Biosphärenreservat RhönRhönlandschaft bei Tann (Ansicht von Nordosten/Schlitzenhausen)
Der staatlich anerkannte Luftkurort Tann (Rhön) liegt im mittleren Tal der Ulster in der hessischen Rhön, auf etwa 370mü.NN. Westlich fließt die Ulster an der Stadt vorbei. Jenseits der Ulster steigt das Gelände zum Habelberg (718,5mü.NN) an. Östlich der Ulster liegt der Altstadtbereich von Tann. Die neueren Teile von Tann dehnen sich nördlich und südlich der Altstadt im Flusstal aus und ziehen sich an den westlichen Hängen des Josberges (etwa 510mü.NN) hoch. Der Josberg ist ein Sporn des Engelsberges (724mü.NN).
Der niedrigste Punkt innerhalb der Stadtgemarkung liegt mit einer Höhe von etwa 313mü.NN nordwestlich der Stadt, in der Ulsteraue bei Sinswinden. Der höchste Punkt ist der 726mü.NN hohe Dadenberg, etwa 3km östlich der Stadt.
Beschriftetes Panorama von Tann, aufgenommen vom unteren Osthang des Habelberges
Geschichte
Stadttor (erbaut 1557–1563)
Über die ersten Besiedlungen im Bereich der heutigen Stadt Tann gibt es keine urkundlichen Unterlagen. Der Name Thann (ursprünglich mit „Th“ geschrieben) soll auf irische Mönche zurückzuführen sein, die bereits in der Zeit vor Bonifatius den Altgau Buchonia, das Buchenland, wie die zu dieser Zeit noch ausschließlich mit Buchen bestandene Rhön damals hieß, gekommen waren, um das Christentum zu lehren. Das würde bedeuten, dass es diese von den Mönchen Thonn genannte Siedlung bereits um die Wende des 6. zum 7. Jahrhundert gegeben haben muss.
Auch der Name Ulster soll auf die Mönche zurückzuführen sein, die das in ihrer Siedlung vorbeifließende Gewässer nach ihrer Heimatprovinz in Nordirland benannt haben sollen.
Tann wurde 1197 erstmals als Stadt erwähnt. Die erste Burganlage der Herren von der Tann wurde im 11. oder 12. Jahrhundert erbaut. Das Marktrecht erhielt die Stadt im Jahr 1541. Die Stadt gehörte zur ritterschaftlichen Herrschaft derer von und zu der Tann, die 1656 Reichsritter wurden und zum Fränkischen Ritterkreis gehörten. Sie wurde von Eberhard von der Tann im 16. Jahrhundert befestigt, um sie während der bewaffneten Auseinandersetzungen mit den Äbten von Fulda über Religion und Lehensbeziehungen besser sichern zu können. Die ab 1815 zum späteren Unterfranken im Königreich Bayern gehörige Stadt wurde, wie auch Bad Orb, nach dem Sieg Preußens über die deutschen Bundestruppen im Deutschen Krieg von 1866 von Preußen annektiert und gehört seit 1946 zum Bundesland Hessen. Im Jahr 1879 zerstörte ein Stadtbrand große Teile der mittelalterlichen Bebauung, einschließlich der Stadtkirche mit dem Grabmal für Eberhard von der Tann.[3]
Seit dem Wegfall der innerdeutschen Grenze, die über 40Jahre lang das Stadtgebiet halbinselförmig einschnürte, liegt Tann wieder mitten im Herzen Deutschlands.
Eingemeindungen
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde am 1. April 1970 die bis dahin eigenständige Gemeinde Wendershausen eingegliedert.[4]
Am 31. Dezember 1971 folgten die bis dahin selbständigen Gemeinden Günthers und Lahrbach. Am 1. April 1972 kam Hundsbach hinzu. Habel, Neuschwambach, Neuswarts, Schlitzenhausen und Theobaldshof folgten kraft Landesgesetz am 1. August 1972.[5][6]
Religion
Die evangelische Stadtkirche
Tann ist seit der Einführung der Reformation durch Eberhard von der Tann in den 1530er Jahren evangelisch. Eberhard von der Tann hatte Martin Luther in Wittenberg kennengelernt und war dessen Freund geworden.
Kirchen
Tann: ev. Stadtkirche, erbaut 1886–1889, mit ca. 1200 Plätzen, und Niklaskirche, erbaut 1741–1746, heute hauptsächlich als Friedhofskirche, aber auch als Winterkirche genutzt;
Tann: kath. Kirche St. Johannes der Täufer (Tann): erbaut 1955;
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[7] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[8][9][10]
Sitzverteilung in der Stadtverordnetenversammlung 2021
Insgesamt 17 Sitze
SPD: 5
FDP: 5
CDU: 7
Parteien und Wählergemeinschaften
% 2021
Sitze 2021
% 2016
Sitze 2016
% 2011
Sitze 2011
% 2006
Sitze 2006
% 2001
Sitze 2001
CDU
Christlich Demokratische Union Deutschlands
41,1
7
37,9
9
43,2
10
40,2
9
48,0
11
SPD
Sozialdemokratische Partei Deutschlands
31,2
5
28,1
6
29,5
7
33,4
8
29,7
7
FDP
Freie Demokratische Partei
27,7
5
12,2
3
8,4
2
7,5
2
—
—
UWG
Unabhängige Wählergemeinschaft Tann
—
—
21,9
5
18,9
4
18,9
4
16,1
4
FBL
Freie Bürgerliste Tann
—
—
—
—
—
—
—
—
6,2
1
Gesamt
100,0
23
100,0
23
100,0
23
100,0
23
100,0
23
Wahlbeteiligung in%
58,9
62,1
61,3
57,8
68,8
Bürgermeister
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Magistrats, dem in der Stadt Tann (Rhön) neben dem Bürgermeister der Erste Stadtrat sowie sechs weitere ehrenamtliche Stadträte angehören. Bürgermeister ist seit 1. Juli 2013 Mario Dänner (parteilos).[11] Die Bürgermeisterwahl gewann er am 20. Januar 2013 im ersten Wahlgang mit 71,1 Prozent der Stimmen bei 68,2 Prozent Wahlbeteiligung.[12] Am 10. Februar 2019 wurde er für eine zweite Amtszeit bis 2025 wiedergewählt.[13]
Bisherige Bürgermeister
2013–2025 Mario Dänner (parteilos)
2001–2013 Markus Meysner (CDU)
1989–2001 Dieter Herchenhan (SPD)
1983–1989 Wolfgang Schwake (CDU)
?–1983 Karl Hilgen (SPD)
Wappen
Blasonierung: „In Gold eine bewurzelte grüne Tanne, den oberen und unteren Schildrand berührend.“
Der einseitige Probeabschlag der bayerischen Bürgermeistermedaille für Tann (Rhön) von 1820 aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München zeigt das Stadtwappen mit der Tanne.
Fossilienausstellung „SteinReich“ im Gebäude der Alten Schmiede[19]
Sagenkeller in den Kellerräumen der früheren Schlossbrauerei[19]
Informationsstelle über die ehemalige Grenze zur DDR in der Rhönhalle[20][21]
Regelmäßige Veranstaltungen
In Tann kann man Stadtrundfahrten auf dem Segway machen
Maimarkt (erstes Maiwochenende)
Johannismarkt (Wochenende vor dem 24. Juni)
Geriethfest (erster Sonntag im Juli)
Wirtefest (zweiter Sonntag im September)
Allerheiligenmarkt (1. November)
Weihnachtsmarkt/Klasmarkt (dritter Donnerstag im Dezember)
Tanner Musiksommer (im Zeitraum Mai bis September)
Straßenmal-Festival Via Pictura (August)
Auszeichnungen
1999 kürten die Zuschauer und Zuhörer des Hessischen Rundfunks Tann (Rhön) zum beliebtesten Ferienort Hessens
2007 errang Tann den 14. Platz der beliebtesten Orte Deutschlands im ZDF von 1000 Orten, die sich beworben hatten
2007 errang das Rhöner Museumsdorf in der Sendung Die beliebtesten Sehenswürdigkeiten Hessens im Hessischen Fernsehen den 3. Platz.[22]
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaftsstruktur
Tann liegt an der Bundesstraße 278. Durch seine geographische Lage im ehemaligen Zonenrandgebiet war Tann wirtschaftlich bis 1990 sehr regional geprägt. Dadurch herrschen in Tann kleine und mittlere Firmen vor. Die bedeutendsten Unternehmen in Tann sind das Diakoniezentrum, das Bauunternehmen Fleischmann, das Sägewerk Schmidt sowie das Unternehmen Gleisbau Kaiser. Durch die regionale Entwicklung nach der Wiedervereinigung arbeitet heute der Großteil der Tanner Bevölkerung in Fulda.
Der Ortsteil Lahrbach ist seit 2015 ein staatlich anerkannter Erholungsort.[23]
Radwanderwege
Durch die Stadt führen folgende Radwanderwege:
Der Bahnradweg Hessen führt von Hanau auf ehemaligen Bahntrassen ca. 250km durch den Vogelsberg und die Rhön und endet in Bad Hersfeld.
Der Ulstertal-Radweg als Teil des Rhönradwegs. Dieser hat eine Länge von insgesamt 180km und führt von Bad Salzungen nach Hammelburg, durch alle drei Bundesländer der Rhön: Bayern, Hessen und Thüringen.
Der Hessische Radfernweg R3 führt als Rhein-Main-Kinzig-Radweg von Rüdesheim am Rhein nach Tann und endet an der hessisch/thüringischen Grenze.
ÖPNV
Buslinien der RhönEnergie Fulda verbinden den Ort mit Hilders und Fulda. Eine Linie des Verkehrsunternehmens Wartburgmobil führt nach Geisa, Vacha und teilweise Eisenach.
Die Ulstertalbahn ist seit 1977 abgebaut.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
Johann Ludwig Klüber (1762–1837), Staatsrechtler und Schriftsteller
Arthur von der Tann-Rathsamhausen (1823–1907), Gutsbesitzer und Abgeordneter des Provinziallandtages der Provinz Hessen-Nassau
Hans Wilhelm Klee (1849–1940), Musiklehrer, Vater des Malers Paul Klee
Friedrich Holste (1908–1942), Prähistoriker und Hochschullehrer
Renate Kern (1945–1991), Sängerin
Birgit Geissler (* 1949), Soziologin
Bertram Hilgen (* 1954), ehemaliger Oberbürgermeister von Kassel
Siglinde Kallnbach (* 1956), Künstlerin
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
Eberhard von der Tann (1495–1574), kursächsischen Rat und Regent der Herrschaft Tann; führte dort 1534 die Reformation ein
Johann Michael Bach (1745–1820), Mitglied der berühmten Musikerfamilie; wirkte hier als Kirchenmusiker von 1786 bis etwa 1795
Sebastian Kehl (* 1980), im Stadtteil Lahrbach aufgewachsen, Fußballprofi (Borussia Dortmund 2002–2015)
Marilena (* 1997), in Tann aufgewachsen, Volksmusik-Sängerin
Rolf Kreuder (1923–1995), Fotograf und Bildjournalist
Filme
Das Rhönmagazin im April 2019 – Tann in der Rhön. Videoreportage, 13:27 Min., TV Mainfranken, ausgestrahlt am 10. April 2019 (Online).
Literatur
(chronologisch geordnet)
Klaus-Peter Wegera: Kontrastive Grammatik: Osthessisch – Standardsprache. Eine Untersuchung zu mundartbedingten Sprachschwierigkeiten von Schülern am Beispiel des 'Fuldaer Landes'. Diss. Bonn. Elwert, Marburg 1977.
Joachim S. Hohmann (Hrsg.): Wir in Tann. 800 Jahre Stadtgeschichte […]. Hünfeld 1996.
Joachim S. Hohmann (Hrsg.): Chronik der jüdischen Schule zu Tann (Rhön). Mit einer kurzen Geschichte der israelitischen Gemeinde und zeitgenössischen Lichtbildern. Frankfurt am Main u.a. 1997.
Wolf-Dieter Raftopoulo: Rhön und Grabfeld Kulturführer. Eine kunst- und kulturhistorische Gesamtdokumentation der alten Kulturlandschaften. RMd Verlag, Gerbrunn 2017, ISBN 978-3-9818603-7-5, S. 313–317.
Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung: 81. Sitzung des Fachausschusses für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen in Hessen vom 13. Oktober 2015. Staatsanzeiger für das Land Hessen 7/2016 Seite 218
Eva-Maria Wagner: Gewundene Gassen, bucklige Plätze. In: Die Rhön (= Merian, Jg. 17 (1964), Heft 4), S. 19–24, hier S. 19.
Eingliederung der Gemeinden Wendershausen in die Stadt Tann, Landkreis Fulda vom 16.März 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr.13, S.660, Punkt 510 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 5,5MB]).
Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Fulda und Hünfeld und der Stadt Fulda (GVBl. II 330-14) vom 11.Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr.17, S.220, §5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 1,2MB]).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.394und395.
Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung: 81. Sitzung des Fachausschusses für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen in Hessen vom 13. Oktober 2015. Staatsanzeiger für das Land Hessen 7/2016 Seite 218
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