Sagogn ( [sɐˈgɔɲ]?/i; deutsch und früher amtlich Sagens) ist eine politische Gemeinde im Schweizer Kanton Graubünden. Sie liegt in der Region Surselva.
Sagogn | |
---|---|
![]() | |
Staat: | Schweiz![]() |
Kanton: | Kanton Graubünden![]() |
Region: | Surselva |
BFS-Nr.: | 3581i1f3f4 |
Postleitzahl: | 7152 |
Koordinaten: | 738675 / 18369746.799.255779 |
Höhe: | 779 m ü. M. |
Höhenbereich: | 630–1208 m ü. M.[1] |
Fläche: | 6,92 km²[2] |
Einwohner: | 736 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 106 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 9,0 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.sagogn.ch |
![]() Ansicht von Westen | |
Lage der Gemeinde | |
![]() |
Sagogn wurde erstmals 765 im Testament von Bischof Tello als Secanio belegt. Mindestens 14 weitere Namensvariationen sind bekannt[5]. Seit 1347 wurde wohl der Name Sigens verwendet, der lange Zeit überdauerte. Vor 1943 (der genaue Zeitpunkt ist nicht überliefert) hiess die Gemeinde offiziell Sagens (mit Betonung auf der zweiten Silbe), seitdem wird der rätoromanische Name Sagogn verwendet (siehe auch Liste von Namensänderungen politischer Gemeinden der Schweiz).[6]
Die Bedeutung des Namens ist – trotz etlicher Erklärungsvorschläge – ungewiss.[7] Eine der Deutungen bezieht sich auf das lateinische Wort siccum, was «trockenes Land» bedeutet. Dies könnte im Falle von Sagogn auf die meteorologische Besonderheit hinweisen, dass Regenwolken durch die topographische Lage oft nach Norden weggewindet werden und Sagogn damit etwas trockener als umliegende Gemeinden ist.
Sagogn liegt zwischen Ilanz und Flims am Rand einer zur Gruob gehörenden Ebene, die vor rund 10'000 Jahren durch den Flimser Bergsturz entstand. Deshalb bestehen die Böden vor allem aus Kalk des Erdmittelalters und sind eher nährstoffarm. Beim Bergsturz wurde der Vorderrhein aufgestaut und es bildete sich ein See, auf dessen Grund die Ebene von Sagogn lag. Der See floss nach ca. 1000 Jahren ab. Die Sedimentablagerungen, die er hinterliess, bildeten auf dem Kalksteinboden eine nährstoffreichere Schicht, was die fruchtbare Vegetation in Sagogn erklärt.
Südlich wird Sagogn durch den Vorderrhein begrenzt, der in die Ruinaulta fliesst und damit eine natürliche Grenze zu den Nachbarsgemeinden Castrisch (pol. Gemeinde Ilanz/Glion) und Versam (pol. Gemeinde Safien) bildet. Richtung Osten erstreckt sich ein Wald, der Uaul Grond (rät. für «grosser Wald»), der gut zwei Drittel des Gemeindegebietes bedeckt. Im Westen grenzt Sagogn an die Gemeinde Schluein, im steilen, bewaldeten Nordhang grenzt sich Sagogn von Laax und Falera ab.
Das einzig nennenswerte Gewässer, das durch Sagogn fliesst ist der Ual da Mulin, der von Laax herkommend durch die Val Mulin in den Vorderrhein fliesst. Er trennt die Siedlungsfläche vom Uaul Grond ab. Zwischen der Siedlungsfläche und dem Ual da Mulin liegt ein ca. 300 Meter breiter, westwärts geneigter und nicht überbauter Hang, der Bregl da Heida genannt wird.
Östlich der Val Mulin liegen einige gerodete Flächen, vor allem entlang des Rheins. Die Humusschicht ist hier jedoch deutlich dünner und das darunterliegende Kalkgestein ist an etlichen steilen Wänden gut zu sehen.
Nebst dem heutigen Hauptsieglungsgebiet, das die zwei Dorfteile Vitg dadens (innerer Ort) im Westen und Vitg dado (äusserer Ort) im Osten (rätoromanisch für Innerdorf und Ausserdorf) umfasst, gibt es auch nicht ganzjährig bewohnte Kleinsiedlungen in gerodeten Flächen im Uaul Grond namens Planezzas in der Nähe der Laaxer Siedlung Salums, Bargaus und Zir in der Nähe der Bahnstation, wo der Ual da Mulin in den Vorderrhein fliesst. Foppas und Tuora, liegen beide im Wald und sind nur über eine vier Kilometer lange, bewilligungspflichtige Naturstrasse von Sagogn aus erreichbar.
Eine weitere Siedlung Mulin (rätoromanisch für «Mühle») lag neben der alten Transitstrasse von Trin ins Bündner Oberland. Dort wurde eine Mühe und eine Sägerei, später dann ein kleines Elektrizitätswerk betrieben. Sie wurde etwa um 1920 aufgegeben.[9] Einer der Mühlsteine ist heute bei der alten Gemeindekanzlei ausgestellt.
Zwei natürlich entstandene kleine Höhlen waren gemäss Überlieferungen nur kurz während des Pestausbruchs um 1350 bewohnt. Die grössere davon wird Cuvel genannt. Sie liegen am linken Rheinufer und sind nur von Westen her via Dislas erreichbar.[10]
Sagogn verfügt über ein mildes und trockenes Klima, das für die landwirtschaftliche Nutzung vorteilhaft ist. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge beträgt zwischen 900 und 1000 mm/Jahr, in den Gemeinden rund um Sagogn sind es etwas mehr, nämlich 1000 bis 1300 mm/Jahr.[11] Dank der südlichen Ausrichtung der Hänge und der grossen Anzahl an Sonnenstunden können in Sagogn auch Früchte angebaut werden, die üblicherweise in diesen Höhenlagen nicht wachsen, etwa Kiwi, Nektarinen oder Mirabellen. Auch ist bekannt, dass in Sagogn Reben standen, wie dies aus dem Testament von Bischof Tello hervorgeht. Das Erscheinungsbild von Sagogn ziert ein Gürtel von zahlreichen Hochstammobstbäumen zwischen dem Plaun und den Siedlungen, wenn auch der Baumgürtel im letzten Jahrhundert sichtbar zurückgegangen ist.
Würden alle geeigneten Dächer der Gemeinde für die Produktion von Solarstrom weitestgehend mit Photovoltaikmodulen bedeckt, so bestünde ein Potential von ca. 7,78 GWh pro Jahr.[12] Unter der Annahme, dass ein Haushalt etwa 4'500 kWh pro Jahr verbraucht, könnten alle ca. 600 Haushalte (inkl. Ferienwohnungen) problemlos mit Solarstrom versorgt werden. Deswegen hat die Gemeinde im Jahr 2018 das Projekt Sulegl per Sagogn gestartet, im Zuge dessen zusätzliche 250 kW Spitzenleistung verbaut wurden.
Sagogn | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Monatliche Durchschnittstemperaturen für Sagogn
Quelle: [14] |
Archäologische Funde auf der heutigen Burgruine Schiedberg weisen darauf hin, dass Sagogn bereits in der mittleren Bronzezeit (ca. ab 1500 v. Chr.) besiedelt war.
Seitdem zeugen verschiedene Dokumente von der Wichtigkeit als kirchliches und kulturelles Zentrum. Einer der ersten und somit wichtigsten Dokumente ist das Testament von Bischof Tello von 765, welcher seine Besitztümer, dessen Grossteil in Sagogn lagen, dem Kloster Disentis vermacht hat. In diesem Testament sind nebst dem Herrenhaus mit Zubehör, Bauernhöfen, Äckern, Wiesen auch Weingärten und Alpen aufgeführt, die sich vorwiegend im Innerdorf, in den Höfen um Sagogn und auf Bregl da Heida befanden. Bekannt ist, dass auf Bregl da Haida ein Herrenhof sowie eine karolingische, dem heiligen Columban geweihte Saalkirche mit hufeisenförmiger Apsis stand. Weiter finden sich dirt noch Spuren von alten Gebäuden sowie Bewässerungskanälen, wie sie auch in Flims beim Conn-Bächli zu finden sind.
Die ersten Teile der katholischen Kirche Mariä Himmelfahrt gehen bis ins 5. Jahrhundert zurück. Sie gehört zu den besterhaltenen, vollständig ausgezierten Kirchenbauten des frühen Hochbarocks nördlich der Alpen. Sagogn als damals wichtigster Ort der Region war im Mittelalter 1701 Schauplatz des Sagenserhandels. Noch 1835 übertraf Sagogn mit 584 Einwohnern bevölkerungsmässig Ilanz (574 Einwohner).[6]
Nebst der katholische Kirche Mariä Himmelfahrt und der reformierten Kirche sowie der nicht mehr existierenden Kirche St. Columban wird eine weitere ehemalige Kirche im Quartier Sumbismins vermutet.
Sagogn besitzt rund 300 Haushaltungen und ebenso viele Ferienwohnungen.
Bevölkerungsentwicklung | |||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Jahr | 1803 | 1835 | 1850 | 1900 | 1950 | 1970 | 1980 | 2000[15] | 2009 | 2020 | |
Einwohner | 399 | 584 | 535 | 405 | 492 | 383 | 470 | 597 | 673 | 736 |
Ende 2016 lebten in der Gemeinde 702 Einwohner; davon waren 682 (= 89,2 %) Schweizer Staatsangehörige.[16]
Die Bevölkerung spricht mehrheitlich Rätoromanisch, und zwar das Idiom Sursilvan (siehe auch Traditionell rätoromanischsprachiges Gebiet Graubündens). Damit zählt Sagogn nach Graubündner Gemeindegesetz und Graubündner Sprachengesetz als rätoromanische Gemeinde.
Sagogn ist seit dem 16. Jahrhundert – ein in Graubünden ansonsten seltenes Phänomen – ein konfessionell paritätisches Dorf mit römisch-katholischer Mehrheit und evangelisch-reformierter Minderheit. Beide Glaubensrichtungen haben eine eigene Kirche.
Blasonierung: In Gold (Gelb) der schwarze Heilige Columban mit silbernem Nimbus, Tasche und Wanderstab, die rechte Hand zum Schwur erhoben
Wappenmotiv nach dem ehemaligen Patron der frühmittelalterlichen Pfarrkirche auf Bregl da Heida am östlichen Dorfrand. Bis ins 19. Jahrhundert führte die Gemeinde einen Streitkolben als Wappen, der wegen seines Aussehens humoristisch Litgun Knödel, genannt wurde.[17]
Das oberste Organ der Stadt bilden die Stimmberechtigten in ihrer Gesamtheit, welche in einer Gemeindeversammlung über die Geschäfte entscheiden. Sagogn ist eine Einheitsgemeinde, d. h. die Schulgemeinde ist in die politische Gemeinde integriert.
Jeweils für eine Amtsperiode von drei Jahren werden die 5 Mitglieder des Gemeindevorstandes gewählt. Gemeindepräsident ist seit dem Jahr 2012 Hans Peter Casutt (im Gemeindevorstand seit 2009). Im Vorstand sind Thomas Candrian (2009, Vizepräsident), Gion Cavelti (2012), Martina Beeli (2012) sowie Georg Felix-Candrian (2018). Kein Mitglied des Gemeindevorstands ist Mitglied einer politischen Partei.
Das Aufsichtsorgan ist die GPK, welche sich aus 3 Mitgliedern zusammensetzt und sich selbst konstitutioniert.
Sagogn besitzt keine Industriebetriebe mehr und nur wenige Kleinbetriebe, was von der verkehrsabgelegenen Lage herrührt. Der Grossteil der erwerbstätigen Bevölkerung hat die Arbeitsstelle deshalb im umliegenden Gebiet, lediglich ca. 50 Arbeitsstellen befinden sich im Dorf.
Am östlichen Doftausgang vor der Val Mulin befand sich in der Mitte des letzten Jahrhunderts noch eine Sägerei sowie weitere Industriebetriebe, welche jedoch im Laufe der Zeit wegen der weniger zentralen Lage in die Nachbargemeinde gezogen oder eingegangen sind.
Sagogn verfügt über drei Restaurants (Golfrestaurant Vista, Ustria sil Platz und Stiva Grischuna), wovon die Ustria sil Platz zurzeit geschlossen ist, sowie über eine Besenbeiz Café Zwischenstation & Handwerk bei der Bahnstation der RhB.
1996 wurde Hilda Veraguth, Spitzenköchin des inzwischen geschlossenen Restaurant da Veraguth Carnetg in Sagogn, mit der Auszeichnung Köchin des Jahres geehrt. Dieselbe Ehre wurde 2008 Andreas Caminada zuteil, der in Sagogn aufgewachsen ist und mittlerweile über 18 Gault-Millau-Punkte und 3 Michelin-Sterne verfügt.
Lediglich 2 Landwirtschaftsbetriebe aus Sagogn bewirtschaften noch die Nutzflächen von rund 130 ha Wiesen und Äcker, der Grossteil wird von auswärtigen Landwirten kultiviert. Ein beträchtlicher Teil des Kulturgebiets entfällt auf den Golfplatz. Heute wird in Sagogn zudem wieder Wein angebaut[18].
Weiter verfügt die Gemeinde Sagogn über eine Alp im Skigebiet der Weissen Arena auf Laaxer Gemeindegebiet, welche jedes Jahr geladen wird und in welcher Alpkäse hergestellt wird. Eine weitere Alp der Gemeinde Sagogn befindet sich auf dem Gebiet der Gemeinde Vals, die Alp Bidanätsch.
Oberhalb von Laax liegt das Skigebiet LAAX mit mehr als 235 Pistenkilometern und 29 Liftanlagen.[19] Es erstreckt sich über die Gemeindegebiete von Flims und Falera und ist auch von diesen Gemeinden her zugänglich. (siehe auch Bergbahnen Flims-Laax-Falera)
Seit 2008 verfügt Sagogn über einen Golfplatz, welcher grösster Arbeitgeber neben der politischen Gemeinde ist. Die Eröffnung des 18 Loch-Champion-Course, Par 72, mit einer Gesamtlänge von ca. 5900 Metern erfolgte 2009.[20]
Daneben verfügt Sagogn über ein attraktives Wanderwegnetz sowie im Winter über eine Langlaufloipe, welche durch die Gemeinde und dem Verein Selvaclub betrieben wird.
Sagogn verfügt über eine bemerkenswert gute Anbindung an das Verkehrsnetz. Für Individualverkehr bestehen 3 Verbindungen nach Schluein (Richtung Ilanz), Laax (Richtung Chur) und eine nur teilweise asphaltierte Strasse nach Valendas. Die Gemeinde Sagogn ist durch die Postautolinie Ilanz-Laax ans Netz des öffentlichen Verkehrs angeschlossen, welche im Stundentakt eine Busverbindung nach Ilanz / Laax mit 5 Haltestellen bietet. Ausserdem teilt sie mit Valendas die Haltestelle Valendas-Sagogn der Rhätischen Bahn. Westlich der Haltestelle verbindet die im Jahr 2017 komplett renovierte Rheinbrücke Valendas-Sagogn die beiden Dörfer Sagogn und Valendas.
Seit 2018 verbindet zudem das Rheinschlucht Bus-Taxi Sagogn via Valendas mit Brün[21][22].
Im Jahr 2013 haben die Stimmbürger der Gemeinde entschieden, ein neues Schulhaus zu bauen – in Zeiten von Abwanderung und Kinderrückgang eine ungewöhnliche Entscheidung. Jedoch entsprach das alte, 1953 erbaute Schulhaus weder technisch noch platzmässig den Anforderungen, und die sich erfreulich entwickelnden Schülerzahlen zwangen Sagogn zum Aus- oder Neubau. Das Schulhaus, welches Ende 2015 bezogen wurde, ist ein markanter Punkt in der Optik der Gemeinde und orientiert sich am prägnanten Kirchturm und am Casti Aspermont mit den steilen Dachflügeln.
Die Bevölkerung ist rege in den zahlreichen Vereinen in den Bereichen Kultur, Musik, Sport und Gewerbe aktiv:[23]
sowie unzählige weitere Vereinigungen.
Friedhöfe finden sich bei den beiden Gotteshäusern der katholischen und der reformierten Kirche und sind Eigentum der politischen Gemeinde. Im katholischen Friedhof liegt der rätoromanische Schriftsteller Gion Cadieli begraben.
Gebäude
Natur, Freizeit
Anlässe Bekannte Anlässe sind:
Breil/Brigels | Disentis/Mustér | Falera | Ilanz/Glion | Laax | Lumnezia | Medel (Lucmagn) | Obersaxen Mundaun | Safiental | Sagogn | Schluein | Sumvitg | Trun | Tujetsch | Vals
Ehemalige Gemeinden: Andiast | Camuns | Castrisch | Cumbel | Degen | Duvin | Flond | Ilanz | Ladir | Lumbrein | Luven | Morissen | Mundaun | Obersaxen | Peiden | Pigniu | Pitasch | Riein | Rueun | Ruschein | Safien | Schlans | Schnaus | Sculms | Sevgein | Siat | St. Martin | Strada | Suraua | Surcasti | Surcuolm | Tenna | Tersnaus | Uors | Uors-Peiden | Valendas | Vella | Versam | Vignogn | Vrin | Waltensburg/Vuorz
Kanton Graubünden | Regionen des Kantons Graubünden | Gemeinden des Kantons Graubünden