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Schlier ist eine Gemeinde im baden-württembergischen Landkreis Ravensburg in Deutschland.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Ravensburg
Gemeindeverwal­tungsverband: Gullen
Höhe: 596 m ü. NHN
Fläche: 32,6 km2
Einwohner: 3910 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 120 Einwohner je km2
Postleitzahl: 88281
Vorwahl: 07529
Kfz-Kennzeichen: RV, SLG, ÜB, WG
Gemeindeschlüssel: 08 4 36 069
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rathausstr. 10
88281 Schlier
Website: www.schlier.de
Bürgermeisterin: Katja Liebmann
Lage der Gemeinde Schlier im Landkreis Ravensburg
Karte
Karte
Schlier
Schlier
Schlier von Nordosten
Schlier von Nordosten
Der Dorfweiher von Schlier
Der Dorfweiher von Schlier
Der Rösslerweiher gehört zum Naherholungsgebiet der Gemeinde.
Der Rösslerweiher gehört zum Naherholungsgebiet der Gemeinde.
Schlier, Kath. Pfarrkirche St. Martin
Schlier, Kath. Pfarrkirche St. Martin
Der Dorfbrunnen von Schlier
Der Dorfbrunnen von Schlier

Die Gemeinde Schlier, die überwiegend landwirtschaftlich geprägt ist und sich auf 32,58 km² Fläche erstreckt, hat mehr als 3800 Einwohner.


Geographie



Lage


Die Gemeinde Schlier liegt am Südrand des Altdorfer Walds oberhalb bzw. östlich des Schussentals wenige Kilometer östlich der Städte Ravensburg und Weingarten.


Nachbargemeinden


Die Gemeinde Schlier grenzt an die Gemeinden Baienfurt, Bergatreute, Grünkraut, Waldburg, Vogt, Wolfegg und die Städte Ravensburg und Weingarten.


Gemeindegliederung


Die Gemeinde Schlier besteht aus den Hauptteilorten Schlier und Unterankenreute sowie über 30 Weilern und Einzelhöfen, darunter als größte die Weiler Erbisreute, Fenken, Hintermoos und Wetzisreute.

Die übrigen Weiler und Höfe sind Albisreute, Appenberg, Dietenbach, Eratsrain, Fechtberg, Fohren, Furtbach, Fuchsenloch, Gessenried, Grieble, Katzheim, Kehrenberg, Kocherhof, Krautenau, Lanzenreute, Lauratal, Maierhanser, Mühlenreute, Oberankenreute, Richlisreute, Rößlerhof, Schattbuch, Spinnenhirn, Starental, Steinrausen, Stöcklisberg, Unterankenreute und Zundelbach.[2]


Geschichte



Mittelalterliche Ortsgeschichte


Im Jahr 861 berichtet eine Urkunde aus St. Gallen erstmals über den zu diesem Kloster gehörenden Weiler Kehrenberg in der heutigen Gemeinde Schlier. Während der Zeit des Hochmittelalters lag der Ort im Herzogtum Schwaben. Ab 1056 ist eine reiche urkundliche Überlieferung im Traditionskodex, den Rödeln und Urbaren des Klosters Weingarten nachzulesen. Um 1100 schenkte Welfenherzog Heinrich der Stolze zwei Güter in Gessenried dem Kloster Weingarten. Gegen Mitte des 13. Jahrhunderts gehörte durch Schenkungen und Erwerbungen ein beträchtlicher Teil der heutigen Gemeinde Schlier dem Kloster Weingarten. Die erste namentliche Erwähnung steht in einem Vertrag von 1269 zwischen dem Kloster Weingarten und dem Truchsessen von Waldburg, wo ein Ritter Rufus de Sliere als Zeuge auftritt. Zur damaligen Zeit gehörte das Gebiet mehreren Herrschaften, insbesondere zum Kloster Weingarten, den Truchsessen von Waldburg und den Herren von Wildenegg, einige Höfe den Herren von Ankenreute und Richlisreute, ein einzelner Hof dem Kloster Einsiedeln und Kehrenberg zum Kloster St. Gallen. Ab dem Ende des 13. Jahrhunderts gelangten die meisten dieser Lehnsgüter durch Schenkung oder Kauf an das Kloster Weingarten.


Entwicklungen in der frühen Neuzeit


1525 lagerten in Schlier aufständische Bauern, die als Seehaufen, Allgäuer Haufen und Baltringer Haufen in die Geschichte eingegangen sind und auch die Lehnsleute des Klosters Weingarten zum Mitmachen zwingen. Georg Truchsess von Waldburg-Zeil, besser bekannt unter dem Namen Bauernjörg, schloss mit ihnen den Weingartener Vertrag und vermied dadurch die offene Feldschlacht. Die trotzdem quasi Kapitulation der Bauern gab ihm aber die Möglichkeit, im Unterland, also z. B. in Böblingen, die dortigen Bauernaufstände umso grausamer niederzuschlagen. Der Galgenberg in Waldburg war Endstation für die dabei gefangen genommenen Bauern. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Gebiet um Schlier nicht nur durch die Schweden geplündert, sondern auch durch mehrere Pestepidemien sowie Hungersnöte heimgesucht. In einer Aufstellung des Klosters Weingarten von 1637 werden gerade noch 130 überlebende Einwohner namentlich genannt, 1648 sind lediglich 14 Höfe übrig geblieben. Rund 80 Prozent der vormaligen Bevölkerung war verschwunden. Um die Höfe neu zu besiedeln, wurden aus der Schweiz, Tirol und Vorarlberg Bauern angeworben, deren Familiennamen noch heute von ihrer Herkunft künden. Sie schienen fruchtbar gewesen zu sein, denn bereits ab 1690 wanderten viele Schlierer Bürger als Donauschwaben hauptsächlich nach Ungarn und in das Banat, dem späteren Jugoslawien aus.

Zwischen 1791 und 1800 fanden Plünderungen durch französische und russische Truppen statt. Der Russenfriedhof im Wald seitlich des Weges von Weingarten nach Unterankenreute kündet noch heute davon, dass im Lazarett Weingarten viele kosakische und tatarische Soldaten starben. Im Reichsdeputationshauptschluss wurde die Abtey Weingarten dem Fürsten von Nassau-Dillenburg als Entschädigung für linksrheinische Besitzungen in Holland und Belgien zugesprochen.


Württembergische Zeit


1806 wurde das Gebiet von Kaiser Napoleon dem (evangelischen) Königreich Württemberg zugeschlagen, was im überwiegend katholischen Oberschwaben auf sehr wenig Zustimmung stieß. Am 12. Juni 1812 wurde Schlier durch königliches Reskript zur Königlich Württembergischen Gemeinde. Bis 1934 gehörte Schlier nun zum Oberamt Ravensburg. Nach dem Ersten Weltkrieg waren 61 Gefallene aus Schlier zu beklagen, die für die Württembergische Armee ins Feld gezogen waren.

Während der NS-Zeit in Württemberg fanden zwei Kreisreformen statt. Zunächst gab es 1934 lediglich eine Umbenennung des Oberamts in Kreis Ravensburg, bei dem sich Schlier von 1934 bis 1938 befand. Mit der größeren Kreisreform von 1938 kam Schlier zum erweiterten Landkreis Ravensburg, dem es bis heute angehört. Der Zweite Weltkrieg forderte 90 Todesopfer unter den in die Wehrmacht eingezogenen Soldaten aus Schlier.


Nachkriegszeit


Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Ort Teil der französischen Besatzungszone und erfuhr somit die Zuordnung zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging.


Religionen


Schlier ist wie das gesamte Umland von der römisch-katholischen Konfession geprägt. Bis 1822 gehörten die Einwohner zur Pfarrei Weingarten. Die römisch-katholische Kirchengemeinde St. Martin in Schlier gehört zum Dekanat Allgäu-Oberschwaben der Diözese Rottenburg-Stuttgart und umfasst auch die Filialkirchengemeinde Unterankenreute. Außer den beiden Kirchen St. Martin in Schlier und Mariä Himmelfahrt in Unterankenreute gibt es Kapellen in Hintermoos (St. Sebastian), Unterankenreute (St. Sebastian) und Wetzisreute (St. Joseph und Georg, so genannte Boserkapelle).

Die evangelischen Christen der Gemeinde gehören zur Kirchengemeinde Weingarten (Pfarramt Weingarten II) im Kirchenbezirk Ravensburg der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.


Politik



Verwaltungsverband


Schlier gehört zum Gemeindeverwaltungsverband Gullen mit Sitz in Grünkraut.


Gemeinderat


Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Nach der Kommunalwahl vom 26. Mai 2019 (Wahlbeteiligung 67,3 %) ergab sich die folgende Sitzverteilung.[3]

  1. Freie Wählervereinigung: 37,4 % (+5,2 %) – 6 Sitze (+1)
  2. dorf – leben – gestalten (dlg): 30,3 % (+2,6 %) – 4 Sitze (±0)
  3. Unabhängige Wählervereinigung Schlier (UWV): 22,4 % (−0,6 %) – 3 Sitze (±0)
  4. CDU: 9,8 % (−7,3 %) – 1 Sitze (−1)

Bürgermeister


Bis 1933 hießen die Gemeindevorsteher Schultheißen, seither Bürgermeister.


Wappen


Das Wappen wurde 1954 geschaffen, 1955 von der Landesregierung genehmigt und 1987 überarbeitet. Die Blasonierung lautet: In Silber ein roter Löwe, im rechten Obereck in Rot eine silberne Schwurhand.

Die Schwurhand soll an die Herren von Ankenreute erinnern, die einst eine wichtige Rolle spielten. Die in ihrem damaligen Wappen wiedergegebene gepanzerte Ritterfaust galt 1954 als zu martialisch und damit nicht mehr zeitgemäß. Der welfische Löwe und die welfischen Farben Rot-Silber erinnern an die jahrhundertelange Zugehörigkeit des Ortes zum Kloster Weingarten, das einst von den Welfen gegründet worden war.


Wirtschaft und Infrastruktur



Verkehr


Die Gemeinde ist mit einigen Buslinien u. a. mit Ravensburg, Vogt und Wangen im Allgäu verbunden und gehört dem Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (bodo) an.


Bildung


In den beiden Ortsteilen Schlier und Unterankenreute gibt es jeweils einen römisch-katholischen Kindergarten und eine Grundschule.


Persönlichkeiten



Literatur




Commons: Schlier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2020 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Chronik des Kreises Ravensburg. Chroniken-Verlag, Hinterzarten 1975, S. 787
  3. Gemeinderatswahl Schlier 26.05.2019. Abgerufen am 3. Juni 2019.
  4. http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Schliers-Buergermeisterin-startet-am-6-Dezember-_arid,10546323_toid,536.html
  5. Österreichisches Biographisches Lexikon

На других языках


- [de] Schlier (Gemeinde)

[en] Schlier

Schlier is a town in the district of Ravensburg in Baden-Württemberg in Germany.

[ru] Шлир (посёлок)

Шлир (нем. Schlier) — коммуна в Германии, в земле Баден-Вюртемберг.



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