Lage der Stadt Gartz (Oder) im Landkreis Uckermark
Karte
Geografie
Die Stadt Gartz (Oder) liegt inmitten einer Endmoränenlandschaft im Nationalpark Unteres Odertal 30 Kilometer südlich von Stettin. Sechs Kilometer südlich von Gartz trennt sich die Oder in zwei Arme, die Westoder und die Ostoder. Die Westoder fließt direkt an der östlichen Stadtgrenze vorbei und bildet die Staatsgrenze zur Republik Polen. In Gartz mündet der Salveybach in die Westoder. Der Ortsteil Friedrichsthal ist der nördliche Endpunkt der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße, die parallel zur Oder verläuft.
Bewohnte Gemeindeteile: Bahnhof Geesow, Heinrichshofer Ausbau
Wohnplätze: Beatenhof, Freudenfeld, Salveymühle
Gartz
Geschichte
Gartz lag im Herzogtum Pommern. 1124 erstmals urkundlich erwähnt, erhielt Gartz 1249 von Herzog Barnim I. von Pommern das Stadtrecht verliehen. 1325 wurde Gartz Mitglied der Hanse.
Der aus dem Slawischen stammende Ortsname leitet sich vom Wort Gard für „Burg“ oder „Stadt“ ab (vgl. kaschubischgard, niedersorbischgrod)[3] und bezieht sich auf den Umstand, dass bereits die hier ansässigen slawischen Wilzen einen befestigten Ort an dieser Stelle unterhielten.
Gartz an der Oder 1618Gartz an der Oder 1761
Aufgrund ihrer strategisch wichtigen Lage an der Oder war die Stadt immer wieder kriegerischen Auseinandersetzungen ausgesetzt. So wurde sie u.a. 1630 im Dreißigjährigen Krieg, 1659 im Schwedisch-Polnischen Krieg und 1713 im Großen Nordischen Krieg zerstört.
Nach dem Aussterben des pommerschen Herzogshauses der Greifen im Dreißigjährigen Krieg wurde Gartz ein Teil von Schwedisch-Pommern. Mit Ende des Großen Nordischen Krieges musste Schweden im Frieden von Stockholm 1720 das südliche Vorpommern an Preußen abtreten. So kam Gartz an Preußen, wo es bis 1945 zur Provinz Pommern gehörte. Von 1818 bis 1939 gehörte die Stadt zum Landkreis Randow und nach dessen Auflösung 1939 bis 1945 zum Landkreis Greifenhagen. 1944 verlagerte die Kölner Schiffspropellerfabrik Ostermann aus Köln einen Teil ihrer Produktion nach Gartz, wo Minensuchbootpropeller hergestellt wurden. 1945 wurden die Anlagen durch die sowjetische Besatzungsmacht demontiert, lediglich Reste der Stahlbetonhallen sind erhalten.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Gartz 1945 schwer zerstört. Der Wiederaufbau ist bis heute nicht abgeschlossen. Mit der Verschiebung der deutsch-polnischen Grenze an die Oder aufgrund der Festlegungen des Potsdamer Abkommens wurde Gartz 1945 zur Grenzstadt.
Nach 1945 kam Gartz mit dem deutsch gebliebenen Teil der ehemaligen Provinz Pommern zunächst zum Land Mecklenburg und gehörte zu dem mit Kreissitz in Löcknitz wieder errichteten Landkreis Randow. Die Stadt wurde 1950 in das Land Brandenburg umgegliedert und kam dort zum Kreis Angermünde, der nach der Auflösung der Länder in der DDR im Jahre 1952 zum neu geschaffenen Bezirk Frankfurt (Oder) gehörte.
Seit 1990 gehört Gartz zum neukonstituierten Bundesland Brandenburg. Am 1. Oktober 1992 hat sich Gartz mit 20 weiteren Gemeinden zur gemeinsamen Erledigung der Verwaltungsgeschäfte zum Amt Gartz (Oder) zusammengeschlossen. Mit der brandenburgischen Verwaltungsreform 1993 kamen Stadt und Amt Gartz zum neugebildeten Landkreis Uckermark.
Eingemeindungen
Am 31. Dezember 2002 wurden die Orte Friedrichsthal, Geesow und Hohenreinkendorf eingemeindet.[4]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
Einwohner
1730
1650
1782
1856
1802
2201
1816
2732
1831
3373
1855
4278
Jahr
Einwohner
1875
4984
1890
4471
1910
4050
1925
3535
1933
3624
1939
3950
Jahr
Einwohner
1946
3672
1950
3675
1964
2950
1971
2667
1981
2284
1985
2252
Jahr
Einwohner
1990
2158
1995
2055
2000
2054
2005
2588
2010
2477
2015
2478
Jahr
Einwohner
2016
2515
2017
2550
2018
2550
2019
2508
2020
2524
2021
2442
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl Stand 31. Dezember (ab 1991)[5][6][7], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Die Stadtverordnetenversammlung von Gartz besteht aus 16 Mitgliedern und der ehrenamtlichen Bürgermeisterin. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[9]
Partei / Wählergruppe
Stimmenanteil
Sitze
Wählergruppe Freie Bürger
24,7%
4
SPD
15,9%
2
CDU
13,2%
2
Wählergruppe Gewerbebund Gartz (Oder)
11,0%
2
Alle für Gartz – Liste Hohenreinkendorf
10,1%
2
Freiparlamentarische Allianz
10,1%
2
Die Linke
09,2%
1
Wählergemeinschaft Geesow
05,9%
1
Die Stadtverordnetenversammlung wurde erstmals am 18. August 1809 einberufen.
seit 2019: Inge Reppenhagen (Freiparlamentarische Allianz)
Inge Ballenthin (seit ihrer Heirat Reppenhagen[13]) wurde in der Bürgermeisterstichwahl am 16. Juni 2019 mit 73,6% der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von fünf Jahren[14] gewählt.[15] Die Wahlbeteiligung bei dieser Stichwahl lag bei nur 34,9%.[16]
Verwaltung und Gerichte
Die Verwaltungsgeschäfte der Stadt werden überwiegend über das Amt Gartz (Oder) mit Sitz in Gartz abgewickelt.
Blasonierung: „In Silber ein blauer geharnischter Ritter mit golden bekröntem Helm und geschlossenem Visier und mit 3 grünen Pfauenfedern; in der Rechten an blauem, goldbeknauftem Speer ein nach aufwärts flatterndes, silbernes Banner mit einem zum Flaggenstock sehenden roten Greifen haltend, mit der Linken auf einen silbernen Schild mit rotem Greifen gestützt; hinter dem Schild ein gestürztes blaues Schwert mit goldenem Griff.“[17]
Das Wappen wurde am 23. September 1992 genehmigt.
Städtepartnerschaften
Partnerschaftliche Beziehungen bestehen mit den Städten
Stadtkirche St. StephanHeilig-Geist-HospitalStettiner Tor
Bauwerke
Stadtkirche St. Stephan, im 13./14. Jahrhundert unter Beteiligung des Baumeisters Hinrich Brunsberg, dem der Chorbau zugerechnet wird, im Stil der Backsteingotik errichtet. Nach Kriegszerstörungen 1945 wurde zunächst nur der erhaltene Chor gesichert. Von 1982 bis 1987 wurde das Querhaus unter Einrichtung eines Gemeindezentrums wiederaufgebaut. Das Langhaus wurde als nicht überdachte Ruine gesichert und dient heute als Atrium. Der Turm erhielt anstelle der 1945 zerstörten barocken Haube eine zeltartige flache Abdeckung.[18]
Ehemalige Kirche des Heilig-Geist-Hospitals (Spittel), erbaut um 1400 im gotischen Stil, heute nach umfangreicher Restaurierung für Ausstellungen und Konzerte genutzt
Mittelalterliche Stadtmauer mit Storchenturm, Pulverturm und Blauem Hut. Das im 13. Jahrhundert erbaute Stettiner Tor ist das letzte erhaltene von ehemals vier Stadttoren.
Rathaus der Stadt, neugotischer Backsteinbau, wurde von 1900 bis 1904 als Amtsgericht errichtet. Seit 1953 dient das Gebäude als Rathaus.
Ackerbürgerhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert in der Altstadt
Jüdischer Friedhof an der Heinrichshofer Straße
Siehe auch: Liste der Baudenkmale in Gartz (Oder) mit den in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Denkmalen
Museum
Ackerbürgermuseum am Stettiner Tor mit Ausstellung zur Geschichte der Stadt Gartz vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart
Verkehr
Gartz liegt an der Bundesstraße 2 zwischen Schwedt und Stettin sowie an der Landesstraße L 27 nach Casekow. Die nächstgelegene Autobahnanschlussstelle ist Penkun an der Bundesautobahn 11 (Berlin–Stettin).
1912 entstand mit der 7,3 Kilometer langen Bahnstrecke Tantow–Gartz (Personenverkehr seit dem 15. März 1913) mit dem Bahnhof Gartz (Oder) und dem Haltepunkt Geesow eine Verbindung zur Berlin-Stettiner Eisenbahn, die nach Kriegsende 1945 demontiert wurde. Nächstgelegene Bahnhöfe sind heute Tantow und Casekow an der Eisenbahnstrecke Berlin–Stettin. Sie werden von der Regionalexpresslinie RE 66 Berlin-Lichtenberg–Szczecin Główny und der Regionalbahnlinie RB66 Angermünde–Szczecin Główny bedient.
In Gartz befindet sich eine Anlegestelle für die Fahrgastschifffahrt auf der Oder.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
Johann Sleker († 1629), Hochschullehrer und Geistlicher, Rektor der Universität Rostock
Adam Riccius (1605–1662), Rechtswissenschaftler
Michael Gabriel Fredersdorf (1708–1758), Geheimer Kämmerer und Vertrauter König FriedrichsII.
Johann Christian Ludwig Hellwig (1743–1831), Mathematiker und Naturwissenschaftler
Karl Ludwig von Wuthenau (1767–1821), preußischer Generalmajor
Hermann von Holleben (1804–1878), preußischer General der Infanterie
Albert von Trossel (1817–1875), preußischer Generalleutnant
Jonathan Paul (1853–1931), evangelischer Pfarrer, Zeltmissionar und Publizist
Ernst Faulstich (1863–1925), klassischer Philologe und Pädagoge
Hugo Kaeker (1864–1940), Schullehrer und Schriftsteller
Hans von Abel (1878–1937), Landrat im Kreis Crossen
Fritz Grobba (1886–1973), Diplomat, Bevollmächtigter des Auswärtigen Amts für die arabischen Länder
Mit der Stadt verbundene Persönlichkeiten
Christian Albrecht von Dohna (1621–1677), kurbrandenburgischer General, gestorben in Gartz
Hermann Petrich (1845–1933), Superintendent in Gartz
Wilhelm Vitz (1834–1907), Rektor des Progymnasiums Gartz 1869–1871
Marion Michael (1940–2007), Bühnen- und Filmschauspielerin, lebte zuletzt in einem Bauernhaus nahe der polnischen Grenze und starb in Gartz
Literatur
Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern. Band 2, Anklam 1865, S. 1258–1323 (books.google.de)
Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern – Abriss ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1865, S. 145–153; Textarchiv– Internet Archive.
Festschrift zur 750-Jahrfeier der Stadt Gartz (Oder), Stadt Gartz (Oder), 1999
Julius Schladebach: Urkundliche Geschichte der Stadt Gartz an der Oder. Leipzig 1841; archive.org.
Julius Schladebach: Die Gründungsurkunde der Stadt Gartz an der Oder. Berlin 1842; archive.org.
Martin Zeiller:Gartz. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (=Topographia Germaniae. Band13). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1652, S.58–59 (Volltext[Wikisource]).
Weblinks
Commons: Gartz– Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
Julius Schladebach:Urkundliche Geschichte der Stadt Gartz an der Oder. Friedrich Fleischer, Leipzig, 1841, S.5 (Textarchiv– Internet Archive).
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