Klingenthal, bis 2007 Klingenthal/Sa., (vogtländisch Klingedool) ist eine Große Kreisstadt im Südosten des sächsischen Vogtlandkreises. Sie befindet sich im Musikwinkel im Naturpark Erzgebirge/Vogtland. Die Stadt erlangte Bekanntheit durch den Musikinstrumentenbau, als Ferienort im Vogtland und als Wintersportort.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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50.35861111111112.469722222222569 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Vogtlandkreis | |
Höhe: | 569 m ü. NHN | |
Fläche: | 50,44 km2 | |
Einwohner: | 7853 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 156 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 08248, 08267Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/PLZ enthält Text | |
Vorwahlen: | 037467, 037465Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text | |
Kfz-Kennzeichen: | V, AE, OVL, PL, RC | |
Gemeindeschlüssel: | 14 5 23 160 | |
LOCODE: | DE KGT | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Kirchstraße 14 08248 Klingenthal | |
Website: | www.klingenthal.de | |
komm. Oberbürgermeister: | Gerhard Nöbel, Judith Sandner | |
Lage der Stadt Klingenthal im Vogtlandkreis | ||
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Klingenthal liegt unmittelbar an der Grenze zu Tschechien, gegenüber von Kraslice (Graslitz), am Fuße des Aschbergs (936 m ü. NN). Die mit 10,5 km langgestreckte Stadt ist von Nadelwald (vorwiegend Fichten) umgeben. Klingenthal liegt im Südosten des sächsischen Teils des historischen Vogtlands, gehört aber bezüglich des Naturraums zum Westerzgebirge. Das Stadtgebiet liegt im Naturpark Erzgebirge/Vogtland.
Durch Klingenthal fließen die Brunndöbra und die Zwota. Beide vereinigen sich an der deutsch-tschechischen Grenze zum Grenzfluss Zwotau, der in die Eger mündet.
Wichtige Berge um Klingenthal:
Die Stadt Klingenthal besteht aus drei Ortsteilen, die eine Funktion als Ortschaft mit eigenem Ortschaftsrat erfüllen.
Ortschaften | Ortsteile |
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Klingenthal | Klingenthal (mit Döhlerwald, Huth, Kriegberg [heute: Körnerberg/Friedensberg], Quittenbach und Unterklingenthal), Brunndöbra (mit Mittelberg), Sachsenberg-Georgenthal (bestehend aus Sachsenberg [Obersachsenberg und Untersachsenberg] und Georgenthal [mit Aschberg und Steindöbra]) |
Mühlleithen (seit 1. April 1992) | Mühlleithen, Winselburg |
Zwota (seit 1. Januar 2013) | Oberzwota, Zwota (mit Zechenbach) |
Stadt Schöneck im Vogtlandkreis | Gemeinde Grünbach im Vogtlandkreis | Gemeinde Muldenhammer im Vogtlandkreis |
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Stadt Markneukirchen im Vogtlandkreis | Stadt Graslitz OT Markhausen im Bezirk Falkenau in der Tschechischen Republik | Schwaderbach im Bezirk Falkenau in der Tschechischen Republik |
An der Zwota nahe der böhmischen Grenze wurde ab 1591 von Sebastian Köppel ein Hammerwerk errichtet, um die nahen Vorkommen an Eisenerz sowie die weitläufigen Wälder der Region zu nutzen. Am 1. Februar 1602 erfolgte dann auch die erste Erwähnung des Namens „Höllhammer“ im Kirchenbuch der Stadt Schöneck. Es lebten zu dieser Zeit dort Hammerschmiede, Bergleute und Köhler. Bergbau wurde vor allem im Bereich von Brunndöbra und im Tal des Dürrenbachs betrieben.[2] 1628 brannte das Hammerwerk ab. Es wurde bis auf das Hammergut nicht wieder aufgebaut.
In der Mitte des 17. Jahrhunderts führten böhmische Exulanten, die im Zuge der Gegenreformation auswanderten, den Geigenbau in Klingenthal ein. Von 1657 bis 1718 gehörte die Gegend zum albertinischen Sekundogeniturfürstentum Sachsen-Zeitz. 1716 fand die Gründung einer Geigenmacherinnung statt. Ende des 18. Jahrhunderts folgte die Einführung der Bogenmacherei, der Saitenmacherei und der Fertigung von Holz- und Blechblasinstrumenten in Klingenthal. Im Jahre 1829 kamen die Mundharmonikaproduktion und die Holzkammfertigung dazu, 1852 die Herstellung der Handharmonika, des späteren Akkordeons. Klingenthal wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem Weltzentrum der Harmonikaproduktion. Die älteren Zweige des Musikinstrumentengewerbes wurden durch die Harmonikainstrumente weitgehend verdrängt. Seit 1875 hat Klingenthal einen Bahnanschluss.
Klingenthal lag bis 1856 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Amt Voigtsberg.[3] Ab 1856 war der Ort Verwaltungssitz des Gerichtsamts Klingenthal. Im Jahr 1875 kam der Ort zur Amtshauptmannschaft Auerbach.[4]
Zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus wurden im Keller des Rathauses und auf dem Gelände der ehemaligen Bräckleinscheune im April und Mai 1933 politische NS-Gegner misshandelt und danach in verschiedene Konzentrationslager deportiert. Das zu ihrer Erinnerung errichtete Ehrenmal wurde 1994 gegen den Widerstand von Angehörigen Verfolgter abgerissen. 2016 wurde auf Initiative der VVN-BdA Vogtland im Rathaus ein „Raum der Erinnerung“ eingerichtet, in dem an die ersten Klingenthaler Opfer des Faschismus erinnert wird.
Das Stadtrecht erhielt Klingenthal am 1. Oktober 1919. Am 25. Juli 1952 wurde aus Teilen der früheren Kreise Auerbach und Oelsnitz der Kreis Klingenthal im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt) gebildet, der 1990 als sächsischer Landkreis Klingenthal fortgeführt wurde. Seit 1996 gehört Klingenthal zum Vogtlandkreis, dessen Verwaltungssitz Plauen ist. Im Unterschied zum elsässischen Klingenthal lautete der offizielle Name der Stadt bis zum 31. Januar 2007 Klingenthal/Sa. Mit Beschluss 377 (veröffentlicht im Amtsblatt der Stadt vom 9. Februar 2007) wurde der Zusatz Sa. gestrichen, die Stadt heißt nach diesem Beschluss seither nur noch Klingenthal. Seit 2019 hat sie den Status einer Großen Kreisstadt.
Die Eigenarten der Gebirgslandschaft haben den Wintersport seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Klingenthal heimisch werden lassen. Die Leistungen der Klingenthaler Skisportler haben den Ort und das Niveau des nordischen Skisportes international mitbestimmt. Nach der Jahrtausendwende wurde mehrfach der Skisprung-Weltcup in Klingenthal ausgetragen.
Am 1. Juli 1950 wurden Brunndöbra und Sachsenberg-Georgenthal nach Klingenthal eingemeindet. Am 1. April 1992 kam Mühlleithen hinzu, am 1. Januar 2013 schließlich Zwota.[5]
Der sprunghafte Anstieg der Einwohnerzahl im Jahre 1950 ist auf die Eingemeindung von Brunndöbra und Sachsenberg-Georgenthal zurückzuführen. Zu DDR-Zeiten war die Einwohnerzahl der stark industrialisierten Stadt bereits wieder rückläufig. Der wirtschaftliche Niedergang nach der politischen Wende begünstigte diesen Vorgang. Ein weiterer Faktor, der diese Entwicklung begünstigt, ist die Verfügbarkeit preisgünstiger Arbeit aus Tschechien, das seit 2001 per Straßen- und Eisenbahngrenzübergang mit der Stadt verbunden ist. Im Zuge der allmählichen Annäherung der Lohnniveaus der Tschechischen Republik und Deutschlands könnte sich dieser Effekt allerdings zusehends abschwächen.
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):
1834 bis 1946
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1950 bis 1999
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2000 bis 2010
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2012 bis 2018
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* 29. Oktober ** 31. August
Stadtrat Klingenthal – Sitzverteilung 2019 Insgesamt 18 Sitze
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Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 18 Sitze des Stadtrates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:[7]
Bis März 2010 war Reiner Schneidenbach (CDU) Bürgermeister von Klingenthal, ab April 2010 hatte Enrico Bräunig (SPD) dieses Amt inne. Er wurde zum 31. Dezember 2012 in den Ruhestand verabschiedet.[5] Bei der ersten Sitzung des Stadtrats am 10. Januar 2013 wurde die Hauptamtsleiterin Inge Schneider zur Amtsverweserin bestimmt, die die Geschäfte des Bürgermeisters bis zu dessen Neuwahl übernahm. Die Bürgermeisterwahl fand am 24. März 2013 statt. Bei dieser Wahl setzte sich der bisherige Zwotaer Bürgermeister Thomas Hennig (damals parteilos, später der CDU beigetreten) gegen vier Mitbewerber durch. Auf ihn entfielen 97,59 % der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 50,2 %.[8] Mit der Ernennung zur Großen Kreisstadt wurde Thomas Hennig am 8. August 2019 zum Oberbürgermeister. Mit seinem Amtsantritt als Landrat des Vogtlandkreises am 15. August 2022 wurde das Oberbürgermeisteramt vakant.
Die Stadt Klingenthal führt ein Wappen, eine Flagge und ein Dienstsiegel.
„Das Wappen der Stadt Klingenthal zeigt eine gelbe Lyra auf blauem Untergrund.“[9]
„Als Flagge führt die Stadt Klingenthal eine gelb-blaue Streifenflagge mit aufgelegtem Stadtwappen.“[9]
„Das Dienstsiegel der Stadt trägt das Stadtwappen mit der Umschrift ‚Stadt Klingenthal‘ und die Siegelnummer bzw. die Bezeichnung des Amtes. Die Siegelführung obliegt dem Bürgermeister.“[9]
Klingenthal unterhält Städtepartnerschaften mit:
Jedes Jahr im Mai wird der Internationaler Akkordeonwettbewerb Klingenthal durchgeführt, der bei Experten in aller Welt ein hohes Ansehen genießt.
Weiterhin finden regelmäßig Konzerte im Park statt. Zwei Blasorchester, ein Akkordeonorchester und zahlreiche kleinere Musikgruppen sind durch Rundfunk, Fernsehen und Schallplatten bekannt.
Eine weitere bedeutende Veranstaltung ist Mundharmonika-Live[13] an jedem dritten Wochenende im September. Höhepunkt des internationalen Mundharmonikafestivals ist neben den Workshops für Laien und Profis die musikalisch-kulinarische Livenacht mit Mundharmonikamusik in zahlreichen Klingenthaler Gaststätten. Die musikalische Palette reicht von Folk über Blues, Jazz, Dixieland bis zum Country.
In der Rundkirche „Zum Friedefürsten“ werden regelmäßig Kirchenkonzerte gegeben.
Klingenthal liegt an der Eisenbahnstrecke von Zwickau nach Sokolov (Falkenau/Eger), welche heute von der Vogtlandbahn (Zwickau – Klingenthal (Grenze)) und der tschechischen Eisenbahngesellschaft GW Train Regio (Klingenthal (Grenze) – Sokolov) betrieben wird. Täglich bestehen mit der Vogtlandbahn stündlich Verbindungen nach Plauen und Zwickau Zentrum sowie nach Kraslice. Zweistündlich werden die Bahnen nach Sokolov weitergeführt. Am Wochenende verkehren einzelne Fahrten ab Sokolov bis nach Karlsbad.
Bis 2011 wurde der Bahnhof Klingenthal und dessen Umfeld verschönert. Dies wurde Ende September 2011 mit einem Abriss des Empfangsgebäudes eingeleitet. Von 1917 bis 1964 verkehrte im Döbratal zwischen Klingenthal und Sachsenberg-Georgenthal die elektrisch betriebene Schmalspurbahn Klingenthal–Sachsenberg-Georgenthal mit 1.000 mm Spurweite.
Klingenthal wird im vertakteten ÖPNV des Verkehrsverbunds Vogtland von folgenden Buslinien bedient, die abschnittsweise Stadtverkehrsfunktionen übernehmen:
Linie | Endpunkte | Verlauf | Verkehrsunternehmen | Klassifizierung |
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20+ | Rodewisch ↔ Klingenthal | Auerbach – Beerheide – Tannenbergsthal | Verkehrsgesellschaft Vogtland | PlusBus |
30+ | Bad Elster ↔ Klingenthal | Adorf – Markneukirchen | Plauener Omnibusbetrieb | PlusBus |
90+ | Plauen ↔ Aschberg | Oberlosa – Oelsnitz – Schöneck – Klingenthal | Plauener Omnibusbetrieb | PlusBus / TaktBus |
Durch Klingenthal führt die B 283, ab Kreuzung Graslitzer Straße jeweils als Auerbacher Straße (nach Nordosten; ehemals Leninstraße) und Markneukirchner Straße (nach Westen). Vier Verbindungen über die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Tschechien gibt es in Klingenthal:
Adorf/Vogtl. | Auerbach/Vogtl. | Bad Brambach | Bad Elster | Bergen | Bösenbrunn | Eichigt | Ellefeld | Elsterberg | Falkenstein/Vogtl. | Grünbach | Heinsdorfergrund | Klingenthal | Lengenfeld | Limbach | Markneukirchen | Mühlental | Muldenhammer | Netzschkau | Neuensalz | Neumark | Neustadt/Vogtl. | Oelsnitz/Vogtl. | Pausa-Mühltroff | Plauen | Pöhl | Reichenbach im Vogtland | Rodewisch | Rosenbach/Vogtl. | Schöneck/Vogtl. | Steinberg | Theuma | Tirpersdorf | Treuen | Triebel/Vogtl. | Weischlitz | Werda
Ortschaft Klingenthal: Aschberg | Brunndöbra | Döhlerwald | Huth | Klingenthal | Kriegberg | Mittelberg | Quittenbach | Sachsenberg-Georgenthal (mit Sachsenberg und Georgenthal) | Steindöbra | Unterklingenthal
Ortschaft Mühlleiten: Mühlleithen | Winselburg
Ortschaft Zwota: Oberzwota | Zechenbach | Zwota