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Cochem ([ˈkɔxm̩], früher auch Kochem) ist die Kreisstadt und der größte Ort des rheinland-pfälzischen Landkreises Cochem-Zell. Mit knapp über 5000 Einwohnern ist Cochem vor Seelow die kleinste Kreisstadt Deutschlands. Seit dem 7. Juni 2009 gehört sie der Verbandsgemeinde Cochem an. Cochem ist gemäß Landesplanung als Mittelzentrum ausgewiesen.[2]

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Rheinland-Pfalz
Landkreis: Cochem-Zell
Verbandsgemeinde: Cochem
Höhe: 85 m ü. NHN
Fläche: 21,18 km2
Einwohner: 5199 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 245 Einwohner je km2
Postleitzahl: 56812
Vorwahl: 02671
Kfz-Kennzeichen: COC, ZEL
Gemeindeschlüssel: 07 1 35 020
Stadtgliederung: 4 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 1
56812 Cochem
Website: www.cochem.de
Stadtbürgermeister: Walter Schmitz (CDU)
Lage der Stadt Cochem im Landkreis Cochem-Zell
KarteSchmitt
Karte

Geographie



Geographische Lage


Das Stadtzentrum und der flussaufwärts liegende Stadtteil Sehl befinden sich am linken Moselufer, der Stadtteil Cond am rechten Moselufer. Der Stadtteil Brauheck mit dem Gewerbegebiet, der Kaserne des Fliegerhorstes Büchel und einem Neubaugebiet liegt auf der Eifelhöhe an der Bundesstraße 259, etwa sechs Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Zu Cochem gehören auch die Wohnplätze Forsterhof, Ströherhof, Kremerhof, Lescherhof, Schafstallerhof, Scharburgerhof, und Schuwerackerhof.[3]

Panorama von Cochem mit der Reichsburg Cochem auf der rechten Seite

Nachbargemeinden


Benachbart sind (im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden): Greimersburg, Klotten, Valwig, Ernst, Ellenz-Poltersdorf, Ediger-Eller, Dohr, Faid und Büchel.


Gewässer


Hochwasser
Hochwassermarken in der Altstadt
Fußgängerstege in der Ravenéstraße


In Cochem münden der Kraklebach, der Ebernacher Bach, der Sehlerbach, der Falzbach, der Märtscheltbach und der Endertbach in die Mosel.


Hochwasser


Im Winter und Frühjahr führt die Mosel an manchen Tagen Hochwasser. Früher wurden die Uferpromenade und auch dahinterliegende Straßen mit ihren ebenerdigen Geschäften und Restaurants regelmäßig, teilweise mehrfach in einem Winterhalbjahr, überschwemmt. Die letzten größeren Hochwasser ereigneten sich im Dezember 1993, Januar 1995 und Januar 2003.

Die Mehrzahl der Betroffenen versucht, sich auf diese Ereignisse vorzubereiten und die Schäden durch zweckmäßige Materialwahl beim Innenausbau (z. B. wasserresistente Wand- und Bodenbeläge, entsprechende Türen) zu begrenzen. Teilweise werden auch Regale, Kücheneinrichtungen oder sonstige Teile des Inventars so gestaltet, dass sie möglichst leicht in höhergelegene Etagen verbracht werden können. Ziel ist, nach Rückgang des Hochwassers möglichst rasch zum normalen Geschäftsleben zurückzukehren.

Für den innerörtlichen Fußgängerverkehr und um die Erreichbarkeit der vom Wasser eingeschlossenen Häuser zu gewährleisten werden bei Bedarf Stege aus Fertigteilen errichtet.


Geschichte


Cochem, 1897
Cochem, 1897
Cochem mit der Reichsburg im Hintergrund (2017)
Cochem mit der Reichsburg im Hintergrund (2017)
Einweihung der Skagerrak-Brücke am 23. Januar 1927
Einweihung der Skagerrak-Brücke am 23. Januar 1927

Cochem war schon zu Zeiten der Kelten und Römer besiedelt. Im Jahr 866 wird es erstmals als Cuchuma bzw. villa Cuchuma in einer Urkunde erwähnt.[4] Weitere Namen: Cuhckeme, Chuckeme 893, Cochemo 1051, Chuchumo 1056, Kuchema 1130, Cuchemo 1136, Cocheme 1144, dann Cuchme, bis ins 18. Jahrhundert Cochheim / Cocheim. Cochem war Reichsgut, wurde 1294 unter König Adolf von Nassau an das Erzbistum Trier verpfändet und blieb bis zur französischen Besetzung 1794 kurtrierisches Territorium. 1332 erhielt Cochem die Stadtrechte, bald darauf wurden die heute noch vorhandenen Stadtbefestigungen erbaut. Zwischen 1423 und 1425 wütete eine Pestepidemie in der Stadt. 1623 veranlasste Kurfürst Lothar von Metternich die Gründung eines Kapuziner-Konvents und den Bau eines Klosters. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt belagert, aber nicht erobert. 1689 brannten Truppen Ludwigs XIV. zunächst die Winneburg nieder und eroberten danach Stadt und Burg Cochem. Der Wiederaufbau verlief schleppend. 1794 besetzten französische Revolutionstruppen Cochem, 1815 wurde der Ort auf dem Wiener Kongress dem Königreich Preußen zugeordnet und kam mit der Region zur preußischen Rheinprovinz. Jacob Frederic Louis Ravené kaufte 1866 die Ruine der ehemaligen Reichsburg und begann mit dem Wiederaufbau. Erst nach der Errichtung der Moselbrücke in Cochem im Jahr 1927 wurden die beiden Fischerorte Cond und Sehl im Zuge einer Verwaltungsreform 1932 eingemeindet. Am 23. Januar 1927 wurde die erste Moselbrücke, die Skagerrak-Brücke, eingeweiht. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bomben große Teile der Cochemer Altstadt und auch die Moselbrücke. Nach dem Krieg wurde die Brücke wieder aufgebaut und am 29. September 1949 eingeweiht. Seit 1946 ist die Stadt Teil des damals neu gegründeten Landes Rheinland-Pfalz.

Die zweite Cochemer Moselbrücke (auch Nordbrücke genannt) wurde in der Zeit von 1990 bis 1993 gebaut und am 3. September 1993 eingeweiht.

Im Jahr 2011 wurde bei Umbauten der Deutschen Bahn eine 500 kg schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden und entschärft. Eine weitere, kleinere Bombe in der Nähe war schon vor Jahren entdeckt worden, wurde aber seinerzeit einbetoniert und verbleibt an ihrem Platz, weil sie als ungefährlich eingeschätzt wird und der Aufwand einer möglichen Bergung hoch wäre.[5]


Politik



Stadtrat


Der Cochemer Stadtrat besteht aus 22 Ratsmitgliedern und dem Stadtbürgermeister als Vorsitzenden.

Die Sitzverteilung seit der Kommunalwahl 2019:

WahlSPDCDUGRÜNECBGFWGGesamt
20196932222 Sitze
20146923222 Sitze
20096923222 Sitze
200461013222 Sitze
199961112222 Sitze
19947103222 Sitze
19896102321 Sitze
198479521 Sitze
1979711321 Sitze
1974510621 Sitze

Bürgermeister


Bürgermeister Amtszeit
Johann Kayser Bürgermeister von 1611 bis 1653
Stephanus Schmeckler Bürgermeister
Peter Franz[6] Bürgermeister 1684
Johann Kirzer min. von 1688 bis 1689
Johann Adam Sydrach Consul 1696
Johannes Albertus Finger Consul 1698
Wilhelm Contzen Consul 1703
Johann Gerlach Hölzenbein 1707
Anton Zenzen Bürgermeister von Sehl 1714
Johann Canaris Bürgermeister von Cochem 1714
Nikolaus Maas vor 1733
Richard Hammes 1733
Philipp Christoffel Wirtz 1748
Franz Anton Wirtz 1759
Paul Kraft 1761
Johann Lambert Joseph Pliester Consul 1761, Bürgermeister 1762
Johann Albert Hammes 1763–1764
Theodor Neus, Stadtconsul 1764 Bürgermeister 1765
Franz Joseph Birck 1766
Johann Albert Driesch 1766–1768
Lorenz Kirchem 1769–1770
Johann Josef Höltzel Prae-Consul 1771
Johan Friderichs 1771
Albert Raab 1772–1781
Johann Albert Driesch 1783–1788
Arnold Joseph Finger Maire 1794
Peter Franz Oster 9. Februar 1805–1816
Joseph Franz Keiffenheim 1816–1848
Bürger-Meisterei-Verwalter Naeher 1848
Hermann Corell 1850–1873
Hermann Joseph Breuer 1873–1885
Clemens Conrads 1885–1897
Hubert Lützenkirchen 1897–1919 (Ehrenbürger der Stadt Cochem)
Wilhelm Schmitz 1919–1923
Karl Stier 1925–1934
Aloys Elsen 1934–1945
Jakob Rudolf Pauly 1945–1949
Ferdinand Hillebrand 1949–1957
Willy Massoth 1957–1969 (erster hauptamtlicher Bürgermeister)
Anno Vey 1969–1975
Horst Hoffmann 1975–1995
Herbert Hilken 1995–2011
Wolfgang Lambertz 2011–2018
Walter Schmitz seit 2018

Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde Schmitz mit einem Stimmenanteil von 85,44 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[7]


Wappen


Wappen von Cochem
Wappen von Cochem
Blasonierung: „Gespalten von Silber (Weiß) und Rot; vorne ein durchgehendes rotes Balkenkreuz, hinten eine aus dem Spalt hervorbrechende silberne (weiße) Hand mit schwarzem Ärmel, die zwei schräggekreuzte goldene (gelbe) Schlüssel emporhält.“[8]

Städtepartnerschaften



Patenschaften



Verbandsgemeinde Cochem


Nachdem die Räte beider Kommunen am 23. Oktober 2008 einem „freiwilligen Zusammenschluss“ zugestimmt hatten, wurde am 7. Juni 2009 die bis dahin verbandsfreie Stadt Cochem in die Verbandsgemeinde Cochem-Land als verbandsangehörige Gemeinde eingegliedert. Hierzu erließ die Landesregierung am 18. Februar 2009 ein entsprechendes Gesetz, das unter anderem die Übertragung von Vermögensteilen von der Stadt an die Verbandsgemeinde regelte.[9] Die Verbandsgemeinde erhielt gleichzeitig den Namen Verbandsgemeinde Cochem.


Kultur und Sehenswürdigkeiten



Bauwerke



Reichsburg Cochem

Reichsburg Cochem (2012)
Reichsburg Cochem (2012)

Die Reichsburg Cochem wurde im Jahr 1130 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. 1151 wurde sie von König Konrad III. besetzt und zur Reichsburg erklärt. Im Jahr 1688 besetzten Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. die Burg im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges und zerstörten sie 1689. Lange Zeit blieb die Burganlage Ruine, ehe sie 1868 von dem Berliner Kaufmann Louis Fréderic Jacques Ravené für 300 Taler gekauft und im neugotischen Stil wieder aufgebaut wurde. Seit 1978 ist sie im Besitz der Stadt Cochem und steht heute unter der Verwaltung der Reichsburg GmbH.


Burgruine Winneburg

Winneburg, von der Wilhelmshöhe aus gesehen
Winneburg, von der Wilhelmshöhe aus gesehen

Die Winneburg wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie im Jahre 1304 als Eigentum eines Wirich von Wunnenberg. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde die Burganlage stetig erweitert, blieb aber im Besitz der Herren von Wunnenberg (später Winneburg). Nachdem dieses Geschlecht 1637 ausgestorben war, gelangte die Burg in der Mitte des 17. Jahrhunderts in den Besitz der Familie von Metternich. Im Jahre 1689 wurde die Burg im Verlauf des Pfälzischen Erbfolgekriegs von französischen Truppen belagert, eingenommen und gesprengt. Die Winneburg wurde fortan nicht wieder aufgebaut und blieb Ruine. Im Jahre 1832 kaufte Fürst von Metternich die Burgruine. Ein Wiederaufbau erfolgte aber nicht. Seit 1932 gehört sie der Stadt Cochem.


Pestkapelle St. Rochus, genannt Peterskapelle

Pestkapelle St. Rochus
Pestkapelle St. Rochus
Infotafel Pestkapelle St. Rochus
Infotafel Pestkapelle St. Rochus

1422 befreite Erzbischof Otto v. Ziegenhain Cochem anlässlich der Pest für zehn Jahre von Grundsteuern und Schatzungen. Aus dieser Zeit scheint die erste Bebauung zu stammen, die auf dem Stich von Braun und Hogenberg als S. Pettersberg bezeichnet ist. Neben einer kleinen rechteckigen Kapelle stand eine Herberge. Aus dieser Zeit stammt wohl noch der über dem Westportal angebrachte, aus rotem Sandstein gefertigte Schlussstein. Trotz der starken Verwitterung ist ein Hochrelief einer auf Wolken sitzenden Muttergottes mit dem Kinde, gerahmt von einem Zweipass, zu erkennen. Im Jahr 1666 kehrte die Pest noch einmal nach Cochem zurück. Dies war wohl der Anlass für Philipp Emmerich von Winneburg und Dietrich Adolf von Metternich, auf Beilstein und Winneburg, der Pfarrgemeinde 1680 einen Neubau zu stiften. Mit diesem Neubau trat auch der Pestheilige St. Rochus als Namensgeber in den Vordergrund. Der Holzaltar von 1682 zeigt das Wappen der Auftraggeber. Eine Notiz auf der Rückseite benennt Michael Luter für eine Neufassung im Jahr 1820. Das zentrale Altarbild ist eine Verherrlichung Mariens, die über den Vertretern der geistlichen (Papst, Äbte, Ordensleute, Priester) und weltlichen (Kaiser, Könige, Bischöfe) Stände schwebt. Über ihr ist die heilige Dreifaltigkeit mit Vater, Sohn und heiligem Geist zu sehen, neben ihr der Tod mit dem Stundenglas und Engel mit Spruchbändern mit Lobpreisungen und Zitaten aus Psalmen. Eine Kartusche über dem zentralen Altar zeigt den heiligen Antonius mit dem Kinde. An oberster Stelle des Altars steht im offenen Giebel der heilige Petrus mit Schlüssel und Buch. Ursprünglich gehörten Bildwerke der heiligen Maria Magdalena, des heiligen Rochus, des heiligen Sebastians, des heiligen Bischofs Nikolaus und eine weitere Statue des heiligen Petrus zur Ausstattung der Kapelle. Der Hund des heiligen Rochus fand sich auch als Halbrelief im Deckenmittelpunkt mit einem Laib Brot im Maul abgebildet. Zur Ausstattung der Kapelle gehörte außerdem ein mittlerweile gestohlener hölzerner Armleuchter, d. h. ein Wandleuchter in Form eines mit kurzem Ärmel bedeckten Armes.


Sehler Dom St. Antonius Abbas

Sehler Dom „St. Antonius Abbas“
Sehler Dom „St. Antonius Abbas“

Im Jahr 1493 erhielt die Pfarrgemeinde Cochem die Erlaubnis, in Sehl eine neue Kapelle am Moselufer zu bauen. Schon vorher gab es eine Kapelle in Sehl, deren Standort aber nicht bekannt ist. Die Finanzierung der neuen Kapelle, die im Volksmund auch „Sehler Dom“ genannt wird, wurde durch Ablassprivilegien Papst Alexanders VI. und des Trierer Erzbischofs Johann II. von Baden (1456–1503) ermöglicht.

Von dieser Kapelle steht noch der gotische Chor mit Dreiachtelschluss, Netzgewölbe und äußeren Strebepfeilern. Er ist im Lichten 4,50 m breit und einschließlich Chorjoch 7,85 m lang. Die drei zweiteiligen Fenster mit Fischblasenmaßwerk über Dreipässen wurden nach altem Vorbild erneuert. Das zweiachsige Schiff mit Flachbogenfenstern stammt aus dem 18. Jahr­hundert. Es ist im Lichten 6,46 m breit und 8,65 m lang. An der Westwand ist eine Empore eingebaut. Das Westportal entstand in Verbindung mit einer Renovierung von 1915. Der ursprünglich achteckige Dachreiter wurde durch einen sechseckigen mit auffallend breitem Dachüberstand ersetzt.[11]

Die Kapelle wurde zur Ehre Gottes dem heiligen Einsiedler Antonius, dem heiligen Bischof Wolfgang (sie sind als Schlusssteine zusammen mit dem Wappen des Erzbischofs Johann II. dargestellt), der Muttergottes, dem heiligen Bischof Ruprecht und der heiligen Jungfrau Cunen geweiht. Jeden Dienstag und Donnerstag sollte in der Kapelle der Cochemer Pastor eine Messe lesen, wofür er jährlich 6 Gulden und 24 Weißpfennig Cochemer Währung bekommen sollte. Dafür wurde das Heu auf den Sehler Weiden verpfändet, die an die Kapelle grenzten.

Die Sehler waren Halbbürger von Cochem ohne eigenes Gemeinderecht, und so widersprach der Cochemer Stadtrat zunächst der Anbringung einer Glocke am Sehler Dom. Später wurde eine Glocke aufgehängt, die 1441 gegossen worden war. Sie trägt die Inschrift „AVE MARIA GRACIA PLENA DOMINUS TECUM MCCCCXXXXI“.

In den 1960er-Jahren gab es Überlegungen, die Kapelle zugunsten einer neuen Straßenführung abzureißen.[12]


Kapelle Zu den drei Kreuzen

Kapelle „Zu den drei Kreuzen“
Kapelle „Zu den drei Kreuzen“

An exponierter Stelle zwischen Cochem und Sehl in der Flur Im Haag an felsiger Stelle gelegen, bietet sich von der Kapelle Zu den drei Kreuzen ein beeindruckender Blick ins Moseltal. Der Bau einer ersten Kapelle an dieser Stelle gründet wohl wie die heute davorstehende Kreuzigungsgruppe auf einer Stiftung aus dem Jahr 1652 zur Zeit des Trierer Kurfürsten Karl Casper von der Leyen. Darauf weist die Jahreszahl am mittleren Basaltkreuz mit Christusfigur aus weichen Sandstein hin. Zwei St.-Antonius-Kreuze, heute ohne die ehemals dazugehörenden Bildnisse der Schächer, flankieren das mittlere Kreuz. Auf dem Linken findet man die Meisterbuchstaben P.A. Mitte des 19. Jahrhunderts war die erste Kapelle so baufällig geworden, dass man den damaligen Baumeister Joseph Dalmar sen. zu Rate zog. Der Zustand ließ aber eine Renovierung nicht mehr zu. Dalmar lieferte daher für einen Neubau Plan und Kostenvoranschlag. Die Finanzierung erfolgte durch Spenden der Cochemer Bevölkerung. Neben vielen kleinen gab es auch eine große Spende über zehn Taler. Um weitere Gelder zur Finanzierung des Neubaus zu erlösen, veranstaltete man eine Verlosung. Als Preis wurde ein Paar Pantoffeln ausgesetzt, die der Einnehmer Hauptmann Sabel gewann. Diese Verlosung erbrachte weitere zehn Taler und so konnte man schon im Jahr 1850 den Neubau vollenden. Dalmar plante diesen drei Meter weiter zurück in den Hang. Das dazu notwendige Gelände schenkte Familie Bauer. Auch gab es weitere Sachspenden, z. B. von Dachbrettern und Leyen (Schieferplatten). Der ursprünglich hier aufgestellte Gnadenstuhl aus dem 16. Jahrhundert steht heute im Alten Chor in St. Martin.


Katholische Kirche St. Remaclus

St. Remaclus
St. Remaclus
St. Remaclus Innenansicht
St. Remaclus Innenansicht

St. Remaclus im Stadtteil Cond nimmt unter den Kirchenneubauten der Nachkriegszeit eine besondere Stellung ein. Mit ihrer wuchtigen, doch zugleich schlichten und klaren Gestalt, errichtet aus ortstypischem Schieferbruchstein, sollte sie nach dem Konzept des Kirchenbaumeisters Emil Steffann (1899–1968) als Brückenkopf und Kontrapunkt zur Burg am jenseitigen Ufer wahrgenommen werden.

Die schlichte wie qualitätsvolle Ausführung setzt sich im Inneren fort. St. Remaclus steht für eine im modernen Kirchenbau beispielgebende Konzeption. Sie verkörpert vor allem Offenheit: Für die liturgischen Vollzüge entsprechend dem Zweiten Vatikanischen Konzil, für die Versammlung der Gemeinde um den Altar. Der kreuzförmige Raum wird umfasst von weiß geschlämmtem Ziegelmauerwerk, durchbrochen von großen Rundfenstern. Mächtige Rundbögen öffnen jeweils die drei Kreuzarme mit den Bankreihen hin zum Zentralraum mit der Altarinsel vor der tiefen Apsis. Ein großer Radleuchter umfängt Gemeinde und Altar mit seinem Licht. Die Ausstattung ist reduziert auf wenige, sehr wertvolle restaurierte Altarbilder und Figuren (18. bzw. 19. Jahrhundert) aus der abgebrochenen alten Pfarrkirche und auf zurückhaltend gestaltete moderne Kunstwerke zeitgenössischer Künstler:

Die Krypta wird über einen Treppenturm erreicht und dient der Gemeinde als Taufkapelle und Werktagskirche. Sie birgt zudem das Tabernakel. Die Kirche ist zu den Gottesdienstzeiten geöffnet.

Zeitlicher Ablauf:


Rathaus am alten Marktplatz und Martinsbrunnen

Rathausportal von 1739
Rathausportal von 1739

Das Rathaus ist ein ehemaliges kurfürstliches Amtshaus, das Ende des 17. Jahrhunderts durch Feuer zerstört und zu Beginn des 18. Jahrhunderts wieder auf- und ausgebaut wurde. 1739 erhielt es das Portal und wahrscheinlich auch das Mansarddach. Es ist ein verputzter zweigeschossiger Bruchsteinbau im Barockstil mit rechteckigem Grundriss, außen gemessen 17,50 Meter breit und 12,40 Meter tief. Die Mauern sind 0,90 Meter bis 1,30 Meter stark. Das im Lichten 2 Meter breite Portal ist aus Basalt gehauen. Das Oberlicht im Rundbogen über der Tür enthält eine farbig behandelte Kunstschmiedearbeit. Im Giebelfeld darüber steht links und rechts von einer Rollwerkkartusche die Jahreszahl. In dem ursprünglich leeren Wappenoval ist das auf Blech gemalte Stadtwappen angebracht. Über dem Portal ruht auf fünf Konsolen ein Steinbalkon.[13]

Vor dem Rathaus auf dem Marktplatz steht der 1459 erstmals erwähnte Marktbrunnen, der wohl schon damals ein Standbild des heiligen Martin trug. Der heutige Martinsbrunnen entstand in allen Teilen nach 1900.[14] Die Figur des Heiligen anstelle der ursprünglichen Steinskulptur ist aus Bronze, 1935 von dem Trierer Bildhauer Anton Nagel geschaffen.[15]


Naturdenkmäler


Cochemer Krampen
Cochemer Krampen
Naturdenkmal Lescherlinde
Naturdenkmal Lescherlinde

In Cochem endet der Cochemer Krampen, ein windungsreicher Abschnitt der Mosel, der etwa 24 Kilometer flussaufwärts in Bremm seinen Anfang nimmt und auf der Landkarte einem Krampen (einer Klammer) gleicht.

Oberhalb der Reichsburg steht die Lescherlinde, die wegen ihres Alters von über 550 Jahren und ihres ortsbildprägenden Charakters – sie ist auch vom Cochemer Bahnhof noch eindeutig auf dem Berg zu erkennen – den Status Naturdenkmal innehat.

Oberhalb des Stadtteils Cond liegt das Naturschutzgebiet Brauselay mit einer mediterranen Vegetation. Unweit von Cochem, moselabwärts bei der Ortschaft Klotten, befindet sich das auch für Wanderer besonders sehenswerte Naturschutzgebiet Dortebachtal.


Regelmäßige Veranstaltungen



Bilder der Stadt



Wirtschaft und Infrastruktur



Wirtschaft


Briefmarke 1970 aus der Serie Fremdenverkehr
Briefmarke 1970 aus der Serie Fremdenverkehr

Die Stadt Cochem ist von Tourismus geprägt. Schwerpunkte bilden hierbei die Reichsburg Cochem, das Freizeitzentrum Cochem im Stadtteil Cond, der nahegelegene Wild- und Freizeitpark Klotten und das Ferien- und Golfresort Ediger-Eller auf der Eifelhöhe.

Die Bedeutung des Weinbaus war in den letzten Jahrzehnten stark rückläufig. Während sich die Zahl der Winzerbetriebe im Vollerwerb früher in einem dreistelligen Bereich bewegt hat, ist sie heute auf weniger als Zehn abgesunken. Schon lange arbeitet die Mehrheit der Bevölkerung in anderen Wirtschaftszweigen.

Von der negativen Entwicklung im Weinbau sind insbesondere die Steillagen betroffen, wodurch sich das Landschaftsbild sehr gewandelt hat. Während viele Hänge im Stadtgebiet bis in die 1970er- und 1980er-Jahre noch mit Reben bepflanzt waren, wurden die meisten der ehemaligen Weinbergslagen inzwischen von der Natur zurückerobert.


Ehemalige Tabakfabriken


Ehemalige Tabakfabrik Barz
Ehemalige Tabakfabrik Barz

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Cochem mehrere Tabakfabriken. Von 1822 bis 1848 betrieb Josef Clemens eine Tabakfabrik in der Oberbachstr. 281 (heute 11) die 1848 von Joseph Bodenbach sen. übernommen wurde und von seinem Sohn Joseph jun. von 1875 bis 1915 weitergeführt wurde. Die Tabakfabrik Gebrüder Barz in der Endertstraße 555 und 556 (heute 7 und 9) bestand von 1861 bis 1926. Dort wurden Rauch-, Schnupf- und Kautabak gefertigt. Eine Verkaufsstelle war in der Herrengasse. Eine weitere Fabrik besaß ein J. Kemps in der Unterbachstraße von 1880 bis um 1930. Zwischen 1900 und 1930 betrieb J. Järgen eine Manufaktur mit angeschlossenem Handelsgeschäft an der Ecke Oberbach-/Schlaufstraße. Im Enderttal gab es eine Tabakmühle. In den Fabriken, die man heute eher als Manufakturen bezeichnen würde, waren meist zwischen 5 und 30 Arbeiter beschäftigt, viele Arbeiten wurden in Heimarbeit erledigt. Der Tabak stammte hauptsächlich aus der Wittlicher Senke und der Pfalz.[16]


Verkehr


Das Empfangsgebäude des Bahnhofs von Cochem ist architekturhistorisch bedeutsam
Das Empfangsgebäude des Bahnhofs von Cochem ist architekturhistorisch bedeutsam

Die Stadt liegt an der Bahnstrecke Koblenz–Trier. Sie verläuft zwischen Cochem und Ediger-Eller durch den Kaiser-Wilhelm-Tunnel. Er war von seiner Fertigstellung 1877 und bis 1985 mit einer Länge von 4,2 km der längste Eisenbahntunnel Deutschlands.


Öffentliche Einrichtungen


Die Stadt ist Bundeswehrstandort (TUK Cochem-Brauheck) und Verwaltungs- und Schulzentrum. Cochem ist Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Cochem und der Kreisverwaltung Cochem-Zell. In Cochem gibt es ein Amtsgericht. Ebenfalls gibt es die Arbeitsagentur/ARGE, eine Außenstelle des Wasser- und Schifffahrtsamtes Koblenz-Mosel, ein Gesundheitsamt, ein Kreiswasserwerk, eine Polizeiinspektion und die Wasserschutzpolizeiinspektion, ein Krankenhaus, zwei Altenresidenzen, ein Heim für geistig und körperlich Behinderte (Kloster Ebernach), eine Rettungswache des DRK sowie einen DRK-Ortsverein mit den Gemeinschaften Bereitschaft, welche auch eine Bergrettungsgruppe stellt, und Wasserwacht. Ebenfalls gibt es eine gut ausgerüstete Stützpunktwehr der Freiwilligen Feuerwehr.


Bildung


Martin-von-Cochem-Gymnasium
Martin-von-Cochem-Gymnasium
Cochemer Platt

Bildung in der Vergangenheit



Persönlichkeiten


Johann Hubert Lützenkirchen
Johann Hubert Lützenkirchen

Ehrenbürger



In Cochem geboren



Mit Cochem verbunden


Die nahen Vorfahren der Mutter (die Tänzerin und Choreografin Joy Vogelsang) des bekannten US-amerikanischen Schauspielers Nicolas Cage stammen aus dem Raum Cochem.


Literatur



Vermischtes und Geschichten



Siehe auch




Commons: Cochem – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Cochem – Reiseführer
Wikisource: Cocheim in der Topographia Colonia u. a.(Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte
Commons: Kulturdenkmäler in Cochem – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2021, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
  3. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Februar 2022. S. 30 (PDF; 3,3 MB).
  4. Berg und Tal, Valwiger Heimat-Gazette 2000. 2000, S. 13 (kulturvereinvalwig.de [PDF; 8,4 MB; abgerufen am 23. April 2021]).
  5. David Ditzer: Bombe explodierte nicht… In: Rheinische Post. 31. Januar 2011, abgerufen am 25. Oktober 2015.
  6. Mittelrheinische Geschichtsblätter, Monatszeitung zur Koblenzer Volkszeitung, 6. Jahrgang 1926, Druck und Verlag der Görres Druckerei, Coblenzer Volkszeitung (Hrsg.): Die Cochemer Kapuziner. Nr. 9, 1926, S. 23 (dilibri.de [abgerufen am 27. April 2021]).
  7. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. Abgerufen am 3. Oktober 2020 (siehe Cochem, Verbandsgemeinde, fünfte Ergebniszeile).
  8. Wappenbuch des Kreises Cochem-Zell (von A. Friderichs), Darmstadt 2001, S. 26/7.
  9. Landesgesetz zum freiwilligen Zusammenschluss der verbandsfreien Stadt Cochem und der Verbandsgemeinde Cochem-Land vom 18. Februar 2009
  10. Cochem: Bundesbank-Bunker ist nun Denkmal
  11. Katholische Kapelle St. Antonius Abt. In: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem. Bearbeitet von Ernst Wackenroder. Deutscher Kunstverlag München, Nachdruck 1984, ISBN 3-422-00561-7, S. 231 u. 232.
  12. Mitteilungsblatt der Pfarreiengemeinschaft Cochem. Abgerufen am 27. April 2019.
  13. Rathaus. In: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem. Bearbeitet von Ernst Wackenroder. Deutscher Kunstverlag München, Nachdruck 1984, ISBN 3-422-00561-7, S. 188–190.
  14. Marktplatz. In: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem. Bearbeitet von Ernst Wackenroder. Deutscher Kunstverlag München, Nachdruck 1984, ISBN 3-422-00561-7, S. 198.
  15. Europäische Bibliothek. Abgerufen am 1. Mai 2019.
  16. Dr. Hans Joachim Bodenbach (Autor): Nochmals: Tabakfabriken in Cochem an der Mosel. In: Heimatjahrbuch des Kreises Cochem-Zell 2003, S. 143–144.
  17. Gymnasium ist jetzt "Europaschule", Wochenspiegel vom 1. März 2017
  18. Förderkreis des Martin-von-Cochem-Gymnasiums (Hrsg.): 175 Jahre Höhere Schulen Cochem – Beiträge zur Geschichte und Gegenwart des höheren Schulwesens in Cochem – Eine Dokumentation. Möhnen-Druck Cochem 1993, S. 20–30.
  19. Joseph Burkard in Niederlande, Sterbeindex, 1795–1969, Regionaal Historisch Centrum Limburg (RHCL); Den Haag, Nederland; Burgerlijke stand (overlijdensakten), In: Ancestry.de
  20. Das Stadtarchiv Cochem, Für seine Verdienste um das Stadtarchiv wurde Theo Maringer mit dem Wappenteller der Stadt Cochem ausgezeichnet und wurde später zum Ehrenbürger ernannt. In: stadtarchiv-cochem.de. Abgerufen am 12. April 2019.

На других языках


- [de] Cochem

[en] Cochem

Cochem is the seat of and the biggest town in the Cochem-Zell district in Rhineland-Palatinate, Germany. With just over 5,000 inhabitants, Cochem falls just behind Kusel, in the Kusel district, as Germany's second smallest district seat. Since 7 June 2009, it has belonged to the Verbandsgemeinde of Cochem.

[es] Cochem

Cochem es una pequeña ciudad en el estado federado Renania-Palatinado, en el oeste de Alemania, capital del distrito rural (Landkreise) Cochem-Zell. Está situada en el valle del río Mosela, en la falda de una colina coronada por un castillo feudal, el Reichsburg que data del año 1051.

[ru] Кохем

Кохем (нем. Cochem) — город в Германии, районный центр, расположен в земле Рейнланд-Пфальц. Расположен на реке Мозель.



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