Győr ([ˈɟøːr] ; deutsch Raab, lateinisch Antike: Arrabona, Mittelalter: Jaurinum, Jaurium, Javarinum, Jurinum) ist eine westungarische Stadt mit etwa 130.000 Einwohnern. Die Stadt hat Komitatsrecht. Sie liegt im westlichen Pannonien, der Kleinen Ungarischen Tiefebene. Hier mündet die Raab in die Mosoni Duna (Moson-Donau oder Kleine Donau), einen rechten Seitenarm der Donau.
Győr | ||||
| ||||
Basisdaten | ||||
---|---|---|---|---|
Staat: | Ungarn Ungarn | |||
Region: | Westtransdanubien | |||
Komitat: | Győr-Moson-Sopron | |||
Kleingebiet bis 31.12.2012: | Győr | |||
Kreis seit 1.1.2013: | Győr | |||
Koordinaten: | 47° 41′ N, 17° 38′ O47.68333333333317.633333333333118 | |||
Höhe: | 118 m | |||
Fläche: | 174,61 km² | |||
Einwohner: | 131.267 (1. Jan. 2011) | |||
Bevölkerungsdichte: | 752 Einwohner je km² | |||
Telefonvorwahl: | (+36) 96 | |||
Postleitzahl: | 9000–9030 | |||
KSH-kód: | 25584 | |||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2014) | ||||
Gemeindeart: | Stadt | |||
Gliederung: | 21 Ortsteile | |||
Bürgermeister: | Csaba András Dézsi[1] (Fidesz-KDNP) | |||
Postanschrift: | Városház tér 1 9021 Győr | |||
Website: | ||||
(Quelle: A Magyar Köztársaság helységnévkönyve 2011. január 1. bei Központi statisztikai hivatal) |
In der Antike befand sich auf dem Gebiet der Stadt Győr die römische Siedlung Arrabona. Davon leitet sich der Name „Raab“ ab. Bistum und Burggrafschaft wurden im 10. Jahrhundert gegründet, das Stadtrecht folgte 1271. Győr war während der Türkenkriege einer der letzten Vorposten vor Wien und hatte daher unschätzbare militärische Bedeutung. Vor diesem Hintergrund wurde Raab nach Plänen der italienischen Baumeister Pietro Ferrabosco und Bernardo Gaballio zur Festung[2] ausgebaut. Im Lapidarium von Győr sind auch Fragmente des Wiener Tores (Bécsi-kapu), eines triumphbogenartigen Renaissanceportals, aufbewahrt, die Kaiserkrone, das königlich ungarische Wappen, allesamt aus dem harten, weißen Kaiserstein aus Kaisersteinbruch (ungarisch Császárkőbánya).
Die Befestigung der Stadt wurde 1564 unter der Obhut von Hermes Schallautzer vollendet. Im Langen Türkenkrieg wurde Raab 1594 von den Osmanen erobert, konnte 1598 jedoch durch Adolf von Schwarzenberg zurückerobert werden – ein Ereignis, dem eine solche Bedeutung beigemessen wurde, dass im ganzen Reich auf Befehl Rudolfs II. Raaberkreuze mit der Inschrift „Sag Gott, dem Herrn, Lob und Dank, dass Raab wieder kommen in der Christen Hand“ errichtet wurden, die man vor allem in Niederösterreich heute noch findet.
Nachdem das osmanische Heer bei der zweiten Belagerung von Wien 1683 zurückgeschlagen worden war, erblühte Raab. 1712 verlieh König Karl III. der Stadt das Marktrecht, Königin Maria Theresia bestätigte Raab 1743 als königliche Freistadt (ungarisch Szabad királyi város). Dadurch erfolgte ein rasanter Aufschwung. In West- und Nordungarn, also in den vornehmlich katholischen Landesteilen stellten Bischofsresidenzen den Triumph der Gegenreformation selbstzufrieden und stolz zur Schau. Nahe Győr begannen 1742 die Bauarbeiten für den Palast der Erzäbte der Territorialabtei Pannonhalma. Johann Heinrich Mulartz baute 1749 das Krankenhaus in einem Vorort. 1718 wurde in Győr eine Jesuitenakademie gegründet, die eine philosophische und juristische Ausbildung anbot und an der ab 1745 auch weltliche Studenten zugelassen wurden. Die Königliche Akademie von Győr wurde 1776 gegründet.[3] Hier studierten unter anderem Antal und Ferenc Deák. Im Jahr 1809 fand die Schlacht bei Raab statt. In der Folge wurde die Stadt von den Franzosen belagert und musste kapitulieren. 1855 erhielt die Stadt mit der Wien-Raaber Eisenbahn-Gesellschaft erstmals eine Bahnverbindung. 1876 wurde zwischen Győr und Sopron (deutsch Ödenburg) eine weitere Eisenbahnverbindung eröffnet, die 1879 im zweiten Abschnitt nach Ebenfurth (Bahnstrecke Győr–Sopron–Ebenfurth) erweitert wurde.[4][5] Im 19. Jahrhundert entwickelte sich eine Textil- und Maschinenbauindustrie, die bis heute besteht.
Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg war aufgrund der grenznahen Lage am Eisernen Vorhang mühsam. Heute hat Győr etwa 130.000 Einwohner und drei Hochschulen und ist der Sitz des Komitats Győr-Moson-Sopron (Raab-Wieselburg-Ödenburg). Die Stadt ist Sitz eines katholischen Bistums.
Seit Öffnung der Grenzen liegt die Stadt politisch und wirtschaftlich vorteilhaft im Schwerpunkt des Städtedreiecks Wien–Budapest–Bratislava (Pressburg). Seit 2003 gehört sie zur Europaregion Centrope. Außerdem liegt Győr an der Magistrale für Europa, einem wichtigen transeuropäischen Projekt, mit dem bis 2015 zwischen Paris und Budapest eine Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke realisiert werden sollte.
Győr ist einer der wichtigsten Industriestandorte des Landes.
Győr ist seit 1993 Standort der Audi Hungaria Motor (AHM), des Motorenwerks der Audi AG. Ende 2015 beschäftigte AHM laut eigenen Angaben in Győr 11.411 Mitarbeiter, diese produzierten u. a. 2.022.520 Motoren und 160.206 Pkw im Jahr 2015. Die Motoren werden unter anderem in Modellen der Marken Audi, VW, Škoda, Seat und Porsche verbaut.[6]
Ferner wird im Werk der Audi TT sowie seit 2007 auch das Audi A3 Cabriolet montiert. 2013 wurde das Werk erweitert. Seitdem werden die Audi A3 Limousine und das Audi A3 Cabriolet dort komplett produziert. Im Laufe des Jahres 2014 folgte der neue Audi TT. Das Unternehmen war 2015 – wie auch in den Vorjahren – der größte Exporteur Ungarns.
Des Weiteren hat der Göppinger Modelleisenbahnhersteller Märklin in Győr einen seiner zwei Produktionsstandorte. Hier werden die Spur-1-Produkte, seit 2008 die Lehmann-Groß-Bahn (LGB) und seit 2009 auch teilweise die Wagen für die Nenngröße H0 (vormals Werk Sonneberg) produziert.
Das 1896 als Maschinenbauunternehmen gegründete Unternehmen Rába ist heute ein Nutzfahrzeughersteller.
Győr ist überregional mit der Bahnstrecke Budapest–Hegyeshalom (und weiter nach Wien), der Bahnstrecke Győr–Sopron–Ebenfurth sowie den Bahnstrecken Győr–Celldömölk und Győr – Veszprém angebunden. Die Stadt liegt zudem an der Autobahn M1 von Budapest nach Wien und auch Bratislava.
Győr listet folgende zehn Partnerstädte auf: [7]
Stadt | Land | seit |
---|---|---|
Brașov/Kronstadt | Rumänien Siebenbürgen, Rumänien | 1993 |
Colmar | Frankreich Grand Est, Frankreich | 1993 |
Erfurt | Deutschland Thüringen, Deutschland | 1971 |
Ingolstadt | Deutschland Bayern, Deutschland | 2008 |
Kuopio | Finnland Nordsavo, Finnland | 1978 |
Nischni Nowgorod | Russland Wolga, Russland | 2013 |
Nof HaGalil | Israel Israel | 1993 |
Pforzheim | Deutschland Baden-Württemberg, Deutschland | 2007 (Komitat) |
Posen | Polen Polen | 2008 |
Sindelfingen | Deutschland Baden-Württemberg, Deutschland | 1989 |
Stuhr | Deutschland Niedersachsen, Deutschland | (kein Kontakt)[8] |
Wuhan | China Volksrepublik Zhongnan, Volksrepublik China | 1994 |
Győr ist die Heimat des Handballvereins Győri ETO KC, dessen Damen-Abteilung zwischen 2005 und 2014 die ungarische Meisterschaft, den ungarischen Pokal sowie 2013 und 2014 die Champions League gewann und des Győri ETO FC, dreimaliger ungarischer Fußballmeister und vierfacher ungarischer Pokalsieger. Außerdem sind in Győr die Fußball-Zweitligisten Gyirmót SE sowie Integrál DAC beheimatet.
2017 wurden in Győr das Europäische Olympische Sommer-Jugendfestival, 2018 die Leichtathletik-U18-Europameisterschaften und 2019 die erste Gerätturnen-Juniorenweltmeisterschaft ausgerichtet.
Győr | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Győr
Quelle: WMO; wetterkontor.de |
Abda | Bezi | Bőny | Börcs | Dunaszeg | Dunaszentpál | Enese | Fehértó | Gönyű | Győr | Győrladamér | Győrság | Győrsövényház | Győrújbarát | Győrújfalu | Győrzámoly | Ikrény | Kajárpéc | Kisbajcs | Koroncó | Kunsziget | Mezőörs | Mosonszentmiklós | Nagybajcs | Nagyszentjános | Nyúl | Öttevény | Pér | Rábapatona | Rétalap | Sokorópátka | Tényő | Töltéstava | Vámosszabadi | Vének
Komitatshauptstädte:
Békéscsaba (Békés) |
Debrecen (Hajdu-Bihar) |
Eger (Heves) |
Győr (Győr-Moson-Sopron) |
Kaposvár (Somogy) |
Kecskemét (Bács-Kiskun) |
Miskolc (Borsod-Abaúj-Zemplén) |
Nyíregyháza (Szabolcs-Szatmár-Bereg) |
Pécs (Baranya) |
Salgótarján (Nógrád) |
Szeged (Csongrád-Csanád) |
Szekszárd (Tolna) |
Székesfehérvár (Fejér) |
Szolnok (Jász-Nagykun-Szolnok) |
Szombathely (Vas) |
Tatabánya (Komárom-Esztergom) |
Veszprém (Veszprém) |
Zalaegerszeg (Zala)
Weitere Städte:
Baja |
Dunaújváros |
Érd |
Esztergom |
Hódmezővásárhely |
Nagykanizsa |
Sopron