Polkern, ein Straßendorf mit Kirche,[1] liegt 2,5 Kilometer nordöstlich von Krevese und etwa 5 Kilometer nordwestlich von Osterburg in der Gemarkung Dequede am östlichen, steil abfallenden Rand des Landschaftsschutzgebietes „Ostrand der Arendseer Hochfläche“ in der Altmark.[4]
Der Radfernweg Altmarkrundkurs führt in Nord-Süd-Richtung durch das Dorf. Die höchste Erhebung ist der 73,3 Meter hohe Fromms-Berg im Krumker Holz, einen Kilometer südlich des Dorfes. Der Berg gehört zu den Rossower Bergen, die sich nach Norden bis Barsberge erstrecken.[4]
Die erste Erwähnung des Dorfes Polkern stammt aus dem Jahre 1235 als in villa Polcre, als die Markgrafen Johann und Otto mit dem Kloster Arendsee einen Gütertausch durchführten.[5] Weitere Nennungen sind 1551 Polckern, 1687 Polckern[1] und 1804 Polkern.[6]
Landwirtschaft
Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: 17 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 393 Hektar, zwei Kirchenbesitzungen hatten zusammen 13 Hektar, eine Gemeindebesitzung hatte 1 Hektar. Enteignet und aufgeteilt wurde ein Bauernhof mit 100,9 Hektar. 1948 hatten aus der Bodenreform vier Vollsiedler jeder über 5 Hektar und 53 Kleinsiedler jeder unter 5 Hektar erworben.[1]
Im Februar 1953 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Karl Marx“. Die fünf verbliebenen Einzelbauern schlossen sich 1960 unter erheblichem politischem Druck zur LPG „Auf dem Berge“ zusammen. In der Folge kam es zu weiteren Zusammenschlüssen. Polkern wurde einer der Standorte der Zwischengenossenschaftlichen Einrichtung „ZGE Schweineproduktion Ballerstedt.“[7]
Vorgeschichte und Archäologie
Die Großsteingräber bei Polkern wurden im 19. Jahrhundert zerstört. Eine Grabhügelgruppe bei Polkern wurde auf die römische Kaiserzeit datiert.[8] Geborgene Grabbeigraben, wie eine weitmundige keramische Schale und ein engmundiger Topf, sind im Kreismuseum Osterburg inventarisiert.[9]
Im Jahre 1897 wurde in Polkern ein Silberschatz gefunden. Dazu gehörten 152 niederelbische Agrippiner und Hacksilber. Die Münzen waren um 1120 vergraben worden.[10]
Die Fundumstände sind nicht überliefert. Paul Kupka beschrieb im Jahre 1906 silberne Schmuckgeräte aus Korallen und Topassteinen, die seinerzeit im Museum in Stendal aufbewahrt wurden. Die Münzen waren an ein Museum in Berlin eingesendet worden.[11]
Herkunft des Ortsnamens
Ernst Haetge schrieb 1938, abgeleitet von „pol-criv“ könnte „pole“ für „das Feld“, „criv“ für „bucklich, hügelig“ stehen. Das „v“ könnte sich abgeschliffen haben.[12]
Eingemeindungen
Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Polkern nach Dequede eingemeindet.[13] Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Dequede aus dem Landkreis Osterburg in den Kreis Osterburg umgegliedert. Am 1. Februar 1974 wurde die Gemeinde Dequede in die Gemeinde Krevese eingemeindet.[14] Zu Krevese kamen damit die Ortsteile Polkern, Dequede und Röthenberg.
Am 1. Juli 2009 erfolgte der Zusammenschluss der Gemeinde Krevese mit anderen Gemeinden zur neuen Einheitsgemeinde Hansestadt Osterburg (Altmark).[15] Die Ortsteile Polkern, Dequede und Röthenberg kamen dadurch zur neuen Ortschaft Krevese und zur Hansestadt Osterburg (Altmark).
Die evangelische Kirchengemeinde Polkern, die früher zur Pfarrei Krevese gehörte,[19] wird heute betreut vom Pfarrbereich Kossebau im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[20]
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Polkern stammen aus dem Jahre 1801. Ältere Einträge finden sich in den Büchern von Krevese, die 1683 beginnen.[21]
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[22]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die evangelische Dorfkirche Polkern, eine ursprünglich romanischer Feldsteinbau aus dem 12. Jahrhundert, wurde 1777 umgebaut. Der heutige Fachwerkturm stammt von 1905.[23] Umgeben von tiefen Gräben hat der Platz eine wehrhaften Charakter. Gottfried Daume vermutet hier einen ehemaligen slawischen Opferplatz, auf dem später die Kirche errichtet wurde.[24]
Seit dem Jahr 2000 gibt es ein Dorfgemeinschaftshaus und Domizil für die Freiwillige Feuerwehr, entstanden aus einem landwirtschaftlichen Gebäude. Der Verein „Weitblick Polkern e.V.“ und die Freiwillige Feuerwehr organisieren jährlich ein Dorffest, zwei Brauchtumsfeuern und eine Weihnachtsfeier.[7]
Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.
In der Dorfkirche gibt es als Besonderheit Gedenktafeln für die Gefallenen der Freiheitskriege von 1813–1815. Sie sind auf der Empore abgelegt.[25]
→ Hauptartikel: Liste der Kulturdenkmale in Osterburg (Altmark)
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Wirtschaft ist landwirtschaftlich geprägt, neben der Agrargenossenschaft Krevese gebt es zwei Nebenerwerbslandwirte.[7]
Literatur
Peter P. Rohrlach:Historisches Ortslexikon für die Altmark (=Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S.1681–1683, doi:10.35998/9783830522355.
Wilhelm Zahn:Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.184 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen& Constanze Gliege).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes:Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W.Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.380, 110. Polkern (Online bei google books).
Polkern im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
Peter P. Rohrlach:Historisches Ortslexikon für die Altmark (=Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S.1681–1683, doi:10.35998/9783830522355.
Adolph Friedrich Riedel:Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band22. Berlin 1862, S.5 (Digitalisat).
Barbara Fritsch:Städte - Dörfer - Friedhöfe. Archäologie in der Altmark. Band 2. Vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit. Burgwälle, Steinkreuze und Großsteingräber. Hrsg.: Hartmut Bock (=Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band8). dr. ziehten verlag, Oschersleben 2002, ISBN 978-3-935358-36-1, S.508.
Rosemarie:Die Altmark in spätrömischer Zeit (=Siegfried Fröhlich [Hrsg.]: Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie – Landesmuseum für Vorgeschichte – Sachsen-Anhalt. Band50). Halle (Saale) 1997, S.186–187, 89., 90..
Horst Konietzko:Städte - Dörfer - Friedhöfe. Archäologie in der Altmark. Band 2. Vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit. Ohne Moos nichts los. Münz- und Geldwesen in der Altmark. Hrsg.: Hartmut Bock (=Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band8). dr. ziehten verlag, Oschersleben 2002, ISBN 978-3-935358-36-1, S.373.
Paul Kupka:Der Silberfund von Polkern. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1906, S.123–126 (altmark-geschichte.de[PDF]).
Ernst Haetge:Der Kreis Osterburg (=Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB361451652, S.75–76.
Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr.18, 5.August 1950, ZDB-ID511105-5, S.277 (PDF).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S.343,345,346.
Landkreis Stendal:Gebietsänderungsvertrag zur Bildung der neuen Gemeinde Hansestadt Osterburg (Altmark). In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr.2, 28.Januar 2009, ZDB-ID2665593-7, S.13–19 (landkreis-stendal.de[PDF; 512kB; abgerufen am 18.April 2020]).
Wilhelm Zahn:Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.184 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen& Constanze Gliege).
So viele Einwohner zählen die einzelnen Orte. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 12.Januar 2013 (volksstimme.de[abgerufen am 11.April 2020]).
Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID551010-7, S.88 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
Ernst Machholz:Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID504809-6, S.12 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
Thomas Hartwig:Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S.367.
nach Ernst Haetge: Gottfried Daume:Die Einführung des Christentums in den nordöstlichen Teil der Altmark. Voigt, Seehausen (Altmark) 1925, OCLC833375431, S.12.
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии