Es gibt die Gemarkungen Heiligkreuz, Lindach, Oberfeldkirchen und Trostberg.
Geschichte
Archäologische Funde zeigen, dass die Siedlungsgeschichte bis in die Stein-, Bronze- und Eisenzeit zurückreicht. Doch erste urkundliche Nachweise für die erfolgte Gründung „Trospergs“ durch die Grafen von Ortenburg-Kraiburg gibt es erst seit 1233. Der Ort entwickelte sich im Schutz seiner Anfang des 13. Jahrhunderts errichteten Burg (Burg Trostberg). 1301/7 wurde in einem herzoglichen Urbar das Gericht (und die Grafschaft) Trostberg genannt. Seither war Trostberg immer Besitz der bayerischen Wittelsbacher, die Alz war Grenzfluss zwischen Bayern und Salzburg. Weniger Ackerbürgertum, sondern Handel und Handwerk und insbesondere die Tuchmacherei verhalfen im 17. und 18. Jahrhundert der Stadt zu Wohlstand.
Ab 1476 ist in Trostberg ein mittelalterliches Leprosorium nachweisbar, das sich zwischen der heutigen Bundesstraße und der Au befand. Der Flurname „Siechenanger“ deutete später noch auf das Leprosorium hin.[5]
Das Landgericht Trostberg, das den nördlichen Teil des heutigen Landkreises Traunstein umfasste, wurde im Jahr 1799 aufgelöst und erst 1803 neu gegliedert. Dabei wurden die Landgerichte Kling und Trostberg zusammengelegt. 1810 verlor Trostberg seine Grenzlage, bis dahin war Trostberg im Westen und im Osten durch Türme abgeschlossen sowie durch das Mittertor zwischen Hauptstraße 1 und 2 unterteilt. 1862 kam es zur Gründung des Bezirksamtes (später Landkreis) Traunstein, das verwaltungstechnisch die Landgerichtsbezirke Traunstein und Trostberg umfasste. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte der Flecken Trostberg zwei katholische Kirchen, ein Sägewerk, eine Kunstmühle und war Sitz eines Amtsgerichts.[2]
Im Jahr 1913 wurde Trostberg das Stadtrecht verliehen. Die zur Stadt gehörenden Orte Heiligkreuz und Lindach gehörten bis 1816 zum Land Salzburg und sind somit Teil des Rupertiwinkels.
Im Zweiten Weltkrieg war Trostberg Standort der Rüstungsindustrie, auch mit dem KZ-Außenlager Trostberg. Trostberg wurde bombardiert, v. a. wegen dieser Bedeutung als Industriestandort.[6]
Eingemeindungen
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde am 1. Januar 1971 die Gemeinde Lindach eingegliedert.[7] Am 1. Mai 1978 kamen Heiligkreuz und Oberfeldkirchen hinzu.[8]
Einwohnerentwicklung
Bevölkerungszahlen von Trostberg nach seinem jeweiligen Gebietsstand
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Stadt von 10.361 auf 11.222 um 861 Einwohner bzw. um 8,3%.
Politik
Stadtrat
Die 24 Sitze des Stadtrats wurden bei den Kommunalwahlen in Bayern 2020 bei einer Wahlbeteiligung von 52,96% folgendermaßen auf die Parteien und Listen verteilt:[17]
Partei/Liste
CSU
SPD
Grüne
Freie Wähler
Gesamt
Sitze
11
4
5
4
24
Stimmenanteil
45,47%
15,18%
21,17%
18,18%
100%
Bürgermeister
Erster Bürgermeister ist Karl Schleid (CSU). Er wurde im Jahr 2008 Nachfolger von Ignaz Sperger (CSU). 2014 wurde er mit 74,99% der abgegebenen Stimmen wiedergewählt und am 15. März 2020 bei zwei Gegenkandidaten mit 74,48% der gültigen Stimmen.
Finanzen
Im Jahr 2012 betrugen die Gemeindesteuereinnahmen 13.071 T€, davon waren 6.297 T€ Gewerbesteuereinnahmen (netto).[16]
Wappen
Blasonierung: „In Blau auf grünem Dreiberg drei einzelstehende silberne Türme mit offenen Toren; der mittlere hat über Zinnen rotes Spitzdach, der rechte rotes Satteldach, der linke rotes Spitzdach.“[18]
Wappenführung seit dem 14. Jahrhundert
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Ensemble Trostberg: Das historische Zentrum ist im Inn-Salzach-Stil erbaut, die Gebäude haben alzseitig häufig typische hölzerne Giebel-, Balkon- und Laubenfronten. Sehenswert sind u.a. Reste der Stadtmauer aus unverputztem Tuffquadermauerwerk, eine neugotische Mariensäule und eine Martersäule aus Rotmarmor am Marienplatz.
Die katholische Stadtpfarrkirche St. Andreas geht in ihrer älteren Bausubstanz (Chor und nördliche Seitenkapelle) auf die Zeit um etwa 1420 zurück. Das Langhaus, eine dreischiffige Halle mit Netzrippengewölbe, entstand 1498 bis 1504. Es wurde 1869 um ein Joch gegen Westen erweitert. Die Buntglasfenster gehören der Zeit gegen Ende des 15. Jahrhunderts an, ferner haben sich Grabdenkmäler des 15. und 16. Jahrhunderts erhalten.
Eine neue katholische Pfarrkirche wurde 1953 im Gemeindeteil Schwarzau von Josef Wiedemann erbaut.
Die 1951 nach Plänen des Trostberger Architekten Kurt Franck erbaute evangelische Christuskirche wurde 1988 von Architekt Peter Schorr mit Zentrierung des Kirchenraumes und Anbau von Gemeinderäumen umgestaltet. 1952 erhielt die Kirche eine auf dem Glockenfriedhof Hamburg entdeckte Glocke, die aus der Kirche Borchersdorf (Kreis Königsberg) stammte und den Krieg überlebt hat.
Auf dem Schlossberg sind Reste des ehemaligen Pflegschlosses (Burg Trostberg) erhalten.
Im Gemeindeteil Heiligkreuz ist die katholische Kirche Heilig Kreuz erwähnenswert, ein spätgotischer Nagelfluhquaderbau um 1434.
Der Taubenbrunnen im historischen Stadtzentrum wurde vom Münchner Bildhauer Edmund Puchner 1988 aus niederbayerischem Granit gestaltet.
Siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Trostberg
Bodendenkmäler
→ Hauptartikel: Liste der Bodendenkmäler in Trostberg
Kulturelle Einrichtungen
Kulturzentrum Postsaal
Gewölbe im Postsaal
Stadtmuseum
Atrium am Stadtmuseum
Rosengarten bei Schloss Schedling
Hertzhaimer-Naturgarten am Gymnasium
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Trostberg gehört mit dem Chemiepark Trostberg und seinen international tätigen Chemieunternehmen (ehemals SKW Trostberg AG, heute Alzchem AG, Degussa GmbH, BASF Construction Polymers GmbH und BASF Construction Chemicals GmbH) zu den Orten, die das Bayerische Chemiedreieck bilden. Weitere bedeutende Arbeitgeber sind die Papierfabrik Rieger und EDEKA CHIEMGAU.
Es gab 2009 nach der amtlichen Statistik im Bereich der Land- und Forstwirtschaft zwölf, im produzierenden Gewerbe 2404 und im Bereich Handel und Verkehr und Gastgewerbe 809 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 1432 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 4019. Im verarbeitenden Gewerbe gab es zehn Betriebe, im Bauhauptgewerbe elf Betriebe. Im Jahr 2007 bestanden 114 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 3278 ha, davon waren 2641 ha Ackerfläche und 612 ha Dauergrünfläche.[16]
Verkehr
Straße: Durch Trostberg führt die Bundesstraße 299, die bei Altenmarkt in die Bundesstraße 304 mündet. Aufgrund der hohen Belastung durch diese Straße ist seit längerer Zeit eine Ortsumgehung für Trostberg in Planung.
Schiene: Anbindung besteht wochentags zu der reaktivierten Traun-Alz-Bahn der DB Regio/Südostbayernbahn.
Luftfahrt: Im fünf Kilometer nordwestlich gelegenen Schönberg befindet sich der Flugplatz Schönberg, der für Luftfahrzeuge aller Art bis zu 2000kg Höchstabfluggewicht (MTOW) als Sonderlandeplatz zugelassen ist.
ÖPNV:
diverse Regionalbuslinien der Regionalverkehr Oberbayern GmbH
eine Stadtbuslinie der Regionalverkehr Oberbayern GmbH
Regionalbuslinien der privaten Betreiber Hövels OHG und Omnibus Wengler
Freizeit- und Sportanlagen
(offenes) Kunsteisstadion
beheiztes Freibad
Fußball- und Leichtathletikstadion (Jahnstadion)
Schulen
Berufsfachschule für Krankenpflege
Grundschule Heiligkreuz
Grundschule Trostberg
Mittelschule Trostberg
Hertzhaimer-Gymnasium Trostberg
Musikschule Trostberg
Rhema Bibeltrainingszentrum Deutschland Süd
Staatliche Realschule Trostberg
Volkshochschule Trostberg e.V.
Gesundheit
Trostberg verfügt über ein Kreiskrankenhaus, das Teil des kommunalen Klinikverbundes Kliniken Südostbayern ist.
Persönlichkeiten
Der Pienzenauer
Hans von Pienzenau, herzoglicher Pfleger von 1492 bis 1499 in Trostberg, verteidigte im Landshuter Erbfolgekrieg 1504 die Festung Kufstein und soll vor der Kapitulation König Maximilian I. das entblößte Hinterteil gezeigt haben. Er wurde anschließend enthauptet. Auf dem Postament seines Denkmals auf dem Pienzenauer-Brunnen steht: „Wer recht tuat, sollt' net duck'n! Muaß's sei, g'hört's zoagt, damals wie heut dem Kaisa und da Obrigkeit!.“
Ehrenbürger
→ Hauptartikel: Liste der Ehrenbürger von Trostberg
1965, 3. Oktober, Markus Fröschl, Landtagsabgeordneter
Literatur
Norbert Kühne: AKTION 73 in Trostberg/Obb. In: Norbert Kühne: Wir arbeiten mit Jugendlichen. Andreas Achenbach Verlag, Gießen 1975, S. 71–82, ISBN 3-87958-126-6
Rainer Lihotzky: Trostberg – Die Stadt an der Alz. Alois Erdl KG, Trostberg 2003, ISBN 3-925249-59-1
Horst Biernath: Es bleibt natürlich unter uns. Roman einer kleinen Stadt, Ehrenwirth Verlag, München 1974, ISBN 3-431-01527-1
Trostberg, Bezirksamt Traunstein, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Trostberg).
Robert Sigel:Frühe Lager, Dachau, Emslandlager. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Band2. C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52962-3, S.512–514.
Wilhelm Volkert (Hrsg.):Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.582 (eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.593.
Martin von Deutinger: Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach der Ordnung der Decanate, München 1820, S. 455 (online),
Deutinger, ebenda, Vorerinnerung, S. VII
Adolph von Schaden: Alphabetisches Verzeichniß sämmtlicher im Isarkreise gelegenen Städte, Märkte, Dörfer, Weiler, Einöden usw. (Als Anhang zu dem topographisch=statistischen Handbuche für den Isarkreis des Königreichs Baiern, Digitalisat), München 1825, S. 498 (online).
Königl. bayerisches Statistisches Bureau: Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern - mit einem alpabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875, München 1877, Spalte 329 (online).
Trostberg, Bezirksamt Traunstein, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Trostberg).
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