Mechernich ist eine kreisangehörige Stadt im Kreis Euskirchen. Sie befindet sich im Süden von Nordrhein-Westfalen im Naturpark Nordeifel und ist ein Tor zum Nationalpark Eifel. Im Bildungsbereich und in der medizinischen Vorsorge erfüllt die ehemalige Bergbaustadt wichtige Funktionen für die Region Nordeifel.
Mechernich wurde im Jahre 1308 erstmals unter dem Namen „Megchernich“ im „Liber valoris“, dem „Werte-Buch der Kirchen der Diözese Köln“, urkundlich erwähnt.[2] 1394 wird zum ersten Mal der Bergbau auf dem Mechernicher Bleiberg schriftlich erwähnt. Möglicherweise geht dieser Bergbau bis in römische und keltische Zeit zurück, sichere Belege hierfür fehlen aber bislang.[3]
Die jüdische Bevölkerung in Mechernich wuchs ab Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem durch den Zuzug aus umliegenden Dörfern an, 1885 zählte die zum Synagogenbezirk Schleiden-Malmedy gehörende örtliche jüdische Gemeinde 64 Mitglieder. Eine 1883 eingeweihte Synagoge in der damaligen Heerstraße (heutige Rathergasse) war 1930 offenbar schon baufällig. Das Gotteshaus wurde im Zuge der Novemberpogrome 1938 schwer beschädigt und 1939 abgerissen.[4]
Eingemeindungen
Am 1.Juli 1969 wurde Mechernich durch die Eingemeindung der bis dahin selbständigen Gemeinden Berg, Bleibuir, Breitenbenden, Eicks, Floisdorf, Glehn, Harzheim, Holzheim, Hostel, Kallmuth, Lorbach, Vussem-Bergheim und Weyer vergrößert.[5] Im Zuge der nordrhein-westfälischen, kommunalen Neugliederung wurden am 1.Januar 1972 die Kreise Euskirchen und Schleiden vereinigt. Die Gemeinden Veytal (vorher Altkreis Euskirchen) und Mechernich (vorher Altkreis Schleiden) wurden ebenfalls zusammengeführt. Außerdem wurden Teile der Gemeinde Kall (früher: Gemeinde Wallenthal) mit 390 Einwohnern nach Mechernich umgegliedert.[6] Die neu gebildete Gemeinde Mechernich im neuen Kreis Euskirchen umfasst 44 Ortschaften. Sie bekam am 23.Juli 1975 die Stadtrechte verliehen.[6]
Bürgermeister der Stadt Mechernich ist seit 1999 Hans-Peter Schick (CDU). 2004 wurde er mit 59,27Prozent[8], 2009 mit 63,48Prozent[9], 2014 mit 71,36Prozent[10] und 2020 mit 58,33Prozent[11] der Stimmen wiedergewählt.
Frühere Bürgermeister
1927–1933: Felix Gerhardus (1895–1973, Zentrum), später Oberkreisdirektor des Kreises Schleiden
1933:–9999 Heinrich Jacobs (NSDAP)
1933–1935: Hans Weisheit (1901–1954, NSDAP), nachfolgend bis 1945 Landrat des Siegkreises
1935–1941: Johannes (Hans) Zanders (* 1905, NSDAP)
1945–?:–99 Heinrich (Heinz) Sistig
1948–?:–99 Heinrich Virnich (* 1883)
um 1965/1974: Peter Giesen (CDU)
1979–1984: Heinz Kehmeier (CDU), seit 2000 Ehrenbürgermeister
1984–1989: Karl Heinz Gehrke (1915–2008, CDU), Ehrenbürgermeister
1989–1994: Peter Schüller (1921–2006; SPD)
1996–1998: Heinrich Schaper (CDU)
Gemeinde- und Stadtdirektoren
Von 1946 bis 1999 leiteten die Gemeinde bzw. Stadtdirektoren die Verwaltung.
um 1961/68: Franz Brendt
1969–1988: Helmut Rosen (1924–2014, CDU), seit 1975 Stadtdirektor; zuvor von 1961 an Gemeindedirektor des Amtes Hergarten
um 1992 Bernhard Wachter (CDU)
Stadtrat
Die bisher 32Sitze des Stadtrats erhöhten sich auf Grund von Überhang- und Ausgleichsmandaten auf 38 und verteilen sich seit der Kommunalwahl am 13.September 2020 wie folgt:
CDU: 16 Sitze (+3)
SPD: 7 Sitze (±0)
UWV: 5 Sitze (−1)
GRÜNE: 5 Sitze (+2)
FDP: 2 Sitze (±0)
LINKE: 1 Sitz (±0)
AfD: 2 Sitze (+2)
Die SPD bildet gemeinsam mit dem Ratsmitglied der Die Linke eine Fraktionsgemeinschaft[12]. Die übrigen Parteien bilden eigenständige Fraktionen.
Wappen
Blasonierung: „Geteilt von Gold und Blau, oben ein schreitender, rot-bezungter und -bewehrter schwarzer Löwe, belegt mit einem durchgehenden, fünflätzigen roten Turnierkragen, unten ein schräggekreuzter silberner Schlägel (Bergmannshammer) und ein silbernes Eisen (Bergmannseisen, Schlägel und Eisen).“[13]
Wappenbegründung: Der schwarze Löwe mit dem fünflätzigen roten Turnierkragen in Gold ist dem Wappen der Grafen von Blankenheim (dort steigend) entnommen, die neben anderen Geschlechtern über 500 Jahre in Mechernich geherrscht haben. Der Bergbau hat Mechernich besonders geprägt, was durch Übernahme von „Schlägel und Eisen“ in der Form des Zunftwappens der Bergleute symbolisiert wird.
Das Wappen wurde am 9. Februar 1973 vom Kölner Regierungspräsidenten Günter Heidecke genehmigt, nachdem der Oberpräsident der damaligen Rheinprovinz, Ernst Albert von Bodelschwingh, der Ursprungsgemeinde Mechernich am 6. August 1935 das Recht zur Führung eines Gemeindewappens verliehen hatte.
Städtepartnerschaft
Mechernich unterhält seit 1967 eine Partnerschaft mit der südfranzösischen Stadt Nyons. Seit 2016 besteht zudem eine Städtepartnerschaft mit der polnischen Stadt Skarszewy[14].
Sehenswürdigkeiten und Tourismus
Siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Mechernich
Durch die südlichen Ortsteile der Stadt führt die Eifelwasserleitung. Sie ist einer der längsten Aquädukte des Römischen Reiches, der das antike Köln mit Trinkwasser versorgte.
Im Stadtteil Satzvey befindet sich eine der besterhaltenen Wasserburgen der Eifel, die gleichnamige Burg Satzvey.
Kakushöhle, ein Höhlensystem im Ortsteil Dreimühlen, das schon in der Frühzeit der Menschheitsgeschichte besiedelt wurde. Die Höhlen entstanden durch Auswaschungen vor etwa 250.000 bis 500.000 Jahren. In vorgeschichtlicher Zeit wurden die Höhlen durch einen künstlich angelegten Wall gesichert.
Der Herkelstein, eine 434,5m hohe Erhebung im nordöstlichen Teil der Eifel (NRW, Deutschland) bildet den höchsten Punkt des Eschweiler Höhenzuges und liegt im Naturpark Nordeifel.
Auf dem Stadtgebiet von Mechernich befinden sich sieben Burgen und zwei Schlossanlagen: Antweiler, Berg, Firmenich, Kommern, Zievel, Heistard, Satzvey. Die Burg Satzvey ist durch ihre Mittelalter-Events weit über das Kreisgebiet bekannt. Die Schlossanlagen sind Schloss Eicks, das seine Wurzeln im Mittelalter hat, da es aus einem burgartigen Fronhof entstand, und Schloss Wachendorf im gleichnamigen Ortsteil. Zwischen Roggendorf und Strempt befand sich das Haus Rath. Burgvey ist noch als Ruine vorhanden.
Panorama der Turmhofstraße
Museen
Rheinisches Freilichtmuseum in Kommern
Bergbaumuseum und Besucherbergwerk Grube Günnersdorf
Atomschutzbunker der Landeszentralbank Nordrhein-Westfalen[16]
Kirchen
Mehrere Kirchen in Mechernich und seinen Ortsteilen sind Johannes dem Täufer geweiht:
die Alte Kirche in Mechernich, die schon im 11. Jahrhundert als ein flachgedeckter Bau mit ungegliedertem Turm bestand,[17]
die 1953 nach Plänen von Peter Salm gebaute Neue Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Mechernich,
die Filialkirche St. Johannes im Ortsteil Roggendorf, die nach den Plänen des Architekten Richard Abel 1890 im neostaufischen Stil erbaut wurde. In ihrer Apsis steht der Roggendorfer Schnitzaltar, ein dreiteiliger Schnitzaltar, 235 × 280cm, von etwa 1500. Er stammt aus Bad Kreuznach und ist ein Geschenk der Bergwerksfamilie Kreuser.
die Pfarrkirche St. Johann Baptist in Antweiler gehört zum Seelsorgebereich Veytal.
In einigen Kirchen der Stadt Mechernich finden sich Kunstwerke des Mittelalters:
Floisdorfer Madonna
Kallmuther Pietà
das Paxtäfelchen in Hostel
Strempter Pietà
Die Floisdorfer Pfarrkirche St. Pankratius geht auf Pläne des Kölner Baumeisters Theodor Kremer zurück und wurde am 1. August 1895 geweiht. Die Madonna mit Kind stammt von 1400 und ist damit das wohl älteste Kunstwerk aus dem Stadtgebiet Mechernich. Sie ist ohne Krone 80cm hoch und wurde 1912 in Aachen neu gefasst, instand gesetzt und vergoldet. Vorher stand sie in einem offenen Bethäuschen zwischen Berg und Hergarten.[18] Ihr Kleid ist mit Lilien punziert. Der rechten Hand sind leider Daumen und Zeigefinger abgebrochen.[19]
Die heutige Pfarrkirche zum Heiligen Märtyrer Georg in Kallmuth ist ebenso nach Plänen von Theodor Kremer 1888 fertiggestellt worden. Die Kallmuther Pietà steht auf einem Seitenaltar links der Apsis aus Holz misst eine Höhe von 79cm ist vermutlich um das Jahr 1475 entstanden. Sie wurde erstmals 1656 renoviert und wird umrahmt von Bildern des Simeon und des Jeremias.[20]
In der Kapelle zu den Drei heiligen Mauren und dem heiligen Hubertus in Hostel ist das Paxtäfelchen zu sehen, ein Schmerzensmann, Öl auf Nussbaum, 19,2 × 11,3cm, dicke: 2,2cm aus dem 15. Jahrhundert (Einordnung aus dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege). Auf der Rückseite ist ein schwalbenschwanzförmiger Griff eingezapft, der auch als Ständer dient.[21]
In der Kirche St. Rochus befindet sich die Strempter Pietà. Das Gotteshaus wurde in den Jahren 1879/80, auch nach den Plänen von Theodor Kremer errichtet. Sie ist eine dreischiffige neuromanische Basilika ohne Turm aus Backstein.[22] Die Pietà mit einer Höhe von 74cm stammt aus dem 15. Jahrhundert. Bemerkenswert ist, dass der Heiland an der linken Bauchseite eine Beule, wohl Pestbeule aufweist.
Radwege
Durch die Stadt führen die Radwanderwege:
Eifel-Höhen-Route, der als Rundkurs um und durch den Nationalpark Eifel verläuft.
Tälerroute, sie erschließt touristisch interessante Orte in Nordrhein-Westfalen auf familienfreundlicher Strecke.
Wasserburgenroute, sie verbindet mehr als 130 Burgen am Rand der Eifel und in der Kölner Bucht.
der Eifel-Mosel-Express (RE 12) Köln–Euskirchen–Gerolstein–Trier
der Eifel-Express (RE 22) Köln–Euskirchen–Gerolstein mit Durchbindung nach Trier (RB 22) und
die Eifel-Bahn (RB 24) Köln–Euskirchen–Kall, in der Hauptverkehrszeit bis Gerolstein
verkehren.
Ein weiterer Halt ist in Satzvey. Er wird nur stündlich von der Eifel-Bahn bedient.
Der Schienenpersonennahverkehr wird von der DB Regio NRW unter dem Markennamen Vareo durchgeführt, die für den Eifel-Express und die Eifel-Bahn Diesel-Triebwagen der DB-Baureihe 620 und 622 in teilweise gemischter Ein- bis Dreifachtraktion für Geschwindigkeiten bis zu 140km/h einsetzt. Aktuell werden jedoch nur maximal drei zweiteilige oder zwei dreiteilige Triebwagen zusammengekoppelt.
Für den gesamten Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gilt der Tarif des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS) und tarifraumüberschreitend der NRW-Tarif.
Auf Grund der Auswirkungen des Hochwassers in der Eifel vom 14./15.Juli 2021 war der Bahnbetrieb in Mechernich in Fahrtrichtung Köln bis zum 23. April 2022 unterbrochen, in Fahrtrichtung Kall voraussichtlich bis Ende Juni 2022.[23]
Busverkehr
Zentrale Umsteigepunkte in Mechernich sind MechernichBf und die näher zur Ortsmitte gelegene Haltestelle Stiftsweg. Von dort verkehren die VRS-Buslinien 773, 808, 809, 811, 826, 830, 887, 888 und 897, teilweise als TaxiBusPlus im Bedarfsverkehr. Zusätzlich verkehren einzelne Fahrten der auf den Schülerverkehr ausgerichteten Linien 827, 867, 868, 893, 896 und 898.
Mechernich liegt an den Bundesstraßen 266 und 477. Am östlichen Rande des Stadtgebietes verläuft die Eifelautobahn A1 mit der Anschlussstelle Bad Münstereifel/Mechernich.
Der Ort liegt an der alten Römerstraße Trier–Neuss.
Bildung
Schulbildung
Die Schulen im Stadtgebiet Mechernich decken mit den Schulformen Grundschule, Gesamtschule, Gymnasium und Waldorfschule alle Bildungsstufen bis einschließlich Sekundarstufe II ab.
Kernort
Katholische Grundschule Mechernich
Gymnasium Am Turmhof
Gesamtschule Mechernich
Kommern
Katholische Grundschule Kommern
Lückerath
Katholische Grundschule Lückerath
Satzvey
Gemeinschafts-Grundschule Satzvey
Waldorf Nordeifel – Freie Veytalschule Satzvey
Weitere Bildung
Eine Musikschule wird durch den Musikschulzweckverband Schleiden angeboten.[24] Verschiedene Weiterbildungen erfolgen durch die VHS Kreis Euskirchen.
Bibliotheken
Stadtbibliothek Mechernich
Katholische Bibliothek Kommern
Krankenhaus
In Mechernich befindet sich das 413 Betten starke Kreiskrankenhaus Mechernich mit insgesamt 9 Fachabteilungen, einer Belegabteilung und zwei nicht Betten führenden Abteilungen. Die Kreiskrankenhaus Mechernich GmbH wurde 1909 gegründet. Die Geschichte reicht jedoch bis ins 19.Jahrhundert zurück, als verunglückte Bergarbeiter in einem eigens dafür eingerichteten Ort zur Versorgung behandelt wurden. Dies war wohl der Grundstein für die heutige Abteilung der Unfallchirurgie im Kreiskrankenhaus Mechernich.
Persönlichkeiten
Bernhard Clemens August Eick (1814–1868), Bergbeamter, Altphilologe und Altertumsforscher
Adolf Weber (1876–1963), Nationalökonom und Hochschullehrer
Adolf Meyer (1881–1929), Architekt
Peter Lauterbach (* 1896), 1948 bis 1951 Landrat des Kreises Schleiden
Josef Linden (1926–2017), Landrat des Kreises Euskirchen von 1976 bis 1994
Peter Milz (1934–1986), Unternehmer und Politiker (CDU), Mitglied des Deutschen Bundestages
Klaus Vater (* 1946), ehem. stellvertr. Regierungssprecher, Autor
Synagoge Mechernich, In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. (Abgerufen 25. August 2020)
Martin Bünermann:Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S.100.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.301und309.
siehe die Seite zur Kirchengeschichte@1@2Vorlage:Toter Link/st-johann-baptist-mechernich.kibac.de(Seite nicht mehr abrufbar, Suche inWebarchiven)Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. der Pfarrgemeinde St. Johannes Baptist Mechernich.
Hans Peter Schiffer:Kirchen und Kapellen im Dekanat Mechernich. Druckerei Anders, Prüm 2003, S.63.
Bischöfliches Generalvikariat Aachen (Hrsg.):Handbuch des Bistums Aachen. Dritte Ausgabe. Druckhaus B. Kühlen KG, Aachen 1994.
Hans Peter Schiffer:Kirchen und Kapellen im Dekanat Mechernich. Druckerei Anders, Prüm 2003, S.99.
Anton Könen:Die Kapelle zu Hostel. Hrsg.: Kapellengemeinde Hostel. Druck: Gravis, Hostel 2000.
Hans Peter Schiffer:Kirchen und Kapellen im Dekanat Mechernich. Druckerei Anders, Prüm 2003, S.191.
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