Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Machern ist auch der Name von Kloster Machern sowie der deutsche Name der französischen Gemeinden Macheren und Maizières-lès-Vic im Département Moselle.
Machern liegt 18 Kilometer östlich von Leipzig, etwa 10 Kilometer westlich von Wurzen und etwa 12 Kilometer südlich von Eilenburg. Am Ort Püchau führt die B 107 in Richtung Norden nach Eilenburg und in Richtung Süden nach Wurzen. Östlich der Gemeinde fließt die Mulde.
Die B 6 verläuft durch den Ortsteil Machern; die Bahnstrecke Leipzig–Riesa–Dresden verläuft durch die Ortsteile Machern und Gerichshain. Die südlich der Gemeinde verlaufende A 14 ist über den etwa fünf Kilometer entfernten Autobahnanschluss Naunhof zu erreichen.
Machern wurde erstmals im Jahr 1015 von Bischof Thietmar von Merseburg in seinen Chroniken als Mucherini erwähnt.[2] Der Ort gehörte zum Bistum Merseburg. 1268 wurden Machern und Brandis getrennt– von da an gibt es die selbstständige Pfarrkirche St. Nikolai zu Machern.
Von 1465 bis 1802 – also für 337 Jahre – lenkte vom Schloss Machern aus das Adelsgeschlecht von Lindenau die Geschicke des Ortes. Heinrich von Lindenau brachte aus Wittenberg den Mönch Conrad Kluge mit, der 1521 erster protestantischer Pfarrer in Machern wurde – 18 Jahre vor Einführung der Reformation.
1585 wütete die Pest in Machern; 141 Menschen starben. 1632 plünderten und zerstörten Wallensteins Truppen den Ort samt Rittergut und schleppten erneut die Pest ein.[3]
Gedenkstein zum Beginn des Eisenbahnbaus 1836 in Machern
Im Jahr 1782 ließ Reichsgraf Carl Heinrich August von Lindenau eine einstmals barocke Gartenanlage zu dem Landschaftsgarten von Machern umgestalten. Von 1806 bis 1945 lenkte die Familie Schnetger die Geschicke Macherns.
Der Ort Machern hat seit 1838 Anschluss an die älteste Ferneisenbahn Deutschlands, die Leipzig-Dresdner Eisenbahn. Die Bauarbeiten begannen zwei Jahre zuvor 1836, woran ein Gedenkstein erinnert.
Machern lag bis 1843 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Erbamt Grimma.[4] Zwischen 1843 und 1856 wurde Machern vom Amt Wurzen verwaltet. Ab 1856 gehörte der Ort zum Gerichtsamt Wurzen und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Grimma.[5]
Zu DDR-Zeiten 1951 errichteten und unterhielten die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) zwischen Rittergut und Pyramide im Schlosspark ein Kinder-Ferienlager für die Kinder ihrer Betriebsangehörigen.
Wappen
Wappen von Machern, Freiluft-Version (2021) zwischen Kirche und Schnetgers Hof
Beschreibung: Im gespaltenen und hinten geteilten Wappen ist in Silber ein schwarzer ausgerissener beblätterter Baum; hinten oben in Blau drei goldene Ähren (2:1) und im letzten silbernen Feld eine durchgehende hohe rote Mauer mit drei Zinnen.
Die Bedeutung des Wappens leitet sich aus der Heraldik ab. In der europäischen Heraldik ist am häufigsten der Lindenbaum anzutreffen. Da Vorkommen dieser Baumart in Machern, Gerichshain und Püchau zu verzeichnen sind, stellt er ein verbindendes Element zwischen den drei Ursprungsgemeinden dar. Das Element der Ausgerissenheit deutet auf das Vorhandensein von Gewächsen aller Art hin. Die Ähre als hauptsächlich im bürgerlichen Wappen vorkommende gemeine Figur, hat ihren Ursprung in einem Wahlspruch welcher lautet: „Deine Felder werden Überfüllt vom Überfluß“, was bedeutet, es ist ein fruchtbares Land mit guten Ernten und Wohlstand durch die Landwirtschaft. Die dargestellte Stadtmauer mit Zinnen ist das älteste und verbreitetste Motiv in der Heraldik. So sollte dieses Ausdruck des Schutzes und der Sicherheit durch städtische Befestigungen sein. In dem Wappen soll es das Vorhandensein von Schlössern und Kirchen in der Gemeinde Machern zum Ausdruck bringen.[6]
Schloss und Schlosspark Machern mit Orangerie, 5,7 Hektar großen Schwemmteich, Ritterburg, Pyramide, Tempel der Hygieia, Agnes-Tempel und Wilhelms Ruh, verschiedenen Skulpturen, wie Denkende Muse, Göttin Hygieia, Herkulanische Vestalin und Apollo und dem Wildgehege mit Damwild und Pfauen
Kirche St. Nikolai
Peterskirche Püchau
Wasserspiel auf dem Markt (gestaltet von der in Machern lebenden Künstlerin Maria Ondrej); unter anderem mit Erinnerungstafel für den japanischen Dichter Mori Ōgai (1862–1922), der 1885 in Machern zu Besuch war[10]
Der Bach Gottschalke durchquert Machern von West nach Ost: Vom Ziegelteich weiter entlang dem Lehmgrubenteich durch den Schwemmteich im Park und durch den Mühlteich. Im Südosten Macherns fließt der Bach Kleine Zauche in Richtung Osten durch den Burgunderteich weiter in Richtung Nordosten.[11][12]
Politik
Die bisher letzten Gemeinderatswahlen fanden am 26. Mai 2019 statt. Die Wahlbeteiligung lag bei 67%.[13][14]
Carl Heinrich August von Lindenau (1755–1842), preußischer Generalleutnant und Reisestallmeister des Königs Friedrich WilhelmII. von Preußen[16]
Johann David Goldhorn (1774–1836), evangelischer Theologe und Hochschullehrer
Paul von Hingst (1846–1919), königlich-sächsischer Generalleutnant und Generaladjutant des Königs Albert von Sachsen.
Persönlichkeiten, die dort gewirkt haben
Wolf von Lindenau (1634–1710), kursächsischer Amtshauptmann in Leipzig und Besitzer der Rittergüter Machern, Zeititz, Kossen, Gotha und Eilenfeld
Gottfried Anshelm von Lindenau (1693–1749), Erb-, Lehn- und Gerichtsherr sowie Besitzer der beiden Rittergüter Machern und Zeititz
Heinrich Gottlieb von Lindenau (1723–1789), kursächsischer Wirklicher Geheimer Rat, Kammerherr und Oberstallmeister sowie Besitzer der Rittergüter Gotha und Kossen[16]
Heinz Mielke (1931–2017) wohnte viele Jahre seines Ruhestands dort – er forschte und veröffentlichte umfangreich zur Geschichte von Machern
Persönlichkeiten, die dort aufwuchsen und/oder zuhause sind
Wolfram Dix (1957–2022), Schlagzeuger und Perkussionist
Michael Drevenstedt (* 1961), Sportreporter (im Ortsteil Püchau)
Persönlichkeiten, die dort gestorben und/oder begraben sind
Alexander Duncker (1850–1929), deutscher Verlags-Buchhändler[17][18] und Eigentümer der „Villa Louise“ (eigentlich „Landhaus Louise“, davor Gasthof (bis etwa 1900)[19])
Püchau
Schloss Püchau
Der Macherner Ortsteil Püchau nördlich von Machern besitzt die Besonderheit, der älteste urkundlich erwähnte Ort in Sachsen zu sein. Thietmar von Merseburg beschrieb in seiner Chronik, eingeordnet auf das Jahr 924, ein Ereignis aus dem Leben König Heinrichs I. und erwähnte dabei urbs bichni, was soviel wie Ort der Leute des Bichna bedeutet.[20] Aus bichni entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte der Name Püchau. Zur weiteren Geschichte von Püchau siehe Schloss Püchau, welches zuletzt der Familie der Grafen von Hohenthal gehörte.[21]
Gedenkstätte
Gedenktafel Alfred Frank
Ein Gedenkstein am Sahlweidenteich im nahegelegenen Erholungsgebiet Lübschützer Teiche erinnert an den Leipziger Maler und Widerstandskämpfer Alfred Frank (1884–1945), der dort einen illegalen Treffpunkt für Hitlergegner unterhielt. Frank wurde 1944 zum Tode verurteilt und 1945 hingerichtet.
Der Sorgenberg
Prinzip des Aufbaus des Richtfunknetzes der Partei und der NVA mit der Bereichsrichtfunkzentrale Süd auf dem Sorgenberg bei Machern.
Der Sorgenberg, eine geographische Erhebung bei Machern, war mit seinem in der Mitte der 1960er Jahre errichteten Fernmeldeturm militärisches Sperrgebiet. Der Fernmeldeturm gehört in die Kategorie der A-Türme, wie sie seinerzeit in allen Bezirken der DDR entstanden. Zwischen ihnen spannte sich das Richtfunknetz der Partei, welches nach dem Volksaufstand in der DDR am 17. Juni errichtet wurde. Frei von Mitarbeitern und von technischen Einrichtungen der Deutschen Post der DDR wurde das Netz von Angestellten der Partei betrieben. In Regie der „Fundament GmbH“, eine Gesellschaft der Partei, gegründet 1946 von KPD-Führern, wurde das Netz der Partei und auch das spätere der NVA gebaut.
In der Mitte der 1960er Jahre klinkte sich die NVA in das Netz der Partei ein, wurde Kooperationspartner der Partei und investierte in den Bau des Turmes auf dem Sorgenberg. Nach Fertigstellung erfüllte er die Funktion der Bereichsrichtfunkzentrale Süd im Netz der NVA und zugleich als Bezirksrichtfunkzentrale Leipzig der Partei. Diese befand sich vorher im Zentrum der Stadt auf dem Rathaus. Über ihn wurden alle Richtfunkverbindungen zu den Bezirksrichtfunkzentralen des Netzes der Partei in den DDR-Südbezirken, zu den Sonderobjekten der NVA und zur Hauptrichtfunkzentrale des Netzes der NVA in Stülpe betrieben. Über die Richtfunkverbindungen war ein eigenständiges Fernsprech- und Fernschreibnetz organisiert. Aufgrund des offenen Charakters der Verbindungen und der Aufklärung des Netzes seitens der Fernmeldeaufklärung der Bundeswehr wurde der Betrieb stark eingeschränkt. Mit dem Ausbau des „Integrierten Stabsnetzes der Partei und Staatsführung der DDR und der bewaffneten Organe“, auch Sondernetz 1 genannt, verlor das Richtfunknetz mit den Jahren an Bedeutung. Am 1. Januar 1984 wurde es kostenfrei der Deutschen Post übergeben. Gegen Gebühren nutzte die NVA bis 1990 eine definierte Anzahl von Nachrichtenkanälen in diesem Netz. Mit der Wende wurde abgeschaltet, die Türme einer anderweitigen Verwendung zugeführt.[22][23]
Literatur
Andreae, P. C. G.; Lange J. E.: Machern für Freunde der Natur und Gartenkunst – Mit einem Plan und eilf colorirten Prospekten – Nebst einem alphabetischen Verzeichnisse der daselbst sich befindenden ausländischen Gewächse. Voß, 1796.
Ernst Beyreuther: Machern im Wandel der Zeit. 73 Seiten, Machern 1938
Glasewald, E. W.: Beschreibung des Gartens zu Machern mit besonderer Rücksicht auf die in demselben befindlichen Holzarten. 1799. Erschienen als Reprint: Glasewald E. W.; Unger J. F.: Beschreibung des Gartens zu Machern mit besonderer Rücksicht auf die in demselben befindlichen Holzarten. Nachdruck, Nabu Press, 2010.
Cornelius Gurlitt: Machern. In:Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 20. Heft: Amtshauptmannschaft Grimma (2. Hälfte). C.C.Meinhold, Dresden 1898, S. 168.
Curt Jässing: Geschichte der Kirche zu Machern. Meltzer, Wurzen 1853 (Digitalisat)
Willi Schmidt: Machern im Zeitgeschehen – Ein Heimatbuch. Herausgeber: Regionalverein Machern e.V., Format A5, 220 Seiten, Machern 2015, ohne ISBN. Mit beiliegender farbiger Faltkarte (Format A3) Machern und Umgebung im Jahr 1879, Maßstab 1:15000[24]
Thiele, L.: Die Spazierfahrt nach Machern, oder Taschenbuch und Wegweiser für die, welche von Leipzig aus den großen und schönen Garten daselbst besehen wollen. Voß, 1798.
Püchau
Cornelius Gurlitt: Püchau. In:Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 20. Heft: Amtshauptmannschaft Grimma (2. Hälfte). C.C.Meinhold, Dresden 1898, S. 228.
Klaus Ungewiß / Fritz Kleeberg / Botho Graf von Hohenthal-Püchau: Püchauer Heimatbuch – die Geschichte des zuerst erwähnten Ortes in Sachsen. Hrsg.: Fritz Kleeberg; Klaus Ungewiß. Format A5, 112 Seiten. Mit Literaturverzeichnis S. 106–112, Püchau/Wurzen 1994, ohne ISBN
Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
Das Sachsenbuch, Kommunal-Verlag Sachsen KG, Dresden, 1943.
Vorbilder der Macherner Sehenswürdigkeiten.(Nicht mehr online verfügbar.)ArchiviertvomOriginalam17.Januar 2016;abgerufen am 27.September 2016.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/home.uni-leipzig.de
Machern – Wiege der beiden Lindenau-Grafen.(Nicht mehr online verfügbar.)ArchiviertvomOriginalam6.Mai 2016;abgerufen am 27.September 2016.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/home.uni-leipzig.de
Alexander Duncker und die gleichnamige Straße in Machern.(Nicht mehr online verfügbar.)ArchiviertvomOriginalam17.Januar 2016;abgerufen am 27.September 2016.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/home.uni-leipzig.de
Alexander Duncker und seine Grabstätte in Machern.(Nicht mehr online verfügbar.)ArchiviertvomOriginalam3.August 2017;abgerufen am 27.September 2016.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/home.uni-leipzig.de
Archivierte Kopie (Mementodes Originals vom 30. Oktober 2016 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/home.uni-leipzig.de
Ernst Eichler, Hans Walther: Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. Band 2, Akad.-Verl. Berlin 2001 ISBN 978-3-05-003728-8, s. 229
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Teil B (Briefadel). 1939. In: Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft (Hrsg.): "Der Gotha". 112. Auflage. Hohenthal, I. Linie. Justus Perthes, Gotha November 1938, S.218–220 (google.de[abgerufen am 11.Juli 2022]).
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