Otterndorf (niederdeutsch Oterndörp) ist eine niedersächsische Kleinstadt – bis 1977 Kreisstadt des Landkreises Land Hadeln –, die sowohl an der Elbmündung als auch der hier in den Strom mündenden Medem sowie dem Elbe-Weser-Schifffahrtsweg liegt. Das Nordseebad Otterndorf gehört zur Samtgemeinde Land Hadeln und zum Landkreis Cuxhaven. Zu den besonderen Merkmalen zählt seine historische Fachwerk-Altstadt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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53.8081111111118.89973611111110 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Cuxhaven | |
Samtgemeinde: | Land Hadeln | |
Höhe: | 0 m ü. NHN | |
Fläche: | 33,55 km2 | |
Einwohner: | 7443 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 222 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 21762 | |
Vorwahl: | 04751 | |
Kfz-Kennzeichen: | CUX | |
Gemeindeschlüssel: | 03 3 52 046 | |
LOCODE: | DE OTT | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktstraße 21 21762 Otterndorf | |
Website: | Land Hadeln – Stadt Otterndorf | |
Bürgermeister: | Claus Johannßen (SPD) | |
Lage der Stadt Otterndorf im Landkreis Cuxhaven | ||
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Otterndorf liegt an der nördlich gelegenen Niederelbe-Seite des Landkreises Cuxhaven in Niedersachsen als Teil des historischen Landstriches Land Hadeln im Elbe-Weser-Dreieck.
Cuxhaven – Stadtteil Altenbruch | ![]() |
Belum |
Neuenkirchen | Osterbruch |
(Quelle:[2])
Otterndorf entstand aus einer Wurtsiedlung. Die erste urkundliche Erwähnung Otterndorfs stammt von 1261, als „Godefridus, plebanus (Pfarrer) in Otterentorpe“ in einer Urkunde erwähnt wird. Otterndorf war der Hauptort des Landes Hadeln. 1400 erhielt es von seinem Landesherrn, dem Herzog Erich von Sachsen-Lauenburg, die Stadtrechte verliehen. Die erste Lateinschule ist seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar. Von 1778 bis 1782 wirkte Johann Heinrich Voß als Rektor der Lateinschule. 1521 hatte der Prediger Gerhard zum ersten Mal die neue Lehre von Martin Luther in Otterndorf verkündet. 1881 wurde die Stadt an das Eisenbahnnetz angeschlossen.
Mehrfach wurde Otterndorf von Sturmfluten und Deichdurchbrüchen betroffen, so durch die Weihnachtsflut 1717, die Sturmflut 1962 und erneut 1976. Mit der Auflösung des niedersächsischen Kreises Land Hadeln und seinem Aufgehen in dem neuen Landkreis Cuxhaven verlor Otterndorf 1977 den Kreissitz.
Am 1. August 1929 sind die zuvor selbständigen Gemeinden Osterende Otterndorf und Westerende Otterndorf in die Gemeinde Otterndorf eingemeindet worden.
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1 Angaben der 1929 eingemeindeten Orte: Osterende Otterndorf (= 1280 Einw.) und Westerende Otterndorf (= 997 Einw.)
2 Volkszählungsergebnis vom 6. Juni
3 Volkszählungsergebnis vom 27. Mai
4 jeweils zum 31. Dezember
Der Rat der Stadt Otterndorf besteht aus 21 Ratsfrauen und Ratsherren. Dies ist die festgelegte Anzahl für die Mitgliedsgemeinde einer Samtgemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 7001 und 8000 Einwohnern.[9] Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.
Stimm- und sitzberechtigt im Stadtrat ist außerdem der ehrenamtliche Bürgermeister.[10]
Die Kommunalwahl am 12. September 2021 führte zu folgendem Ergebnis (mit Vergleich zur Wahl 2016):[11]
Partei / Bewerberin | Stimmenanteil 2021 | Sitze 2021 | Stimmenanteil 2016 | Sitze 2016 |
CDU | 38,28 % | 8 | 42,77 % | 9 |
SPD | 35,03 % | 8 | 45,05 % | 9 |
Grüne | 10,69 % | 2 | – | – |
FDP | 10,40 % | 2 | 12,16 % | 3 |
Susann Rennebeck | 4,60 % | 1 | – | – |
Wahlbeteiligung | 63,60 % | 61,85 % |
Bürgermeister
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0
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Stadtdirektoren
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Der Urentwurf des Otterndorfer Kommunalwappens ist historisch. Es stammt höchstwahrscheinlich aus den Anfangsjahren des 15. Jahrhunderts, weil es einen Teil des herzoglichen Wappens enthält und weil das Land Hadeln schon seit 1407 jahrzehntelang an die Stadt Hamburg verpfändet war.
1948 erklärte sich das Niedersächsische Staatsarchiv, nach einigen Unstimmigkeiten der Farbgestaltung, mit dem aktuellen Wappen einverstanden. Den Entwurf dazu fertigte der Heraldiker und Wappenmaler Albert de Badrihaye, der zahlreiche Wappen im Landkreis Cuxhaven erschaffen hat.[12] Das Wappen wurde mit der Hauptsatzung am 20. September 1955 vom Otterndorfer Rat beschlossen.[13]
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Blasonierung: „Gespalten; vorn: neunmal geteilt von Schwarz und Gold, überdeckt mit einem schrägen und gebogenen grünen Rautenkranz; hinten: in Blau auf grünem Boden ein aufgerichteter goldener Fischotter.“[12][13] |
Wappenbegründung: Der Balkenschild mit dem Rautenkranz ist das Wappen des historischen Stadtherrn, des Herzogs von Sachsen-Lauenburg. Der Fischotter versinnbildlicht als redendes Wappen den Ortsnamen. Das Stadtwappen geht auf das Bild in den Siegeln zurück, die nach der Stadtrechtsverleihung 1400 einsetzen. Zeitweise änderte sich die Reihenfolge der Schildhälften. |
Viele dieser Häuser haben im Mauerwerk der Giebel Steine, die wie ein Besen gemustert sind; diese „Donnerbesen“ sollten nach dem Aberglauben der Otterndorfer die bösen Kräfte abwehren.
Im Herzen von Otterndorfs Altstadt steht die St.-Severi-Kirche, größter und farbenfroh ausgestalteter Bauerndom im Land Hadeln. Die Gloger-Orgel dieser Kirche aus den Jahren 1741/42 ist die bedeutendste Barock-Orgel der historischen Orgellandschaft zwischen Elbe und Weser; sie enthält noch Pfeifen des Vorgängerinstruments von 1553 und wird derzeit restauriert.[14]
Die ältesten Teile (Vorhaus) stammen von 1585; es ist mit seiner barocken Fassade den Ziegelbauten in Hamburg nachempfunden. Der sehr große Speicher (Hinterhaus) stammt von um 1735. Heute ist dort das „Museum des alten Landes Hadeln“ untergebracht, es zeigt das Leben auf dem Lande, die Wohnkultur bis um 1850. Es werden vor allem Szenarien und Gegenstände des großbäuerlichen und bürgerlichen „Repräsentierlebens“ ausgestellt. Das Kranichhaus gilt als eines der bedeutendsten Baudenkmäler links der Niederelbe, das sein heutiges Aussehen etwa um 1760 erhielt. Die barocke Steinfassade und die prächtigen Stuckdecken ließ Elisabeth Radiek, geb. Jacobsen (1714 bis 1788) bauen. Sie führte nach dem Tod ihres Mannes über 40 Jahre erfolgreich den Gewürz-, Salz- und Weinhandel im Kranichhaus. Sie gab dem Haus auch den heutigen Namen, als sie den Kranich auf dem Dachfirst aufstellen ließ.[15]
Der Kranich, Namensgeber des Hauses, gilt als Symbol der Wachsamkeit. „Der Kranich hält den Stein, des Schlafs sich zu erwehren. Wer sich dem Schlaf ergibt, kommt nie zu Gut und Ehren.“ Er steht erhaben auf dem Dach und wacht noch heute. Über diesen Vogel auf dem Dachfirst erzählen sich die Otterndorfer verschiedene Geschichten. Hier zwei Beispiele:
Die Kranichhaus-Gesellschaft wurde 1957 gegründet, um zusammen mit dem Landkreis Cuxhaven das Kranichhaus zu erhalten. Die 400 Mitglieder zählende Gemeinschaft engagiert sich bei der Ausstattung und Nutzung des Hauses als Museum des Landes Hadeln sowie als Archiv des Landkreises. Sie unterstützt auch die Forschungen und Veröffentlichungen zur Landeskunde und Denkmalpflege in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Museen des Landkreises. In Vorträgen über die Landesgeschichte, die Heimatkunde und auf Exkursionen versucht die Kranichhaus-Gesellschaft interessierten Gästen und Einheimischen das Leben der vergangenen Zeiten im Hadelner Land näher zu bringen. Für Kinder werden spezielle Führungen angeboten.
Dieses Haus wurde bis 1768 vom jeweiligen Gerichtsdirektor bewohnt. Der verputzte Giebel scheint nur vorgesetzt zu sein, da auf der Längsseite die großformatigen Backsteine in Blockverband zu sehen sind.
Wurde 1583 auf herzoglichen Befehl erbaut: „Ein Keller soll angelegt und darüber ein Haus gebaut werden, das sich zum Rathaus eignet“. Im Foyer sind einige Gegenstände der Otterndorfer Stadtgeschichte ausgestellt. Ölbilder von Karl Otto Matthaei, Carl Langhein und Karl Krummacher zeigen alte Stadtansichten von Otterndorf. Der barocke Fachwerk-Anbau von 1685 mit seinen Wand- und Deckenmalereien wurde 1994/1995 im Innern fachgerecht restauriert. Im Rathaussaal finden noch heute die Sitzungen des Stadtrates statt.
Dieses Fachwerkhaus wurde um 1614 in der zu dieser Zeit üblichen Rähmbauweise errichtet. Das Haus vergrößert sich nach oben hin in den einzelnen Etagen. Da auf den bebauten Grund und Boden Steuern bezahlt werden mussten, konnte man so die Nutzfläche vergrößern, ohne die Steuerbelastung zu ändern. Die Holzsprossenfenster in den Blockzargen sind zum Teil noch mit altem Glas bestückt. Für die Ausfachung des Fachwerkes wurden Backsteine verschiedener Größe verwendet. Im Dachreiter hing ursprünglich eine Glocke, die aber leider verloren ging.
Diese Schule war für viele Jahre die einzige Möglichkeit für die Landjugend, Hadler Bauern und der Otterndorfer Bürger, die es sich leisten konnten, eine allgemeine Bildung zu erwerben, um dann in den Universitäten zu studieren.
Der Dichter und Übersetzer Johann Heinrich Voß war von 1778 bis 1782 Rektor der Lateinschule.
Heute ist das Torhaus ein Heimatmuseum des Patenkreises Labiau, gebaut wurde es 1641 als Backsteinbau und diente mit dem Schlossteich als Schutzanlage für das Schloss. Erwähnt wurde es als Teil der alten Burganlage im Nordwesten der Otterndorfer Dorfwurth schon 1390. Das Museum zeigt seit 1988 interessante Gegenstände der heimatlos gewordenen ostpreußischen Kultur und Geschichte. 1952 übernahm der damalige Kreis Land Hadeln eine Patenschaft mit dem Kreis Labiau und richtete eine Heimatstube in der Landwirtschaftlichen Schule Lamstedt ein. Als Nachfolger des Kreises Hadeln erneuerte der Landkreis Cuxhaven die Patenschaft und stellte die größeren Räumlichkeiten des Torhauses als neues Museum zu Verfügung. Die Inschrift im Torbogen bedeutet: August (verheiratet mit Catharina) Herzog zu Sachsen, Engern und Westfalen.
Ein Gedenkstein der Labiauer Landsmannschaft in einem Rondell unweit des Torhauses soll ebenfalls an die Geschichte erinnern. Der Eintritt ist frei, die Öffnungszeiten sind jahreszeitlich unterschiedlich bzw. nur nach Vereinbarung möglich.
Schon vor 1400 gab es das erste Schloss in Otterndorf, allerdings wurde dies in den kriegerischen Auseinandersetzungen um 1400 zerstört, ein weiteres wurde vor 1773 abgerissen, weil es baufällig war. Das heutige Schloss, in einem kleinen Park mit einem sehr alten Baumbestand gelegen, stammt von 1773 und beherbergt heute das Amtsgericht Otterndorf.
Der Name stammt von der Uferbefestigung. Aus Busch und Reet wurde ein Faschinendamm gebaut, um trockenen Fußes zum Anlegeplatz für die Schiffe zu gelangen (früher Flöten = Kähne mit flachem Boden und Ewer = Lastensegler). Das Ufer wurde „gespickt“.
Der Holzkran, ein 5 m hoher, kleiner Wellrad-Hafenkran, 6,70 m über der Medem (kein Tretradkran, Welle mit beidseitigen Antriebsrädern unter der Überdachung, angetrieben über zwei Endlosseile, Nachbau aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts; Original aus der Zeit um 1750, 1942 abgebrochen[16]) erinnert noch an den regen Güterumschlag vergangener Zeiten. Früher fand dort jeden Freitag der Wochenmarkt statt. Außerdem starten dort die Ausflugsschiffe MS „Jens“ und MS „Onkel Heinz“ zu ihren Medemrundfahrten.
Mitten im Ort steht an der Marktstraße ein beeindruckendes Backsteingebäude. Dieses große rote Haus wurde 1792 als Kaufmannshaus und Kornspeicher gebaut, diente im 19. Jahrhundert als Hotel, dann als Finanzamt. Seit 1982 ist es das Amtsgebäude der Samtgemeinde Hadeln beziehungsweise seit 2011 der Samtgemeinde Land Hadeln. In der Mitte des Hauses gibt es einen Druckgang, an den Innenhof schließt sich links die Stadtscheune aus dem späten 18. Jahrhundert an: Sie wurde ursprünglich als Remise genutzt und dient nun als beliebter und gerne genutzter Veranstaltungsort.
Mit dem Bau der Umgehungsstraße B 73a von 2009 und mit der abgeschlossenen Umgestaltung der 2013 sanierten Otterndorfer Innenstadt hat die Verkehrsbelastung rings um die diese beiden Gebäude deutlich abgenommen, so dass das städtische Leben durch die größere Ruhe und die Nutzung von Außenbereichen dort wieder mehr Einzug halten konnte.
Seit 1991 wird das Museum von der promovierten Kunsthistorikerin Ulrike Schick geleitet. Jährlich werden vier Wechselausstellungen kuratiert, die überwiegend von einem Katalog begleitet werden. Die internationalen Leihgaben der Wechselausstellungen werden jeweils durch ausgewählte Teile der Sammlung ergänzt und auf den zwei Etagen des Hauses präsentiert. Der Landkreis Cuxhaven kauft als Träger des Museums Kunstwerke aus den jeweiligen Wechselausstellungen an, die inhaltlich zur Qualität und Vervollständigung der Sammlung beitragen. Der Verein von Freunden und Förderern des Studio A (jetzt: Museum gegenstandsfreier Kunst), die Niedersächsische Sparkassenstiftung, die Versicherungsgruppe Hannover VGH und Privatpersonen tragen mit Dauerleihgaben zum weiteren Sammlungsaufbau bei.
In Otterndorf gibt es viele kleine und große Speicher mit Kränen im Dachfirst. Hinter der Kirche an der Medem liegt der Bullsche Speicher, eines der größten aus Backstein und Fachwerk gebauten Speicherhäuser. Heute werden die meisten der Speicher als Wohn- und Geschäftshäuser genutzt.
Gegenüber vom Rathaus steht ein 1754 errichtetes Backsteingebäude. Dieses ursprüngliche Kaufmannshaus wurde lange als Landratsamt genutzt und dient heute als Archiv des Landkreises Cuxhaven. Wegen der Verbreiterung der B 73 musste der Nordgiebel mehrfach zurückgenommen werden.
In dem aus schönem Fachwerk gebauten Haus Johann-Heinrich-Voß-Straße Nr. 8 lebten einst die Rektoren der Lateinschule, so auch Rektor Johann Heinrich Voß im 18. Jahrhundert. Die Straße wurde erst in neuerer Zeit nach ihm benannt. Heute beherbergt das Haus eine Ausstellung zu Leben und Werk der Dichters und Übersetzers sowie eine Buchhandlung mit weiteren wechselnden Ausstellungen.
Das Museum gegenstandsfreier Kunst des Landkreises Cuxhaven befindet sich seit 1976 in öffentlicher Trägerschaft. Seit seinen Anfängen wird hier Kunst nach 1945 – zunächst unter den Schwerpunkten konkret/konstruktiver Werke und des Informel – gesammelt und ausgestellt. 1999 wurde eine Erweiterung der Sammeltätigkeit beschlossen, die das Museum für alle gegenstandsfreien Richtungen der modernen Kunst öffnete. Das Haus zeigt neben Werken der Sammlung jährlich vier qualitativ hochwertige Wechselausstellungen.
Diese Bronzeplastik von Frijo Müller-Belecke zeigt den Utröper, den Ausrufer, der in früheren Zeiten von den Stadtoberen angestellt wurde, um Neuigkeiten und Entscheidungen der Obrigkeit bekannt zu machen. Außerdem konnten die Otterndorfer Geschäftsleute den Utröper mieten, um ihre neuen Waren anzupreisen. Die Fischer mit frischem Fisch und Krabben, hier auch „Granat“ genannt, oder fahrende Händler: alle ließen gern die Glocke durch die Stadt schallen.
Eine weitere Bronzeplastik von Frijo Müller-Belecke zeigt eine Gruppe beim Deichbau mit Karre und Zugseil. Die Gruppe am Originalschauplatz gibt einen guten Eindruck von der Mühsal des Deichbaus in früheren Zeiten. Aufgestellt wurde die Plastik 1996 als Spende der Wasser- und Bodenverbände. 2010 wurde die Frontfigur knapp über den Stiefeln abgesägt und gestohlen. Im April 2012 wurde mit einem neuen Guss der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt.
Otterndorf verfügt über eine ausgedehnte Freizeitanlage an der Nordsee direkt hinter dem Deich, eben achtern Diek. Die Anlage bietet mehrere Seen für diverse Wassersportarten, einen Campingplatz mit rund 500 Plätzen, eine Ferienhaussiedlung, große Liegewiesen, eine Tennisanlage und die „Spiel- & Spaß-Scheune“, in der die Kinder auch bei schlechtem Wetter einen großen Spielplatz in einer beheizten Halle vorfinden.
In 32 Stationen werden die Sagen aus dem Hadler Land auf einem Radweg dargestellt.
Im Ortsteil Müggendorf liegt das Sommercamp Hinrich Wilhelm Kopf der Landeshauptstadt Hannover. Direkt hinter dem Deich befinden sich viele Zeltdörfer, die allesamt die Namen hannoverscher Stadtteile tragen. Während der Sommermonate leben und spielen hier gleichzeitig bis zu 700 Kinder, die mit ihren Sportvereinen, Schulklassen, den Jugendpflegemaßnahmen ihrer Wohnorte oder im Rahmen internationaler Jugendaustausche die Möglichkeit nutzen.
In der Marktstraße 12 befindet sich eine Puppenausstellung mit etwa 1300 Puppen von 1890 bis heute; es werden neben Puppen auch Puppenstuben und Stofftiere gezeigt.
Auf der Elbe vor Otterndorf versanken oder strandeten viele Schiffe. Eines dieser Schiffe ist der englische Dampfer Kaffraria. Er strandete am 7. Januar 1891 auf dem Weg nach Hamburg vor Otterndorf beim Glameyer Stack. Seine Ladung bestand aus Glas- und Steingutwaren, Haus- und Küchengeräten, Kinderspielzeug, Wolle sowie Werkzeugen aller Art und Hausbrandkohle aus Hull/England. Die wertvolle Ladung wurde zügig, teilweise legal, aber auch illegal, von den Anwohnern der Strandungsstelle entladen, bevor das Schiff wenig später in der Elbe versank. 1984 wurde es auf Anweisung des Wasser- und Schifffahrtsamts Cuxhaven geräumt, da es eine Gefahr für die Kleinschifffahrt war. Das Heckteil mit dem Ruderblatt und der Schraube wurde am Strandgebiet See achtern Diek aufgestellt. Infos über Wracks, die auch durch die letzte Elbvertiefung und den damit verbundenen Wattabbau vor Otterndorf wieder freigelegt wurden, werden im Windstärke 10 – Wrack- und Fischereimuseum Cuxhaven beschrieben.
1944/45 wurden in Otterndorf in einem Schuppen des Otterndorfer Kreiskrankenhauses 14 Babys osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen „um ihr Leben gebracht“. „Die ‚Tötung auf Umwegen‘ lief über gezielte Unterernährung, vernachlässigte Hygiene, unterlassene medizinische Versorgung.“ Der Vorsitzende des Vereins Zukunft durch Erinnern, Reinhard Krause, stellt fest, dass das ein düsteres Kapitel war, das keiner hören wollte: „Die Gräber der 14 Kinder auf dem Otterndorfer Friedhof wurden 1968 aufgelöst und eingeebnet. … Erst 35 Jahre später unternahm Otterndorf einen Anlauf, die Erinnerung öffentlich wiederzubeleben. Am Volkstrauertag 2003 wurde nach langem politischen Ringen ein Gedenkstein auf dem Friedhof eingeweiht mit der Aufschrift »Zum Gedenken aller Kinder, die durch Krieg und Gewalt ihr Leben verloren«.“ Die 14 Kinder blieben weiter namenlos. Am 8. Mai 2009 wurde ein Messing-Mahnmal mit den Namen der toten Zwangsarbeiterkinder eingeweiht: eine Skulptur der Künstlerin Rachel Kohn – eine dunkle Wolke über einem Kinderbett und darunter die Platte mit den 14 Namen. „Mit der Erinnerung an das Schicksal der 14 Kinder können wir hoffentlich den kritischen Geist in den Kindern und Jugendlichen von heute wecken.“[17][18]
In Otterndorf sind viele verschiedene Musik-Genres vertreten. Neben verschiedenen Rock-, Metal- und Crossover-Bands, die beispielsweise auf dem Rock-Festival Hadeln Rocks oder auf dem Altstadtfest auftreten, ist Otterndorf Heimat vieler ansässiger musikalischer Gruppierungen. Der Gospelchor The Cheerful hält jedes Jahr ein Neujahrs-Konzert in der St.-Severi-Kirche ab, das in den letzten Jahren deutlich an Beliebtheit gewann. Neben dem Otterndorfer Shantychor erfreut sich der Spielmannszug Otterndorf ebenfalls großer Beliebtheit. Mit über 60 Spielleuten gehört der Verein zu den größten musikalischen Gruppierungen der Region. Auf Schützenfesten in der Umgebung ist der Spielmannszug in der Sommerzeit ständig vertreten.
Die älteste Ansicht der Stadt ist im Kreisarchiv des Landkreises Cuxhaven in Otterndorf zu finden. Dieser Kupferstich aus dem Jahre 1747 des Arztes Johann Nicolaus Grimmann, gestorben im gleichen Jahr, zeigt Otterndorf von Süden aus. Zu erkennen ist die Eschweide, auf der noch bis ins 19. Jahrhundert Kühe grasten, die Kulemühle zur linken und die Medem zur rechten. Das aus dem Jahr 1580 stammende Osttor mit dem Dachreiter von 1615, der alte, 1804 abgerissene Kirchturm sowie weitere im Hintergrund liegende Windmühlen und Stadthäuser sind zu erkennen. Die Stadt war umgeben von einem Wall und einem Graben, die in der Mitte des 18. Jahrhunderts eingeebnet und mit Linden bepflanzt wurden.
Zwei Goldschmiede des 18. Jahrhunderts stellten die wohl kostbarsten Gegenstände des Landes Hadeln her. Peter Meyer (1697 bis 1760) und Peter Nicolaus Meyer (1737 bis 1794) zählen zu den geschicktesten Meistern ihres Fachs in ganz Europa. Ihre Goldschmiedearbeiten fanden bei den reichen und nicht puritanisch veranlagten Hadler Bürgern großen Anklang. Ihre relative Freiheit brachte den Bewohnern der Region an der Niederelbe schnell einen gehobenen Wohlstand, der sich nicht nur in den Häusern und Höfen der niederelbischen Marsch niederschlug, sondern auch in der Bildung und der Tischkultur der Menschen. So sind allein in Otterndorf zwischen 1550 und 1900 über 45 Goldschmiedewerkstätten nachweisbar. In der Lebensspanne des Peter Nicolaus Meyer waren es 8 Werkstätten gleichzeitig. Seit 1995 hat das Museum des Landes Hadeln im Kranichhaus eine große Anzahl der seltenen Gold- und Silberarbeiten gesammelt. In der Ausstellung werden unter anderem Silberbecher, eine Branntweinschale, die auch als Taufschale diente, Kaffeekannen, Essbestecke und weitere Kostbarkeiten der Esskultur in Silber und Gold aus dem 17. und 18. Jahrhundert gezeigt.
Das Altstadtfest findet immer am ersten Augustwochenende statt, es beginnt am Freitag mit dem „Polterabend“. Für die Einheimischen der Gegend bietet sich eine gute Gelegenheit, Freunde wieder zu treffen, die am Sonnabend arbeiten müssen, bzw. da viele Auswärtige erst am Samstag kommen, ist man mehr „unter sich“. Am Sonnabendmorgen fängt es mit einem Flohmarkt an, verschiedene Veranstaltungen folgen den ganzen Tag, abends treten viele Musikgruppen und Künstler auf. Das Altstadtfest endet am Sonntag bei Sonnenaufgang, wenn das letzte Lied verklungen und der letzte Getränkestand von der Polizei erfolgreich zum Schließen aufgefordert wurde. Da es in der Nachbarstadt Cuxhaven keinen historischen Stadtkern und auch kein vergleichbares Altstadtfest gibt, pilgern jedes Jahr Tausende von Cuxhavenern nach Otterndorf. Die Cuxhavener Busunternehmen setzen Sonderbusse für die „Partypendler“ ein.
Drei Mal jährlich, jeweils am 13. der Sommermonate Juni, Juli und August, findet in Otterndorf eine Nachtführung mit der „Nachtwächterin“ Vera Dieckmann statt. Zu dieser Veranstaltung pilgern jedes Mal Hunderte von Menschen, die sich an außergewöhnlichen Einlagen, wie z. B. den Opernsängern oder den Gespenstern erfreuen.
In den Sommermonaten werden auf zwei ehemaligen Hamburger Hafenbarkassen Fahrten auf der Medem angeboten. Mit der MS „Jens“ oder der MS „Onkel Heinz“ können verschieden lange Fahrten vom Anleger am Specken oder dem Anleger an der Schleuse bis nach Neuenkirchen, Pedingworth oder Ihlienworth unternommen werden. Da die Ufer der Medem nicht befestigt sind, darf nur mit 6 km/h gefahren werden. Diese Schleichfahrt dient der Schonung der Uferböschung und lässt viel Zeit für die Beobachtung der verschiedenen Uferränder und deren Vegetationen. Die Tier- und Pflanzenwelt der verschiedenen Uferzonen wird dabei erklärt, die Vergangenheit des Stroms vom Priel bis zum wichtigen Wirtschaftsweg vor dem Bau von befestigten Straßen, und es wird erläutert, welche historischen und heutigen Firmen sowie geschichtlich relevante Gebäude sich am Ufer befinden.
Die Stadt Otterndorf bietet im "TSV Otterndorf" ein vielfältiges Angebot an Sportmöglichkeiten. Mit mehr als 2000 aktiven Mitgliedern und über 30 Sportangeboten ist der Verein gut aufgestellt.
Otterndorf legte schon im Mittelalter Wert auf eine Lateinschule für die Bürger der Stadt und die Bauern der Umgebung.
Heutige Schulen in Otterndorf:
Otterndorf ist heute ein beliebter Fremdenverkehrsort und nimmt i. S. der regionalen Raumordnung die Funktion eines Grundzentrums mit mittelzentraler Teilfunktion war. Es befinden sich mehrere Badeseen in Strandnähe, Campingmöglichkeiten, viele Ferienwohnungen und eine Jugendherberge in und um Otterndorf. Die Stadt ist eines der Zentren des Tourismus im sogenannten Cuxland.
Otterndorf liegt an der B 73 Cuxhaven–Hamburg sowie an der Niederelbebahn Cuxhaven–Hamburg-Harburg. Der Bahnhof Otterndorf wurde 1881 eröffnet, er ist heute nur noch Haltepunkt. Der Halt wird von der Verkehrsgesellschaft Start Unterelbe mbH bedient. Eine regelmäßige Omnibusverbindung – von der KVG – wird vom ZOB nach Bremerhaven Hbf (Linie 528) angeboten.[21]
Der Bau einer Umgehungsstraße im Süden der Stadt wurde 2007 begonnen, um die Ortsdurchfahrt zu entlasten. Sie wurde am 11. Dezember 2009 eröffnet.[22][23] In Otterndorf beginnt der Elbe-Weser-Radweg.
Der kleine Hafen an der Elbe wird durch die letzte Elbvertiefung zusehends von der Verschlickung bedroht. Seit etwa 1999 verändert sich der Untergrund des Hafens und der Einfahrt. Da der Hafen kaum noch von Fischern genutzt wird, ist die Otterndorfer Seglervereinigung für den Hafen als Sportboothafen zuständig. Eine Ausbaggerung der Zufahrt, um den Stand vor 1999 wiederherzustellen, würde rund 1 Million Euro kosten. Diese Gelder werden allerdings weder vom Land Niedersachsen noch von den Verantwortlichen der Elbvertiefung 1999, dem Wasser- und Schifffahrtsamt Cuxhaven, oder dem von der Hamburger Wirtschaftsbehörde (entspricht dem Wirtschaftsministerium in Flächenländern) ins Leben gerufenen und 2007 von der Hansestadt auf 10 Millionen Euro aufgestockten sogenannten „Schlickfonds“ getragen.
Schlickfonds Der Schlickfonds wurde ins Leben gerufen, um den etwa 80 Sportboothäfen links und rechts der Elbe auf hamburgischem, niedersächsischem und schleswig-holsteinischem Gebiet bei der Beseitigung plötzlich auftretender Verschlickung zu helfen. Die drei Anrainerländer sollten insgesamt 15 Millionen Euro je zu einem Drittel einzahlen. Mit errechneten 300.000 bis 400.000 Euro jährlichen Zinserträgen könnten so verschiedenen Maßnahmen unterstützt werden.
Für den Otterndorfer Hafen sind keine Gelder vorgesehen, da es sich in diesem speziellen Fall nicht nur um Schlickablagerungen, sondern auch um eine Versandung handele, die nichts mit der Vertiefung zu tun habe. Die nun stärkere Strömung im Bereich Otterndorf trägt nicht nur das Otterndorfer Watt im Bereich des Erholungsgebiets „See achtern Diek“ ab, sondern auch den beim Bau des neuen Deichs gleich mit aufgespülten Sandstrand in diesem Gebiet sowie den Sanduntergrund der Fahrrinne. Dieses Sand-Schlick-Gemisch aus dem Hafengebiet zu entfernen würde, nach Erreichen des Stands von vor 1999, etwa 20.000 Euro jährlich kosten. Dieses Geld kann vom Seglerverein nicht aufgebracht werden. Deshalb ist eine weiter steigende Gefährdung der Sportschifffahrt in Otterndorf in Zukunft nicht ausgeschlossen. Zum Vergleich: Der aus 53 Vereinen bestehenden Hamburger Yachthafengemeinschaft entstehen jährlich Baggerkosten von rund 150.000 Euro.
Vor 1850 wurden das gesamte Land Hadeln sowie das Amt Bederkesa nur durch den Fluss Medem entwässert. Besonders das unterhalb des Meeresspiegels liegende Hadler Sietland hatte in den regenreichen Monaten große Probleme mit dem Wasser. Um 1853 wurde der Entwässerungskanal gebaut, siehe: Geschichte von Hadeln und Wursten. Nun floss das Wasser zwar schneller ab, da aber das Sietland noch immer der tiefste Punkt war, hatten die anderen, höher gelegenen Gebiete den Vorteil der schnellen natürlichen Entwässerung. 1928 wurde das Schöpfwerk Otterndorf gebaut. Es verfügt über die größte Kreiselpumpe Europas. Mit einem Durchmesser von 4,40 m ist sie als Einzelpumpe in Europa unübertroffen (Stand 1980).
Zur Leuchtbefeuerung der Elbe und der Nordsee gehören auch die Leuchttürme in Otterndorf. 1917 wurde das erste Mal ein Leuchtfeuer bei Otterndorf entzündet. 1936 wurde ein Neubau erstellt, der 1973 im Zuge der Umgestaltung der Richtfeuerlinie wieder abgerissen wurde. Die heutige so genannte Richtfeuerlinie besteht aus einem Unterfeuer Otterndorf, gleichzeitig Unterfeuer Belum, einem dünnen, rot-weiß gestreiften und 25 Meter hohen Turm mit einem umgedrehten Kegeldach. Das Oberfeuer Otterndorf ist von gleicher Bauart, aber 52 Meter hoch und steht 2660 Meter entfernt. Beide Leuchttürme sind 18 Seemeilen weit zu sehen.
Der Deichabschnitt im Stadtteil Müggendorf wird als Schwachpunkt zwischen Cuxhaven und Otterndorf gesehen. Bei einer starken Sturmflut in der südlichen Nordsee droht besonders dort ein Deichbruch.
Der Ehrenring der Stadt Otterndorf ist die höchste Auszeichnung, die die Stadt Otterndorf verleiht.
Otterndorf schreibt seit 1985 jedes Jahr ein Stipendium für einen sogenannten Stadtschreiber aus, der sowohl Stadtschriften als auch eigene Werke verfasst. Folgende Stadtschreiber gab es bisher in Otterndorf:
Armstorf | Belum | Beverstedt | Bülkau | Cadenberge | Cuxhaven | Geestland | Hagen im Bremischen | Hechthausen | Hemmoor | Hollnseth | Ihlienworth | Lamstedt | Loxstedt | Mittelstenahe | Neuenkirchen | Neuhaus | Nordleda | Oberndorf | Odisheim | Osten | Osterbruch | Otterndorf | Schiffdorf | Steinau | Stinstedt | Wanna | Wingst | Wurster Nordseeküste