Nierstein ist eine Stadt im Landkreis Mainz-Bingen in Rheinland-Pfalz. Sie gehört seit dem 1. Juli 2014 der Verbandsgemeinde Rhein-Selz an, deren größte Kommune sie mit 8.625 Einwohnern (Stand: 2021) ist. Nierstein ist gemäß Landesplanung als Mittelzentrum ausgewiesen.[2]
Wappen | Deutschlandkarte | |
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49.8694444444448.337584 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Mainz-Bingen | |
Verbandsgemeinde: | Rhein-Selz | |
Höhe: | 84 m ü. NHN | |
Fläche: | 19,34 km2 | |
Einwohner: | 8625 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 446 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 55283 | |
Vorwahl: | 06133 | |
Kfz-Kennzeichen: | MZ, BIN | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 39 043 | |
Stadtgliederung: | 2 Stadtteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Sant’Ambrogio-Ring 33 55276 Oppenheim | |
Website: | www.nierstein.de | |
Stadtbürgermeister: | Jochen Schmitt (FWG) | |
Lage der Stadt Nierstein im Landkreis Mainz-Bingen | ||
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Nierstein liegt in Rheinhessen am Rhein, ca. 12 Kilometer südlich von Mainz und 25 Kilometer nördlich von Worms. Nachbargemeinden innerhalb der Verbandsgemeinde Rhein-Selz sind Selzen, Köngernheim und Friesenheim im Westen, Dalheim, Dexheim und die Stadt Oppenheim im Süden sowie im Norden Mommenheim und die der Verbandsgemeinde Bodenheim zugehörigen Gemeinden Lörzweiler und Nackenheim. In Nierstein mündet der Flügelsbach, der auch durch den Stadtteil Schwabsburg fließt, in den Rhein. Auf der anderen Rheinseite liegt der zu Trebur gehörende Kornsand.
Die Stadt gliedert sich in die beiden Stadtteile Nierstein und Schwabsburg. Der Stadtteil Schwabsburg war bis 1970 eine eigenständige Gemeinde und hat seinen Namen von der Burg Schwabsburg. Zum Stadtteil Nierstein gehören auch die Wohnplätze Haus Müller, Haus Ullrich, Im Ried und Paterberghof.[3]
Zwischen 1953 und Ende 2009 unterhielten die US-amerikanischen Streitkräfte in der Nähe von Dexheim ein rund 75 Hektar großes Kasernengelände mit Wohn-, Versorgungs- und Verwaltungsgebäuden. Obwohl sich das Areal komplett auf dem Stadtgebiet von Nierstein (Gemarkung Schwabsburg) befand, trug die Kaserne den Namen US Army Anderson Barracks Dexheim. Dieses Gelände wurde frei und der Mainzer Investor, Bauunternehmer Wolfram Richter, übernahm das Gebiet und plant – gemeinsam mit der Stadt Nierstein und der Verbandsgemeinde Rhein-Selz – einen Gewerbepark daraus zu machen; dieser so genannte Rhein-Selz-Park ist in Planung.
Um Nierstein treten Abschnitte des Perm (Rotliegend-Zeit) zu Tage, in denen 290 Millionen Jahre alte Tierfährten erkennbar sind. Oberhalb von Nierstein liegt eine als „Roter Hang“ bezeichnete Steillage aus rotem Ton- und Sandstein, die sich vom nördlichen Nackenheim bis zum westlichen Schwabsburg hin erstreckt. Aufgrund der Porosität des Gesteins wurzeln hier angepflanzte Weinreben besonders tief, was sehr mineralische Weine hervorbringt. Siehe Absatz Weinbau.
In römischer Zeit befand sich an der Stelle des heutigen Nierstein eine Siedlung, die den Namen Bauconica Nova trug.
Die älteste erhaltene Erwähnung von Nierstein in einer Urkunde von 822 bezieht sich auf das Jahr 741 oder 742. Der fränkische Hausmeier Karlmann, ein Sohn von Karl Martell, schenkte die Marienbasilika in Nierstein samt Zubehör dem 741 errichteten Bistum Würzburg.[4]
Das auf altem Königsgut befindliche Reichsdorf wurde 1315 zunächst von Ludwig dem Baier an den Erzbischof von Mainz und 1375 schließlich an Ruprecht von der Pfalz verpfändet.[5] Das Kloster Otterberg war im Ort umfangreich begütert. Es besaß hier Weinberge, 27 Morgen Acker, Zehntrechte und Patronatsrechte an zwei Pfarrkirchen und einer Kapelle.[6] 1451 werden Weingärten der Grafen von Katzenelnbogen in der Walpe erwähnt. Im 17. Jahrhundert wurden Teile Niersteins während des Dreißigjährigen Kriegs und im 18. Jahrhundert während des Pfälzischen Erbfolgekriegs zerstört. 1797 fiel Nierstein an Frankreich. Ab 1816 gehörte Nierstein zum Großherzogtum Hessen.
Nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg war Nierstein von 1919 bis 1930 von französischen Truppen besetzt. Das Großherzogtum Hessen, zu dem Nierstein gehörte, wurde nach der Abdankung des Herzogs am 9. November 1918 zum Volksstaat Hessen. Das deutsche Kaiserreich wandelte sich zur Demokratie. Zu dem Sprecher der zahlreichen Gegner dieser für die Deutschen neuen demokratischen Verfassung machte sich die NSDAP, die in Nierstein im Vergleich zu anderen rheinhessischen Gemeinden einen starken Einfluss gewann.[7] Gemeinderat und Vereine wurden gleichgeschaltet.
Die Mitglieder jüdischstämmiger Familien waren der Verfolgung durch die Nazis und die mit ihnen sympathisierenden Personen aus allen Bevölkerungsschichten am meisten ausgesetzt. 1928 lebten noch etwa 80 jüdische Personen in Nierstein. Sie wurden sofort nach dem 30. Januar 1933 von der Mehrheitsgesellschaft ausgrenzt und sozial geächtet. Ab dem 1. April 1933 wurden sie nach und nach ihrer Existenz beraubt. Manchen gelang es, ins Ausland zu fliehen. Der vorläufige Höhepunkt der Verfolgung war die Reichspogromnacht, bei der auf Befehl Hitlers SA- und SS-Gruppierungen im Verein mit örtlichen Dienststellen ihre jüdischen Mitbürger überfielen. Anschließend wurden die Männer für mehrere Monate in Konzentrationslager abtransportiert. Zur Zeit des Holocaust wurden mindestens 32 Juden aus Nierstein ermordet. Drei begingen Suizid.[7]
Das letzte Verbrechen ereignete sich am 21. März 1945, wenige Stunden bevor die Alliierten in Gestalt der Amerikaner Nierstein besetzten. Auf der Nierstein gegenüberliegenden Rheinseite kam es auf dem Kornsand zu einer Erschiessung von sechs unschuldigen Bürgern durch Nazifunktionäre. Die Opfer waren missliebige Regimekritiker und eine Frau jüdischer Abstammung aus Nierstein und Oppenheim.
Nur einen Tag später begann zwischen Oppenheim und Nierstein (Rheinüberquerung bei Nierstein 1945) eine der bis dahin größten Flussquerungen in einem Krieg durch die 3. US-Armee (George S. Patton), des XII. US-Armeekorps (Manton S. Eddy), der 5th Infantry Division (Vereinigte Staaten) unter Stafford LeRoy Irwin mit 6 Bataillonen, 15.000 Soldaten, 2500 Fahrzeugen, einschließlich Schlauch-, Sturmbooten und Schwimmpanzern. Die deutschen Abwehrtruppen waren völlig überrascht von den sich nachts geräuschlos nähernden Booten. Und so wurde es einer der unblutigsten Flussübergänge in der Militärgeschichte.[8] Zur Erinnerung an dieses Ereignis wurde 2017 am Rheinufer ein Denkmal aufgestellt.[9]
Am 15. Dezember 1947 stürzte ein US-Militärflugzeug Douglas DC-3 vom Typ C-47, Rosinenbomber genannt, bei Nierstein in den Weinbergen ab. Beide Piloten kamen dabei ums Leben.
Von 1972 bis zu ihrer Auflösung 2014 gehörte Nierstein zur Verbandsgemeinde Nierstein-Oppenheim, seitdem zur neu gebildeten Verbandsgemeinde Rhein-Selz.
Von 2013 bis 2015 wurden auf Initiative des örtlichen Geschichtsvereins 54 Stolpersteine verlegt.[10]
An den einst im Süden (althochdeutsch sunt = „Süden“) vor den Toren Niersteins gelegenen Ort Sundheim erinnert heute noch der Straßenname „Hinter Sundheim“. Sundheim (oder Suntheym) befand sich im Süden des heutigen Ortskernes am Flügelsbach.[11]
Der Name Schwabsburg übertrug sich von der Burg Schwabsburg auf die vorher schon vorhandene Siedlung in der Mark Nierstein. Im Mittelalter bildeten die Dörfer Dexheim, Schwabsburg und Nierstein eine Gemeinde, die vom Niersteiner Rittergericht verwaltet wurde. Die Gemeinde war dem Reich unmittelbar unterstellt. Nach 1400 kamen diese Orte unter die Herrschaft der Kurpfalz und verloren damit ihre Reichsfreiheit.
Der rheinland-pfälzische Ministerrat entschied am 12. März 2013, der Ortsgemeinde Nierstein die „Stadtrechte“ zu verleihen. Die Ernennungsurkunde wurde am 7. Juni 2013 in einer Feierstunde übergeben. Mit den Stadtrechten sind in Rheinland-Pfalz keine Vorteile gegenüber anderen Gemeinden verbunden.[13]
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Nierstein bezogen auf das heutige Stadtgebiet; die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[2]
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Mit Stand 30. Juni 2005 waren von den Einwohnern 45,6 % evangelisch, 30,6 % römisch-katholisch und 23,8 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[15] Die Zahl der Katholiken und vor allem die der Protestanten ist seitdem gesunken. Ende Juli 2022 hatten 32,3 % die evangelische Konfession und 26,6 % Einwohner die katholische. 41,1 % gehörten anderen Konfessionen oder Glaubensgemeinschaften an, waren ohne Angabe oder gemeinschaftslos.[16]
Der Stadtrat (bis 2013 Gemeinderat) in Nierstein besteht aus 24 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Stadtbürgermeister (bis 2013 Ortsbürgermeister) als Vorsitzendem.
Die Sitzverteilung im Stadtrat:
Wahl | SPD | CDU | FDP | FWG | NEU | WGK | Gesamt |
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2019[17] | 6 | 6 | 2 | 5 | 5 | – | 24 Sitze |
2014[18] | 8 | 11 | 1 | 2 | 2 | – | 24 Sitze |
2009[19] | 6 | 11 | 2 | 2 | 3 | – | 24 Sitze |
Stadtbürgermeister ist Jochen Schmitt (FWG). Bei der Stichwahl am 16. Juni 2019 konnte er sich mit einem Stimmenanteil von 64,57 % durchsetzen und ist damit Nachfolger von Thomas Günther, der nicht mehr kandidiert hatte.[20]
Frühere Ortsbürgermeister (bis 2013) und Stadtbürgermeister:
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Blasonierung: „In Gold ein rotbewehrter schwarzer Adler, über jedem Flügel ein roter Stern.“[21] |
Wappenbegründung: Den Reichsadler zeigen alle Siegel dieses berühmten Weinortes. Das SIGILLVM VNIVERSITATIS IN NERSTEIN (Abdrücke von 1272 bis 1660) mit je einem sechsstrahligen Stern; das SIGILLVM VNIVERSITATIS IN NIERSTEIN 1576, das in einer Urkunde von 1592 als gemeinsames Gerichtssiegel für Nierstein, Dexheim und Schwabsburg bezeichnet wird, ohne Sterne; das S(IGILLVM) VNIVERSITATIS IN NERSTEIN, ein größerer Nachschnitt des ältesten Siegels (Abdruck von 1652) mit Sternen; das SIGILL(VM) VNIVERSITATIS IN NIERSTAIN (Abdruck von 1624, hier als Sekretsiegel bezeichnet) ohne Sterne und desgleichen das NIERSTEINER GERICHTS INSIGEL (Abdrücke von 1710 bis 1785) ohne Sterne. Abbildungen bei Kissel und Brilmayer, in Farben bei Otto Hupp. |
Partnerschaften bestehen mit Gevrey-Chambertin (seit dem 1. September 1963) und Freyburg.
Die Amateurpaläontologen Arnulf Stapf (Vater) und Harald Stapf (Sohn) zeigen in dem von ihnen aufgebauten Paläontologischen Museum Nierstein seltene Fußabdrücke von Insekten, Amphibien und Reptilien aus dem Perm, die größtenteils im Rotliegenden von Nierstein und seiner Umgebung gefunden wurden, sowie Fossilien aus aller Welt. Da es sich zum Teil um Unikate handelt, wird die sehenswerte Einrichtung gerne von internationalen Spezialisten aufgesucht.[22]
Ortskern und Adelshöfe: Der alte Ortskern des ehemals freien Reichsdorfes Nierstein besteht aus dem Dreieck Marktplatz, Fronhof und Tempelhof, das die mit einer Wehrmauer umgebene evangelische Martinskirche[23] umschließt, an deren Stelle früher das fränkische Verwaltungszentrum (Saal), die karolingische Pfalz und der ottonische Königshof stand. Barocke Adelshöfe bestimmen das Straßenbild und erinnern an eine historische Epoche Niersteiner Ortsgeschichte, als etwa zwei Dutzend Adelsfamilien als reichsunmittelbare Lehensträger hier ansässig waren und über die Reichsämter des Vogtes, des Schultheißen oder der Burgmannen, als Schöffen des Rittergerichts oder des kirchlichen Sendgerichts das Geschehen bestimmten. Die Höfe waren – und sind es heute meist noch – miteinander und mit dem Königshof durch ein verzweigtes unterirdisches System von Verteidigungsgängen verbunden. Hervorzuheben sind die ehemaligen Adelshäuser der Freiherrn von Knebel bzw. Hundt von Saulheim (ältestes Fachwerkhaus) sowie der Familien Knebel von Katzenelnbogen und Waldbott von Bassenheim, der Metternichhof (ältestes Profangebäude und ältester Adelshof)[24], der Haxthäuser Hof (barockes Herrenhaus)[25], Torbogen und Seitenflügel vom Schloss von der Leyen und das Dalberg-Herding’sche Schloss (in der Hauskapelle sehenswerte Wand- und Deckenmalereien, welche im Auftrag der Schlossherrin Josepha Ursula von Herding, durch Jakob Götzenberger im Nazarenerstil geschaffen wurden).[26]
Über der Gemeinde ist der 11,3 m hohe Wartturm[27] der höchste Aussichtspunkt in den Weinbergen. Zu seinem Bau verwendete man die Steine des abgebrochenen Königsstuhls zwischen Nierstein und Lörzweiler, wo 1024 die Fürstenversammlung Konrad II. zum ersten Salier auf dem deutschen Königsthron wählte. Die weithin sichtbare katholische Kilianskirche auf einem zum Rheintal vorspringenden Hügel bestimmt die Silhouette Niersteins, die bis 2011 durch hohe Fabrikgebäude einer ehemaligen Mälzerei beeinträchtigt war. Nach der geplanten Neugestaltung des Areals soll dann auch das auf dem Gelände der Mälzerei liegende ehemals Dalberg-Herdingsche Schloss (zumindest die sehenswerte Hauskapelle) wieder zugänglich gemacht werden.
Sironabad: 1802 entdeckte man unweit des Rheinufers an der Landstraße nach Oppenheim die Reste eines heute rund 2000 Jahre alten keltisch/römische Quellenheiligtums. Seine Rekonstruktion kann heute besichtigt werden.
In der Nähe von Nierstein befindet sich auf der anderen Rheinseite unweit der Verbindungsstraße Kornsand-Geinsheim bei 49° 52′ 11″ N, 8° 23′ 1″ O49.8697222222228.3836111111111 eine Sendeanlage für UKW des SWRs, die einen 138 Meter hohen, abgespannten Stahlfachwerkmast mit dreieckigem Querschnitt als Antennenträger verwendet. Dieser Sendemast war ursprünglich Bestandteil der Richtantenne des Bodenseesenders in Meßkirch-Rohrdorf. Er wurde in den 70er Jahren abgebaut und 1981 in Nierstein wiederaufgebaut.
Der größte Verein der Stadt Nierstein ist der Turnverein Nierstein 1901 e. V. mit über 1200 Mitgliedern. Hier ist zu erwähnen, dass die Tanzgruppe „Magic Fire“ im Jahr 2005 neben dem Titel des Rheinland-Pfalz Meisters auch Deutscher Meister sowie Europameister in der Kategorie Schautanz Charakter Jugend wurde.
Ebenfalls ein großer Verein der Stadt Nierstein ist der VfR Nierstein 1911 e. V. Neben zwei Senioren- und vielen Jugend-Fußballmannschaften stellt der VfR auch eine erfolgreiche Karateabteilung, welche schon den ein oder anderen Titel während der deutschen Meisterschaften gewinnen konnte.
Ein anderer erfolgreicher Verein der Stadt Nierstein ist der TTV Nierstein e.V. Zu den größten sportlichen Erfolgen zählen sechs Jahre Zugehörigkeit zur 2. Tischtennisbundesliga (1981–1985 und 1987–1988) und der Gewinn des Südwestdeutschen Pokals im Jahr 1986.
Weitere Vereine sind der 1. FC Schwabsburg 1958 e. V., der Turnverein 1903 Schwabsburg, der Gesangverein "Harmonia" 1865 Nierstein e. V., der Männergesangverein 1884 Schwabsburg, der CVJM Nierstein, der Reit- und Fahrverein Nierstein und Umgebung e. V, und der 1997 gegründete Geschichtsverein Nierstein e. V, der jährlich die "Niersteiner Geschichtsblätter" herausgibt.
In jedem Jahr findet am ersten Wochenende im August das Winzerfest statt. Bis vor einigen Jahren war es überregional bekannt für ein auf dem Marktplatz errichtetes historisches Weindorf in der Art einer großen Burg. Ende der 1990er Jahre wurde die notwendige Renovierung der Bauten jedoch aus finanziellen Gründen abgelehnt und das Erscheinungsbild wurde zunehmend anderen Weinfesten der Region mit vielen einzelnen Weinständen angepasst.
Größte Weinbaugemeinden im Anbaugebiet |
Rang nach Rebfläche (innerhalb von RLP) |
Bestockte Rebfläche 2017 |
Rebsorten | |
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Weißwein | Rotwein | |||
ha | % | |||
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26.617 | 71 | 29 | |
Worms | 03 | 01.564 | 63 | 37 |
Westhofen | 07 | 00.787 | 75 | 25 |
Alzey | 08 | 00.778 | 63 | 27 |
Nierstein | 09 | 00.742 | 77 | 23 |
Alsheim | 10 | 00.707 | 63 | 27 |
Bechtheim | 11 | 00.660 | 73 | 27 |
Flörsheim-Dalsheim | 12 | 00.646 | 68 | 32 |
Ingelheim am Rhein | 13 | 00.642 | 51 | 49 |
Bingen am Rhein | 15 | 00.566 | 74 | 26 |
Saulheim | 16 | 00.523 | 76 | 24 |
Quelle: Faltblatt Weinbau 2018. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Bad Ems, Mai 2018 |
Jährlich wiederkehrende Veranstaltungen in der Wein-Saison
Nierstein ist erheblich geprägt vom Weinbau und mit 742 Hektar bestockter Rebfläche, davon 77 % Weißwein- und 23 % Rotweinsorten, die viertgrößte Weinbaugemeinde Rheinhessens und neuntgrößte Weinbaugemeinde in Rheinland-Pfalz. Die Gemeinde ist auch Namensgeber für den Bereich Nierstein.
Zweitgrößter Wirtschaftszweig ist der Tourismus, neben zahlreichen Tagesbesuchern insbesondere ausgerichtet auf Wander-, Wein- und Radtourismus. Die Gemeinde Nierstein-Schwabsburg zählt derzeit 7 Hotels und 24 Pensionen, viele davon in renovierten Winzerhöfen.
Durch Nierstein verläuft die Bundesstraße 9 (ca. 23.500 Fahrzeuge am Tag, Stand: 25. Februar 2017), die hier für den LKW-Transit gesperrt ist, und es beginnt die Bundesstraße 420 (ca. 13.500 Fahrzeuge am Tag, Stand: 25. Februar 2017). Seit Sommer 2012 gibt es Planungen für eine Ortsumgehung, am 25. Juli 2013 hat die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd aus Neustadt an der Weinstraße den Raumordnungsentscheid erlassen und sich für die „Variante 5c“ festgelegt.[30] Im Bundesverkehrswegeplan 2030 wurden zum einen ein Tunnelprojekt für die B 9 von 1,2 km Länge vorgesehen und zum anderen eine neue Trasse für die B 420 die zukünftig nicht mehr durch den engen Ortskern verlaufen, sondern südlich Niersteins bis zum Rhein und dort in die B 9 münden soll. Der bisherige Kreuzungspunkt die B 420 Unterführung soll ab 2020 für zwei Jahre komplett gesperrt und saniert werden.[31]
Es besteht eine Fährverbindung zum hessischen Kornsand mit der Rheinfähre Landskrone. In einer Studie von 2000 empfahl die WGZ Bank eine Rheinbrücke.
Nierstein liegt an der Bahnstrecke Mainz–Mannheim. Die Hessische Ludwigsbahn eröffnete den Streckenabschnitt und den Bahnhof am 23. März 1853. Der zweigleisige Bahnhof der Preisklasse 5[32] liegt in Rheinufernähe. Im Halbstundentakt hält hier die Linie S6 der S-Bahn Rhein-Neckar zwischen Mainz und Mannheim.
Von 1900 bis 1951 war Nierstein Trennungsbahnhof für die hier abzweigende 10 km lange Bahnstrecke Nierstein-Undenheim-Köngernheim ins rheinhessische Hinterland. Die Linie war im Volksmund unter dem Namen Valtinche bekannt. Heute ist die Trasse in Nierstein ein Grünstreifen mit Gehweg entlang der Ringstraße, weiter im Hinterland ein Radweg.
Zum Rheinufer führte seit dem 1. November 1900 eine Hafenbahn[33], inzwischen stillgelegt, von der Gleisreste noch vorhanden sind.
Appenheim | Aspisheim | Bacharach | Badenheim | Bingen am Rhein | Bodenheim | Breitscheid (Hunsrück) | Bubenheim (Rheinhessen) | Budenheim | Dalheim (Rheinhessen) | Dexheim | Dienheim | Dolgesheim | Dorn-Dürkheim | Eimsheim | Engelstadt | Essenheim | Friesenheim (Rheinhessen) | Gau-Algesheim | Gau-Bischofsheim | Gensingen | Grolsheim | Guntersblum | Hahnheim | Harxheim | Hillesheim (Rheinhessen) | Horrweiler | Ingelheim am Rhein | Jugenheim in Rheinhessen | Klein-Winternheim | Köngernheim | Lörzweiler | Ludwigshöhe | Manubach | Mommenheim (Rheinhessen) | Münster-Sarmsheim | Nackenheim | Nieder-Hilbersheim | Nieder-Olm | Niederheimbach | Nierstein | Ober-Hilbersheim | Ober-Olm | Oberdiebach | Oberheimbach | Ockenheim | Oppenheim | Sankt Johann (Rheinhessen) | Schwabenheim an der Selz | Selzen | Sörgenloch | Sprendlingen | Stadecken-Elsheim | Trechtingshausen | Uelversheim | Undenheim | Waldalgesheim | Weiler bei Bingen | Weinolsheim | Welgesheim | Wintersheim | Wolfsheim | Zornheim | Zotzenheim