Brachttal ist eine Gemeinde im südhessischen Main-Kinzig-Kreis. Die Gemeindeverwaltung liegt im Ortsteil Schlierbach.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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50.3105555555569.3083333333333206 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Darmstadt | |
Landkreis: | Main-Kinzig-Kreis | |
Höhe: | 206 m ü. NHN | |
Fläche: | 30,84 km2 | |
Einwohner: | 5036 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 163 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 63636 | |
Vorwahlen: | 06053, 06054 | |
Kfz-Kennzeichen: | MKK, GN, HU, SLÜ | |
Gemeindeschlüssel: | 06 4 35 005 | |
Gemeindegliederung: | 6 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Wächtersbacher Straße 48 63636 Brachttal | |
Website: | www.brachttal.de | |
Bürgermeister: | Wolfram Zimmer (CDU) | |
Lage der Gemeinde Brachttal im Main-Kinzig-Kreis | ||
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Brachttal liegt im südlichen Vogelsberg am östlichen Rand des Rhein-Main-Gebiets. Durch die Gemeinde fließen die Bracht und der Reichenbach, der wiederum beim Brachttaler Ortsteil Schlierbach in die Bracht mündet. Drei der Ortsteile: Schlierbach, Neuenschmidten und Hellstein liegen im Tal von Bracht und Reichenbach, während die anderen drei bereits auf den ansteigenden Höhen des Vogelsberges liegen, Spielberg und Streitberg auf der Spielberger Platte, rechts der Bracht und Udenhain links der Bracht.
Die Gemeinde Brachttal besteht aus den folgenden sechs Ortsteilen:
Brachttal grenzt im Norden an die Gemeinden Kefenrod (Wetteraukreis) und Birstein, im Osten an die Stadt Bad Soden-Salmünster sowie im Süden und Westen an die Stadt Wächtersbach.
Die Gemeinde Brachttal entstand im Zuge der Gebietsreform in Hessen am 1. Juli 1970 durch den freiwilligen Zusammenschluss der selbstständigen Gemeinden Schlierbach, Hellstein und Neuenschmidten.[2] Die Namensgebung wurde hierbei im Rahmen eines Schülerwettbewerbes ausgeschrieben. Brachttal leitet sich aus dem Namen des Flusses Bracht ab, welcher durch die Ortsteile Neuenschmidten und Schlierbach fließt. Am 1. Februar 1971 kamen Spielberg und Streitberg auf freiwilliger Basis hinzu.[3] Nochmals drei Jahre später, am 1. Juli 1974, wurde kraft Landesgesetz auch Udenhain in die Gemeinde Brachttal eingegliedert.[4][5]
Für die Gebiete der sechs ehemalig selbständigen Gemeinden wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[6]
Die jeweils eigenen Geschichten der vorher selbständigen Ortsteile drücken sich unter anderem in ihren Gründungsurkunden aus. So geht Hellstein bis auf die Zeit um 900 n. Chr. zurück. Spielberg wird urkundlich erstmals im Jahre 1258 als de Spegelberge genannt, Slierbach wird, ebenso wie die Waldschmiede, aus der Neuenschmidten hervorgegangen ist, zum ersten Mal im Jahre 1276 urkundlich erwähnt, Udenhain findet im Jahre 1325 eine urkundliche Ersterwähnung und Streitberg ist seit 1573 in den Annalen zu finden. Die älteste bekannte Erwähnung von Streitberg erfolgte im Jahr 1677 unter dem Namen „Striperg“.[7]
Jüdisches Leben ist bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts, insbesondere in den Ortsteilen Hellstein, Udenhain und Schlierbach überliefert und belegt. Während die Zahl der jüdischen Einwohner in Schlierbach noch eher klein, in Udenhain zeitweise sogar einstellig war, wurde in Hellstein 1868 eine selbständige jüdische Gemeinde gegründet. Zuvor waren die jüdischen Bewohner an die jüdische Gemeinde in Birstein gebunden. Dort wurden auch die Toten beigesetzt. Die Gemeinde in Hellstein besaß eine Synagoge. Im Synagogengebäude befand sich auch eine jüdische Religionsschule und ein rituelles Bad (Mikwe). „Die jüdischen Familien in Hellstein lebten in guten wirtschaftlichen Verhältnissen. Es gab unter den jüdischen Familienvorständen drei Viehhändler, einen Metzger und einen Gastwirt“.[8] Die jüdische Gemeinde bestand bis 1938, als die Synagoge (unter Zwang) verkauft wurde. Die meisten ehemaligen jüdischen Bewohner kamen in Konzentrationslagern um, nur wenigen gelang die Flucht in die USA.
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Brachttal 5207 Einwohner. Darunter waren 264 (5,1 %) Ausländer, von denen 98 aus dem EU-Ausland, 136 aus anderen europäischen Ländern und 30 aus anderen Staaten kamen.[9] (Bis zum Jahr 2020 erhöhte sich die Ausländerquote auf 8,9 %.[10]) Nach dem Lebensalter waren 897 Einwohner unter 18 Jahren, 2118 zwischen 18 und 49, 1200 zwischen 50 und 64 und 990 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 2169 Haushalten. Davon waren 554 Singlehaushalte, 629 Paare ohne Kinder und 774 Paare mit Kindern, sowie 183 Alleinerziehende und 29 Wohngemeinschaften.[12] In 429 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 1449 Haushaltungen lebten keine Senioren.[11]
Brachttal: Einwohnerzahlen von 1970 bis 2020 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1970 | 2.448 | |||
1973 | 4.393 | |||
1975 | 4.437 | |||
1980 | 4.629 | |||
1985 | 4.730 | |||
1990 | 4.814 | |||
1995 | 5.343 | |||
2000 | 5.446 | |||
2005 | 5.333 | |||
2010 | 5.168 | |||
2011 | 5.207 | |||
2015 | 5.137 | |||
2020 | 5.080 | |||
Quellen: LAGIS[7]; Hessisches Statistisches Informationssystem[10]; Zensus 2011[9] |
• 1987: | 3382 evangelische (= 73,1 %), 827 katholische (= 17,9 %), 415 sonstige (= 9,0 %) Einwohner[13] |
• 2011: | 3012 evangelische (= 57,8 %), 895 katholische (= 17,2 %), 1301 sonstige (= 25,0 %) Einwohner[13] |
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[14] im Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[15][16][17].
Sitzverteilung in der Gemeindevertretung 2021 Insgesamt 25 Sitze
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Parteien und Wählergemeinschaften | % 2021 |
Sitze 2021 |
% 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
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SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 34,1 | 9 | 27,7 | 7 | 36,5 | 9 | 32,3 | 8 | 49,8 | 12 | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 28,0 | 7 | 28,3 | 7 | 30,6 | 8 | 32,8 | 8 | 34,1 | 9 | |
FW BRACHTTAL | Freie Wähler Brachttal | 37,8 | 9 | 23,6 | 6 | 22,0 | 5 | 23,1 | 6 | — | — | |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | — | — | 6,5 | 2 | 10,4 | 3 | 7,1 | 2 | 7,4 | 2 | |
GFV | Gemeinsam für Veränderungen[18]- | — | — | 13,3 | 3 | — | — | — | — | — | — | |
FDP | Freie Demokratische Partei | — | — | 0,5 | 0 | 0,5 | 0 | — | — | — | — | |
REP | Die Republikaner | — | — | — | — | — | — | 4,7 | 1 | 8,7 | 2 | |
gesamt | 100,0 | 25 | 100,0 | 25 | 100,0 | 25 | 100,0 | 25 | 100,0 | 25 | ||
Wahlbeteiligung in % | 53,6 | 54,0 | 51,8 | 52,0 | 68,0 |
Seit dem Jahr 1993 werden in Hessen die Bürgermeister für sechs Jahre direkt gewählt.[19]
Am 5. März 2017 wurde Wolfram Zimmer mit 64,78 % der abgegebenen Stimmen zum Bürgermeister der Gemeinde Brachttal gewählt.[20]
Im April 2001 wurde Mirko Schütte zum Bürgermeister gewählt und 2007 wiedergewählt. 2011 wurde Christoph Stürz (SPD) zum Bürgermeister gewählt.[19]
Blasonierung: „In Rot einen goldenen Lindenzweig mit sechs goldenen Blättern und im Schildfuß drei goldene Wellenbalken, dazu in der silbernen Flanke rechts zwei schwarze Balken.“
Das Wappen wurde am 29. Oktober 1984 durch das Hessische Innenministerium genehmigt, gestaltet wurde es durch den Bad Nauheimer Heraldiker Heinz Ritt.
Am 24. Juli 1985 wurde der Gemeinde Brachttal durch das Hessische Innenministerium eine Flagge genehmigt, die wie folgt beschrieben wird:
„Die Flagge der Gemeinde Brachttal zeigt zwischen roten Seitenstreifen auf breiter weißer Mittelbahn das in der Oberen Hälfte aufgelegt Gemeindewappen“.[21]
Der nahe Kindergarten Regenbogen im Ortsteil Neuenschmidten verfügt über 3 Gruppen in dem bis zu 55 Kinder ab 3 Jahren bis zum Schulbeginn betreut werden[23]. Ebenso wie der Kindergarten Regenbogen befindet sich auch die benachbarte Kita Schatzkiste in städtischer Trägerschaft.
Ende der 1950er Jahre kamen die damals noch unabhängigen drei Gemeinden Schlierbach, Neuenschmidten und Hellstein überein, eine größere „Zentralschule“ zu bauen. Die in den jeweiligen Orten vorhandenen „einklassigen Schulen waren in einem schlechten Zustand“[24]. Eine neue Schule wurde am 12. Januar 1961 eingeweiht. Schon bald (1966) erfolgte, wegen des raschen Wachstums der Schülerzahl, eine erste Erweiterung, weitere folgten 1990 und 2003.
Die Schule entwickelte sich nach und nach von einer Schule mit Primar- und Sekundarstufe zu einer reinen Grundschule. Deren Einzugsbereich waren jetzt nicht nur die drei Talgemeinden Brachttals, sondern auch die auf der Spielberger Platte gelegenen Orte Streitberg, Spielberg sowie die Wächtersbacher Berggemeinden Wittgenborn, Waldensberg und Leisenwald. Udenhain wurde erst 1974 in die Gemeinde Brachttal eingemeindet. Deshalb sind die dort wohnenden Kinder in der Grundschule Birstein verblieben.
Die weiterführende Schule für die Gemeinde Brachttal mit ihren Ortsteilen ist die im Stadtzentrum von Wächtersbach befindliche kooperative Gesamtschule, die Friedrich-August-Genth-Schule. Alle Ortsteile sind mit Buslinien an dieses Schulzentrum angebunden. Für den gymnasialen Abschluss steht das Grimmelshausen-Gymnasium Gelnhausen zur Verfügung.
Die Gemeindebücherei befindet sich im Ortsteil Udenhain, zudem gibt es einen öffentlichen Bücherschrank am evangelischen Pfarrhaus in Schlierbach.
Im Brachttaler Ortsteil Spielberg befindet sich das vom Museums- und Geschichtsverein Brachttal betriebene Brachttal-Museum. Neben einer umfangreichen Sammlung an Waechtersbacher Keramik werden hier Sonderausstellungen mit wechselnden Themen gezeigt. Im Dachgeschoss des Museums befindet sich ein Modelleisenbahn-Nachbau der Strecke der Vogelsberger Südbahn. Das Museum verfügt zudem über Vitrinen in denen die Ausgrabungsgegenstände der Spielberger Burg gezeigt werden.[25]
Im Brachttaler Ortsteil Streitberg befindet sich das privat betriebene Lindenhof-Museum, in welchem sich ebenfalls eine umfangreiche Sammlung von Gegenständen der Wächtersbacher Steingutfabrik verschiedener Stilepochen (Historismus, Jugendstil, Art Déco) befindet.[26]
Weithin sichtbare Landmarken:
Alle Ortsteile der Gemeinde Brachttal verfügen über Dörfgemeinschaftshäuser. Neben der kommunalen Nutzung können sie auch für private Veranstaltungen aller Art, Familienfeiern, Präsentationen, Seminare und Ähnliches gebucht werden.[33]
Alle sechs Ortsteile von Brachttal haben jeweils eigene Freiwillige Feuerwehren mit entsprechenden Stützpunkten.
Brachttal ist an das Autobahnnetz über die Bundesstraße 276, die zur Anschlussstelle (AS 45) Bad Orb-Wächtersbach der A 66 führt, angebunden.
Am nächsten Bahnhof Wächtersbach an der Bahnstrecke Frankfurt-Fulda sichern Regionalverbindungen den Anschluss an die Verkehrsknotenpunkte Frankfurt (Main), Frankfurt (Main) Süd und Fulda. Der Regional-Express Fulda–Frankfurt (RE 50) verkehrt im Stundentakt, hinzu kommt die Regionalbahn Wächtersbach–Frankfurt (RB 51). Der Bahnhof ist behindertengerecht ausgebaut.
Es besteht Anschluss an das Radwegenetz Hessen über den Vogelsberger Südbahnradweg, welcher durch Brachttal führt. Auf diesem verkehrte bis 1967 die heute stillgelegte Vogelsberger Südbahn. Anschluss besteht auch zum Hessischen Radfernweg R3. Er führt als Rhein-Main-Kinzig-Radweg von Rüdesheim nach Tann in der Rhön.
In Schlierbach sowie Neuenschmidten besteht zudem auch Anschluss an den Vogelsberger Vulkan Express, einem Fahrradbus. In Bad Orb beginnend, verkehrt er entlang des Vulkanradweges, von Anfang Mai bis Ende Oktober an Samstagen, Sonn- und Feiertagen. Die Endhaltestellen der Linie sind Bad Orb und Hoherodskopf. Es gelten die Tarife des Rhein-Main-Verkehrsverbundes[34].
Die Buslinien MKK-71 und MKK-72 der Kreiswerke Main-Kinzig GmbH stellen eine stündliche Verbindung über die Orte Wächtersbach-Schlierbach-Neuenschmidten-Birstein dar. Die Ortsteile Hellstein und Udenhain sind jeweils im Zweistundentakt über die längere Linie MKK-71 nach Wächtersbach und Birstein verbunden[35]. Die in unregelmäßigen Zeitabständen verkehrende Buslinie MKK-73 verbindet die Ortsteile Spielberg und Streitberg mit Wächtersbach.
Am 3. Juni 2014 wurde Brachttal durch die Breitband Main-Kinzig GmbH an das Glasfasernetz angeschlossen. Dadurch wurde eine Versorgung mit 50 Mbit/s realisiert.[36]
An Tageszeitungen gibt es die Gelnhäuser Neue Zeitung. Das amtliche Verkündigungsorgan der Gemeinde stellt die wöchentlich erscheinende Zeitung Die Regionale dar, diese wird auf der Gemeindewebsite regelmäßig veröffentlicht. Das seit 1833 existierende Gelnhäuser Tageblatt wurde dagegen zum 31. März 2017 eingestellt. An Online-Zeitungen stehen Osthessen News und Vorsprung Online sowie die Onlineausgaben der Gelnhäuser Neue Zeitung und der Fuldaer Zeitung zur Verfügung.
Städte: |
Bad Orb | Bad Soden-Salmünster | Bruchköbel | Erlensee | Gelnhausen | Hanau | Langenselbold | Maintal | Nidderau | Schlüchtern | Steinau an der Straße | Wächtersbach |
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Gemeinden: |
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Gemeindefreies Gebiet: |