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Weilerswist ist eine Gemeinde im Norden des Kreises Euskirchen im Südwesten des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen.

Luftaufnahme von Weilerswist (2015)
Luftaufnahme von Weilerswist (2015)
Wohnbebauung im Süden von Weilerswist (2020)
Wohnbebauung im Süden von Weilerswist (2020)
Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Köln
Kreis: Euskirchen
Höhe: 120 m ü. NHN
Fläche: 57,17 km2
Einwohner: 17.602 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 308 Einwohner je km2
Postleitzahl: 53919
Vorwahlen: 02254, 02251
Kfz-Kennzeichen: EU, SLE
Gemeindeschlüssel: 05 3 66 040
Gemeindegliederung: 15 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Bonner Straße 29
53919 Weilerswist
Website: www.weilerswist.de
Bürgermeisterin: Anna-Katharina Horst (parteilos)
Lage der Gemeinde Weilerswist im Kreis Euskirchen
Karte
Karte

Geografie


Weilerswist liegt zwischen der Zülpicher Börde und dem Vorgebirge, am südwestlichen Rand der Ville, eines Höhenzuges der Kölner Bucht. Durch das Gemeindegebiet fließen im Osten die Swist und im Westen die Erft, die in Weilerswist von vier kleineren Nebengewässern gespeist werden. Im Norden grenzt die Gemeinde an die Städte Brühl und Erftstadt (beide im Rhein-Erft-Kreis), im Osten an die Stadt Bornheim und die Gemeinde Swisttal (beide im Rhein-Sieg-Kreis), im Süden an die Kreisstadt Euskirchen sowie im Westen an die Stadt Zülpich (ebenfalls im Kreis Euskirchen).


Gliederung


Die Gemeinde ist in sechs Ortschaften mit eigenen Ortsbürgermeistern[2][3] und 15 Ortsteile untergliedert.

Ortschaften (Stand: 2016)[4]
WeilerswistWeilerswist und Neuheim
VernichGroßvernich, Kleinvernich und Horchheim
MetternichMetternich
MüggenhausenMüggenhausen, Schwarzmaar und Neukirchen
LommersumLommersum und Bodenheim
Hausweiler-DerkumHausweiler, Derkum, Ottenheim und Schneppenheim

Geschichte


In der fruchtbaren Börde rund um die Swist und die Erft fanden bereits seit Jahrhunderten Menschen ausreichend Nahrung und siedelten sich dort an. So gibt es Siedlungsspuren von Menschen des Jungpaläolithikums, der Bandkeramiker, der Urnenfelderleute und Siedlungen aus der Latènezeit auf dem heutigen Gebiet der Gemeinde Weilerswist. Kelten und Germanen, vor allem aber Römer hinterließen ebenfalls ihre Spuren. Zahlreiche Siedlungen und Einzelhöfe (siehe Villae Rustica) bestanden. Ortsbezeichnungen wie Weiler, Vernich und Metternich weisen darauf hin, ebenso bei Ausgrabungen gefundene Fundamente, Artefakte, Reihengräber und Sarkophage.

Ein Kultzentrum befand sich auf dem Swister Berg. Bei den 1933 von Peter Anton Tholen durchgeführten Grabungen wurden Reste eines größeren Tempelbezirkes entdeckt. Dort wurden Matronen verehrt, aber auch der Göttin Diana war ein Weihestein gesetzt worden. Ebenfalls befand sich dort an der vom Kastell Bonn zum Kastell Neuss über den Swister Berg führenden Heerstraße eine Jupitersäule, deren oberer Teil ebenfalls aufgefunden wurde.

Als die Franken das Gebiet übernahmen, wurden neue Siedlungen gegründet. Dörfer wie Lommersum (Lommundesheim), Derkum (Dedinchheim), Bodenheim, Ottenheim und Schneppenheim, die auf „heim“ enden, verweisen auf eine Gründung durch einen fränkischen Sippenführer. Seit karolingischer Zeit sind Urkunden aus Orten der Gemeinde Weilerswist überliefert. Die Ersterwähnung des Ortes Weilerswist als „Wilrezwist“ stammt vom 9. Juli 1310.[5][6] Die Herrschaft Weilerswist, die 1303 von Dietrich von Kleve und dessen Ehefrau Lisa an den Kölner Erzbischof Wikbold von Holte verpfändet worden war, gelangte nach nicht erfolgter Einlösung in den Besitz des Kölner Erzstiftes.

Weilerswist gehörte zum kurkölnischen Amt Brühl, besaß jedoch ein eigenes Gericht ohne Hochgerichtsrechte. Diese wurden vom Gericht Brühl ausgeübt. Innerhalb des Gerichtsbezirkes Weilerswist lagen mehrere Hofesverbände mit Hofgerichten. Es waren die des Stiftes Sankt Andreas in Köln in Oberswist, des Stiftes Sankt Gereon in Köln in Swist und die des Hauses Kühlseggen, zu dem auch der Kaulenhofesverband gehörte. Die Hochgerichtsrechte, die sowohl Sankt Gereon als auch Haus Kühlseggen besaßen, gingen im Laufe der Jahrhunderte verloren. Im 17. Jahrhundert besaß der Landesherr, der Kurfürst von Köln, alle Hochgerichtsrechte in Weilerswist. Diese Rechtsverhältnisse blieben bis zur Neuordnung der Gebiete mit Verwaltungsumgliederungen und Gerichtsreformen unter französischer Herrschaft 1798 unverändert.

Zur Herrschaft Kerpen-Lommersum gehörte auch der Ort Lommersum. Er wurde 1710 von Graf Friedrich von Schaesberg übernommen.[5] Bei der Schaffung neuer Verwaltungsbezirke nach französischem Vorbild unter Napoleon Bonaparte, wurden Weilerswist und Lommersum 1800 zu Mairien im Kanton Lechenich. Durch die Säkularisation der kirchlichen Güter 1802 und den in den folgenden Jahren erfolgten Verkauf änderten sich die Besitzverhältnisse in Weilerswist und Lommersum grundlegend. Die Mairien blieben auch nach der kontinentalen Neuordnung durch den Wiener Kongress 1814/15 anschließend in preußischer Zeit als Bürgermeistereien und seit 1927 als Ämter auch nach Gründung des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen 1946 bestehen. 1951 entstand das Amt Weilerswist-Lommersum, das bis 1969 bestand.[5]

Die heutige Gemeinde Weilerswist entstand am 1. Juli 1969 durch das Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Euskirchen, durch das die ehemaligen Gemeinden Lommersum, Metternich, Müggenhausen, Vernich und Weilerswist des ehemaligen Amtes Weilerswist-Lommersum zur Gemeinde Weilerswist zusammengeschlossen wurden.[7] Die korrekte Silbentrennung des Gemeindenamens lautet „Wei|ler|swist“. Sie resultiert aus dem historischen Zusammenschluss der ehemaligen Dörfer Weiler und Swist.

Der deutsche Wetterdienst stellte am 31. Juli 2020 den bis dato bundesweit heißesten Tag des Jahres mit 36,9 °C in Weilerswist fest.[8] Außerdem gab es hier am 8. August 2020 den heißesten Tag im Land Nordrhein-Westfalen mit 37,4 °C.[9] Im Jahr 2020 hat mit 2004 Stunden die Sonne in Weilerswist, bezogen auf ganz Nordrhein-Westfalen, am längsten geschienen.[10]

Von der Flutkatastrophe im Juli 2021 war auch Weilerswist durch das Überlaufen der Erft und Swist schwer betroffen. Von den Wassermassen eingeschlossene Personen mussten mithilfe von Helikoptern aus ihren Häusern evakuiert werden. Außerdem wurden zahlreiche Eigentümer aus Kellern und unteren Stockwerken sowie Fahrzeuge zerstört.[11] Zeitweilige Strom- und Mobilfunknetzausfälle waren eine weitere Folge. Die Landstraße L 181 zwischen Derkum und Lommersum wurde unbefahrbar.[12] Am schwersten wurde der Ortsteil Metternich von der Katastrophe getroffen.[13]


Politik


Sitzverteilung im Gemeinderat
       
Insgesamt 30 Sitze
    Linke: 1
    SPD: 6
    Grüne: 5
    FDP: 3
    UWV: 3
    CDU: 10
    AfD: 2
Kommunalwahl 2020
Wahlbeteiligung: 55,88 % (2014: 49,96 %)
 %
40
30
20
10
0
32,99 %
21,29 %
9,53 %
17,95 %
9,31 %
2,30 %
6,62 %
CDU
SPD
FDP
Grüne
UWV
Linke
AfD
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
-12
-14
−8,98 %p
−13,52 %p
−1,91 %p
+6,18 %p
+7,13 %p
+2,30 %p
+6,62 %p
CDU
SPD
FDP
Grüne
UWV
Linke
AfD
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Altes Ergebnis nicht 100%

Gemeinderat und Verwaltung


Rathaus Weilerswist
Rathaus Weilerswist
Ratssaal Weilerswist
Ratssaal Weilerswist

Der Gemeinderat ist die kommunale Volksvertretung der Gemeinde Weilerswist. Über die Zusammensetzung entscheiden die Bürger alle fünf Jahre, zuletzt am 13. September 2020.[14]

Die Verwaltung der Gemeinde wird vom Bürgermeister geführt, der als kommunaler Wahlbeamter auf Zeit fungiert. 1999 erfolgte erstmals die Direktwahl des hauptamtlichen Bürgermeisters in Weilerswist durch die Bürger für eine Amtszeit von sechs Jahren. Durch das Gesetz zur Stärkung der kommunalen Demokratie von 2013 wurde die Amtszeit von sechs auf fünf Jahre verkürzt. Ab 2020 findet die Bürgermeisterwahl zeitgleich mit der Wahl des Gemeinderats statt.

Die seit 2015 amtierende Bürgermeisterin der Gemeinde Weilerswist, Anna-Katharina Horst, musste sich am 27. November 2016 einem Abwahlverfahren stellen, das von den Fraktionen der örtlichen CDU, SPD und FDP initiiert worden war.[15] Horst, die vor ihrer Wahl zur Bürgermeisterin für die CDU kandidiert hatte und mittlerweile parteilos ist, wurde von den Bürgern jedoch mit einer deutlichen Mehrheit von 70,7 % in ihrem Amt bestätigt.[16] Am 12. April 2018 gelang den zuvor genannten Fraktionen durch eine Änderung der Vergabe- und Zuständigkeitsordnung die faktische Entmachtung Horsts.[17]

Bei der Kommunalwahl 2020 wurde Horst als Einzelbewerberin in der Stichwahl erneut zur Bürgermeisterin gewählt.[18]


Wappen und Banner


Der Gemeinde wurde mit Urkunde des Regierungspräsidenten in Köln vom 4. Mai 1972 das Recht zur Führung eines Wappens und einer Flagge (Banner) verliehen.


Wappen

Blasonierung: „Gespalten; vorne in Schwarz ein mit einem Kreuz besteckter, zweifenstriger silberner (weißer) Turm, hinten in Silber (weiß) ein schwarzer Adler.“

Das Wappen verbindet die Symbole der ehemaligen Bürgermeistereien Weilerswist und Lommersum. Der Turm symbolisiert das „Swister Türmchen“, das Wahrzeichen von Weilerswist, der Adler entstammt dem Lommersumer Gerichtssiegel von 1675. Da die ursprünglichen Farben nicht mehr zu ermitteln waren, wurden Schwarz und Silber, die Farben des Kurfürstentums Köln verwendet, dem Weilerswist seit 1303 angehörte.



Beschreibung des Banners: „Weiß-Schwarz im Verhältnis 1:1 längsgestreift mit dem Wappen der Gemeinde etwas oberhalb der Mitte.“


Gemeindepartnerschaften


Die Gemeinde Weilerswist unterhält zwei Gemeindepartnerschaften. Seit 1978 besteht eine Partnerschaft mit der südfranzösischen Gemeinde Carqueiranne und seit 1989 mit der mittelenglischen Gemeinde Whitnash.


Wirtschaft


Aufgrund der profitablen Verkehrsanbindung unweit des Autobahnkreuzes Bliesheim am Rand der Metropolregion Rhein-Ruhr und innerhalb der Euregio Maas-Rhein, hat sich die Gemeinde zu einem gefragten Standort für Unternehmen aus der Logistik und dem Handel entwickelt. Neben einem Fahrsicherheitszentrum des ADAC befindet sich in Weilerswist ein Verteilzentrum der Drogeriekette dm, in der rund 2000 Angestellte beschäftigt sind und der ein teilweise vom dänischen Logistikanbieter DSV unterhaltenes Verteilerzentrum für Westdeutschland angeschlossen ist. Ferner ist Weilerswist Sitz und Ursprung der Unternehmensgruppe Brock, die zu den größten Autofelgenherstellern in Deutschland zählt.

Darüber hinaus führen unter anderem der niederländische Edelstahlerzeuger Arcus, der Softwareentwickler Edoc, der Torantriebsspezialist Hörmann, der Fördertechnikanbieter ITFT, der Tankbauer Laudon, der amerikanische Industrieimmobilienbetreiber Prologis, der französische Baustoffproduzent Saint-Gobain und der Nutzfahrzeugspezialist Trans-Serv jeweils eigene Standorte in Weilerswist. Im Kernort prägen über dies lokale Gaststätten, Dienstleister und Einzelhandelsgeschäfte das Erscheinungsbild. Traditionell von großer Bedeutung sind außerdem die zahlreichen Landwirtschaftsbetriebe, Kiesgruben, Gestüte und Naherholungseinrichtungen.

Im Süden von Weilerswist ist geplant, den ursprünglich auf dem Stadtgebiet von Euskirchen gelegenen Industriepark am Silberberg um weitere 205 Hektar zu erweitern. Diese „Primesite Rhine Region“ ist für industrielle Großvorhaben reserviert und beherbergt mittlerweile ein Werk des amerikanischen Konsumgüterkonzerns Procter & Gamble. Nachdem bislang erfolglos versucht wurde, unter anderem den Automobilhersteller BMW oder den Süßwarenhersteller Haribo nach Weilerswist zu holen, setzt man gegenwärtig auf eine Partnerschaft mit der Deutschen Post.[19]


Sport


Weilerswist besitzt gegenwärtig 15 Sportanlagen und genießt ein reges Vereins- und Freizeitangebot. Im Fußball wird die Gemeinde von den beiden Vereinen SSV Weilerswist 1924 und TuS Vernich 1927 vertreten, die vor allem in der Jugendförderung aktiv sind. Überregionale Erfolge konnten zudem im Radsport der 1974 gegründete RTC Weilerswist und im Laufsport der 1983 gegründete LC Weilerswist feiern. Seit 1970 besitzt die Gemeinde mit dem TC Rot-Weiß Weilerswist auch einen Tennisverein mit zehn Mannschaften und seit 1988 mit dem BC Weilerswist einen Bouleverein. Zu den bekanntesten Sportlern, die zu Jugendzeiten für Weilerswister Teams gespielt haben, gehören Markus Pröll und Lukas Klünter.


Schulwesen


Auf Anregung von Christoph Zöpel wurde in Weilerswist eine Gesamtschule errichtet.[20]


Kirchengemeinden


Die katholische Pfarrkirche ist dem heiligen Mauritius geweiht. Sie wurde erstmals 1308 im Wertebuch der Kirchen der Diözese Köln genannt. Die bei dem großen Dorfbrand 1757 zerstörte und anschließend abgebrochene Kirche wurde durch einen 1772 fertiggestellten Neubau ersetzt. Die barocke geschweifte achtseitige Haube mit geschlossener Laterne und geschweiftem Kuppeldach, die auf hohem Balusterschaft Kugel und Kreuz trägt,[21] ist ein prägendes Merkmal von Weilerswist.

Zwischen 1938 und 1939 erfolgte eine Erweiterung der Kirche, um 1965 und 1996 zwei gründliche Renovierungen. Die ursprünglich barocke Einrichtung, die Ende des 19. Jahrhunderts durch eine neugotische ersetzt worden war, wurde 1964 entfernt und die Kirche erhielt wieder eine barocke Ausstattung. Die heutige Orgel wurde in der Orgelbauwerkstatt Johannes-Klais-Orgelbau in Bonn hergestellt. Sie ersetzte die Orgel aus dem ehemaligen Franziskanerkloster in Lechenich, die an die Kirche Sankt Maria von den Engeln in Brühl abgegeben wurde.

Eine weitere Kirche ist die evangelische Martin-Luther-Kirche. Bis zum Zweiten Weltkrieg lebten nur wenige evangelische Christen in Weilerswist. Erst nach 1945 vergrößerte sich die Anzahl durch Heimatvertriebene. Sie gehörten zunächst zur Kirchengemeinde Brühl, nach 1948 zur Kirchengemeinde Liblar. 1967 erhielt die Weilerswister Gemeinde eine eigene Kirche und 1973 einen eigenen Pfarrer.


Sehenswürdigkeiten



Bauwerke



Swister Turm

Jesus mit Kreuz
Jesus mit Kreuz
Swister Turm
Swister Turm

Weithin sichtbar ist der Swister Turm auf dem Swister Berg, ein unter Denkmalschutz stehender Turm aus dem 11. oder 12. Jahrhundert und zugleich Wahrzeichen von Weilerswist. Der dreigeschossige, 8 m lange und 10 m breite Bau mit vorgelegtem Chorraum gehörte zu einer Wallfahrtskirche des untergegangenen Dorfes Swist oder Niederswist. Die Kirche war den heiligen Jungfrauen Fides, Spes und Caritas geweiht. Der Archäologe Peter Anton Tholen datierte sie nach Untersuchungen der verbliebenen Grundmauern aus mit Kalkmörtel verbundenen Steinen in die karolingische Zeit.

Das Gotteshaus hatte nur 50 cm breite Mauern, woraus Tholen auf einen mit Holz gedeckten Bau schloss, dessen Mörtel sich von dem des Turmes unterschied. Damit wurde die Annahme Clemens über das Alter des Turmes bestätigt. Es ist davon auszugehen, dass zusammen mit dem Turm eine steinerne Kirche errichtet wurde, die 1308 im Wertebuch der Kirchen der Diözese Köln als Pfarrkirche genannt wurde. Die im truchsessischen Krieg stark beschädigte Kirche wurde anschließend nicht restauriert. Nachdem sie ihren Status als Pfarrkirche verloren hatte, blieb sie Wallfahrtskirche bis ins 19. Jahrhundert.[22]

1829 wurde die Kirche abgerissen, es blieb nur der Turm stehen, der 1853 ein neues Dach und im Innern eine kleine Kapelle erhielt, in der Gottesdienst stattfinden konnte. Nachdem 2002 der Swister Turm aus dem Besitz der Gemeinde an die katholische Kirchengemeinde in Weilerswist gelangt war, wurde der Swister-Turm-Verein gegründet, der Denkmalschutz und Denkmalpflege des Turmes unterstützt. Auch finden regelmäßige Veranstaltungen auf dem Swister Berg statt, wie die Wallfahrt am Pfingstmontag und die Messe zu Ehren der heiligen drei Jungfrauen.[5] 2015 errichtete der Verein eine Statue am Fuße des Swister Berges, mit einem Abbild des kreuztragenden Jesus Christus.


Burganlagen

Bei Weilerswist jenseits der Autobahn liegt das eindrucksvolle Wasserschloss Burg Kühlseggen, ehemals Besitz der Kölner Jesuiten, jetzt der Freiherren von Eltz-Rübenach, während sich im Ortsteil Bodenheim die gleichnamige Burg Bodenheim, der letzte erhaltene Adelssitz der ehemaligen Herrschaft Kerpen-Lommersum, befindet.

Im Ortsteil Metternich stehen die gleichnamige Burg Metternich und Reste der Burganlage von Haus Velbrück. Sie sind Stammsitze der Familien von Metternich. Beide Häuser waren wohl ursprünglich bereits römisch besiedelt, sind urkundlich jedoch erst seit dem Mittelalter nachweisbar. Zwischen den beiden Häusern, deren Hofbereiche aneinandergrenzen, verläuft in Ost-West-Richtung die Swist und in Süd-Nord-Richtung die Römerstraße von Trier an den Rhein bei Wesseling. Auf Burg Metternich, einer zweiflügligen Anlage, die ihre jetzige Form im 17. Jahrhundert erhielt, wurde Anfang des 19. Jahrhunderts der Gesellschaftsvertrag der Firma Friedrich Krupp zu Essen geschlossen. Der rheinisch-französische Jurist und spätere preußische Staatsrat Heinrich Daniels hat dort den Code civil ins Deutsche übersetzt und so die Grundlage für das Rheinische Zivilgesetz gegeben. Burg Metternich wird heute von den Freiherren Spies von Büllesheim bewohnt. Auf Haus Velbrück sind die Nachfahren der Familie Hallbach ansässig. In der Hofanlage befindet sich der Sitz einer Buchhandlung und des Verlages Velbrück Wissenschaft.

Im Ortsteil Kleinvernich steht der Antoniterhof, ein Vierkanthof aus Backstein, der nach dem Brand der ursprünglich ab 1405 von einem Wassergraben umgebenen Hofanlage 1781 wieder neu aufgebaut wurde. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist das Gut im Besitz der Familie Friedrich Schmitt, Ehrenbürger der Gemeinde Weilerswist. Der Vierkanthof aus Backstein zählt zu den ältesten denkmalgeschützten Hofanlagen des Ortes und wurde in die Liste der Baudenkmäler in Weilerswist aufgenommen.


Museen


An der Kölner Straße befindet sich das Adler-Zweirad-Museum. Neben einer umfangreichen Ausstellung restaurierter und originalerhaltener Motorräder und Fahrräder, unterhält das Museum ein Archiv technischer Besonderheiten, Bedienungsanleitungen und Begleitliteratur der Fahrzeugmarke Adler.

An der Hauptstraße findet sich das Druckereimuseum des Verlegers Ralf Liebe, das seit 1992 mit einem umfangreichen Verlagsprogramm aufwartet.

Darüber hinaus gibt es im Ortsteil Großvernich in der alten Schule das Handwerk- und Heimatmuseum, das vom Dorfverschönerungsverein unterhalten wird. Es ist gegliedert in Bereiche des traditionellen Handwerks und des täglichen dörflichen Lebens einschließlich religiöser Elemente und der Landwirtschaft.


Verkehr



Schienenverkehr


Haltepunkt Weilerswist
Haltepunkt Weilerswist

Der Haltepunkt Weilerswist, dessen Empfangsgebäude unter Denkmalschutz steht und das von Hermann Schmalenbach errichtet wurde, liegt an der Eifelstrecke (Köln Euskirchen Gerolstein Trier). Hier verkehren im Schienenpersonennahverkehr der Eifel-Express (RE 22) und die Eifel-Bahn (RB 24). Zusätzlich halten einzelne Züge des Eifel-Mosel-Express (RE 12).

Linie Verlauf Takt
RE 12 Eifel-Mosel-Express:
Köln Messe/Deutz Köln Hbf Köln Süd – (Erftstadt Weilerswist –) Euskirchen (– Mechernich Kall Jünkerath Gerolstein Bitburg-Erdorf Trier Hbf)
(aufgrund von Hochwasserschäden längerfristig im Schienenersatzverkehr zwischen Kall und Trier Hbf)
Stand: Wiederinbetriebnahme Mechernich–Kall am 12. Juni 2022
einzelne Zugpaare
RE 22
RB 22
Eifel-Express:
Köln Messe/Deutz Köln Hbf Köln West Köln Süd Erftstadt Weilerswist Euskirchen Mechernich Kall Urft (Steinfeld) Nettersheim Blankenheim (Wald) Schmidtheim Dahlem (Eifel) Jünkerath Lissendorf Oberbettingen-Hillesheim Gerolstein (Gattungswechsel RE/RB) Birresborn Mürlenbach Densborn Usch/Zendscheid St. Thomas Kyllburg Bitburg-Erdorf Hüttingen Philippsheim – Speicher – Auw an der Kyll – Daufenbach – Kordel Ehrang Pfalzel Trier Hbf
(aufgrund von Hochwasserschäden längerfristig im Schienenersatzverkehr zwischen Kall und Kyllburg)
Stand: Wiederinbetriebnahme Mechernich–Kall am 12. Juni 2022
60 min
RB 24 Eifel-Bahn:
Köln Messe/Deutz Köln Hbf Köln West Köln Süd Hürth-Kalscheuren Brühl-Kierberg Erftstadt Weilerswist Weilerswist-Derkum Euskirchen-Großbüllesheim Euskirchen Satzvey Mechernich Scheven Kall (– Urft (Steinfeld) Nettersheim Blankenheim (Wald) Schmidtheim Dahlem (Eifel) Jünkerath Lissendorf Oberbettingen-Hillesheim Gerolstein)
(aufgrund von Hochwasserschäden längerfristig im Schienenersatzverkehr zwischen Kall und Gerolstein)
Stand: Wiederinbetriebnahme Mechernich–Kall am 12. Juni 2022
60 min (Köln–Kall)
einzelne Züge (Kall–Gerolstein)
Bahnhof Weilerswist-Derkum
Bahnhof Weilerswist-Derkum

Ein weiterer Bahnhof liegt im Ortsteil Ottenheim, trägt allerdings den Namen des benachbarten Ortsteiles Derkum. Grund hierfür ist, dass es bei der Eröffnung der Bahnstrecke 1871 noch keinen Ort Ottenheim gab, sondern nur ein gleichnamiges Gut. Der Bahnhof Weilerswist-Derkum wird nur von der RB24 (Eifel-Bahn) täglich stündlich bedient.

Durchgeführt wird der Schienenpersonennahverkehr von der DB Regio NRW. Die Eifelstrecke gehört zum Kölner Dieselnetz.

Als Fahrzeuge werden Dieseltriebzüge Coradia Lint von Alstom eingesetzt, auch bekannt als Baureihe 620 bzw. Baureihe 622. Gefahren wird in der Regel mit einem sogenannten LINT 81 (Baureihe 620) oder einer Doppeltraktion zur Hauptverkehrszeit mit einem LINT 81 (BR 620) und einem LINT 54 (Baureihe 622). Die Züge von Alstom sind auf eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h ausgelegt.

Für den gesamten Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gilt der Tarif des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg und tarifraumüberschreitend der NRW-Tarif.

Eine zweite Bahnlinie, die „Ruhr-Mosel-Strecke“, auch „Strategische Bahn“ genannt, wurde im Zuge des Vertrages von Versailles vor ihrer Fertigstellung wieder abgebaut: Sie kreuzte in Weilerswist die Strecke Köln–Trier, sollte an die Ahr führen und in die dortige Bahnlinie einmünden. In Weilerswist-Metternich, nähe „Am blauen Stein“ war ein Bahnhof geplant. Der Trassenverlauf im Gemeindegebiet entspricht fast vollständig der heutigen Bundesautobahn 61.


Busverkehr


Die VRS-Buslinien 823 (überwiegend als TaxiBusPlus nach Bedarf), 985 und 986 der RVK verbinden den Kernort Weilerswist mit allen Ortsteilen sowie mit Euskirchen, Brühl und Heimerzheim. Haupthaltestelle und zentraler Umsteigepunkt ist der Bahnhof Weilerswist.

Linie Verlauf
823 TaxiBusPlus (außer im Schülerverkehr): Weilerswist Bf – (Großvernich –) Kleinvernich Horchheim Lommersum Bodenheim
985 Euskirchen Bf Wüschheim Ottenheim Derkum Hausweiler Großvernich Weilerswist Bf Brühl Mitte (Stadtbahn)
986 Abends und am Wochenende als TaxiBusPlus: Heimerzheim Neukirchen Müggenhausen – Abzw. Schwarzmaar Metternich Weilerswist Bf

Straßen


Es bestehen Anbindungen an die Bundesautobahnen A1 und A61. Die A553 ist über beide Anschlussstellen erreichbar.

Zwischen Weilerswist und Vernich befindet sich ein Kreisverkehr, der auf die Umgehungsstraße L163 zu den Anschlussstellen Weilerswist-West (zur A1) und Weilerswist (zur A61) führt. Über diese Umgehungsstraße kann man seit 2009 auch auf die K11 nach Erftstadt wechseln.


Radwege


Die Gemeinde ist an mehrere Radwanderwege angeschlossen:


Flugverkehr


Wenige Kilometer südostwärts von Weilerswist im Ortsteil Müggenhausen befindet sich ein Flugplatz für Ultraleichtflugzeuge, der von der hier ansässigen Ultraleicht-Fluggruppe „Nordeifel“ e. V. betrieben wird.[23]


Persönlichkeiten



Söhne und Töchter



Ehrenbürger



Persönlichkeiten mit Bezug zu Weilerswist


Sonstige


Literatur




Commons: Weilerswist – Sammlung von Bildern
Wiktionary: Weilerswist – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Swist – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise


  1. Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2021 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 20. Juni 2022. (Hilfe dazu)
  2. Gemeinde Weilerswist – Leben in Weilerswist – Allgemeines. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.weilerswist.de. Archiviert vom Original am 22. Dezember 2016; abgerufen am 17. Dezember 2016.
  3. Ortsbürgermeister, weilerswist.de
  4. Peter Kraut: Weilerswist. 700 Jahre 1310–2010. Weilerswist 2010. S. 22–42 Abbildung der Urkunde des Kölner Stiftes St. Gereon mit weiteren Angaben auf S. 30, S. 70–84 und S. 222–230.
  5. Die geschichtliche Entwicklung (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive)
  6. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 88.
  7. Waldbrandgefahr steigt: Samstag könnte es bis zu 38 Grad heiß werden. aachener-zeitung.de, vom 6. August 2020 (abgerufen am 7. August 2020)
  8. 37,4 Grad in Weilerswist: Das war der bislang heißeste Tag des Jahres in NRW, rp-online von 8. August 2020 (abgerufen am 8. August 2020)
  9. Wetter in NRW: An DIESEM Ort schien 2020 am öftesten die Sonne, derwesten.de, vom 12. Januar 2021
  10. Besuch in Bad Münstereifel Merkel: Soforthilfe soll „Sache von Tagen sein“, in: mobil.rundschau-online.de, vom 20. Juli 2021 (abgerufen am 20. Juli 2021)
  11. Fahrbahnen unterspült Diese Straßen sind im Kreis Euskirchen aktuell gesperrt, in: ksta.de, vom 20. Juli 2021 (abgerufen am 20. Juli 2021)
  12. NRW-Hochwasser: Zahlreiche Einsätze für Landkreis-Feuerwehrkräfte im Kreis Euskirchen, in: landkreis-osnabrueck.de, vom 18. Juli 2021 (abgerufen am 21. Juli 2021)
  13. Ratswahl – Kommunalwahlen 2020 in der Gemeinde Weilerswist – Gesamtergebnis. Abgerufen am 15. Oktober 2020.
  14. Abwahlverfahren gegen Bürgermeisterin nach langem Grabenkrieg. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 20. November 2016, abgerufen am 27. November 2016.
  15. Christoph Heup: Bürgermeisterin Horst feiert ihren eindeutigen Sieg. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 27. November 2016, abgerufen am 27. November 2016.
  16. https://www.rundschau-online.de/region/kreis-euskirchen/weilerswist/weilerswist-buergermeisterin-anna-katharina-horst-von-stadtrat-quasi-entmachtet-30013484
  17. Bürgermeisterstichwahl – Kommunalwahlen 2020 in der Gemeinde Weilerswist – Gesamtergebnis. Abgerufen am 27. September 2020.
  18. So will SPD-Chef Ramers die Post in den Kreis Euskirchen locken. 26. April 2017, abgerufen am 26. April 2017.
  19. "25 Jahre Gesamtschule Weilerswist. Viel Widerstand bei Gründung – Zeitzeugen berichten von Jost Zimmermann in ksta.de vom 25. August 2017, abgerufen am 5. September 2017
  20. Paul Clemen in: Die Kunstdenkmäler des Kreises Euskirchen. Düsseldorf 1900. Seite 730–732
  21. Peter Simons: Weilerswist. Geschichte der kurkölnischen Herrlichkeit von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Euskirchen 1939. Neudruck in: Weilerswister Heimatblätter 12/1993. S. 55–60
  22. Unser Flugplatz. Ultraleicht-Fluggruppe „Nordeifel“ e. V., abgerufen am 6. Oktober 2015.
  23. Die Gemeinde Weilerswist nimmt in tiefer Trauer Abschied (Memento vom 24. Dezember 2014 im Internet Archive). In: Weilerswist im Dialog. Gemeinde Weilerswist, 24. Juni 2009, abgerufen am 4. November 2014 (PDF).
  24. Verzeichnis der für die Gemeinde lückenlos nachweisbaren Bürgermeister
  25. Original – Verleihungsurkunde „Das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“, vom 7. Juli 1978 durch Bundespräsident Scheel
  26. Original – Verleihungsteller anlässlich der Verleihung des goldenen Ehrenrings der Gemeinde Weilerswist im Dezember 1982
  27. Originalurkunde der Gemeinde Carqueiranne „Diplome conferent le titre de Citoyen d'Honneur“ vom 6. Oktober 1998
  28. Robert Meyer: Die Stimmen von 1LIVE – Moderatoren – Team – 1LIVE – Radio – WDR. 25. April 2016 (wdr.de [abgerufen am 27. Oktober 2016]).
  29. Hans-Peter Fuß: Statt Schule eine Rolle in „Fünf Freunde“. In: General Anzeiger (Bonn). 19. April 2012, abgerufen am 25. Oktober 2021.

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- [de] Weilerswist

[en] Weilerswist

Weilerswist (German pronunciation: [ˌvaɪ̯lɐsˈvɪst] (listen)) is a municipality in the district of Euskirchen in the state of North Rhine-Westphalia, Germany. It is located in the Eifel hills, approximately 10 kilometers north of Euskirchen, and 20 kilometers south-west of Cologne.

[es] Weilerswist

Weilerswist es un municipio situado en el distrito de Euskirchen, en el estado federado de Renania del Norte-Westfalia (Alemania), con una población a finales de 2016 de unos 17 328 habitantes.[2]

[fr] Weilerswist

Weilerswist est une commune de Rhénanie-du-Nord-Westphalie (Allemagne), située dans l'arrondissement d'Euskirchen, dans le district de Cologne, dans le Landschaftsverband de Rhénanie. Elle est arrosée par l’Erft, un affluent du Rhin.

[it] Weilerswist

Weilerswist è un comune di 16.341 abitanti[1] della Renania Settentrionale-Vestfalia, in Germania.

[ru] Вайлерсвист

Вайлерсвист (нем. Weilerswist) — коммуна в Германии, в земле Северный Рейн-Вестфалия.



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