Sementina (lombardisch ebenso [semenˈtina][1]) ist ein Ortsteil von Bellinzona im Schweizer Kanton Tessin. Bis zum 1.April 2017 bildete es eine eigene politische Gemeinde im damaligen Kreis Ticino.
Gemeindestand vor der Fusion am 1.April 2017Fortino della fame
Geographie
Sementina liegt im Westen der Kantonshauptstadt Bellinzona am Ausgang des Sementinatales und am rechten Ufer des Tessin in der Magadinoebene. Zu Sementina gehört auch die Fraktion Piancalardo.
Geschichte
Sementina, historisches Luftbild von Werner Friedli (1946)
Gräberfelder aus der Eisenzeit und römische Funde weisen auf eine frühe Besiedlung hin. Sementina wurde 1230 erstmals als Somentina urkundlich erwähnt. Das Domkapitel des Dom zu Como verlieh 1264 ihre Güter und Rechte in Sementina an die Familie Muralto, 1277 an die da Gnosca und 1335 an die Orelli von Locarno. 1335 treten Sementina, Muyro (Moiro) und die Fraktionen Sant’Antonio, Piancalardo (1363) als Gemeinden der Grafschaft Bellinzona auf. Das dortige Kapitel übte 1465 das Zehntrecht aus.
Am 2.April 2017 schloss sich Sementina mit den damaligen Gemeinden Camorino, Claro, Giubiasco, Gnosca, Gorduno, Gudo, Moleno, Monte Carasso, Pianezzo, Preonzo und Sant’Antonio der Gemeinde Bellinzona an.
Die Einwohnerzahl blieb von 1591 (300 Einwohner) bis 1960 (618) praktisch konstant und stieg bis ins Jahr 2000 auf 2.646 Einwohner.
Wirtschaft
In Sementina wurde Viehwirtschaft und Ackerbau betrieben. Die Entwässerung der Magadinoebene Ende des 19. Jahrhunderts schützte nicht nur vor Krankheiten und Überschwemmungen, sondern brachte zusätzliche landwirtschaftliche Nutzfläche. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstand eine Karton- und Keramikproduktion. Im Jahre 2000 waren über drei Viertel der Erwerbstätigen Pendler.
Sehenswürdigkeiten
Siehe auch: Liste der Kulturgüter in Bellinzona
Die 1291 erwähnte Kirche San Michele diente als Ersatz für die letztmals 1285 erwähnte und durch eine Überschwemmung zerstörte Kirche Sant’Eusebio. Im 17. Jahrhundert wurde sie erneuert und vermutlich 1761 erweitert[3]
Oratorium San Defendente im Ortsteil San Defendente[3]
In den Jahren 1853–1854 wurde südlich von Bellinzona ein Teilstück der von Guillaume-Henri Dufour entworfenen Befestigungslinie, die Fortini della Fame, erstellt. Tessiner, die 1853 aus dem Lombardo-Venezianischen Königreich ausgewiesen worden waren, wurden im Sinne einer Arbeitsbeschaffungsmassnahme beauftragt, zwischen Sementina und Camorino eine Verteidigungslinie zu bauen, die als «Hungerfestungen» (Fortini della Fame) bekannt wurden. Die dem Wildbach Sementina entlang führenden Festungsbauten (Torre della murata) sind in der Liste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung im Kanton Tessin aufgeführt[4][3]
Hängebrücke (italienisch ponte tibetano) über das Sementinatal bei Carasc, 2015 erbaut, 270 Meter lang[5].
Carlo Jermini (* um 1710 in Sementina; † nach 1743 in Madrid?), Stuckateur, er ging 1743 nach Madrid zum Architekten Vincenzo Rabaglio (1711–1800) aus Gandria, der das Palacio Real (Riofrio) in Segovia entwarf.[7]
Pietro Jermini (* um 1710 in Sementina; † nach 1743 in Madrid?), Bruder des Carlo, Stuckateur, er arbeitete ab 1743 in Madrid am Hof der spanischen Könige, zusammen mit seinem Bruder Carlo.[8]
Antonio Rusconi (* 26. Oktober 1788 in Sementina; † 23. Februar 1852 ebenda), 1809 Offizier in österreichischen, später in holländischen Diensten; 1839 eidgenössischer Oberstleutnant[9]
Ines Marcionetti (* 27. April 1905 in Sementina; † 9. Juli 2004 in Locarno), Schriftstellerin[10]
Literatur
Virgilio Gilardoni: Inventario delle cose d’arte e di antichità. Edizioni dello Stato. Bellinzona 1955, S.277–284.
Simona Martinoli u.a.: Sementina. In: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S.48, 50, 51, 52, 54.
Graziano Tarilli:Sementina. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5.April 2017.
Celestino Trezzini: Sementina. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 6: Schultheiss – Sisgau. Attinger, Neuenburg 1931, S.337f. (Digitalisat).
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S.825. Die Bedeutung des Namens ist unbekannt.
Graziano Tarilli:Sementina. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5.April 2017, abgerufen am 4.Februar 2020.
Simona Martinoli und andere: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S.50–54.
Associazione Calcistica Sementina (Mementodes Originals vom 5. Juni 2014 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/mobile.football.ch
Ursula Stevens:Carlo Jermini.In:tessinerkuenstler-ineuropa.ch.2015,abgerufen am 24.März 2016.
Ursula Stevens:Pietro Jermini.In:tessinerkuenstler-ineuropa.ch.2015,abgerufen am 24.März 2016.
Celestino Trezzini: Antonio Rusconi. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 5, S.766 (PDF Digitalisat, abgerufen am 13. Oktober 2017).
Ines Marcionetti (italienisch) in osservatoriogenere.ch, abgerufen 4. Januar 2016.
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