Reinbek (niederdeutschReinbeek), in der südlichen Geest Schleswig-Holsteins gelegen, ist mit etwa 28.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im Kreis Stormarn. Die Mittelstadt liegt im östlichen Ballungsraum Hamburgs und gehört zur Metropolregion Hamburg.
Die Ost- und Südgrenze Reinbeks bildet die zum Mühlenteich aufgestaute, naturgeschützte Bille. Die zwischen den Ortsteilen liegenden Flächen werden zum Teil noch landwirtschaftlich genutzt. Geprägt vom angrenzenden Sachsenwald, bietet Reinbek ein grünes, erholsames Stadtbild. Ein Großteil der Stadt ist mit Einzelhäusern bebaut, das Gebiet rings um den Täby-Platz und das Paul Luckow-Stadion besteht zum großen Teil aus mehrstöckigen Mietshäusern, die im Stil der 1960er Jahre erbaut wurden. Das höchste von ihnen, das Sachsenwald-Hochhaus mit 20 Stockwerken, befindet sich in der Hamburger Straße. Zu Reinbek gehören die Stadtteile Alt-Reinbek, Hinschendorf, Schönningstedt, Neuschönningstedt, Ohe mit Büchsenschinken und das jüngere Neubaugebiet Krabbenkamp (→Liste der Bezirke und Stadtteile Reinbeks). Direkt angrenzend liegen die Hamburger Stadtteile Bergedorf und Lohbrügge.
Geschichte
→ Hauptartikel: Geschichte der Stadt Reinbek
Von der Besiedlung des heutigen Reinbeker Gebietes in bereits vorgeschichtlicher Zeit zeugen zahlreiche Hügelgräber. Die erste urkundlich überlieferte Erwähnung Reinbeks datiert allerdings erst auf das Jahr 1238 und geht auf die Gründung des gleichnamigen Zisterzienserinnenklosters (siehe Kloster Reinbek) zurück. Die ältesten bekannten Schreibformen des Ortsnamens sind (ville) Reinebec (1238), (in) Reynebeke (1309 und 1350), (to deme) Reynenbeke (1400) und (tome) Rynenbeke (1466); der Name wird als Kompositum aus dem Grundwort bek für „Bach“ und dem Adjektiv „rein“ als Bestimmungswort gedeutet.[2] Nach der Zerstörung des Klosters (1534) gewann der Ort erst mit dem Bau der Schlossanlage (1572) wieder an Bedeutung.
Der Mühlenteich und das Reinbeker Schloss im Winter
Die Ansiedlung von Handwerkern im späten 18. Jahrhundert brachte endlich wirtschaftliches Wachstum. Einen entscheidenden Impuls für die Entwicklung des Ortes gab jedoch der Bau der Eisenbahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin (1846): Reinbek wurde vorübergehend zum Kurort und beliebten Ausflugsziel. Die alte Schreibweise „Reinbeck“ wurde am 1. September 1877 durch eine Anordnung über die einheitliche Regelung der Schreibweise für Ortsnamen von der Provinzialregierung in Schleswig in „Reinbek“ geändert.
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Deutschland schrittweise besetzt. Am 3. Mai 1945 besetzten britischen Truppen auch Reinbek, das benachbarte Glinde sowie den letzten Teil des noch unbesetzten Stormarns.[3] Des Weiteren begann am Nachmittag des Tages auch die Besetzung Hamburgs, die zuvor in der Villa Möllering bei Lüneburg vereinbart worden war. Einen Tag später unterschrieb zudem Hans-Georg von Friedeburg im Auftrag des letzten Reichspräsidenten Karl Dönitz, der sich zuvor mit der letzten Reichsregierung in den Sonderbereich Mürwik abgesetzt hatte, die Teilkapitulation der Wehrmacht für Nordwestdeutschland, Dänemark und die Niederlande.[4] Die Bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht folgte am 8. Mai 1945. Zum Kriegsende erlebte Reinbek einen verstärkten Zuzug von Flüchtlingen und durch Kriegseinwirkung obdachlos gewordenen Hamburgern.
Seit den 1960er Jahren wurden mehrere Gewerbegebiete erschlossen und erweitert. Am 28. Juni 1952 erhielt Reinbek das Stadtrecht. Am 1. Januar 1974 wurden die Gemeinde Schönningstedt (mit Neuschönningstedt und Ohe) sowie ein Teil der Gemeinde Glinde mit damals etwa 100 Einwohnern und ein Teil der aufgelösten Gemeinde Stemwarde eingegliedert.[5] Im Jahre 1978 kam das bisher landwirtschaftlich genutzte Gebiet Krabbenkamp, das vormals zu Schönningstedt gehörte, als weiterer Stadtteil hinzu.
Religion
Reinbek gehörte ursprünglich zum Kirchspiel Steinbek, bis es 1894 zu einer eigenständigen evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde wurde. Die neogotische Kirche (heute Maria-Magdalenen-Kirche) wurde 1901 errichtet. 1908 gründete sich die römisch-katholische Kirchengemeinde, die 1953 die Herz-Jesu-Kirche erbauen ließ. In Reinbek sind 44% der Bevölkerung evangelisch und 9% katholisch, 26% gehören anderen Konfessionen an, 22% sind ohne Religionszugehörigkeit. Die bedeutendsten Gemeinden der Stadt sind:
Blasonierung: „In Rot ein silberner Wellenbalken, begleitet von drei im Dreipass mit den Stielen einander zugekehrten Eichenblättern, und zwar zwei oben und einem unten.“[12]
Die Blätter, in ihrer Anordnung an das Wappen der Familie Bismarck angelehnt, versteht man als Symbole für den Sachsenwald, während das Band für die Bille steht. Eine ähnliche Symbolik findet sich auf den Wappen der Nachbarorte Wohltorf und Aumühle; die Farben Rot und Weiß entsprechen den Wappen Holsteins und Stormarns. Das Wappen wurde 1935 genehmigt.
Städtepartnerschaften
1956–2011: Städtefreundschaft mit Täby (Schweden). Der Marktplatz in Reinbek-Klosterbergen, der Täbyplatz, wurde nach der Partnerstadt benannt.
Das Kultur- und Kongresszentrum Sachsenwald-Forum bietet ein wechselndes Programm von Tournee- und Privattheatern.
Der Filmring Reinbek e.V. führt ehrenamtlich monatlich eine Kinoveranstaltung in der Nathan-Söderblom-Kirche durch.
Das gegenüber vom Schloss gelegene Museum Rade stellte die Sammlung volkstümlicher Kunst des Hamburger Schriftstellers und Kunstsammlers Rolf Italiaander aus. Seit Sommer 2017 ist das Museum dauerhaft geschlossen, die Sammlung wurde Ende 2018 ins Schloss Reinbek verlegt
Maria-Magdalenen-Kirche
Bauwerke
„Dänenbrücke“ von 1793Bismarcksäule
Verschont von den Zerstörungswellen des Zweiten Weltkrieges, zeigt Reinbeks Stadtarchitektur ein kontinuierliches Bild durch die Epochen norddeutscher Baugeschichte, angefangen bei der niederländischen Renaissance und alten Bauernkaten, über großbürgerliche Villen der Kaiserzeit, Klinkerexpressionismus der Weimarer Republik und Wohngroßbauten der 1970er bis hin zu einer eher behutsamen Architektur der 1990er Jahre.
Ältestes und bedeutendstes Bauwerk ist das Schloss Reinbek im Stil der Niederländischen Renaissance. Herzog Adolf I. von Gottorf ließ das Schloss zwischen 1572 und 1576 in seiner heute noch vorhandenen Form errichten. Zunächst Nebenwohnsitz des Landesherren, war das Schloss in dänischer Zeit Residenz des Amtmannes und später kurzzeitig der Sitz des Landratsamtes für den Kreis Stormarn. Heute steht das originalgetreu restaurierte Gebäude für öffentliche Nutzung zur Verfügung.
Über die 1793 erbaute Dänenbrücke, in unmittelbarer Nähe zum Schloss, verlief einst der Verkehr zwischen dem dänischen Amt Reinbek und dem Herzogtum Sachsen-Lauenburg.
Die Schönningstedter Mühle, erbaut 1886, wurde seit der Stilllegung (1968) als Gaststätte betrieben. Sie wurde durch einen Brand (1991) vollständig zerstört. Sie wurde durch eine andere am Ursprungsort abgebaute auf den Grundmauern der Alten Mühle neu errichtet.
Die Bismarcksäule auf dem Hammelsberg zwischen den Ortsteilen Krabbenkamp und Schönningstedt, in der Nähe des ehemaligen bismarckschen Guts Schönau, wurde 1903 fertiggestellt. Das 19 Meter hohe Monument entspricht dem üblichen Bismarcksäulen-Typus eines Feuerturmes, den Wilhelm Kreis 1898 entworfen hatte, und wurde aus Mitteln der deutschen Studentenschaft finanziert. Der Turm steht seit 1989 unter Denkmalschutz.
In Reinbek gibt es sieben Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus.[13]
In der Liste der Kulturdenkmale in Reinbek stehen die in der Denkmalliste des Landes Schleswig-Holstein eingetragenen Kulturdenkmale.
Grünflächen und Naherholung
Die Wald- und Wiesenlandschaft in und um Reinbek sowie der Schlosspark laden zum Spazieren, Wandern und Radfahren ein. Auf der Bille und auf dem Mühlenteich werden Kanufahrten veranstaltet.
Jährlich wird in Reinbek auf dem Täbyplatz oder am Waldhaus im Sommer oder im Herbst die sogenannte „Reinbeker Sommersause“ bzw. „Reinbeker Herbstsause“ gefeiert. Bei diesen Festen treten unter anderem regionale Musiker und Coverbands auf.
Sport
Das Freizeitbad Reinbek und der angrenzende Sport-Park Reinbek bieten neben einem Hallenbad mit Außenschwimmbecken auch eine Sauna und verschiedene Sportprogramme an.
Die TSV Reinbek und der FC Voran Ohe bieten verschiedene Sportarten an.
Reinbek zeichnet sich durch eine vielfältige, vorwiegend klein- und mittelständische Wirtschaftsstruktur aus.
Zahlreiche bedeutende Firmen hatten bzw. haben hier ihren Sitz, wie zum Beispiel der Rowohlt Verlag (von 1960 bis März 2019), E.Michaelis & Co. – Papiergroßhandel, Almirall Almirall Hermal und Allergopharma (die seit Mai 2021 an der Herstellung des Impfstoffs von Biontech beteiligt sind)[14], Fürst-Bismarck-Quelle, Grossmann-Feinkost, Amandus Kahl (Neuhaus Neotec), Peek&Cloppenburg (Verteilzentrum) und Lutz Aufzüge (Maschinen- und Anlagentechnik), Wollenhaupt (Teehandel). Ein weiterer großer Arbeitgeber ist das Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift (Gesundheitswesen).
Anfang der 1960er Jahre wurde das gemeinsame Gewerbegebiet Reinbek-Glinde erschlossen. Seitdem erfolgten immer wieder Erweiterungen und Neuausweisungen von Gewerbeflächen. Zuletzt wurde das Gewerbegebiet Haidland vermarktet (ca. 22ha): bis 2018 sind dort mehr als 30 Firmen angesiedelt worden, dadurch wurden 1200 Arbeitsplätze gesichert und ca. 400 neu geschaffen. Geplant ist die Erweiterung des Gewerbegebietes.
Die wirtschaftliche Dynamik Reinbeks zeigt sich unter anderem in der Entwicklung der Gewerbebetriebe: deren Zahl stieg auf 2532 Betriebe (31. August 2018).
Auch die positiven Arbeitsmarktdaten sind ein Beweis für die Besonderheit des Standortes. Im Geschäftsstellenbezirk der Arbeitsagentur Bad Oldesloe wird der Bezirk Reinbek mit einer der niedrigsten Arbeitslosenquoten aufgeführt, vergleichbar mit denen süddeutscher Wirtschaftsregionen.
In der Region Südstormarn liegen einige der Kommunen mit der höchsten Kaufkraft in Deutschland. Auch Reinbek lag im Jahr 2017 mit einer Kaufkraftkennziffer von 118 über dem Durchschnitt (CIMA Lübeck, Jahresbericht interkommunales Einzelhandelsforum 2017).
Reinbek ist perspektivisch weiter ein dynamischer Wirtschaftsstandort mit einer hohen Gewerbeflächennachfrage und steigenden Gewerbesteuereinnahmen, u.a. wegen der verkehrsgünstigen zentralen Lage in der Metropolregion direkt benachbart der Weltstadt Hamburg. Die Arbeitsplatzzentralität ist mit einem knapp 80-%-Anteil an den Beschäftigten hoch.
Öffentliche Einrichtungen
Reinbek ist Sitz eines Amtsgerichts.
Bildung
In Reinbek gibt es vier Grundschulen, eine Gemeinschaftsschule mit Oberstufe (mit auslaufenden Haupt- und Realschulklassen) und ein Gymnasium. Außerdem gibt es eine Förderschule.
Gemeinschaftsschule und Förderschule sind zum Schulzentrum Mühlenredder zusammengefasst.
Die Volkshochschule Sachsenwald hat ein umfangreiches Angebot an Kursen verschiedener Fachrichtungen und deckt auch das Angebot für die Nachbargemeinde Wentorf mit ab. Die meisten Kurse finden im eigenen, gut ausgestatteten Haus mitten in Reinbek statt.
Die Reinbeker Stadtbibliothek bietet ein breit gefächertes Angebot aus alten wie neuen Medien und unterhält einen ständigen Bücherflohmarkt aus gespendeten und ausgemusterten Büchern.
Seit 1989 besteht der Geschichts- und Museumsverein Reinbek e.V.
Verkehr
Der Reinbeker Bahnhof
Reinbek liegt in der Metropolregion Hamburg. Von Reinbek ist die Hamburger Innenstadt mit der S-Bahn-Linie S21 in 25Minuten zu erreichen. Die S-Bahn verbindet Reinbek mit den Nachbarorten Wohltorf und Aumühle, innerhalb Reinbeks fahren mehrere Buslinien, die von den zum HVV gehörenden VHH betrieben werden.
Die Fernverkehrsstraßen B5, A24 und A1 führen in die Hamburger Innenstadt bzw. in Richtung Berlin, Lübeck und Bremen.
Der nächstgelegene Fernbahnhof ist Hamburg-Bergedorf, die Bahnstrecke Hamburg–Berlin durchquert die Stadt ohne Halt parallel zur S-Bahn.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Paul Lingens (1895–1976), Stadtverordneter der CDU, Bürgervorsteher
Karl Meißner (1912–2010), Stadtverordneter der SPD, Bürgervorsteher
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. Mai 1970 bis 31. Dezember 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.186.
Claußen half trotz seiner NSDAP-Zugehörigkeit im Rahmen seiner Möglichkeiten mehreren jüdischen Einwohnern und sorgte dafür, dass Reinbek kampflos den Engländern übergeben wurde, vgl. dazu: Detlev Landgrebe: Kückallee 37. Eine Kindheit am Rande des Holocaust. Rheinbach 2009, ISBN 978-3-87062-104-9, S. 163, S. 167 u.a.
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