Camorino (lombardischCamurign[kamuˈriŋ][1]) ist ein Ortsteil der Gemeinde Bellinzona im Schweizer Kanton Tessin. Bis zum 1.April 2017 bildete er eine selbständige politische Gemeinde, die zum damaligen Kreis Giubiasco gehörte.
Gemeindestand vor der Fusion am 1.April 2017Pfarrkirche San MartinoBürgi Garden Center
Geographie
Camorino liegt südlich des Zentrums von Bellinzona an der Morobbia. Zur ehemaligen Gemeinde gehören die Fraktionen Scarsetti, Margnetti, Arla, Comelina, Camorino, Storni und Monti.
Geschichte
Camorino wurde 1237 erstmals im Zusammenhang mit Gütern des Kapitels San Pietro in Bellinzona erwähnt. Der Name geht auf ca «Haus» (von lateinischcasa) und mulin «Mühle» (von spätlateinisch *molīnum) zurück und bedeutet «als Mühle fungierendes Haus, Mühle».[1]
Die heutige Pfarrkirche San Martino stammt aus dem Jahr 1553 und wurde 1888 vollständig renoviert; vom romanischen Vorgängerbau haben sich keine Spuren erhalten. Die Bevölkerungszahl blieb über die Jahrhunderte konstant (1591 400, 1900 405, 1950 702 Einwohner) und stieg erst gegen Ende des 20.Jahrhunderts stark an (2000 2210 Einwohner).
Blasonierung: In Rot ein goldenes Mühlerad über zwei blauen Wellen auf silbernem Grund.
Das Mühlerad bezieht sich auf die Mühle namens Maglio, die zusammen mit einem anderen Haus einen Erdrutsch unbeschadet überstanden haben soll, während der Rest des Dorfes zerstört wurde.
Wirtschaft
Ursprünglich war Camorino ein Bauerndorf, daneben gab es Handwerker, eine Strickwaren- und Teigwarenproduktion sowie eine Mühle. Mangels Arbeitsplätzen emigrierten Einwohner nach Amerika. Der Ort wird heute von Transitstrassen und Bahnlinien durchquert, und die meisten Einwohner sind Pendler.
Sehenswürdigkeiten
Siehe auch: Liste der Kulturgüter in Bellinzona
Pfarrkirche San Martino[3][4] mit Marmorportal[3][5]
Festungen, genannt Fortini della Fame (Ingenieur: Hauptmann Johann Caspar Wolff): In den Jahren 1853–1854 wurden südlich von Bellinzona ein Teilstück der von Guillaume-Henri Dufour entworfenen Befestigungslinie gebaut. Tessiner, die 1853 aus dem Lombardo-Venezianischen Königreich ausgewiesen worden waren, wurden im Sinne einer Arbeitsbeschaffungsmassnahme beauftragt, zwischen Sementina und Camorino eine Verteidigungslinie zu bauen, die als «Hungerfestungen» (Fortini della Fame) bekannt wurden. Man befürchtete, dass Österreich von der besetzten Lombardei aus das Tessin angreifen könnte, weil die Bevölkerung trotz grosser Armut tausenden von politischen Flüchtlingen und Verschwörern Zuflucht gesichert hatte. Die fünf Türme der Fortini von Camorino sind in der Liste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung im Kanton Tessin aufgeführt[3][8][9]
Museo di civiltà contadina[3][10] bei Bruno Obaldi
Der 3½-stündige Lehrpfad La Via dell’Acqua folgt dem Fluss Morobbia im Valle Morobbia von Vellano aus über Carmena – Monti di Stagno – Monti di Scertara – Monti di Verona – Monda – Turm 5 der Fortini della Fame bei Piano delle Borre – Montagna – San Bartolomeo – Ponte Vecchio sulla Morobbia – Giubiasco.
Carlo Morelli (* um 1620 in Camorino; † um 1680 ebenda), Architekt schuf im Konigspalast von Turin und im Vatikanstadt unter Papst Innozenz XI.[13]
Federico Ghisletta (* 27. Mai 1907 in Camorino; † 3. Mai 1989 in Bellinzona), Politiker (SP), Gemeindepräsident von Camorino, Tessiner Grossrat, Staatsrat, Präsident der Tessiner SP[14]
Fritz Peter (1925–1994), Opernsänger
Paolo Bürgi (* 1947 in Bellinzona), Landschaftsarchitekt[15]
Gerry Mottis (* 14. Oktober 1975 in Locarno), Dozent in Giubiasco und Roveredo GR, Dichter, Schriftsteller und Dramaturg, wohnt in Lostallo und Rivera TI[16][17][18]
Literatur
Virgilio Gilardoni: Inventario delle cose d’arte e di antichità. Edizioni dello Stato. Bellinzona 1955, S.181f.
Centi-Bunkers in Camorino (Memento vom 30. August 2011 im Internet Archive) in festung-oberland.ch (abgerufen am: 2. Mai 2016.)
Einzelnachweise
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S.216.
Graziano Tarilli:Camorino. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5.April 2017, abgerufen am 4.Februar 2020.
Simona Martinoli u.a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S.45, 48.
Celestino Trezzini: Carlo Morelli. In Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 8, Supplement, Attinger, Neuenburg 1934, S.116 (PDF; Digitalisat), abgerufen am 9. Oktober 2017
Gabriele Rossi:Federico Ghisletta. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 30.Oktober 1998, abgerufen am 8.Mai 2020.
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