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Spital am Pyhrn ist eine Gemeinde in Oberösterreich im Bezirk Kirchdorf im Traunviertel, Österreich, mit 2245 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2022).

Spital am Pyhrn
WappenÖsterreichkarte
Spital am Pyhrn (Österreich)
Spital am Pyhrn (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Oberösterreich
Politischer Bezirk: Kirchdorf
Kfz-Kennzeichen: KI
Fläche: 108,89 km²
Koordinaten: 47° 40′ N, 14° 20′ O
Höhe: 640 m ü. A.
Einwohner: 2.245 (1. Jän. 2022)
Bevölkerungsdichte: 21 Einw. pro km²
Postleitzahl: 4582
Vorwahl: 07563
Gemeindekennziffer: 4 09 18
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Stiftsplatz 7
4582 Spital am Pyhrn
Website: www.spital-pyhrn.at
Politik
Bürgermeister: Aegidius Exenberger (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2021)
(19 Mitglieder)
8
8
3
8 8 3 
Insgesamt 19 Sitze
  • SPÖ: 8
  • ÖVP: 8
  • FPÖ: 3
Lage von Spital am Pyhrn im Bezirk Kirchdorf
Lage der Gemeinde Spital am Pyhrn im Bezirk Kirchdorf (anklickbare Karte)NußbachPettenbachSt. PankrazSchlierbach
Lage der Gemeinde Spital am Pyhrn im Bezirk Kirchdorf (anklickbare Karte)
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Westansicht von Spital am Pyhrn mit dem ehemaligen Kollegiatsstift im Vordergrund
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Geografie


Spital am Pyhrn liegt auf 640 m Seehöhe im Traunviertel. Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 16  und von West nach Ost 12,3 Kilometer. Die Gesamtfläche der Gemeinde umfasst 108,89 Quadratkilometer. Davon sind 63 Prozent bewaldet und 15 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt.[1]


Gemeindegliederung


Das Gemeindegebiet umfasst fünf Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2022[2]):

Die Gemeinde besteht aus drei Katastralgemeinden (Fläche: Stand 31. Dezember 2020[3]):

Spital am Pyhrn gehört zur Tourismusregion Pyhrn-Priel.


Nachbargemeinden


Drei der acht Nachbargemeinden liegen im Bezirk Liezen (LI; Steiermark).

Roßleithen Windischgarsten und Edlbach
Vorderstoder Rosenau am Hengstpaß
Liezen (LI) Ardning (LI) Admont (LI)

Geschichte


Die Bedeutung Spitals und der Umstand, dass hier eine mächtige Stiftsanlage entstehen konnte, hängt damit zusammen, dass der Ort an einer Römerstraße lag, die eine der am stärksten verwendeten Nord-Süd-Verbindungen (von der Nordsee bis zur Adria) darstellte. Sie war noch vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert eine wichtige Route, sodass im Lauf der Zeit entlang der Strecke Beherbergungsbetriebe für Reisende errichtet wurden. Vor allem im Winter war ein Halt in Spital unumgänglich, da für die nach Süden Reisenden die Pyhrnpass-Überquerung (auf 954 m) bevorstand.[4]

Kaiser Heinrich II, der letzte Regent aus dem Geschlecht der Ottonen, ist es zu verdanken, dass Spital am Pyhrn ein wichtiger Ort auf dieser Strecke wurde. Er hatte Bamberg zum Hochstift ernannt und ihm das Land am Pyhrn zum Geschenk übergeben. Dafür sollte es die Strecke sichern und ein Hospiz errichten (damals „Hospital“ für Gastfreundlichkeit, daher der Ortsname „Spital“). Mit der Leitung des Hospizes wurde eine Spitalsbruderschaft betraut. Als es nach über 200 Jahren seine Bedeutung als Berherbergungsbetrieb verlor, wurde es 1418 in ein Kollegiatstift weltlicher Chorherren umgewandelt, das in den folgenden Jahrhunderten einen mächtigen Aufstieg nahm. 1605 wurde es durch Papst Paul V. zur Propstei erhoben. Die Pröpste der Barockzeit gaben sich mit Leidenschaft der Baulust hin, und so entstanden ein neues Stiftsgebäude und von 1714 bis 1730 die prachtvolle Kirche,[5] mit deren Bau Johann Michael Prunner beauftragt wurde. Die Fresken von Bartolomeo Altomonte gelten als das Hauptwerk des Künstlers. Die Altarblätter der Seitenaltäre schufen Johann Martin Schmidt, genannt der Kremser Schmidt, und Michelangelo Unterberger.[6]

Während der Napoleonischen Kriege war der Ort mehrfach besetzt.

1807 hob Kaiser Franz II./I. das Stift auf und übergab den Besitz den Benediktinermönchen von St. Blasien im Schwarzwald. Sie blieben zwei Jahre in Spital und zogen 1809 in das Stift St. Paul im Lavanttal in Kärnten. Stift Spital am Pyhrn hatte aufgehört zu existieren, die frühere Stiftskirche wurde Pfarrkirche. In der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober 1841 beschädigte ein Brand den Ort und die Stiftsgebäude.

1906 wurde die Pyhrnbahn eröffnet, was dem Ort den Anschluss an das internationale Eisenbahnnetz und den Wandel zur Sommerfrische brachte. 1910 besaß der Ort 1.066 Einwohner, ein Postamt mit Telegraphenstation und Telefon, einen Arzt, einen Fleischhauer, Bäcker, mehrere Kaufleute, einen Friseur, ein Warmbad, ein Hotel sowie fünf Gasthöfe. Bereits damals warb man neben der Sommerfrische mit dem Wintersport.[7]

Der Ort war Teil des Kronlands Österreich ob der Enns, das 1918 zum Bundesland Oberösterreich wurde. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 13. März 1938 gehörte der Ort zum Gau Oberdonau. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Bundesland wieder Oberösterreich genannt.

Im Ort wurde die Ausländerkinder-Pflegestätte Spital am Phyrn, die regional „Fremdvölkisches Kinderheim“ genannt wurde, am 9. Oktober 1942 errichtet und „versuchsweise“ in Betrieb genommen.[8] Es handelte sich um die erste derartige Einrichtung im gesamten Deutschen Reich im nationalsozialistenen Regime. Bis zum Jahr 1945 starben in dem „Heim“ 38 von 97 eingewiesenen Kindern an bewusst mangelhafter Ernährung und vernachlässiger Fürsorge, von sechs weiteren Kindern ist das Schicksal unbekannt.[9] Im Mai 2014 wurden am Friedhof in Spital zwei Gedenktafeln zur Erinnerung an diese Opfer des NS-Regimes enthüllt.[10] Anfang 1945 war in der Gruft unter dem Presbyterium der Stiftskirche die gesamte Goldreserve der Ungarischen Nationalbank (33.000 kg) eingelagert. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kamen die Stiftsgebäude in den Besitz der Österreichischen Bundesforste, die sie 2009 an die Gemeinde Spital am Pyhrn verkauften. Eine Außenrestaurierung des Stiftsgebäudes erfolgte 1964–1967. Von 1989 bis 1997 war der Forstbetrieb Spital/Pyhrn im Stift ansässig. Seit 2015 befindet sich das Museum Zwischen Himmel und Erde – Gerlinde Kaltenbrunner und die Welt der 8000er auf 400 m² in barocken Gewölberäumen im Erdgeschoß des Stiftes.

Spital gehörte bis 2012 zum Gerichtsbezirk Windischgarsten und ist seit 1. Jänner 2013 Teil des Gerichtsbezirks Kirchdorf an der Krems.


Bevölkerungsentwicklung


Die Einwohnerzahl hat sich in den letzten Jahrzehnten auf einen stabilen Stand eingependelt, da sich Abwanderungen und Geburten beinahe ausgleichen.[11]


Kultur und Sehenswürdigkeiten


Siehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Spital am Pyhrn
Vor dem Eingang steht ein verkleinertes Modell des K2 als Kletterturm, den man während der Öffnungszeiten des Museums besteigen kann. Die entsprechende Ausrüstung kann im Museum ausgeliehen werden.
Huf- und Hackenschmiede Lindemayr in der Weinmeisterstraße 6: Die historische Schmiede war über 500 Jahre „Hofschmiede“ des Stiftes Spital am Pyhrn und ab 1808 mehr als 150 Jahre Werkzeugschmiede für Fuhrleute, Holzknechte und Bauern. 1998 wurde diese Schmiede anlässlich der OÖ Landesausstellung „Land der Hämmer – Heimat Eisenwurzen“ als Schauschmiede der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.[14] Interessierte können hier Nägel, Hufeisen oder Schürhaken schmieden.

Freizeit und Sport



Wirtschaft und Infrastruktur


Die in Spital produzierende Firma nennt sich heute Jeld-Wen Türen GmbH – als Teil des internationalen Konzerns Jeld-Wen.[19] Die Marke DANA blieb erhalten, sie entstand bei der Gründung 1973 aus der Kombination der beiden Firmennamen Danibius Holzplattenwerken (Furnier- und Sperrholzwerke) und Stift Admont, das sich als holzliefernder Waldbesitzer beteiligte. 1975 lief die erste industrielle Fertigtürenproduktion Österreichs in Spital-Gleinkerau mit 70 Beschäftigten an.[20]

Politik


Gemeinderat

Der Gemeinderat hat seit 2021 noch 19 (davor 25) Mitglieder, Nach den Gemeinderatswahlen hatte der Gemeinderat folgende Verteilungen:

  • 2003: 13 SPÖ, 11 ÖVP, 1 FPÖ[22]
  • 2009: 13 SPÖ, 10 (−1) ÖVP, 2 (+1) FPÖ[23]
  • 2015: 13 SPÖ, 7 (−3) ÖVP, 5 (+3) FPÖ[24]
  • 2021: 8 SPÖ, 8 ÖVP, 3 FPÖ[25]

Bürgermeister


Bürgermeister seit 1850 waren:[26]


Wappen


Blasonierung: „Geteilt; oben in Gold ein schwarzer, wachsender Löwe, unten in Blau eine goldene, gestürzte Mondsichel, besteckt mit einem goldenen Kreuz.“ Der Löwe ist das „geminderte“ Wappentier des Hochstiftes Bamberg, dessen Bischof Otto II. aus dem Hause Andechs-Meranien im Jahre 1190 an der Nordseite des Pyhrnpasses eine Herberge für Pilger errichtete. Die mit dem Kreuz besteckte, abwärts gekehrte Mondsichel war das Wappen des 1418 daraus hervorgegangenen, 1807 aufgehobenen Kollegiatstifts weltlicher Chorherren.[28]

Die heraldischen Farben der Gemeinde sind Blau-Gelb/Gold-Blau.


Persönlichkeiten


Gedenktafel für Alois Rohrauer, Naturfreunde 1963
Gedenktafel für Alois Rohrauer, Naturfreunde 1963

Ehrenbürger



Söhne und Töchter der Gemeinde



Personen mit Bezug zur Gemeinde



Literatur




Commons: Spital am Pyhrn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Ein Blick auf die Gemeinde Spital am Pyhrn, Fläche und Flächennutzung. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 30. November 2021.
  2. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2022 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2022) (ODS)
  3. Regionalinformation, bev.gv.at (1.273 KB); abgerufen am 10. Jänner 2021.
  4. Gabriele Liechtenstein: Stiftskirche Spital am Pyhrn. Verlag St Peter, Salzburg 2021.
  5. Gabriele Liechtenstein: Ehemalige Stiftskirche Spital am Pyhrn. In: museumwnf.org. Abgerufen am 25. Mai 2022.
  6. Gabriele Liechtenstein: Stiftskirche Spital am Pyhrn. Verlag St Peter, Salzburg 2021.
  7. ÖNB-ANNO - Illustrierter Wegweiser durch die österreichischen Kurorte, Sommerfrischen und Winterstationen. Abgerufen am 9. Juni 2022.
  8. Raimond Reiter: Tötungsstätten für ausländische Kinder im Zweiten Weltkrieg. Zum Spannungsverhältnis von kriegswirtschaftlichen Arbeitseinsatz und nationalsozialistischer Rassenpolitik in Niedersachsen. Verlag Hahnsche Buchhandlung Hannover, Hannover 1993, hrsg. von der Historischen Kommission Niedersachsen: 39. Niedersachsen 1933–1945: Band 3. ISBN 3-7752-5875-2. S. 65.
  9. Gabriella Hauch: Ostarbeiterinnen – Vergessene Frauen und ihre Kinder. In: Fritz Mayrhofer und Walter Schuster (Hrsg.): Nationalsozialismus in Linz. Band 2, Linz 2001, S. 1292 ff.
  10. Die vergessenen Kinder von Spital. In: kirchenzeitung.at. 14. Mai 2014, abgerufen am 25. Mai 2022.
  11. Statistik Austria, Ein Blick auf die Gemeinde Spital am Pyhrn, Bevölkerungsentwicklung. Abgerufen am 10. Dezember 2020.
  12. Erwin Hainisch, Kurt Woisetschläger u. a.: Dehio Oberösterreich. Hrsg.: Bundesdenkmalamt. Verlag Anton Schroll, Wien 1956, S. 317320.
  13. Zwischen Himmel und Erde - Gerlinde Kaltenbrunner und die Welt der 8000er, auf urlaubsregion-pyhrn-priel.at.
  14. Huf- und Hackenschmiede Lindermayr - Schauschmiede, auf urlaubsregion-pyhrn-priel.at
  15. Reinhard Ebner: Geheimnisvolle Heimat: Die Felsbilder in der Höll. Abgerufen am 10. November 2018.
  16. Seilbahn kaputt: 800 Wanderer saßen fest orf.at, 22. September 2019, abgerufen am 22. September 2019.
  17. Vest-Wood A/S acquires 100 % of the shares in the largest door manufacturer in Austria, DANA-Türenindustrie, as part of a targeted expansion in Europe. Polarisequity.dk vom 11. Jänner 2005, abgerufen am 10. September 2013. (Memento vom 27. September 2013 im Internet Archive)
  18. JELD-WEN to acquire Vest-Wood. Polarisequity.dk vom 30. November 2005, abgerufen am 10. September 2013. (Memento vom 27. September 2013 im Internet Archive)
  19. History, Jeld-Wen, abgerufen am 10. September 2013.
  20. Eine Geschichte, die wir gerne weiterschreiben. In: dana.at. Abgerufen am 25. Mai 2022.
  21. Unsere Geschichte. In: mark.at. Abgerufen am 18. Dezember 2018.
  22. Gemeinderatswahlergebnis 2003. (XLS) Land Oberösterreich, abgerufen am 30. November 2021.
  23. Gemeinderatswahlergebnis 2009. (XLS) Land Oberösterreich, abgerufen am 30. November 2021.
  24. Gemeinderatswahl 2015 Oberösterreich. (PDF) Amt der Oö. Landesregierung, 27. September 2015, S. 19, abgerufen am 10. Dezember 2020.
  25. Land Oberösterreich, Ergebnisse der Wahlen 2021. Abgerufen am 30. November 2021.
  26. Gemeinden | Spitalam Phyrn. In: Land Oberösterreich. Abgerufen am 30. November 2021.
  27. „Bei uns muss noch viel mehr weitergehen“. In: meinbezirk.at. 18. August 2015, abgerufen am 25. Mai 2022.
  28. Land Oberösterreich, Wappen der Gemeinde Spital am Pyhrn. Abgerufen am 14. März 2019.
  29. Alois Rohrauer, in: Webpräsenz von Regiowiki.at

На других языках


- [de] Spital am Pyhrn

[en] Spital am Pyhrn

Spital am Pyhrn is a municipality in the district of Kirchdorf an der Krems in the Austrian state of Upper Austria.

[ru] Шпиталь-ам-Пирн

Шпиталь-ам-Пирн (нем. Spital am Pyhrn) — коммуна (нем. Gemeinde) в Австрии, в федеральной земле Верхняя Австрия.



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