010, 410, § 3, § 4 (sachsen-anhalt.de[abgerufen am 28.Februar 2022]).
Wilhelm Zahn:Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.202 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen& Constanze Gliege).
Einwohnerentwicklung 2012 in den Ortsteilen. In: Volksstimme Magdeburg. 1.Mai 2013 (volksstimme.de[abgerufen am 20.Februar 2022]).
Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID551010-7, S.63 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
Lieselott Enders:Die Altmark. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft in der Frühneuzeit (Ende des 15. bis Anfang des 19. Jahrhunderts). In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band56. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-1504-3, S.1199, doi:10.35998/9783830529965 (eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen e.V. (Hrsg.):Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen (=Series Pastorum. Band10). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02142-0, S.672.
Ernst Machholz:Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID504809-6, S.7 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
Thomas Hartwig:Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S.196.
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