world.wikisort.org - Deutschland

Search / Calendar

Baienfurt ist eine oberschwäbische Gemeinde im baden-württembergischen Landkreis Ravensburg in Deutschland. Die Gemeinde mit gut 7000 Einwohnern gehört zum Gemeindeverwaltungsverband Mittleres Schussental.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Ravensburg
Gemeindeverwal­tungsverband: Mittleres Schussental
Höhe: 459 m ü. NHN
Fläche: 16,01 km2
Einwohner: 7251 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 453 Einwohner je km2
Postleitzahl: 88255
Vorwahl: 0751
Kfz-Kennzeichen: RV, SLG, ÜB, WG
Gemeindeschlüssel: 08 4 36 011
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Marktplatz 1
88255 Baienfurt
Website: www.baienfurt.de
Bürgermeister: Günter A. Binder
Lage der Gemeinde Baienfurt im Landkreis Ravensburg
Karte
Karte

Geografie



Geografische Lage


Baienfurt ist Teil des Siedlungsgebiets Mittleres Schussental, das sich von Eschach, ein südlicher Stadtteil Ravensburgs, über die beiden Städte Ravensburg und Weingarten bis nach Baienfurt und Baindt im Norden erstreckt. Sie befindet sich wenige Kilometer westlich des Altdorfer Walds am Talostrand der Schussen, die ein nördlicher Bodensee- bzw. Rhein-Zufluss ist, und wird vom Schussen-Zufluss Wolfegger Ach durchflossen.


Nachbargemeinden


Baienfurt grenzt im Norden beginnend an Fronreute, Baindt, Bergatreute, Schlier, Weingarten und Berg.


Gemeindegliederung


Zu Baienfurt gehören neben dem Hauptort die Ortsteile und Wohnplätze Niederbiegen, Köpfingen, Kickach, Baumgarten und Briach sowie das Wohngebiet Neubriach.


Schutzgebiete


Baienfurt hat im Norden einen minimalen Anteil am Naturschutzgebiet Annaberg und im äußersten Süden einen ebenso minimalen Anteil am Landschaftsschutzgebiet Laurental und Rößlerweiher.

Zudem liegen in Baienfurt Teile der FFH-Gebiete Schussenbecken mit Tobelwäldern südlich Blitzenreute und Altdorfer Wald.[2]


Geschichte


Blick auf Baienfurt von Westen
Blick auf Baienfurt von Westen

Durch Bodenfunde sind keltische Siedlungsspuren im Gemeindegebiet belegt. Aus der Hallstattepoche gibt es einen Grabhügel. Auf dem Gebiet der heutigen Teilorte Rain und Kickach gab es römische Landgüter.

Die Siedlung Baienfurt ist wahrscheinlich im 9. Jahrhundert entstanden. Der Name Baienfurt, in frühen Dokumenten auch Baier, Beierfurt oder Paigerfurt geschrieben, geht auf eine Furt durch die Wolfegger Ach zurück. Baien wird von baie, beige (= Öffnung) abgeleitet, andere Quellen nennen eine Herkunft von Bai (= Riedgras).

Wahrscheinlich vor 1090 unter Welf IV. erhielten die Herren von Waldburg den Ort als Lehen. 1143 wird der Ort Binningen erstmals als Eigentum des Klosters Weingarten urkundlich genannt, Kickach wird 1148 erstmals urkundlich erwähnt. 1278 wurde eine Blasiuskapelle in Briach errichtet. 1525 waren Baienfurt und seine Umgebung ein Schauplatz des Deutschen Bauernkriegs. Die Truchsessen von Waldburg hatten die Herrschaft bis 1587 inne, als sie die Landeshoheit in einem Vergleich der vorderösterreichischen Landvogtei Schwaben mit Sitz im benachbarten Altdorf (heute Weingarten) übertrugen. Baienfurt wurde Kameralort der Landvogtei, Grundbesitz hatten neben der Landvogtei aber auch die Klöster Weingarten und Baindt. 1806 wurde Baienfurt mit der Landvogtei Schwaben Teil des Königreichs Württemberg (Oberamt Ravensburg, Amt Um-Altdorf).

1826 wurde der Ort zusammen mit anderen Teilen des ehemaligen Amtes Um-Altdorf und der Siedlung um das Kloster Baindt zur Gemeinde Baindt vereinigt, deren Schultheissensitz Baienfurt war. Schon 22 Jahre später hatten die stetigen Bemühungen der Baienfurter um Selbständigkeit jedoch Erfolg, als die Gemeinde am 20. September 1848 zur selbständigen Schultheißerei ernannt wurde.

1850 erhielt Baienfurt mit der benachbarten Bahnstation Niederbiegen an der Württembergischen Südbahn Anschluss an das Netz der Württembergischen Eisenbahnen.

Mit der Entstehung einer Papierfabrik ab 1870 wurde das bis dahin bäuerlich geprägte Dorf Industriestandort und wuchs seither stetig.

1934 wurde das Oberamt Ravensburg in Kreis Ravensburg umbenannt und 1938 im Rahmen der Verwaltungsreform während der NS-Zeit in Württemberg in den Landkreis Ravensburg überführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel Baienfurt mit dem Landkreis Ravensburg in die Französische Besatzungszone und kam somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 als Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern im Land Baden-Württemberg aufging.

Von 1970 bis 1977 wurde ein modernes Ortszentrum mit Rathaus, Gemeindehalle, Marktplatz und Hallenschwimmbad errichtet. Eine zunächst vorgesehene Fusionierung der Gemeinde mit Ravensburg, Weingarten und Baindt im Zuge der Gemeindereform 1975 kam wegen mangelnder Zustimmung der Bevölkerung im Schussental nicht zustande.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 184918881910193919591987199119951999200520102015
Einwohner80012001750290041007000662068837200729371947138

Politik


Gemeinderatswahl 2019
Wahlbeteiligung: 54,6 % (2014: 46,6 %)
 %
40
30
20
10
0
31,2 %
29,8 %
27,7 %
11,3 %
CDU
FW
Grüne
SPD
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
−5,1 %p
−1,9 %p
+8,0 %p
−1,0 %p
CDU
FW
Grüne
SPD

Gemeinderat


Die Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 führte in Baienfurt zu dem in den nebenstehenden Diagrammen dargestellten Ergebnis.[3]

Sitzverteilung 2019 im Gemeinderat
2
5
5
6
2 5 5 6 
Insgesamt 18 Sitze
  • SPD: 2
  • Grüne: 5
  • FW: 5
  • CDU: 6
Kardeldenkmal (Detail): Anbau von Kardeln
Kardeldenkmal (Detail): Anbau von Kardeln

Bürgermeister


Liste der Bürgermeister von Baienfurt von 1848 bis heute:

AmtszeitNameAnmerkung
1848–1870Johann Baptist Mehrle
1870–1872Alois Mangold
1872–1919Gebhard Mehrle1911 Anbindung an Straßenbahn Ravensburg-Weingarten
1919–1929Otto Mehrle
1929–1938Leo Lacher
1938–1945Emil Teufeleingesetzt, nicht demokratisch gewählt
1945–1946Karl KurzMilitärregierung unter französischer Besatzung
1946–1949Johann Mehrle[4]
1949–1961Karl Rittler[5]
1961–1989Maximillian „Max“ Brenner(1929–2007), 1989 zum Ehrenbürger[6]
1989–2013Robert WiedemannFWV, Amtszeit bis Dezember 2013, seit Dezember 2013 Ehrenbürger der Gemeinde Baienfurt
seit 2013Günter A. BinderCDU, ehemaliger Hauptamtsleiter in Bodnegg, gewählt am 22. September 2013 mit 93,1 %[7][8]
wiedergewählt am 26. September 2021 mit 86,6 Prozent der Stimmen

Der bisherige Bürgermeister Robert Wiedemann trat nach 24 Jahren im Dezember 2013 nicht mehr zur Wiederwahl an.[9] Als mögliche Nachfolger stellten sich 2013 nur zwei Kandidaten, wobei einer davon als Kandidat der „NEIN!-Idee Partei“[10] von der lokalen Presse mehr oder weniger als „Spaßkandidat“ eingestuft wurde.


Wappen


Wappenbeschreibung: In Grün eine goldene (gelbe) Weberkardel.

Von 1850 bis etwa 1918 wurden in Baienfurt Kardeln (Weberdisteln) angebaut. Kardeln dienten zum Aufrauen von Leinentuchen und wurden bei einem eigenen Kardelnmarkt in Baienfurt verkauft, der durch das Aushängen von blau-weißen Fahnen angekündigt wurde. Der Kardel wurde im Juli 2000 auf dem Platz vor der evangelischen Kirche ein bronzenes Denkmal gesetzt.

Seit Januar 2011 steht das bronzene Denkmal vor dem „Neunerbeck“ in Baienfurt, welches eines der ältesten Häuser der Gemeinde ist und in welchem sich passend zum Denkmal, ein Kardelmuseum befindet.


Gemeindepartnerschaften


Baienfurts Partnergemeinden sind seit 1993 Martonvásár in Ungarn, seit 2006 Goito in Italien sowie seit 2010 Pirna in Sachsen. Bereits 1989 schlossen sich verschiedene Orte im Schussental für eine projektbezogene Unterstützung mit Brest in Belarus zusammen.[11]


Kultur und Sehenswürdigkeiten



Kunst, Musik, Theater


Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

Bauwerke



Regelmäßige Veranstaltungen


„Kardelhannes“ der Narrenzunft Henkerhaus
„Kardelhannes“ der Narrenzunft Henkerhaus

Wirtschaft und Infrastruktur


Neben wenigen landwirtschaftliche Betrieben (mit Dauergrünland, Ackerland und Obstbau) und Forstwirtschaft (etwa 20 % der Gemeindefläche sind Waldgebiet) ist der Ort weitgehend von Industrie, Handwerk und Handel geprägt.

Schon im 13. Jahrhundert wurden an der Wolfegger Aach drei Mühlen betrieben. Im 19. Jahrhundert war der Fluss Grundlage für die Entstehung einer Papierfabrik (1870–1873). Sie gehörte ab 1968 zum Feldmühle-Konzern und heute seit 1990 zur finnisch-schwedischen Stora-Enso-Gruppe. Zum Jahresende 2008 hat der Konzern das Werk Baienfurt bis auf ein Schneidzentrum komplett geschlossen.[15]

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden außerdem eine Zigarrenfabrik und eine Eisen- und Metallgießerei.


Verkehr


Bahnhof Niederbiegen
Bahnhof Niederbiegen

Bildung


In Baienfurt gibt es mit der Achtalschule seit 2013 eine Gemeinschaftsschule (vorher eine Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule). Für die jüngsten Einwohner bestehen zwei gemeindliche, zwei römisch-katholische und ein evangelischer Kindergarten. Außerdem gibt es im Ort eine Außenstelle der Volkshochschule Ravensburg-Weingarten.


Persönlichkeiten



Ehrenbürger



Söhne und Töchter der Gemeinde



Literatur




Commons: Baienfurt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2021 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Daten- und Kartendienst der LUBW
  3. Statistisches Landesamt Baden‑Württemberg – Vorläufiges Ergebnis der Gemeinderatswahlen 2019: Baienfurt, abgerufen am 19. September 2019
  4. Telefonat mit BM Wiedemann am 28. November 2013
  5. Telefonat mit BM Wiedemann am 28. November 2013
  6. SZ Ehrenbürger Brenner http://www.schwaebische.de/region/oberschwaben/ravensburg/rund-um-ravensburg_artikel,-Eine-Tafel-fuer-Ehrenbuerger-doch-wo-soll-sie-haengen-_arid,5410076.html
  7. Bürgermeisterwahl Baienfurt (Memento vom 4. Oktober 2013 im Internet Archive) Mitteilung im www.Staatsanzeiger.de
  8. Fotoalben (Memento vom 3. August 2014 im Internet Archive) Amtsblatt der Gemeinde Baienfurt zur Wahl
  9. SZ: Robert Wiedemann hört zum Dezember 2013 auf http://www.schwaebische.de/region/oberschwaben/ravensburg/rund-um-ravensburg_artikel,-Baienfurt-sucht-einen-neuen-Buergermeister-_arid,5438674.html
  10. http://www.nein-idee.de/ Die offizielle Webseite der „NEIN!-Idee Partei“
  11. Partnergemeinden von Baienfurt, abgerufen am 21. Juni 2020
  12. A. Spectator: Die neue Kirche in Baienfurt bei Weingarten. In: Archiv für christliche Kunst, 44. Jahrgang 1929, S. 82–93. (Digitalisat)
  13. Hubert Krins: Die Marienkirche in Baienfurt, Kreis Ravensburg. Ein Bauwerk des Expressionismus. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Jahrgang 1977, Heft 3, S. 97–102. (PDF (Memento des Originals vom 23. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.denkmalpflege-bw.de)
  14. Baienfurt St. Maria. (= Kunstführer, Nr. 1427.) Schnell und Steiner, München 1983.
  15. Schwäbische Zeitung, Lokalausgabe Ravensburg, vom 11. September 2008

На других языках


- [de] Baienfurt

[en] Baienfurt

Baienfurt (Low Alemannic: Boeafurt) is a municipality in the district of Ravensburg in Baden-Württemberg in Germany.

[ru] Байнфурт

Байнфурт (нем. Baienfurt) — коммуна в Германии, в земле Баден-Вюртемберг.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2024
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии