Titisee-Neustadt (im Volksmund auch Wälderstadt)[3] ist eine Stadt im Südwesten Baden-Württembergs im Regierungsbezirk Freiburg. Die Stadt ist Kneipp- sowie Heilklimatischer Kurort und ein bekanntes Wintersportzentrum.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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47.911548.214413846 | ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Freiburg | |
Landkreis: | Breisgau-Hochschwarzwald | |
Höhe: | 846 m ü. NHN | |
Fläche: | 89,64 km2 | |
Einwohner: | 12.197 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 136 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 79822 | |
Vorwahlen: | 07651, 07652, 07657, 07669 | |
Kfz-Kennzeichen: | FR | |
Gemeindeschlüssel: | 08 3 15 113 | |
Stadtgliederung: | 6 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Pfauenstraße 2–4 79822 Titisee-Neustadt | |
Website: | www.titisee-neustadt.de | |
Bürgermeisterin: | Meike Folkerts[2] (CDU) | |
Lage der Stadt Titisee-Neustadt im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald | ||
Die Stadt Titisee-Neustadt liegt östlich des Feldbergs im Schwarzwald in einer Höhe von 846 bis 1197 m ü. NHN.[4] Der Ortsteil Titisee (heilklimatischer Kurort) liegt dabei am nördlichen Ufer des gleichnamigen Sees. Der Ortsteil Neustadt befindet sich etwa fünf Kilometer nordöstlich davon. Die Stadt liegt an der Wutach, die zunächst unter dem Namen Seebach vom Feldberg kommend den Titisee speist, als Gutach (gute Ach) aus diesem heraus fließt und östlich des Stadtteils Neustadt als reißender Fluss nun unter dem Namen Wutach (wütende Ach) das Stadtgebiet wieder verlässt und sich durch die bekannte Wutachschlucht schließlich bei Tiengen in den Hochrhein ergießt.[5]
Die höchste Erhebung von Titisee-Neustadt ist der Hochfirst (1197 m ü. NHN) an der Gemeindegrenze zu Lenzkirch.
Zur Stadt Titisee-Neustadt mit den ehemals selbstständigen Gemeinden Langenordnach, Neustadt im Schwarzwald, Rudenberg, Schwärzenbach, Titisee und Waldau gehören 113 Dörfer, Weiler, Zinken, Höfe und Häuser, darunter Heiligenbrunnen.
Im Stadtteil Neustadt im Schwarzwald lagen die aufgegangenen Ortschaften Gutach, Oberlangenordnach und Unterlangenordnach sowie die abgegangene Ortschaft Hochfirst. Im Stadtteil Rudenberg lag die nach 1952 aufgegangene Ortschaft Im Lochenbachdobel (Sägehäusle).[6]
Einwohnerzahl der Stadtteile Titisee-Neustadts (Stand: 23. September 2017):[4]
Stadtteil | Einwohner |
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Neustadt | 9.124 |
Titisee | 2.341 |
Waldau | 394 |
Schwärzenbach | 242 |
Langenordnach | 223 |
Rudenberg | 169 |
Stadt Titisee-Neustadt | 12.493 |
Titisee-Neustadt 2015–2020 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Titisee-Neustadt 2015–2020
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Die Stadt Neustadt wurde um 1250 wahrscheinlich durch die Fürsten zu Fürstenberg oder deren Vorgängern, den Grafen von Freiburg bzw. den Grafen von Urach oder deren Vasallen, den Herren von Hohenfirst, gegründet. Eine Urkunde über eine Gründung existiert nicht. Eine Burg Hochfirst soll nach der Überlieferung etwa 2000 m westlich von Neustadt auf dem Hochfirst gestanden haben. Nachforschungen erbrachten bisher jedoch keinerlei Belege, auch urkundlich ist eine Burg Hochfirst nicht nachweisbar, wohl aber ein Adelsgeschlecht dieses Namens.[7] Das Gebiet um den Hochfirst, Lenzkirch und die Burg Urach kamen über die Ritter von Blumegg an die Fürstenberger. 1275 wurde die Stadt Nova Civitas bezeichnet, 1294 Neuwenstadt, 1335 Neuwen-statt, 1630 Neostadium und 1650 New-Statt, bevor es später zu Neustadt bzw. Neustadt (Schwarzwald) wurde. Von 1669 bis 1806 besaß Neustadt ein Kapuzinerkloster. 1817 wurden große Teile der Stadt durch einen Großbrand zerstört. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Uhrmacherei in der Stadt als großer Wirtschaftszweig. 1897 begann man mit dem Bau des heutigen Neustädter Münsters, das heute Wahrzeichen der Stadt ist. Es gab vier Vorgängerbauten. Neustadt kam 1803 an das Kurfürstentum Baden und gehörte zunächst zum Bezirksamt Baden, ab 1863 zum Landeskommissärbezirk Freiburg und wurde 1939 Kreisstadt des Landkreises Neustadt im Schwarzwald, der ab 1956 Landkreis Hochschwarzwald hieß.
Während des Ersten Weltkriegs und kurz danach waren Grundnahrungsmittel knapp. Im Mai 1919 gab es erste Kommunalwahlen mit aktivem und passivem Frauenwahlrecht, was dazu führte, dass sich vier Frauen im Bürgerausschuss fanden. Der 1923 eingesetzte Bürgermeister Karl Pfister († 1993 in Freiburg) schuf und sicherte Arbeitsplätze. Dies gelang ihm durch Darlehen von insgesamt 700.000 Reichsmark, die er durch Verhandlungen mit Großbanken aus den USA, der Schweiz und den Niederlanden erwirkt hatte. Durch weitere Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wie z. B. öffentliche Bauvorhaben um die Zeit der Weltwirtschaftskrise war er in der Lage, die Arbeitslosenquote, die im Deutschen Reich 18 % betrug, in seinem Amtsbereich auf 12 % zu halten.
Es folgte die Herrschaft der NSDAP, die nacheinander die Lokalzeitungen Der Hochwächter (1933) und das Echo vom Hochfirst (1935) für ihre Zwecke missbrauchte und später einstellte. Trotz dieser Einflussnahme lag bei den Wahlen der Stimmenanteil der Partei immer niedriger als in Titisee, wo er ungefähr dem Reichsdurchschnitt entsprach. Trotzdem zog 1933 die NSDAP-Ortsgruppe in das Rathaus ein, besetzte dessen Balkon und statuierte durch Amtsenthebung bzw. Verbringung ins Konzentrationslager Ankenbuck bei Klengen an einigen Personen des öffentlichen Lebens ein Exempel. Blasius Müßle, der damals Bürgermeister geworden war, wurde 1935 durch den späteren Kreisleiter Benedikt Kuner ersetzt.
Am 24. Februar 1945 wurde die damalige, wegen ihrer Unterbringungskapazitäten zum Lazarettort ausgebaute Gemeinde Titisee in drei Wellen von alliierten Luftstreitkräften bombardiert, vor Ort kamen 27 Menschen ums Leben. Davor war die Gemeinde bereits beim ersten gezielten Luftangriff auf den Hochschwarzwald am 30. September 1944 mit acht Toten getroffen worden. Auch die Gemeinde Neustadt wurde verschiedentlich bombardiert, am schwersten am 5. April 1945.[8]
Am 1. Juli 1971 wurden die Gemeinden Rudenberg und Titisee nach Neustadt im Schwarzwald eingemeindet und die Stadt Neustadt im Schwarzwald in Titisee-Neustadt umbenannt. Den Namenszusatz im Schwarzwald führte die Stadt seit dem 19. Februar 1963. Am 1. September 1971 wurde Schwärzenbach eingemeindet. Am 1. Januar 1973 erfolgte die Eingemeindung von Waldau. Langenordnach wurde am 1. Januar 1974 eingemeindet.[9]
1112 erstmals als Vallis Nordera urkundlich erwähnt.
1529 wurden 16 Häuser genannt; der Ort besaß bereits eine eigene Kapelle.
1316 erstmals urkundlich erwähnt.
1529 hatte der Ort bereits „mehrere Hüser“, 1810 wohnten hier 191 Einwohner.
1316 erstmals urkundlich erwähnt.
1850 hatte Schwärzenbach 427 Einwohner.
1111 erstmalige urkundliche Erwähnung, 1635 traten die Bezeichnungen Dettesee und Titinsee zum ersten Mal in Urkunden auf. Ab 1750 galt allgemein die Bezeichnung Titisee. Der Ort setzt sich aus vier Ortsteilen bzw. Tälern zusammen: Altenweg, Spriegelsbach, Schildwende und Jostal. Aus diesem Grunde trug die Gemeinde Titisee bis 1929 auch den Namen Vierthäler bzw. Viertäler.
1111 erstmals genannt, die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1178 in einer päpstlichen Urkunde.
Seit 1807 gibt es eine katholische Pfarrei.
Die Gesamtbevölkerung der Stadt verteilt sich wie folgt auf die verschiedenen Konfessionen:
Partei / Liste | Stimmenanteil | Sitze | +/− |
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CDU | 28,2 % | 8 | − 3 |
SPD | 15,0 % | 4 | − 2 |
Grüne | 25,2 % | 7 | + 2 |
Bürgerliste | 11,9 % | 4 | − 1 |
Liste Engagierter Bürger | 19,7 % | 6 | + 6 |
Gesamt
Amtszeit | Name |
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1971–1979 | Hans Gallinger (SPD) |
1979–2003 | Martin Lindler (CDU) |
2003–2019 | Armin Hinterseh (CDU) |
seit 2019 | Meike Folkerts (CDU) |
Neustadt
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Langenordnach
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Viertäler/Titisee
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Die Blasonierung des Wappens lautet: „In Silber (Weiß) auf blauem Boden, worin ein silberner (weißer) Wellenbalken, eine grüne Tanne, auf deren Zweigen links ein zur Schildmitte blickendes rotes Eichhörnchen sitzt.“[11]
Zu den in Titisee-Neustadt ansässigen Großunternehmen gehört unter anderem die Lenzkircher Testo AG (Messtechnik, Standort an der B31 bei Titisee) sowie die Papierfabrik Neustadt GmbH der Felix Schoeller Gruppe. In der näheren Umgebung Neustadts liegen weitere Großbetriebe wie Atmos Medizintechnik und Mesa Parts (Drehteile) in Lenzkirch sowie die IMS Gear, Weckermann und Framo Morat (Zahnrad- und Getriebetechnik) in Eisenbach. Mit solchen Unternehmen wird die Tradition der feinmechanischen Produktion im Hochschwarzwald, die einst mit der Uhrenfabrikation begann, fortgesetzt.
Die Kommune stritt seit Dezember 2014 vor dem Bundesverfassungsgericht für das Recht, im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung das Stromnetz auf ihrem Gebiet selber betreiben zu können.[12] Der jahrelange Streit um die Vergabe der Stromkonzession wurde 2019 endgültig entschieden, indem die Stadt einen auf 20 Jahre laufenden Konzessionsvertrag mit der Energieversorgung Titisee-Neustadt (EVTN) unterzeichnete.[13] Das im Vergabeverfahren unterlegene Unternehmen Energiedienst, Tochter des drittgrößten deutschen Energieunternehmens EnBW, gab bekannt, auf weitere juristische Schritte gegen diese Entscheidung zu verzichten.[14]
Die Uhrenfabrik Winterhalder & Hofmeier bestand von 1850 bis 1933; sie stellte u. a. Stockuhren her.
Titisee-Neustadt liegt an der Bundesstraße 31 (Breisach–Lindau), die die beiden Nord-Süd-Bundesautobahnen 5 und 81 verbindet.
Die früher durch den Ort verlaufende B 31 wird seit 1981 unter anderem auf der etwa 750 m langen und fast 100 m hohen Gutachtalbrücke südlich an der Stadt vorbeigeführt.
Auf dem Ortsgebiet zweigt von der B 31 die B 317 nach Weil am Rhein ab. Die zunächst mit der B 31 und danach der B 317 jeweils für ein Stück auf derselben Trasse verlaufende B 500 führt ebenfalls durch Titisee-Neustadt. Außerdem beginnt die Bundesstraße 315 zum deutsch-schweizerischen Grenzübergang zwischen Stühlingen und Schleitheim an der B 317 südlich des Titisees.
Die Stadt besitzt zwei Bahnhöfe: Der Bahnhof Neustadt (Schwarzwald) ist stündlich, der Bahnhof Titisee halbstündlich über die Höllentalbahn mit Freiburg im Breisgau verbunden. Vom Bahnhof Neustadt gibt es in Gegenrichtung stündlich abwechselnd Direktverbindungen nach Ulm oder Rottweil via Donaueschingen. Im Bahnhof Titisee zweigt die Dreiseenbahn nach Seebrugg ab. Seit 2008 gibt es am Bahnhof Neustadt außerdem einen großen Busbahnhof, der die Wälderstadt, neben einigen anderen Zielen innerorts, mit den umliegenden Gemeinden verbindet. Titisee-Neustadt gehört dem Regio-Verkehrsverbund Freiburg an. Es werden außerdem private Fernbuslinien befahren (u. a. nach München oder Friedrichshafen).
Die nächsten Flughäfen sind:
Das Krankenhaus Titisee-Neustadt ist heute Teil der Helios Kliniken und ein Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitätsklinik Freiburg und verfügt über eine eigene Krankenpflegeschule. Diese ist Bildungszentrum für weitere Kliniken in der Region, es erfolgt die Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege.[15]
Titisee-Neustadt verfügt über das Amtsgericht Titisee-Neustadt, welches zum Landgerichtsbezirk Freiburg sowie zum OLG-Bezirk Karlsruhe gehört und das höchstgelegene Amtsgericht in Deutschland ist.[16]
Der Titisee wird häufig von Tagestouristen besucht, die insbesondere im Ort Titisee am Ufer und im verkehrsberuhigten Bereich flanieren und konsumieren. In den Sommermonaten ist dies ortsbildprägend.
Titisee-Neustadt liegt an der Deutschen Uhrenstraße. Im Stadtteil Neustadt befinden sich die Neustädter Heimatstuben, im Stadtteil Titisee liegt das M-A-C Märklin Museum.[17]
Die "Neustädter Heimatstuben" bergen eine einzigartige Sammlung kunsthistorischer Kostbarkeiten aus Stadt und Umgebung. Geräte, Urkunden und Bilder machen die Geschichte der alten "Nuwenstatt" und Umgebung lebendig. Eine vollständig eingerichtete Uhrmacherwerkstätte führt zu den Anfängen der Schwarzwälder Uhrmacherkunst; originelle Uhren zeugen von Erfindergeist, Tüftelei und Einfallsreichtum. Die Schwarzwaldküche enthält Geräte und Mobiliar aus dem Reich der Schwarzwaldbäuerin. Weitere Stuben zeigen Trachten, Bilder einheimischer Künstler und Literatur zur Geschichte und Volkskunde des Schwarzwaldes.[18]
Im Stadtteil Neustadt liegt das für das Stadtbild prägende Neustädter Münster. Des Weiteren liegen hier der Neustädter Hof, ein denkmalgeschütztes Hotel aus dem Jahr 1899,[19] das zur Caritas gehörende Haus Adler Post, eine ehemalige Postmeisterei aus dem Jahre 1575, das Klösterle, ein ehemaliges Kapuzinerkloster aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, der Alte Friedhof (1810) sowie das Rathaus (1817).[20] Auf dem Hochfirst steht der Hochfirstturm, ein stählerner Aussichtsturm. Am Hochfirst liegt auch die Hochfirstschanze, die größte Skisprung-Naturschanze Deutschlands. Südöstlich von Neustadt verläuft die Bundesstraße 31 mit der Gutachtalbrücke.
Im Stadtteil Titisee liegt das historische Hotel Bären mit einer Holzfassade im Stil des Schwarzwaldhauses. Im Stadtteil Waldau befindet sich die Pfarrkirche St. Nikolaus.
Titisee-Neustadt liegt im Naturpark Südschwarzwald. Die Fernwanderstrecke Mittelweg, die durch den Ort verläuft, führt an vielen Naturdenkmälern vorbei. Große Bekanntheit hat der Titisee, der größte natürliche See im Schwarzwald.
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