Die Gemeinde Rochau liegt neunKilometer südlich von Osterburg und 17Kilometer nordwestlich von Stendal in der Altmark.
Rochau ist ein Straßendorf mit Kirche.
Zur Gemeinde Rochau gehören die fünf Ortsteile Rochau mit Wilhelminenhof (3 Kilometer südwestlich gelegen), Häsewig mit Alter Ziegelei, Klein Schwechten, Schartau und Ziegenhagen.[2] Der „Schwarze Weg“ in Rochau erinnert heute daran, dass der östliche Teil von Rochau früher ein eigenes Dorf namens „Schwarzenhagen“ war.[3][4]
Geschichte
Das Dorf wird im Jahre 1238 erstmals als villa Rocgawe (vel Roggau)[5] oder villa Rotgawe[6] erwähnt, als Graf Siegfried von Osterburg Dörfer und Besitz in der Altmark, mit denen er vorher vom St. Ludgerikloster Helmstedt belehnt worden war, dem Abt Gerhard von Werden und Helmstedt überschrieb.[6] Im Jahre 1349 wurde eine Wiese inter villas rogghow et Scynne an den Pfarrer von Schinne verkauft.[7] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Rochow aufgeführt.[8] Weitere Nennungen sind 1687 Rochow[4] und 1804 Dorf Rochau mit Schmiede und Windmühle.[9]
Im Rahmen einer Andacht in der Kirche zu Rochau wurde am 14. Juni 2013 unter Begleitung des Kirchenchores und der Jagdhornbläsergruppe Dobberkau an das 775-jährige Bestehen des Ortes gedacht. Die Ansprache hielt die Pfarrerin Margret Lipschütz und erinnerte an die zahlreichen Kriege, z.B. den 30-jährigen und den Siebenjährigen Krieg, die über das Dorf hinwegzogen und daran, dass damals die Soldaten nicht zum Sandsäcke füllen gekommen seien. Die im Rahmen des Hochwassereinsatzes 2013 im Ort untergebrachten Soldaten des Panzergrenadierbataillons 411 aus Viereck bei Pasewalk legten am Gefallenenehrenmal auf dem Rochauer Friedhof Kränze nieder.[10]
Eingemeindungen
AchterstraßeBreite Straße Rochau Anfang des 20. JahrhundertsBreite Straße
Am 1. April 1935 erfolgte der Zusammenschluss der Landgemeinden Rochau und Schwarzenhagen zu einer neuen Landgemeinde „Rochau“.[11] Die Gemeinde Rochau wurde am 25. Juli 1952 aus dem Landkreis Stendal in den Kreis Stendal umgegliedert.[12] Am 1. Januar 1973 wurde die Gemeinde Schartau aus dem Kreis Stendal in die Gemeinde Rochau eingemeindet. Am 1. Juli 1994 kam Rochau zum heutigen Landkreis Stendal.[12]
Im Zuge der kommunalen Neuordnung Sachsen-Anhalts wurde die Nachbargemeinde Klein Schwechten zum 1. Januar 2011 per Gesetz nach Rochau eingemeindet.[13]
Die Volkszählung in der Europäischen Union 2011 zeigte, dass von den 1123 Einwohnern der Gemeinde Rochau rund 33% der evangelischen und rund 3% der katholischen Kirche angehörten.[18]
Am 1. Juni 2007 wurden die Evangelischen Kirchengemeinden Rochau, Schartau und Schorstedt zum „Evangelischen Kirchspiel Rochau“ zusammengeschlossen.[19] Am 1. Januar 2015 schied die Kirchengemeinde Schorstedt aus dem nun so genannten Evangelischen Kirchengemeindeverband Rochau aus.[20] Das Kirchspiel gehört zum Pfarrbereich Klein Schwechten des Kirchenkreises Stendal der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Pfarrer in Rochau (seit dem 16. Jahrhundert)
um 1551: Jacob Grabow
um 1600: Franciscus Schwertfeger d.Ä.
um 1617: Franciscus Schwertfeger d.J.
1640–1670: Johannes Jordan
1670–1702: Simon Schlehenstein
1703–1732: Hennig Garthe
1733–1778: Gottlieb Schmidt d.Ä.
1778–1814: Gottlieb Schmidt d.J.
1814–1830: Johann Christoph Gottlieb Meinecke
1830–1845: Johann Dietrich Garlipp
1846–1858: Johannes Gottschick (Vater des Theologen)
1859–1863: Johann Friedrich Gottlieb Reinsdorf
1863–1883: Georg Eduard Rudolph Lipke
1883–1927: Johannes Wildberg (zudem Regionalhistoriker)
Im Oktober 2015 wurde Dirk Zeidler zum Nachfolger von Uwe Großpietsch als ehrenamtlicher Bürgermeister gewählt.[22][23]
Gemeinderat
Die Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 ergab das folgende Ergebnis (in Klammern die Ergebnisse von 2014):[24][25]
fünf (6) Sitze Wählergemeinschaft Klein Schwechten
drei (5) Sitze Wählergemeinschaft Rochau
vier Sitze Wählergruppe „Aktiv für die Gemeinde“
Je eine Gemeinderätin stellen die Wählergemeinschaft Klein Schwechten und die Wählergemeinschaft Rochau. Die CDU verlor ihren Sitz im Gemeinderat.
Die Wahlbeteiligung betrug 62,2 Prozent. 2014 lag sie bei 50,3 Prozent.[26][27]
Wappen
Genehmigung am 11. August 1998
Blasonierung: „Schräggeviert; oben in Silber 3 (2:1) schwarze Roche, unten in Silber eine schwarze ausgerissene Tanne. Vorn in Rot ein silberner Pflug, hinten in Rot ein silbernes Zahnrad.“
Das obere Viertel bezieht sich einmal auf das alte Grundherrengeschlecht (v. Rochow) und zum anderen ist es eine Anspielung auf den Ortsnamen (Roch = Rochau). Die schwarze Tanne erinnert an den eingemeindeten Ortsteil Schwarzenhagen. Pflug und Zahnrad geben die gegenwärtige Situation an und stellen Rochau als Agrargemeinde dar, in der Landwirtschaft und Landtechnik anzutreffen sind. Das Wappen wurde 1998 im Auftrag der Gemeinde vom Magdeburger Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch gestaltet.
Die Gemeindefarben sind Weiß-Rot.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Evangelische Dorfkirche mit FriedhofKriegerdenkmal auf dem Friedhof
Die evangelische Dorfkirche Rochau ist ein spätromanischer Feldsteinbau inmitten eines Friedhofs, der mit einer Feldsteinmauer umgeben ist. Nördlich neben dem Hocheingang des Westturmes sind Eichenbalken in die Wand eingelassen von denen einer im Innern mit einem Holzkeil verzapft ist. Wie an mittelalterlichen Wehrtürmen könnte hier ein hölzerner Anbau vielleicht in Form eine Hurde angebracht worden sein. Eine dendrologische Untersuchung datierte das Fälldatum des eichenen Kehlbalkendachwerks des Turmes auf 1198 ±10.[28] Der Bau liegt auf dem höchsten Punkt am Nordrand des ehemaligen Straßendorfes. Der Turm hat ausgesprochenen Wehrcharakter.[29]
In Rochau steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges, dessen mittlerer Teil aus Granitblöcken in Form eines Tempels mit eingelassener Tafel besteht. Er ist flankiert von zwei schwarzen Granitsäulen.[30]
Im benachbarten Klein Schwechten steht ebenfalls eine spätromanische Feldsteinkirche, die evangelische Dorfkirche Klein Schwechten.
Siehe auch: Liste der Kulturdenkmale in Rochau
Veranstaltungen
Die Rochauer Carnevals Gemeinschaft (RCG) „Rochau es lacht“ organisiert seit 1965 jährlich den Karneval in der Rochauer Mehrzweckhalle. Das Lindenfest, welches jedes Jahr im Juni auf dem Sportplatz stattfindet, wird durch den Rochauer Sportverein organisiert.
Wirtschaft und Infrastruktur
Im Dorf gibt es eine Allgemeinarztpraxis, eine Physiotherapie, eine Bankfiliale,[31] eine Kindertagesstätte, gefördert vom „Kinderland Rochau e.V.“ und eine Feuerwehr, die von „Förderverein Freiwillige Feuerwehr Rochau e.V.“ unterstützt wird.[32]
Zwei Sportstätten werden von einem Sportverein genutzt.[32][31]
Ein Landwirtschaftsbetrieb wird von einem Ehepaar seit dem Jahre 1992 bewirtschaftet. Sie beschäftigten im Jahre 2011 neun Mitarbeiter. Das Team bewirtschaftet etwa 700 Hektar Land und versorgt damit auch die etwa 200 Milchkühe.[33]
Die Biogasanlage des Betriebes erzeugt Strom und versorgt das Dorf mit Wärme über ein Nahwärmenetz.[31]
Verkehr
Rochau liegt an der Landstraße von Bismark nach Goldbeck, dreiKilometer östlich führt die Bundesstraße 189 (Stendal–Wittenberge) vorbei. Die nächsten Bahnhöfe befinden sich in Osterburg und Goldbeck an der Bahnstrecke Magdeburg–Stendal–Wittenberge.
Trivia
Der Superintendent von Gardelegen Hermann Horn hatte im Kalender „Altmärkischer Hausfreund“ über ein schaurige Hinrichtung in Rochau im Jahre 1774 berichtet, die 1909 im „Altmärkischen Sagenschatz“ veröffentlicht wurde[34] und 1969 vom Altmärkischen Verein für Vaterländische Geschichte und Industrie nachgedruckt wurde.[35]
Persönlichkeiten
Johannes Gottschick (1847–1907), evangelischer Theologe
Der Stammsitz der Familie von Rochow war vermutlich in Rochau.[14]
Literatur
Hans Wildberg (Pastor in Rochau):Altmärkische Sittenbilder aus der Zeit von 1670 bis 1786. Aufgrund der kirchlichen Urkunden der Parochien Rochau und Schorstedt. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 25. Jahresbericht, 1898, S.121–138 (auf altmark-geschichte.de[PDF]).
Wilhelm Zahn:Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.109 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen& Constanze Gliege).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes:Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W.Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.300, 71. Rochau (Online bei google books).
Peter P. Rohrlach:Historisches Ortslexikon für die Altmark (=Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S.1788–1795, doi:10.35998/9783830522355.
Adolph Friedrich Riedel:Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band6. Berlin 1846, S.450–451, Urkunde II. (Digitalisat).
Peter Wilhelm Behrens:Graf Siegfried von Osterburg und Altenhausen resigniert viele Dörfer und Grundstücke in der Altmark 1238. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1841, S.48 (altmark-geschichte.de[PDF]).
Adolph Friedrich Riedel:Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band5. Berlin 1845, S.100 (Digitalisat).
Johannes Schultze:Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (=Brandenburgische Landbücher. Band2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S.316 (archiviert auf archive.org (Memento vom 14. Dezember 2019 im Internet Archive)).
Stendaler Volksstimme vom 17. Juni 2013 (Beilage: Der Altmärker), S. 16.
Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.):Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1935, ZDB-ID3766-7, S.59.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S.344,346.
Wilhelm Zahn:Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.106 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen& Constanze Gliege).
Doreen Schulze:Erstmals Zuwachs in Arneburg-Goldbeck. In: Volksstimme Stendal. 15.Januar 2016.
Amtsblatt der Föderation evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland. 2007, ISSN0014-326X, S.156 (kirchenrecht-ekm.de).
Amtsblatt der Föderation evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland. 2015, ISSN0014-326X, S.277 (kirchenrecht-ekm.de).
Uwe Czubatynski: Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark - Biographische Daten und Quellennachweise als Hilfsmittel zur kirchlichen Ortsgeschichte der Mark Brandenburg und der Provinz Sachsen. 2. erweiterte Auflage (elektronische Ressource). Rühstädt 2006, DNB97946353X, S.71.
Thomas Hartwig:Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S.567–568, Wehrtechnische Aspekte an hochmittelalterlichen Dorfkirchen in der Altmark.
Horst Scholke: Stille Schönheit - Romanische Feldsteinkirchen in der Altmark, Oschersleben 1993, S. 153.
Rochau, Landkreis Stendal.In:www.denkmalprojekt.org.Onlineprojekt Gefallenendenkmäler,1.Juni 2020,abgerufen am 1.Oktober 2022.
Dirk Andres:Kris und Rose geben 100000 Liter Milch. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 26.April 2014 (volksstimme.de[abgerufen am 21.März 2020]).
Superintendent Horn, Gardelegen:Altmärkischer Sagenschatz. Eine Hinrichtung zu Rochau (=Lehrerverband der Altmark [Hrsg.]: Beiträge zur Volks- und Heimatkunde der Altmark. Band2). Klinkhardt, 1908, ZDB-ID1198714-5, S.237–238.
Hans-Egbert Klaeden:Eine Hinrichtung zu Rochau im Jahre 1774. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 60. Jahresbericht. Berlin 1969, S.114–116 (auf altmark-geschichte.de[PDF]).
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