Urbach ist eine Gemeinde im Remstal, östlich von Stuttgart in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Region Stuttgart (bis 1992 Region Mittlerer Neckar) und zur europäischen Metropolregion Stuttgart.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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48.8133333333339.5788888888889275 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Stuttgart | |
Landkreis: | Rems-Murr-Kreis | |
Höhe: | 275 m ü. NHN | |
Fläche: | 20,77 km2 | |
Einwohner: | 8895 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 428 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 73660, 73614, 73655 | |
Vorwahl: | 07181 | |
Kfz-Kennzeichen: | WN, BK | |
Gemeindeschlüssel: | 08 1 19 076 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Konrad-Hornschuch-Straße 12 73660 Urbach | |
Website: | www.urbach.de | |
Bürgermeister: | Martina Fehrlen | |
Lage der Gemeinde Urbach im Rems-Murr-Kreis | ||
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Der Ort Urbach liegt knapp 4 km östlich von Schorndorf und knapp 20 km östlich der Kreisstadt Waiblingen in einer breiten Weitung des zwischen den bewaldeten Berglandschaften des Welzheimer Waldes im Norden und des Schurwaldes im Süden westwärts laufenden Remstals. Diese Weitung zählt zum Teilraum Mittleres Remstal und Schorndorfer Becken des alle Teile des Gemeindegebietes umfassenden Naturraums Schurwald und Welzheimer Wald.[2] Der Ort grenzt im Süden an den das fast 21 km² großen Gemeindegebiet durchquerenden Fluss Rems. Das Gebiet Urbachs erstreckt sich im Norden bis in nahe Teile des Welzheimer Waldes, aus welchem der Rems nacheinander die kleineren Gewässer Bärenbach und Urbach zulaufen; der erste mündet aufwärts noch im Gemeindegebiet von Plüderhausen, der namengebende Bach, nachdem er das Siedlungsgebiet von Urbach durchquert hat.
Die Gemeinde Urbach besteht aus den ehemals selbstständigen Gemeinden Oberurbach und Unterurbach. Zur ehemaligen Gemeinde Oberurbach mit der merklich größeren nordwestlichen Teilgemarkung des Gemeindegebietes gehören das ehemalige Dorf Oberurbach, die Weiler Hegnauhof und Wellingshof und der Wohnplatz Wasenmühle sowie die abgegangenen Ortschaften Burg, Judenburg, Katzenbrunn und Schneckenweiler Hof. Zur ehemaligen Gemeinde Unterurbach mit der kleineren südöstlichen Teilgemarkung gehören das ehemalige Dorf Unterurbach, der Weiler Bärenbach und die Höfe Eulenhof und Ilgenhof.[3]
Die ehemaligen Gemeinden sind heute vollständig zu einem Ort zusammengewachsen. Lediglich die beiden Ortskerne zeugen noch von der früheren Selbstständigkeit der beiden Ortsteile. Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung bestehen nicht. Verwaltungstechnisch bestehen in einigen Bereichen (z. B. Schul- und Wahlbezirke) die Bezeichnungen Urbach-Nord und Urbach-Süd.
Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[4]
An Urbach grenzen im Norden die Stadt Welzheim; von Nordosten über Osten bis Süden die Gemeinde Plüderhausen erst mit der Gemeindeexklave Walkersbach und dann mit ihren Hauptgebiet, zwischen welchen im Osten eine Keilspitze des Urbacher Gebietes bis an den Walkersbach und das Gebiet der Gemeinde Alfdorf reicht; an der gesamten Westseite die Stadt Schorndorf. Alle Nachbargemeinden gehören ebenfalls zum Rems-Murr-Kreis.
Urbach wurde im Jahr 1181 erstmals als Uracbach urkundlich erwähnt: Kaiser Friedrich Barbarossa ließ am 25. Mai des Jahres 1181 eine Urkunde ausstellen, in der er das Kloster Adelberg unter seinen Schutz nahm. Unter den hochadeligen, namentlich aufgeführten Zeugen befand sich auch ein Gerundus von Urbach, der sich im Gefolge der Staufer befand. Die Adelsfamilie von Urbach ließ sich von 1181 bis 1513 nachweisen. Es handelte sich zunächst um Ministeriale der Staufer. Seit dem 13. Jahrhundert war Urbach Bestandteil der Grafschaft Württemberg. Als Grundherren spielten auch die Äbte der Klöster Lorch und Elchingen eine Rolle. Die Burg der Herren von Urbach auf dem Altenberg wurde 1493 durch den Grafen Eberhard im Bart zerstört.
1534 wurde im Herzogtum Württemberg die Reformation durchgeführt, so dass die beiden Dörfer von Urbach seither evangelisch geprägt waren. Oberurbach war Sitz eines Stabsamts des Amts Schorndorf.
Unter den verheerenden Kriegen, die sich auf das Remstal erheblich auswirkten, hatten auch die Bewohner Urbachs zu leiden. Der Dreißigjährige Krieg, insbesondere in den Jahren nach der für Württemberg verlorenen Schlacht bei Nördlingen, der Pfälzische Erbfolgekrieg, der Spanische Erbfolgekrieg und die Koalitionskriege brachten Plünderungen, Brandlegungen, Tod durch gewaltsame Übergriffe und Seuchen mit sich.
Nach der Gründung des Königreichs Württemberg blieb die Zugehörigkeit zum Oberamt Schorndorf weiter bestehen. 1819 wurden die Orte Ober- und Unterurbach in zwei selbständige Gemeinden aufgetrennt. Oberurbach blieb überwiegend landwirtschaftlich geprägt, während sich in Unterurbach im späten 19. Jahrhundert einige Industrie ansiedelte, die Arbeitskräfte vom traditionellen Weinanbau abzog. Auch der nahe gelegene Industriestandort Schorndorf bewirkte, dass viele Bauern ihre landwirtschaftliche Tätigkeit zugunsten einer Tätigkeit in der Fabrik vertauschten.
Die Verwaltungsreform während der NS-Zeit in Württemberg führte 1938 zur Zugehörigkeit zum Landkreis Waiblingen. 1945 gerieten Ober- und Unterurbach mit dem Landkreis Waiblingen in die Amerikanische Besatzungszone und gehörten somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging.
Am 1. Januar 1970 wurden Ober- und Unterurbach durch die Gemeindeform wieder zu einer Gemeinde zusammengefasst. Im Zuge der Kreisreform in Baden-Württemberg gelangte Urbach am 1. Januar 1973 zum Rems-Murr-Kreis.
![]() Oberurbach |
![]() Unterurbach |
Jahr | Einwohnerzahl | Frauen | Männer |
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2011 | 8.711 | 4.383 (50,3 %) | 4.328 (49,7 %) |
2010 | 8.631 | 4.378 (50,7 %) | 4.253 (49,3 %) |
2009 | 8.592 | 4.345 (50,6 %) | 4.247 (49,4 %) |
2008 | 8.530 | 4.320 (50,6 %) | 4.210 (49,4 %) |
2007 | 8.527 | 4.324 (50,7 %) | 4.203 (49,3 %) |
2006 | 8.559 | 4.340 (50,7 %) | 4.219 (49,3 %) |
2005 | 8.541 | 4.338 (50,8 %) | 4.203 (49,2 %) |
2004 | 8.469 | 4.282 (50,6 %) | 4.187 (49,4 %) |
2003 | 8.456 | 4.276 (50,6 %) | 4.180 (49,4 %) |
2002 | 8.339 | 4.228 (50,7 %) | 4.111 (49,3 %) |
2001 | 8.208 | 4.173 (50,8 %) | 4.035 (49,2 %) |
Seit dem 16. Januar 1979 verfügt die Gemeinde Urbach wieder über ein Gemeindewappen: „Unter goldenem Schildhaupt, darin eine schwarze Hirschstange, in Rot ein silberner Brackenrumpf“ – so die offizielle Beschreibung in der Urkunde. Während die Hirschstange die Zugehörigkeit zu Württemberg symbolisiert, zeigt der Brackenrumpf das Wappentier der Herren von Urbach. Nach dem Zusammenschluss von Ober- und Unterurbach am 1. Januar 1970 erlosch das Recht zur Führung der ehemaligen Wappen.
Urbach unterhält eine Gemeindepartnerschaft mit Szentlörinc in Ungarn.
Der Gemeinderat in Urbach hat 18 Mitglieder.
Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Endergebnis[5]. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und der Bürgermeisterin als Vorsitzendem. Die Bürgermeisterin ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2019 |
Sitze 2019 |
% 2014 |
Sitze 2014 |
Kommunalwahl 2019
% 40 30 20 10 0 38,27 % 23,88 % 16,02 % 11,48 % 10,35 %
FW CDU Grüne BLU SPD Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
%p 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 −0,19 %p
−1,65 %p +2,50 %p +11,48 %p −12,15 %p FW CDU Grüne BLU SPD | |
FW | Freie Wähler | 38,27 | 7 | 38,46 | 7 | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 23,88 | 4 | 25,53 | 5 | |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 16,02 | 3 | 13,52 | 2 | |
BLU | Bürgerliste Urbach | 11,48 | 2 | - | - | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 10,35 | 2 | 22,50 | 4 | |
gesamt | 100,0 | 18 | 100,0 | 18 | ||
Wahlbeteiligung | 63,78 % | 53,93 % |
Hauptamtliche Bürgermeisterin ist seit der Bürgermeisterwahl am 22. April 2018 Martina Fehrlen.
Von 2002 bis 2018 war Jörg Hetzinger Bürgermeister von Urbach.
Urbach liegt am Stromberg-Schwäbischer-Wald-Weg, einem Hauptwanderweg des Schwäbischen Albvereins.
Die evangelische Afrakirche ist eine gotische Wehrkirche aus dem Jahr 1509. Sie besitzt Renaissance-Wandmalereien im Chor und Emporenbauten aus dem 17., teilweise schon aus dem 16. Jahrhundert. Kanzel und Deckel stammen aus dem Jahr 1721.
Der Neubau der Urbacher Baptistenkirche wurde im Jahr 2003 mit dem Freikirchlichen Architekturpreis ausgezeichnet.
Vom 10. Mai bis 20. Oktober 2019 fand im Remstal ein Grünprojekt des Landes Baden-Württemberg statt, an dem sich auch Urbach beteiligt. Diese Remstal-Gartenschau 2019 gehört zu den „kleinen“ Gartenschauen, die sich jährlich mit den Landesgartenschauen abwechseln.
In diesem Zusammenhang wurde ein „Grünes Band“ in der Urbacher Mitte sowie ein Rastplatz an der Rems realisiert. An den „16 Stationen“, dem Architekturprojekt der Gartenschau,[6] beteiligte sich Urbach mit dem zwölf Meter hohen 48.8025419.565532 „Turm an der Birke“ aus gebogenen Sperrholzstreifen. Er steht in der Nähe des Hegnauhofes und soll an daran erinnern, dass in Baden-Württemberg die Konstruktion von Türmen Tradition habe, nicht zuletzt mit dem Stuttgarter Fernsehturm.
Auf dem Gemeindegebiet von Urbach liegen folgende Naturschutzgebiete:
In den Jahren von 1921 bis 1926 legte ein mächtiger Bergrutsch im Gewann Altenberg unterhalb der ehemaligen Judenburg eine Kieselsandsteinbank frei. Das Gebiet ist heute verwildert. Es ist als Naturdenkmal Bergsturz am Alten Berg und als geschütztes Geotop ausgewiesen.
Nördlich der Gemeinde liegt das Gelände des ehemaligen Teildepots Material Urbach der Bundeswehr (Lage)48.8362018978579.5861202492503. An der südöstlichen Grenze des Areals befindet sich ein kleiner Aussichtsturm (Lage)48.8322356973169.586928727019, der als "Nasslagerturm" bezeichnet wird und auf dem die Geschichte des Depots beschrieben ist.[7][8] Das ca. 35 ha große Depot wurde 1965 errichtet und am 31. Dezember 1999 von der Bundeswehr aufgegeben. Es besteht eine Zufahrtsstraße von Norden. Das Depot diente auch als Mobilmachungsstützpunkt und wurde zur Einlagerung von Material verschiedener (wohl meist nicht aktiver) Verbände genutzt. Dies waren das Feldersatzbataillon 851, das Instandsetzungsbataillon 451, das Nachschubbataillon (Betriebsstoff) 454, die Reservelazarettgruppe 7513 und die Begleitbatterie 4803.[9] Im nördlichen Bereich (Lage)48.838833648439.5862734456478 des Depots wurden in großen, teils klimatisierten Hallen Feldlazarette und Fahrzeugteile gelagert. Im Südteil (Lage)48.8325918388429.585767897536 waren in Leichtbauhallen Treib- und Schmierstoffe untergebracht.[7][8] Nach Ende der Nutzung durch die Bundeswehr wurde eine Forstwirtsausbildungsstelle errichtet, welche das Areal und einige verbliebene Gebäude und Hallen nutzt. Das Gelände ist, Stand 2021, großteils rückgebaut, fast vollständig zugänglich und wird teils zur Lagerung von Holz verwendet.
In Urbach sind viele kleinere und mittlere Unternehmen ansässig. Zu den größten gehören die Firma Vossloh-Schwabe, welche in der Beleuchtungstechnik tätig ist und ihren Sitz in Urbach hat, sowie Niederlassungen der Oskar Frech GmbH + Co. KG und Dresselhaus. Lange Jahre wurde hier ebenfalls Mineralwasser abgefüllt, das unter dem Namen Urbacher vermarktet wurde. Die Produktion wurde vom Mutterkonzern Coca-Cola eingestellt.
Urbach ist Haltepunkt für die Regionalbahn-Züge auf der Remsbahn nach Stuttgart und Aalen. Es gibt eine Anschlussstelle zur hier vierspurig ausgebauten Bundesstraße 29 zwischen Waiblingen (dort Übergang zur B 14 nach Stuttgart) und Nördlingen.
Des Weiteren verlaufen durch Urbach die Buslinien 243 und 248 zwischen Schorndorf und Plüderhausen sowie die Buslinie 249 zwischen Schorndorf und Urbach Bahnhof. Sie sind ins Linien- und Tarifkonzept des Verkehrsverbundes Stuttgart (VVS) integriert.
Mit der Wittumschule verfügt Urbach über eine Gemeinschaftsschule (mit Primarstufe), die 2013 aus der Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule hervorging. Daneben gibt es mit der Atriumschule noch eine reine Grundschule. Für die jüngsten Urbacher gibt es fünf gemeindliche und je einen evangelischen bzw. römisch-katholischen Kindergarten. Seit 1. September 2009 gibt es einen Waldkindergarten im Bärenbachtal.
Alfdorf | Allmersbach im Tal | Althütte | Aspach | Auenwald | Backnang | Berglen | Burgstetten | Fellbach | Großerlach | Kaisersbach | Kernen im Remstal | Kirchberg an der Murr | Korb | Leutenbach | Murrhardt | Oppenweiler | Plüderhausen | Remshalden | Rudersberg | Schorndorf | Schwaikheim | Spiegelberg | Sulzbach an der Murr | Urbach | Waiblingen | Weinstadt | Weissach im Tal | Welzheim | Winnenden | Winterbach