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Nesselwang ist ein Markt im bayerisch-schwäbischen Landkreis Ostallgäu. Der gleichnamige Hauptort ist Sitz der Gemeindeverwaltung und ein staatlich anerkannte Luftkurort. Er ist durch Betriebe der Landwirtschaft, des Handels, des Handwerks und der Industrie und zahlreiche touristische Einrichtungen geprägt.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Bayern
Regierungsbezirk: Schwaben
Landkreis: Ostallgäu
Höhe: 867 m ü. NHN
Fläche: 29,54 km2
Einwohner: 3846 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 130 Einwohner je km2
Postleitzahl: 87484
Vorwahl: 08361
Kfz-Kennzeichen: OAL, FÜS, MOD
Gemeindeschlüssel: 09 7 77 153
Marktgliederung: 17 Gemeindeteile
Adresse der
Marktverwaltung:
Hauptstraße 18
87484 Nesselwang
Website: www.nesselwang-buergerservice.de
Erster Bürgermeister: Pirmin Joas (CSU)
Lage des Marktes Nesselwang im Landkreis Ostallgäu
Karte
Karte
Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Markt
Nesselwang, Blick von der B 309 aus westlicher Richtung (Sommer 2017)
Nesselwang, Blick von der B 309 aus westlicher Richtung (Sommer 2017)

Geografie



Lage


Der Markt Nesselwang und die Gemeindeteile liegen auf rund 900 m ü. NHN am Fuße von Alpspitz (1575 m ü. NHN) und Edelsberg (1630 m ü. NHN) in der Nähe der oberen Wertach und des Grüntensees zentral im Allgäu im Südwesten Bayerns. Die Fläche beträgt 29,5 km². Die Städte Kempten (Allgäu), Füssen, Marktoberdorf und die österreichische Grenze zum Tannheimer Tal sind jeweils ca. 20 km entfernt, ebenso die berühmten Sehenswürdigkeiten der Region wie das Schloss Neuschwanstein und Hohenschwangau.


Gemeindeteile


Es gibt 17 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]


Geschichte


Gesamtansicht vom Alpspitz
Gesamtansicht vom Alpspitz
Zinkenbichlkapelle und Pfarrkirche St. Andreas in Nesselwang, November 2001
Zinkenbichlkapelle und Pfarrkirche St. Andreas in Nesselwang, November 2001
Nesselwang 2006
Nesselwang 2006
Nesselwang von Norden - Kemptener Straße mit Alpspitz und Edelsberg
Nesselwang von Norden - Kemptener Straße mit Alpspitz und Edelsberg

Bis zum 19. Jahrhundert


In den Jahren 16/15 v. Chr. begannen Tiberius und Drusus, die Stiefsöhne des römischen Kaisers Augustus, mit der Eroberung des Alpenvorlandes bis zur Donau. Seit etwa 500 v. Chr. war dieses Gebiet von Kelten besiedelt. Eine Hauptverkehrsader wurde für die Römer die Via Claudia, die 46/47 n. Chr. angelegt wurde. Diese römische Heeresstraße führte von Verona über den Reschenpass, Fernpass, Reutte in Tirol, vorbei an Füssen weiter nach Augsburg. Bei Vils wurde eine Verbindungsstraße angelegt, die durch das spätere Siedlungsgebiet von Nesselwang und weiter in das römische Cambodunum, das heutige Kempten (Allgäu), führte. Die letzten Römer zogen sich aus dem Gebiet des heutigen Bayern in den Jahren 487/488 zurück.

Um die Mitte des 8. Jahrhunderts kam der Wandermönch Magnus zur Bekehrung der heidnischen Alemannen durch Nesselwanger Gebiet; er soll dort eine Bet-Zelle errichtet haben. Politisch gehörte Nesselwang mit seinem Umland zu dieser Zeit zum ostfränkischen Herrschaftsgebiet. Der Ort wurde Mittelpunkt eines Verwaltungsbezirkes, zu dem auch ein Königshof gehörte.

Einen der entscheidenden Einschnitte seiner Geschichte hatte Nesselwang in den Jahren 1310 bis 1313. Zum Erwerb der Kaiserkrone plante König Heinrich VII. einen Italienzug, der im Jahre 1310 begann. Um dieses Unternehmen finanzieren zu können, mussten die Herrschaftsrechte zwischen Füssen und Nesselwang dem Bischof von Augsburg verpfändet werden. König Heinrich wurde zwar zum Kaiser gekrönt, starb jedoch 1313 in der Nähe von Siena. So kam es, dass dieses Reichspfand nie mehr eingelöst wurde. Bis zur Säkularisation blieb Nesselwang beim Hochstift Augsburg.

Die Augsburger Bischöfe waren während dieser Zeit in und um Nesselwang die Landesherren. Die möglicherweise im 11. Jahrhundert erbaute Nesselburg und die Herrschaft Nesselwang erhielten zunächst die Freiherren von Rettenberg als Lehen. Nach mehrmaligem Wechsel übernahmen die Bischöfe 1425 Nesselwang in eigener Verwaltung und setzten einen Vogt auf der Nesselburg ein. Da diese 1595 abbrannte, kaufte die bischöfliche Regierung 1601 im Ort ein Amtshaus (1976 abgebrochen).

Im 18. Jahrhundert bezeichnete der Tiroler Kartograph Peter Anich den Ort als Groß Nesselwang, zur Unterscheidung von Nesselwängle in den Tannheimer Bergen, das er Klein Nesselwang nannte.[4]

1429 erhielt Nesselwang von König Sigismund, einem Sohn Karls IV., das Recht, alle Jahre einen fünftägigen Jahrmarkt und jede Woche einen Wochenmarkt abzuhalten. Mit diesem Marktrecht war ein Schutzrecht für die Marktbesucher und Händler verbunden. Ausschlaggebend für die Marktrechtsverleihung waren hauptsächlich wirtschaftliche Motive des bischöflichen Landesherren, da er eine ansehnliche Summe an Marktsteuern und Zöllen kassieren konnte.

Durch seine Lage an einer wichtigen Durchgangsstraße litt Nesselwang zwangsläufig unter fast allen großen Kriegen der Neuzeit, mit Ausnahme der beiden Weltkriege. Im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 kam Nesselwang wie fast das gesamte Allgäu zum Königreich Bayern und gehört seit 1837 zum Regierungsbezirk Schwaben.


20. Jahrhundert


In den Jahren um 1920 wurde im Gebiet um Nesselwang Kohle gefördert.[5]

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die Entwicklung des Tourismus in der Gemeinde ein.


Einwohnerentwicklung


Die nachfolgenden Zahlen beziehen sich auf den Gebietsstand vom 25. Mai 1987.

Jahr18401900193919501961197019871991199520002005201020152020
Einwohner16411652199630902857276530683624347835613518348735413831[6]

Von 1988 bis 2008 wuchs Nesselwang um 391 Einwohner bzw. ca. 13 %. Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 3118 auf 3654 um 536 Einwohner bzw. um 17,2 %.


Politik



Marktgemeinderat


Der Marktgemeinderat hat 16 Mitglieder. Im Marktgemeinderat sind nach der Kommunalwahl vom 15. März 2020 folgende Fraktionen vertreten:[7]

CSUFWSPDMiteinand für Nesselwang
6 Sitze6 Sitze2 Sitze2 Sitze
38,30 %34,72 %13,22 %13,77 %

Bürgermeister


Seit 1. Mai 2020 ist Pirmin Joas (CSU) Erster Bürgermeister;[8][9] dieser wurde am 15. März 2020 mit 59,8 % der Stimmen gewählt. Sein Vorgänger war von Mai 2008 bis April 2020 Franz Erhart (CSU).


Wappen


Wappen von Nesselwang
Wappen von Nesselwang
Blasonierung: „Gespalten von Rot und Silber; darauf drei aus einem goldenen Dreiberg wachsende grüne Nesselzweige.“[10]
Wappenbegründung: Nesselwang erhielt 1582 ein eigenes Ortswappen. Es zeigt die hochstiftischen Farben rot und weiß, drei auf den Ortsnamen bezugnehmende Nesseln, sowie den Dreiberg, einen Hinweis auf die Rettenberger, die einstigen Lehnsherren. Ausschlaggebend war nun, dass die Verleihung des Ortswappens mit der Verleihung eines Siegels verbunden war. Es ging den Nesselwangern also hauptsächlich um das Siegelgeld, um zusätzliche Einkünfte, die sie für Besiegelungen erhielten. Heute werden diese Arbeiten normalerweise von Notaren verrichtet.

Kultur und Sehenswürdigkeiten



Museen



Heimathaus

Heimathaus in Nesselwang
Heimathaus in Nesselwang

Das Nesselwanger Heimathaus „Beim Glaser“ in der Füssener Straße ist ein altes Fachwerkhaus (Baujahr 1807), das weitgehend mit Originalmobiliar ausgestattet ist (Stube, Kammern, Glaserwerkstatt, landwirtschaftliche Sölde, Austragskammer und mehr). Im Dachboden befindet sich die Ausstellung einer Schreiner- und Schusterwerkstatt. Stall und Tenne sind für Land-, Alp- und Forstwirtschaft reserviert. Der Themenbereich Stall wurde in jüngster Zeit fertiggestellt. Das Heimathaus ist mit viel persönlichem Einsatz und Engagement von Nesselwanger Bürgern entstanden und wird von maßgebender Seite fachlich betreut.


Skimuseum

Mit der Ausstellung Skigeschichte Nesselwang im Skimuseum setzt das Allgäuer Bergdorf seinen Spitzensportlern ein Denkmal. Schon lange vor dem mehrfachen Biathlon-Olympiasieger und Weltmeister Michael Greis war es Franz Keller, der in der Nordischen Kombination mit Olympia-Gold und einer silbernen WM-Medaille die Bekanntheit seiner Heimatgemeinde steigerte. Insgesamt nahm bisher rund ein Dutzend Nesselwanger an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen teil. Neben diesen Wintersportlern kehrten andere Spitzenathleten mit vielen nationalen Meistertiteln zurück. In der Ausstellung, die von der Nesselwanger Sportreporter-Legende Bruno Moravetz („Wo ist Behle?“) angeregt wurde, zeigen sie ihre Trophäen, ihre zum Teil historischen Sportgeräte und viele Fotos aus den Gründerjahren des Skisports. In der Kollektion von Biathlongewehren ist auch die Ausrüstung von Michael Greis vertreten.


Ostereiermuseum

Etwa 2.700 Eier in den verschiedensten Größen, Farben und Verzierungen finden sich in den Vitrinen des Ostereiermuseums unter Leitung von Monica Nusser.[11]


Kirchen


Die Pfarrkirche St. Andreas im neubarocken Stil wurde von 1904 bis 1906 wegen Baufälligkeit und der geringen Größe neu errichtet. Die Ausstattung wurde im Stil des Neurokoko geschaffen. Auf halber Berghöhe steht an einer Lichtung die berühmteste Marienwallfahrtskirche des Allgäus, Maria Trost, mit ihrer reichen barocken Innenausstattung. Sie ist in der Einsiedelei des Freiherrn Rudolf von Grimming 1725 erbaut worden, der dort ein Gnadenbild der Muttergottes unter einem Bildstock aufstellte. Das Bild hatte einen Brand unversehrt überstanden und zog zahlreiche Pilger auf den Berg. Heute umgibt ein barocker Hochaltar mit lichten Rokokoelementen die Kopie des Gemäldes. Die Linde auf der Lichtung ist über 350 Jahre alt. Die Kirche ist zu Fuß über den Kreuzweg oder über eine Mautstraße erreichbar. Jedes Jahr im Mai findet traditionell die Trachtenwallfahrt des Allgäuer Gauverbandes nach Maria Trost statt.


Freizeit- und Sportanlagen



Regelmäßige Veranstaltungen



Einmalige Veranstaltungen


In Nesselwang fand vom 23. Februar bis 2. März 2013 die erste Alpine Skiweltmeisterschaft der Gehörlosen statt.[12] Die Schirmherrschaft hatten die frühere Erfolgs-Skirennläuferin Irene Epple-Waigel und der ehemalige Bundesfinanzminister Theodor Waigel übernommen.


Baudenkmäler



Bodendenkmäler



Wirtschaft und Infrastruktur


Der Kurort zählte 2018 über 300.000 Übernachtungen. Neben dem Tourismus sind Gewerbe, Handel, Handwerk und Landwirtschaft weitere wichtige Säulen der lokalen Wirtschaft.


Wasserversorgung


Der Markt versorgt seine Bürger mit Trinkwasser aus den Brunnen Mühlhalde nördlich des Hauptortes, geschützt durch ein ca. 29 ha großes Wasserschutzgebiet, und Attlesee mit einem ca. 10 ha großen Wasserschutzgebiet. Daneben gibt es die Wasserbeschaffungsverbände Schneidbach-Niederhöfen und Attlesee-Hack-Lachen sowie eine Reihe kleinerer Wasserversorger.


Verkehr


A 7 Anschlussstelle Nesselwang
A 7 Anschlussstelle Nesselwang

Nesselwang liegt zentral im Allgäu und ist durch die Außerfernbahn, eine Eisenbahnstrecke, mit Kempten, dem österreichischen Reutte und mit Garmisch-Partenkirchen verbunden. Von Norden führt die längste Autobahn Deutschlands, die A 7, nach Nesselwang und weiter nach Füssen. Seit Bestehen der Autobahn ist das Verkehrsaufkommen auf der früheren B 309 (am 1. Januar 2016 herabgestuft zur Staatsstraße 2520) im Ort stark zurückgegangen. Der höchste Punkt aller Autobahnen in Deutschland liegt mit 914 m ü. NHN nahe der Anschlussstelle Nesselwang.


Persönlichkeiten



Söhne und Töchter des Marktes



Personen mit Bezug zum Ort



Siehe auch



Literatur




Commons: Nesselwang – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Nesselwang – Reiseführer

Einzelnachweise


  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Nesselwang in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 17. August 2019.
  3. Gemeinde Nesselwang, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 21. Dezember 2021.
  4. Manfred Hailer in Dorfzeitung August 2013 (Memento des Originals vom 2. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nesselwaengle.tirol.gv.at
  5. Historischer Bergbau Allgäu - Nesselwang. Abgerufen am 23. August 2022.
  6. Bayernportal: Markt Nesselwang, Landkreis Ostallgäu
  7. Bekanntmachung des abschließenden Ergebnisses der Wahl des Marktgemeinderates am 15.03.2020. (PDF) Abgerufen am 11. Mai 2020.
  8. Bürgermeister und Marktgemeinderat. Gemeinde, abgerufen am 27. September 2020.
  9. Unser neuer Bürgermeister. CSU Ortsverband Nesselwang, abgerufen am 27. September 2020.
  10. Eintrag zum Wappen von Nesselwang in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  11. Christoph Kölle: Ostereiermuseum Nesselwang. In: allgaeu.life. Allgäuer Zeitungsverlag GmbH, 18. April 2019, abgerufen am 4. November 2019.
  12. Homepage der 1. Alpine Skiweltmeisterschaft (Memento des Originals vom 20. Januar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.2013skiing-wc.dg-sv.de

На других языках


- [de] Nesselwang

[en] Nesselwang

Nesselwang is a municipality in the district of Ostallgäu in Bavaria in Germany. It is a frequently photographed market town and tourist resort at the foot of the Alps in Allgäu. It consists of the market (Nesselwang) as well as 17 surrounding hamlets (Gschwend, Hörich, Reichenbach, Bayerstetten, Wank, Hertingen, Attlesee, Schneidbach, Hammerschmiede, Lachen, Niederhöfen, Rindegg, Thal, Schicken, Schneidbach, Voglen and Widdumhof).

[ru] Нессельванг

Не́ссельванг (нем. Nesselwang) — ярмарочная община в Германии, в Республике Бавария. [1]



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