Bassersdorf (im einheimischen Dialekt: [ˈbɑsərʃˌtoːrfː][5] Basserschdoorff[6] oder kurz Basi [ˈbɑz̥i]) ist eine politische Gemeinde im Bezirk Bülach, im Unterland des Kantons Zürich in der Schweiz.
Bassersdorf | |
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Staat: | Schweiz![]() |
Kanton: | Kanton Zürich![]() |
Bezirk: | Bülachw |
BFS-Nr.: | 0052i1f3f4 |
Postleitzahl: | 8303 |
UN/LOCODE: | CH BSF |
Koordinaten: | 689755 / 25540747.4433318.62861460 |
Höhe: | 460 m ü. M. |
Höhenbereich: | 442–556 m ü. M.[1] |
Fläche: | 9,03 km²[2] |
Einwohner: | i11'924 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 1320 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 25,2 % (31. Dezember 2020)[4] |
Gemeindepräsident: | Christian Pfaller (SVP) |
Website: | www.bassersdorf.ch |
![]() Bassersdorf | |
Lage der Gemeinde | |
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Der Ort befindet sich zwischen den Städten Zürich (Entfernung etwa 5 km) und Winterthur (Entfernung etwa 7 km) und gelangte darum in der Zeit der Aufklärung als Transit-Dorf zwischen Zürich und Winterthur zu Wohlstand. Heute arbeitet ein Grossteil der Bevölkerung in der Stadt Zürich oder dem nahen Flughafen Zürich.
Bevölkerungsentwicklung | |
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Jahr | Einwohner |
2021 | 12000 |
2017 | 11 593 |
2012 | 11 229 |
2010 | 11 052 |
2009 | 10 743 |
2007 | 10 470 |
2000 | 7 515 |
1970 | 5 590 |
1950 | 2 143 |
1900 | 1 092 |
1850 | 959 |
1836 | 825 |
1710 | 718 |
1634 | 310 |
Neben den zwei grossen Landeskirchen, der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Breite und der Römisch-katholischen Kirchgemeinde Bassersdorf-Kloten-Nürensdorf, findet sich in Bassersdorf auch freikirchliche Gemeinden, wie die GvC Chile Basi (Gemeinde von Christen). Die Evangelisch-methodistische Kirchgemeinschaft Bassersdorf baute 1908 für ihre Gläubigen eine Kapelle hinter der Post in Bassersdorf. In der ehemaligen Methodistenkapelle wurde 2003 nach dem Verkauf ein Beratungs- und Stylingstudio eröffnet. Die GvC war zu diesem Zeitpunkt Mieterin des Andachtsraumes.[8] Im Jahr 2006 ist die GvC wegen Platzmangels von der ehemaligen Methodistenkapelle in den Freihof umgezogen.[9]
Bassersdorf gilt als eher konservativ wählende Stadt mit entsprechend bürgerlicher Mehrheit. Bei den Nationalratswahlen 2019 betrugen die Wähleranteile in Bassersdorf: SVP 32,9 %, SP 17,3 %, FDP 13,6 %, glp 12,3 %, Grüne 9,0 %, CVP 4,2 %, EVP 3,4 %, EDU 2,7 %, BDP 2,4 %.[10]
Gemeindepräsident ist seit 2022 Christian Pfaller (SVP).[11]
Die Wirtschaft von Bassersdorf ist auf den Flughafen und vom Flughafen abhängige Sektoren ausgerichtet. In Bassersdorf ist zudem die auf Messtechnik spezialisierte Rotronic AG beheimatet.
Von Bassersdorf, an der Bahnstrecke Zürich–Winterthur gelegen, können der Flughafen Zürich, Zürich und Winterthur sehr gut erreicht werden, entweder mit einer der zwei S-Bahnlinien (S7, S24) oder über das Strassennetz. 2013 wurden in Bassersdorf flächendeckend Tempo-30-Zonen eingeführt.[12]
Auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde sind Mauern zweier römischer Gutshöfe gefunden worden, deren Gründung aufgrund von Keramikresten ins 1. Jahrhundert n. Chr. datiert wird: Der eine im Dorfkern anlässlich Renovationsarbeiten an der reformierten Kirche im Jahre 1963, der andere bereits im 19. Jahrhundert auf einem nördlich des Dorfs gelegenen Hügel.[13]
Der Name Bassersdorf deutet auf alemannischen Ursprung im 8. bis 9. Jahrhundert hin. In den Traditionsnotizen des Stiftes Einsiedeln aus dem 10. bis 14. Jahrhundert findet sich ein kurzer Vermerk, wonach der Mönch Eberhard dem Kloster seinen Hof zu Basselstorff vermachte. Eine entsprechende Urkunde ist nicht mehr auffindbar. Doch in einer gesiegelten Schenkungsurkunde des Edlen Gerung an das Kloster St. Martin auf dem Zürichberg vom 15. November 1155 ist Bassersdorf erstmals erwähnt. 1277 verkaufte das Kloster Rüti die Mühle in Bassersdorf an das Kloster St. Blasien. Die Habsburger, dann die Grafen von Toggenburg waren Inhaber der Herrschaft und des Blutgerichts. Diese gingen dann an Zürich über, das bis 1798 ihre Herrschaftsrechte durch die Landvogtei Kyburg ausüben liess. Dann trat Bassersdorf, das nicht eben viel von sich reden machte, einen Augenblick aus der Namenlosigkeit: 1798 wurde Bassersdorf Hauptort eines Distrikts, der aber bald im Bezirk Bülach aufging. Daran erinnert, dass Bassersdorf heute Sitz eines Notariates ist.
Bassersdorf, ziemlich genau in der geographischen Mitte des Kantons Zürich gelegen, wurde seit je von Westen nach Osten wie von Norden nach Süden stark vom Verkehr tangiert (Verbindungen Winterthur – Zürich und Unterland – Oberland). Nach dem Bau der neuen Landstrasse Zürich – Tagelswangen – Kemptthal – Winterthur, 1841 bis 1845, beklagten Handwerker und Wirtsleute grosse finanzielle Einbussen, da die Fuhrleute nun den alten Weg über Bassersdorf und die mühsame Steig, die meist nur mit Vorspann bewältigt werden konnte, kaum mehr benützten. Die Einwohnerzahl sank, doch die verlockende Aussicht auf eine Bahnlinie weckte neue Hoffnungen. Am 6. Oktober 1872 beschlossen die Stimmbürger von Bassersdorf «mit an Einmut grenzender Mehrheit», sich mit 100'000 Franken an der zukünftigen Nationalbahnstrecke Winterthur–Zofingen zu beteiligen «in der Meinung, dass eine Station in der nächsten Nähe des Dorfes angelegt werde». Seit 1877 stand also dieser Bahnhof im Herzen von Bassersdorf. Das Dorf wuchs um die Station, die zuerst von der Nationalbahn, später von den Bundesbahnen bedient wurde. Seit Frühjahr 1980 ist der Bahnhof stillgelegt, seit September 2012 abgerissen.[14] Im Zusammenhang mit der neuen Flughafenlinie und dem Ausbau auf Doppelspur wurde am südlichen Dorfrand eine neue Station errichtet. Die Bahn «zerschneidet» die Stadt nicht mehr. Mit der neuen Bahnlinie richtet sich das Leben nun mehr und mehr nach Zürich und dem Flughafen.
Seit 1931 gehört auch Baltenswil zu Bassersdorf. Mundartname: Baltischwiil[15]. Dieses Dörfchen hat seinen ländlichen Charakter bis heute behalten. 1932 wurde die Siedlung Schatzacker gegründet, die auf der Idee der Freiwirtschaft beruhte.
Das erste Mal, dass Bassersdorf in den globalen Medien erwähnt wurde, war beim Absturz einer Crossair-Maschine auf dem Gebiet von Bassersdorf. Der Crossair-Flug 3597 war auf dem Weg vom Flughafen Berlin-Tegel zum Flughafen Zürich, als er am Abend des 24. November 2001 im Landeanflug auf dem Waldboden aufschlug und in Flammen aufging. Dabei starben insgesamt 24 Menschen. Hauptgrund für den Absturz war das Unterschreiten der Mindestsinkflughöhe für das gewählte Anflugverfahren wegen nicht ausreichender Sichtverhältnisse. Beim Absturz kamen ausschliesslich die Passagiere der vorderen Ränge ums Leben, so auch die US-amerikanische Pop-Sängerin Melanie Thornton und zwei der drei Mitglieder der Popgruppe Passion Fruit.
Blasonierung
Das Gemeindewappen geht auf eine Familie von Bassersdorf aus dem Mittelalter zurück. Gerold Edlibach hat es um 1493 in sein Wappenbuch eingetragen. Die Anzahl der Balken in Blau und Silber variierte im Laufe der Zeit. Im 18. Jahrhundert enthielt es auch einen Reichsapfel mit goldenem Kreuz.
Der Gemeinderat beschloss am 5. Juni 1930 die heutige Darstellungsform.
Bassersdorf hat die wahrscheinlich grösste und bedeutendste Fasnacht im Zürcher Unterland. Sie wird jedes Jahr von einer fünfstelligen Zahl Teilnehmern wie auch Gästen besucht und ist ein wichtiger Eckstein im kulturellen Stadtleben.
Der Brauch, Ende April einen Heu-Schneemann, dem sogenannten Böögg zu verbrennen, wird seit 2004 gepflegt. Der Böögg stellt jeweils eine bestimmte Gestalt einer geächteten Person dar, unter anderem den ehemaligen libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi oder den nordkoreanischen Staatschefs Kim Jong-un. Im Jahr 2022 eskalierte diese Personifizierung, als der Böögg die Gender-diversity-Bewegung darstellen sollte und die Figur mit Brüsten, einem männlichen Geschlechtsteil, eine Hälfte des Gesichts mit Lippenstift, die andere mit einer Glatze, einem Schlips und einem Rock in den Farben der Regenbogenflagge gestaltet war. Gutheißende Resonanz gaben der anwesende Winterthurer Stadtpräsidenten Mike Künzle (Die Mitte) und dem Bassersdorfer Gemeinderat, was eine Anzeige wegen Menschenverachtung, Diskriminierung und die Gleichsetzung mit Gaddafi und Jong-un zur Folge hatte, die allerdings von der Zürcher Staatsanwaltschaft abgewiesen wurde.[16]
Da Bassersdorf zum Bezirk Bülach im Kanton Zürich zugehört, ist das offizielle Publikationsorgan der Gemeinde der Zürcher Unterländer. Nebenher gibt es noch eine regionale Publikation namens Dorf-Blitz, die auch in den Gemeinden Brütten und Nürensdorf erscheint.
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Ehemalige Gemeinden: Rieden
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