Neukirchen ist eine Stadt im Knüllgebirge im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis. Es ist ein Luftkurort und Kneippkurort.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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50.8713888888899.3433333333333305 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Kassel | |
Landkreis: | Schwalm-Eder-Kreis | |
Höhe: | 305 m ü. NHN | |
Fläche: | 66,25 km2 | |
Einwohner: | 6906 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 104 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 34626 | |
Vorwahl: | 06694 | |
Kfz-Kennzeichen: | HR, FZ, MEG, ZIG | |
Gemeindeschlüssel: | 06 6 34 017 | |
Stadtgliederung: | 8 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Am Rathaus 10 34626 Neukirchen | |
Website: | www.neukirchen.de | |
Bürgermeister: | Marian Knauff (parteilos) | |
Lage der Stadt Neukirchen im Schwalm-Eder-Kreis | ||
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Neukirchen liegt am Südwesthang des Knüllgebirges am Rand der Landschaft Schwalm. Durchflossen wird es von der Grenff, in die oberhalb Neukirchens der Buchenbach und im Ort die Urbach münden.
Die nächsten größeren Städte mit Funktionen eines Ober- bzw. Mittelzentrums sind Kassel (etwa 60 km nördlich), Marburg (etwa 40 km westlich), Fulda (etwa 60 km südöstlich) und Bad Hersfeld (etwa 25 km östlich).
Neukirchen grenzt im Norden an die Gemeinde Frielendorf, im Osten an die Stadt Schwarzenborn und die Gemeinde Oberaula, im Süden an die Gemeinde Ottrau, sowie im Westen an die Gemeinden Schrecksbach und Willingshausen (alle im Schwalm-Eder-Kreis).
Zur Stadt gehören neben der Kernstadt Neukirchen die Stadtteile Asterode, Christerode, Hauptschwenda, Nausis, Riebelsdorf, Rückershausen, Seigertshausen und Wincherode. Der Ortsteil Neukirchen hatte am 30. Juni 2017 insgesamt 4243 Einwohner.[2]
Neukirchen wurde erstmals im Jahr 1142 in einer Urkunde des Klosters Hersfeld erwähnt. Von 1331 bis 1867 war Neukirchen Sitz des ziegenhainischen bzw. ab 1450 landgräflich-hessischen Amts Neukirchen. 1368 wurden dem Ort die Stadtrechte verliehen. Im Mittelalter wurde die Stadt mehrmals von Bränden heimgesucht; der Brandkatastrophe von 1533 fielen drei Viertel der Häuser zum Opfer.
Im Dreißigjährigen Krieg kam es am 15. November 1640 wenige hundert Meter nordwestlich des Stadtteils Riebelsdorf zu dem schweren Gefecht am Riebelsdorfer Berg zwischen weimaranischen Truppen, verstärkt durch ein französisches Bataillon und das Ziegenhainer Bürgerkorps, einerseits und kaiserlichen Truppen unter General Hans Rudolf von Breda andererseits, bei dem die zahlenmäßig überlegenen Kaiserlichen eine Niederlage erlitten und Breda mit 300 seiner Leute das Leben verlor. Der Überlieferung nach wurde Breda durch einen Schuss des Kapitäns Velten Muhly, Kommandant der 1539 gegründeten Ziegenhainer Bürgerwehr, getötet.[3] Im Jahr 1843 errichteten Ziegenhainer Bürger an der Stelle, wo Breda fiel, an der B 454, einen Obelisk; an dem Platz, an dem Velten Muhly auf Breda geschossen haben soll, steht seither eine schlanke Steinsäule.
Eine jüdische Gemeinde bestand in Neukirchen vom 17. Jahrhundert bis zu ihrer Vernichtung während der NS-Zeit. 1777 lebten in Neukirchen 28 Juden.[4] Der Friedhof der untergegangenen Gemeinde liegt an der Schwarzenborner Straße wenige hundert Meter nordöstlich der Altstadt (50° 52′ 18″ N, 9° 20′ 48″ O50.87189.34675); er enthält heute noch rund 100 Grabsteine. Seit März 2014 nimmt Neukirchen am sogenannten „Stolpersteine“-Projekt teil: Liste der Stolpersteine in Neukirchen (Knüll).
Im 18. und im frühen 19. Jahrhundert war Neukirchen ein Hauptort der Spitzenklöppelei in Deutschland.[5] Während des Königreichs Westphalen von 1807 bis 1813 war die Stadt Verwaltungssitz des Kantons Neukirchen im Distrikt Hersfeld.
Bis 1968 war die Stadt Sitz des Amtsgerichtes Neukirchen.
Von 2000 bis 2022 trug die Kernstadt Neukirchen das Prädikat Kneippheilbad. Als Folge der Nichterfüllung mehrerer Kriterien wurde die Auszeichnung aberkannt. Die Kernstadt Neukirchen wird künftig als Kneippkurort geführt.[6] Es bleibt darüber hinaus weiterhin Luftkurort.[7]
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden am 31. Dezember 1971 die bis dahin selbständigen Gemeinden Asterode, Christerode, Hauptschwenda, Nausis, Riebelsdorf und Rückershausen eingegliedert. Am 1. Januar 1974 kam Seigertshausen kraft Landesgesetz hinzu.[8][9]
Am 11. September 2014 starben zwei Menschen bei einem Flugzeugabsturz zwischen Nausis und Immichenhain, als ein Ultraleichtflugzeug auf ein Rapsfeld stürzte.[10]
Am 18. Juni 2016 ertranken drei Kinder in einem Teich im Stadtteil Seigertshausen.[11] Gegen den Bürgermeister der Gemeinde Neukirchen wurde am 7. September 2018 Anklage wegen fahrlässiger Tötung erhoben, weil er den Teich unzureichend gesichert und damit zum Tod der Kinder beigetragen haben soll.[12] Im Februar 2020 wurde er zu einer Geldstrafe auf Bewährung verurteilt.[13]
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes vorläufiges Ergebnis,[14] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[15][16][17]
Stadtverordnetenversammlung – Kommunalwahlen 2021 | |
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Sitzverteilung Insgesamt 31 Sitze
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Parteien und Wählergemeinschaften | % 2021 |
Sitze 2021 |
% 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
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SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 29,6 | 9 | 30,7 | 10 | 34,9 | 11 | 38,0 | 12 | 36,6 | 11 |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 27,0 | 8 | 29,5 | 9 | 33,6 | 10 | 38,4 | 12 | 38,4 | 12 |
UBL | Unabhängige Bürgerliste | 13,2 | 4 | 14,3 | 4 | 9,2 | 3 | 7,7 | 2 | 11,0 | 3 |
FDP | Freie Demokratische Partei | 12,2 | 4 | 10,2 | 3 | 9,6 | 3 | 9,9 | 3 | 8,9 | 3 |
FWG | Freie Wählergemeinschaft | 11,8 | 4 | 10,3 | 3 | 6,5 | 2 | 6,0 | 2 | 5,1 | 2 |
Grüne | Bündnis 90/Die Grünen | 6,2 | 2 | 5,0 | 2 | 6,2 | 2 | — | — | — | — |
Gesamt | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | |
Wahlbeteiligung in % | 51,6 | 54,7 | 53,1 | 52,1 | 60,6 |
Seit dem Jahr 1993 werden in Hessen die Bürgermeister direkt gewählt:[18] Am 1. November 2020 wurde der unabhängige Kandidat Marian Knauff zum Bürgermeister gewählt.[19]
Für die unter Denkmalschutz stehenden Objekte siehe die Liste der Kulturdenkmäler in Neukirchen (Knüll).
Die Nikolaikirche in der Neukirchner Kernstadt wurde in mehreren Phasen vor mehr als 500 Jahren erbaut.[22] Die Kirchengemeinde gehört zum Kirchenkreis Schwalm-Eder im Sprengel Marburg der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.
Von 1959 bis 2002 bestand abgelegen im Wald zwischen Neukirchen und Hauptschwenda das Reha-Centrum Urbachtal, das auf die Krebsdiagnostik und -behandlung spezialisiert war. Die nach der Insolvenz noch heute leerstehenden Gebäude sind dem Verfall und Vandalismus überlassen.
Überregional bekannt wurde Neukirchen durch die 1. Fußballmannschaft des SC Neukirchen, die von 1995 bis 1999 in der Regionalliga spielte.
Seit 2007 gibt es im Wald zwischen Seigertshausen und Neukirchen einen Nordic-Walking-Park mit vier unterschiedlich langen Strecken quer durch den Neukircher Wald. Der „Bahnradweg Rotkäppchenland“ verbindet die Landschaft der Schwalm in Treysa mit dem Fuldatal in Niederaula. Der ca. 60 km lange Radweg führt direkt am südlichen Stadtrand Neukirchens vorbei. Im August 2022 wurde am Bahnradweg Rotkäppchenland auf dem Gelände eines ehemaligen Sportplatzes ein Pumptrack und Bikepark eröffnet.[23]
Über die Grenzen der Region hinaus hat der Steno- und Maschinenschreibverein Neukirchen die Stadt bekannt gemacht. Die Mitglieder des Vereins beteiligten sich an mehreren Weltmeisterschaften, wurden mehrmals deutscher Einzel- und Mannschaftsmeister und stellen zahlreiche Hessenmeister (Einzel- und Mannschaftswettbewerbe).
Die Wirtschaftsvereinigung, die seit 2006 Pro Neukirchen e.V. heißt, hat die Entwicklung der Stadt zum Ziel – jedoch nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch kultureller und touristischer Hinsicht.[24]
Neukirchen liegt an der Bundesstraße 454 (Kirchhain–Niederaula).
Historische Quellen
Das Stadtarchiv Neukirchen wird im Hessischen Staatsarchiv Marburg aufbewahrt (Bestand 330 Neukirchen). Der Bestand ist nahezu vollständig erschlossen und ist online recherchierbar.[25]
Städte: |
Borken (Hessen) | Felsberg | Fritzlar | Gudensberg | Homberg (Efze) | Melsungen | Neukirchen (Knüll) | Niedenstein | Schwalmstadt | Schwarzenborn | Spangenberg |
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Gemeinden: |
Bad Zwesten | Edermünde | Frielendorf | Gilserberg | Guxhagen | Jesberg | Knüllwald | Körle | Malsfeld | Morschen | Neuental | Oberaula | Ottrau | Schrecksbach | Wabern | Willingshausen |
Asterode | Christerode | Hauptschwenda | Nausis | Neukirchen | Riebelsdorf | Rückershausen | Seigertshausen | Wincherode