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Böhlen ist eine Stadt südlich von Leipzig im Landkreis Leipzig, Sachsen.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Sachsen
Landkreis: Leipzig
Höhe: 126 m ü. NHN
Fläche: 25,27 km2
Einwohner: 6662 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 264 Einwohner je km2
Postleitzahl: 04564
Vorwahlen: 034206
034299 (Großdeuben)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: L, BNA, GHA, GRM, MTL, WUR
Gemeindeschlüssel: 14 7 29 040
Stadtgliederung: 2 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Karl-Marx-Straße 5
04564 Böhlen
Website: www.stadt-boehlen.de
Bürgermeister: Dietmar Berndt (parteilos)
Lage der Stadt Böhlen im Landkreis Leipzig
Karte
Karte

Geografie


Böhlen liegt in der Leipziger Tieflandsbucht ca. 15 km südlich von Leipzig und 13 km nordwestlich von Borna. Böhlen wird von der Pleiße von Süd nach Nord durchflossen. Östlich des Stadtteils Großdeuben erstreckt sich das für den Hochwasserschutz des Flusses wichtige Rückhaltebecken Stöhna. Weiterhin wird die Stadt von verschiedenen stehenden Gewässern des Leipziger Neuseenlands umgeben, so unter anderem vom Störmthaler See im Nordosten, dem Hainer See im Südwesten und dem Zwenkauer See im Westen.


Stadtgliederung


Weiterhin gehören zu Böhlen die Fluren der durch den Braunkohleabbau Mitte des 20. Jahrhunderts devastierten Orte Zeschwitz (Tagebau Zwenkau), Stöhna, Zehmen, Großdeuben (Ostteil) (alle Tagebau Espenhain), Trachenau und Treppendorf (Tagebau Witznitz).[2]


Nachbargemeinden


Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Böhlen und gehören zum Landkreis Leipzig:

Markkleeberg Großpösna
Zwenkau Rötha
Neukieritzsch

Geschichte


Obwohl bereits im 7. Jahrhundert slawisch besiedelt, wurde Böhlen erst 1353 im Zusammenhang mit einem Rittersitz des Otto de Belen urkundlich erwähnt. Der Name stammt aus dem altsorbischen Wort Belina, dessen Stamm bely weiß, hell, glänzend bedeutet.[3] Die Namensentwicklung verlief dann über Beln (1487), Belen (1517), Böhlen an der Hartha (1791, gemeint ist der Wald Harth) und Böhlen b. Zwenkau (1875) bis zum heutigen Böhlen bei Leipzig. (In Sachsen gibt es vier Orte mit dem Namen Böhlen: Bei Leipzig, bei Grimma, bei Riesa und bei Penig.)

1548 wurde erstmals über das Rittergut berichtet. Besitzer waren unter anderem die Familien Osterhausen, Brandenstein und Helldorff. Im 16. Jahrhundert entstand das Böhlener Herrenhaus, das sogenannte Schloss. Von 1540 stammen die ersten Aufzeichnungen zur alten Dorfkirche, die aber romanische Bauteile enthält.[4] Der barocke Altar wurde vor der Reformation geschaffen (siehe Ausarbeitungen in der Altarplatte für Reliquien). Böhlen hatte wie das gesamte Land bis in die Neuzeit unter Kriegsfolgen und Seuchen zu leiden. Bei einer Pestepidemie während des Dreißigjährigen Krieges sollen im ganzen Dorf nur zwei Familien überlebt haben.[5]

1842 bekam das Dorf einen Haltepunkt der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn, und 1879 wurde ein Schulbau mit fünf Klassenzimmern errichtet. Böhlen lag bis 1856 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Amt Pegau.[6] Ab 1856 gehörte der Ort zum Gerichtsamt Zwenkau und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Leipzig.[7] Bis ins 20. Jahrhundert behielt Böhlen seinen dörflichen Charakter. Das Rittergut, Baumschulen-, Gärtnereibesitzer und die Böhlener Bauern belieferten das nahegelegene Leipzig mit ihren landwirtschaftlich erzeugten Produkten. 1902 entstand noch das neue Pächterhaus des Rittergutes, das aber seit 1928 bis heute als Rathaus genutzt wird. Das benachbarte Schloss wurde 1979 abgerissen.

Durch die in den 1920er Jahren aufkommende Braunkohlenindustrie mit einem Tagebauaufschluss wurde Böhlen zur Industriegemeinde. Arbeiterwohnungen wurden gebaut und die Infrastruktur erweitert. Die heutige Karl-Marx-Straße führte mitten durch den Hof des Rittergutes. 1924 ging mit dem Tagebau Böhlen der damals größte Tagebau der Welt in Betrieb. Böhlen hatte auch zu diesem Zeitpunkt die längste Förderbrücke der Welt und war Vorreiter in der Stromerzeugung.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde in Werksnähe ein Außenlager des KZ Buchenwald errichtet, dessen 800 Häftlinge und Kriegsgefangene in der Braunkohle-Benzin AG („Brabag“) Zwangsarbeit verrichten mussten. Im Gebiet des heutigen Werksgeländes der Sächsischen Olefinwerke GmbH vegetierte ein Teil der fast 5.000 Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter. Diese wurden in den kriegswichtigen Produktionen von Treibstoffen eingesetzt, da ein Großteil der deutschen Arbeitskräfte kriegsverpflichtet an die Front geschickt worden war und die Produktion weiterlaufen musste.

1944/1945 war Böhlen wegen der Nähe der kriegswichtigen Industrie schweren Luftangriffen ausgesetzt. Mit Kriegsende ging die Industrie des Ortes in sowjetischen Besitz über. 1952 wurde das Werk an die DDR rückübertragen. Es entstand durch Zusammenlegung von Werken (Kraftwerk, Kohlenverarbeitung und Benzinwerk) der Volkseigene Betrieb (VEB) Kombinat „Otto Grotewohl“ Böhlen, der nach der politischen Wende, seit 1995 Teil der Dow Olefinverbund im Konzern Dow Chemical wurde. Im Jahr 1952 wurde das Kulturhaus Böhlen der Öffentlichkeit zur Nutzung übergeben.

Am 7. Oktober 1964 wurde Böhlen der Status einer Stadt verliehen.

Eingemeindungen
Ehemalige Gemeinde Datum Anmerkung
Debitzdeuben[8]vor 1880Eingemeindung nach Großdeuben
Gaulis[8]1. April 1935Eingemeindung nach Trachenau
Großdeuben[9]1. Juli 1997
Probstdeuben[8]1. April 1934Eingemeindung nach Großdeuben
Stöhna[10]1. Januar 1960seit 1955 durch Braunkohlentagebau beseitigt
Trachenau[10]1. Juli 19641962 bis 1965 durch Braunkohlentagebau beseitigt (außer Gaulis)
Treppendorf[8]1. April 1935Eingemeindung nach Trachenau, 1962 bis 1965 durch Braunkohlentagebau beseitigt
Zehmen[10]1964Eingemeindung nach Großdeuben, seit 1957 durch Braunkohlentagebau beseitigt
Zeschwitz[8]1. April 1942seit 1943 durch Braunkohlentagebau beseitigt

Politik


Kommunalwahl 2019[11]
Wahlbeteiligung: 40,7 % (2014: 40,7 %)
 %
30
20
10
0
24,9 %
22,3 %
21,5 %
16,1 %
7,9 %
7,3 %
SPD
AfD
CDU
Linke
FDP
Grüne
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 25
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
-20
−6,3 %p
+22,3 %p
−12,0 %p
−15,8 %p
+4,5 %p
+7,3 %p
SPD
AfD
CDU
Linke
FDP
Grüne
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/TITEL zu lang
Sitzverteilung im Böhlener Stadtrat 2019
      
Insgesamt 18 Sitze
  • Linke: 3
  • SPD: 5
  • Grüne: 1
  • FDP: 1
  • CDU: 4
  • AfD: 4
Rathaus
Rathaus

Stadtrat nach der Kommunalwahl 2019


Der Stadtrat setzt sich seit der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wie folgt zusammen:[12]

Partei / ListeSitze
SPD5 Sitze
AfD4 Sitze
CDU4 Sitze
LINKE3 Sitze
FDP1 Sitz
Bü90/GRÜNE1 Sitz

Bürgermeister



Städtepartnerschaften


Partnerschaften gibt es mit Aichwald in Baden-Württemberg und Vaulx-en-Velin in Frankreich.


Verkehr


Bahnhof Böhlen (b Leipzig)
Bahnhof Böhlen (b Leipzig)

Die B 2 und die B 95 treffen im Böhlener Stadtteil Großdeuben aufeinander. Die A 9 ist ca. 35 km, die A 14 ist ca. 30 km und die A 38 nur ca. 5 km entfernt.

Die Stadt liegt im Gebiet des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV); Böhlen liegt mit seinem Stadtteil Großdeuben, den Ortsteilen und den Städten Rötha und Zwenkau in der Tarifzone 152. Ein Anschluss an das Schienennetz besteht seit 1842. Der Bahnhof Böhlen liegt an der Bahnstrecke Leipzig–Hof, wo von Anfang an eine Haltestelle für Personen- und Güterverkehr existierte. 1858 wurde ein Stationsgebäude errichtet. 1878/79 wurden ein neues Stationsgebäude und ein Güterschuppen gebaut. 1911 war der Tunnel für den Personenverkehr fertig. 1913 wurde die von Böhlen abzweigende Bahnlinie nach Rötha/Espenhain in Betrieb genommen. Böhlen ist an das Netz der S-Bahn Mitteldeutschland angeschlossen. Es halten folgende Linien:

Im Stadtgebiet Böhlen werden neben dem Bahnhof Böhlen noch der Haltepunkt Großdeuben von der S6 sowie der Haltepunkt Böhlen Werke von der S5 und S6 bedient.

In Böhlen halten die Busse der Linien 101, 122 und 144, die Böhlen mit den Nachbargemeinden verbinden, welche zumeist nicht an die Eisenbahn angeschlossen sind.

Der Flugplatz Böhlen besteht seit 1952. Er wurde in den 1970er Jahren wegen Republikflucht­gefahr durch die DDR-Behörden stillgelegt und erfuhr eine Renaissance 1990. Er liegt nordwestlich der Stadt nahe der Grenze zur Stadt Zwenkau.


Schulen


Berufliches Schulzentrum
Berufliches Schulzentrum

1879 wurde erstmals der Bau einer neuen Schule erwähnt. 1899 erfolgte nördlich ân dieser ein neuer Anbau. Auf Grund der Werkserweiterungen durch die Braunkohlenverarbeitung war 1926 ein Neubau in der Böhlener Lessingstraße erforderlich. 1931 wurde die Schule durch einen Anbau mit sechs Klassenzimmern erweitert. 1957 wurde auf dem Schulgelände ein Bau für ein Polytechnikum errichtet. In Böhlen gibt es seit 1990 eine Grund- und eine Oberschule sowie das Berufliche Schulzentrum Leipziger Land, im Ortsteil Großdeuben außerdem eine Freie Christliche Schule. Das nächstgelegene Gymnasium befindet sich in Zwenkau.


Kirchen


St.-Christophorus-Kirche
St.-Christophorus-Kirche

Die Kirche der evangelischen Kirchgemeinde Böhlen ist die St.-Christophorus-Kirche. Der Bau mit seinem Ursprung wahrscheinlich im 12. Jahrhundert und seiner Ersterwähnung 1540 ist ein Saalbau mit gerade schlossenem Chor und einem breiten Westturm. Die Fundamente sind romanischen Ursprungs, während die Fensterformen aus späteren Umbauten resultieren.[4] Ein aus Sandstein hergestellter Taufstein stammt von 1613. Die Orgel wurde 1794 von den Brüdern Donati aus Altenburg gebaut. Sakristei und Eingangsvorbau sind von 1904. Aus der Kirche des wegen der Böhlener Tagebauerweiterung 1943 devastierten Nachbardorfes Zeschwitz stammen zwölf spätgotische Heiligenfiguren und zwei der drei Glocken. Im Jahr 2006 wurde die Kirche umfassend saniert.

Kirche Christus König
Kirche Christus König

Die Kirche Christus König der katholischen Kirchgemeinde wurde in den Jahren 1953/1954 aus Abbruchmauersteinen der umliegenden durch den Kohlenabbau devastierten Orte in Eigeninitiative erbaut. Sie ist ein Saalbau mit rundem Chor und einem asymmetrisch stehenden Glockenturm. Ein Gemeindehaus wurde im November 2000 eingeweiht. Sie wird von der katholischen Pfarrei St. Bonifatius Leipzig-Süd betreut, welche 2019 neugegründet wurde.[13]


Kultur


Kulturhaus
Kulturhaus

Sport


Durch das nahegelegene Braunkohlenverarbeitungswerk Böhlen bildeten sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Betriebssportgemeinschaften (BSG) mehrere Sparten des Sports heraus. Die BSG Chemie Böhlen (heute SV Chemie Böhlen) spielte von 1977 bis 1979, 1980/81 und 1982/83 in der DDR-Fußball-Oberliga. Bekanntester Spieler war Klaus Havenstein, der 1977/78 mit 15 Treffern Torschützenkönig wurde. In dieser Saison gelang mit einem 1:0 gegen den Vizemeister 1. FC Magdeburg auch der vielleicht größte Erfolg in einem einzelnen Spiel.


Sehenswürdigkeiten


Versteinerte Zeder
Versteinerte Zeder

Gedenkstätten



Ansässige Unternehmen


Dow Chemical
Dow Chemical

Die wichtigsten Industriebetriebe in Böhlen sind das zum größeren Teil in der Gemeinde Neukieritzsch befindliche Kraftwerk Lippendorf (auf dem Gelände des alten Kraftwerkes Böhlen), Air Liquide mit Technischen Gasen und das Chemiewerk Böhlen der Erdölverarbeitung Dow Chemical.


Persönlichkeiten



Literatur




Commons: Böhlen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Bevölkerung des Freistaates Sachsen nach Gemeinden am 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
  2. Gliederung. In: Website der Stadt. Abgerufen am 23. Juni 2021.
  3. Ernst Eichler und Hans Walther: Sachsen. Alle Städtenamen und deren Geschichte, Faber und Faber, Leipzig 2007, S. 47
  4. Cornelius Gurlitt: Böhlen. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 16. Heft: Amtshauptmannschaft Leipzig (Leipzig Land). C. C. Meinhold, Dresden 1894, S. 4.
  5. Album der Rittergüter in Sachsen, Leipziger Kreis, Leipzig 1860, S. 236
  6. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 62 f.
  7. Die Amtshauptmannschaft Leipzig im Gemeindeverzeichnis 1900
  8. Das Sachsenbuch, Kommunal-Verlag Sachsen KG, Dresden, 1943
  9. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Gebietsänderungen
  10. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  11. Gemeinderatswahl 2019. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 26. Mai 2019.
  12. Gegenwärtige Zusammensetzung des Stadtrats
  13. Fotos von der Errichtung der Pfarrei St. Bonifatius Leipzig-Süd. St. Bonifatius Leipzig-Süd, abgerufen am 11. Januar 2020.
  14. Website der Stadt

На других языках


- [de] Böhlen (Sachsen)

[en] Böhlen

Böhlen (German pronunciation: [ˈbøːlən]) is a town in the Free State of Saxony, Germany, south of Leipzig. Its main features are a small airport and a power-plant. It is located in the newly built Neuseenland, the lakes created in the former open-pit mining areas.

[ru] Бёлен (Саксония)

Бёлен (нем. Böhlen) — город в Германии, в земле Саксония. Подчинён административному округу Лейпциг. Входит в состав района Лейпциг. Население составляет 6.896 человека (2009). Занимает площадь 24,48 км². Официальный код — 14 3 79 080.



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