Siegendorf (kroatisch Cindrof, ungarisch Cinfalva) ist eine Marktgemeinde mit 3203 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2022) im Bezirk Eisenstadt-Umgebung, im Burgenland in Österreich. Ein relativ großer Anteil der Gemeindebevölkerung sind Angehörige der Volksgruppe der Burgenland-Kroaten.
Marktgemeinde Siegendorf Cindrof | ||
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Wappen | Österreichkarte | |
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Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Burgenland | |
Politischer Bezirk: | Eisenstadt-Umgebung | |
Kfz-Kennzeichen: | EU | |
Fläche: | 23,06 km² | |
Koordinaten: | 47° 47′ N, 16° 32′ O47.78222222222216.540555555556176 | |
Höhe: | 176 m ü. A. | |
Einwohner: | 3.203 (1. Jän. 2022) | |
Bevölkerungsdichte: | 139 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 7011 | |
Vorwahl: | 02687 | |
Gemeindekennziffer: | 1 03 15 | |
NUTS-Region | AT112 | |
UN/LOCODE | AT SIF | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausplatz 1 7011 Siegendorf | |
Website: | www.siegendorf.at | |
Politik | ||
Bürgermeisterin: | Rita Stenger (SPÖ) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2022) (23 Mitglieder) |
18
4
1
18 4 1
| |
Lage von Siegendorf Cindrof im Bezirk Eisenstadt-Umgebung | ||
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Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Die Gemeinde liegt im nördlichen Burgenland 7 km von der Landeshauptstadt Eisenstadt an der Grenze zu Ungarn und in der Nähe des Neusiedler Sees.
Nachbargemeinden:
Eisenstadt | Trausdorf an der Wulka | |
Wulkaprodersdorf | ![]() |
Sankt Margarethen |
Klingenbach | Ungarn |
Vor Christi Geburt war das Gebiet Teil des keltischen Königreiches Noricum und gehörte zur Umgebung der keltischen Höhensiedlung Burg auf dem Schwarzenbacher Burgberg.
Im Schuschenwald zweieinhalb Kilometer außerhalb der Ortschaft weisen vier Hügelgräber aus der späten Bronzezeit auf eine frühere Besiedlung hin.
Später unter den Römern lag das heutige Siegendorf dann in der Provinz Pannonia.
Der Ort gehörte, wie das gesamte Burgenland, bis 1920/21 zu Ungarn (Deutsch-Westungarn). Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Ortsname Cinfalva verwendet werden. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn in den Verträgen von St. Germain und Trianon 1919 Österreich zugesprochen. Der Ort gehört seit 1921 zum neu gegründeten Bundesland Burgenland (siehe auch Geschichte des Burgenlandes).
Nach den Aufzeichnungen der Dokumentationsarchives der Österreichen Widerstands und den Opferführsorgeakten der Sozialabteilung des Landes Burgenland waren mindestens 14 Siegendorfer aus politischen Gründen vorübergehend in Nazihaft bzw. in Konzentrationslagern interniert. Weiters wurden 3 Mitglieder einer kommunistischen Widerstandszelle im Ort hingerichtet.
Durch Impulse aus Wiener Neustädter Zellen formierte sich schon vor dem Anschluss an das Dritte Reich ein politischer Zirkel, bestehend aus ehemaligen Sozialdemokraten, Funktionären der Kommunistischen Partei und Revolutionären Sozialisten. Ursprung nahm dieser bei der gemeinsam Arbeit im Zillingdorfer Bergwerk und die Tätigkeiten umfassten das Gestalten von Druckschriften und das Sammeln von Solidaritätsbeiträgen für in Not geratene Genossen und deren Familien. Die Leitung hatte bis zu seiner Einberufung 1941 Johann Wild und danach der Hilfsarbeiter Mathias Karlovits inne.
1942 fand die Zelle ihr tragisches Ende: Fünf Mitglieder wurden zu je drei Jahren Zuchthaus, Mathias Karlovits und der Kassierer zum Tod verurteilt und am 2. November 1943 hingerichtet. Andreas Posteiner, ein weiteres Mitglied des Zirkels, wurde zu vier Jahren in der Strafanstalt Stein an der Donau verurteilt. Dort wurde er während des Massakers im Zuchthaus Stein am 6. April 1945 durch Alarmeinheiten der Schutzpolizei, des Kremser Volkssturms, der Wehrmachts-Garnison sowie der Waffen-SS erschossen.
Weiters wurde der Panzer-Grenadier Thomas Novak zum Tode verurteilt, der sich gegen Ende des Krieges unerlaubt von seiner Einheit entfernt hatte. Er wurde jedoch gefasst und das Urteil wurde am 14. März 1945 vollstreckt.
Auf dem Gemeindegebiet von Siegendorf leben sowohl Angehörige der deutschsprachigen- als auch burgenland-kroatischen Volksgruppe. Nach der Volkszählung von 2001 bekennen sich 49 % der Bevölkerung zur deutschsprachigen und 38 % zur burgenland-kroatischen Volksgruppe. Zusätzlich bezeichneten sich 6,4 % als Kroaten.
85 % der Gemeindebevölkerung sind Angehörige der römisch-katholischen Kirche.
In Siegendorf befand sich von 1853 bis 1988 die von Conrad Patzenhofer gegründete Zuckerfabrik Siegendorf.[2]
Die Gewerbezone-Ost in Siegendorf ist heute Standort mehrerer Handels- und Industriebetriebe.
Der Fremdenverkehrsort ist wegen seines milden Klimas und der vielen Sonnentage ein beliebtes Urlaubsziel. Der lokal angebaute Wein wird in Buschenschenken und Landgasthöfen ausgeschenkt.
Von den 17 landwirtschaftlichen Betrieben des Jahres 2010 waren zwölf Nebenerwerbsbetriebe. Diese bewirtschafteten 13 Prozent der Flächen. Im Produktionssektor waren rund 60 Prozent Baufirmen und 40 Prozent stellten Waren her. Mit der Warenherstellung waren 500 Mitarbeiter beschäftigt.[3][4][5]
Wirtschaftssektor | Anzahl Betriebe | Erwerbstätige | ||
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2011 | 2001 | 2011 | 2001 | |
Land- und Forstwirtschaft 1) | 17 | 31 | 9 | 5 |
Produktion | 46 | 21 | 590 | 181 |
Dienstleistung | 170 | 84 | 365 | 267 |
1) Betriebe mit Fläche in den Jahren 2010 und 1999
Im Jahr 2011 lebten 1324 Erwerbstätige in Siegendorf. Davon arbeiteten 257 in der Gemeinde und 1067 pendelten aus. Aus der Umgebung pendelten 707 Personen zur Arbeit nach Siegendorf.[6]
In der Gemeinde befinden sich ein Kindergarten, eine Volksschule und eine Neue Mittelschule.[7]
Für die medizinische Versorgung der Bevölkerung gibt es in Siegendorf mehrere Ärzte.[8]
Der Gemeinderat umfasst aufgrund der Einwohnerzahl insgesamt 23 Mitglieder.
Partei | 2022 | 2017[11] | 2012[12] | 2007[13] | 2002[14] | 1997[14] | ||||||||||||
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Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | |
SPÖ | 1.287 | 74,35 % | 18 | 1425 | 78,51 | 18 | 1387 | 79,26 | 19 | 1321 | 75,92 | 18 | 1342 | 78,66 | 19 | 1115 | 70,88 | 16 |
ÖVP | 291 | 16,81 % | 4 | 307 | 16,91 | 4 | 363 | 20,74 | 4 | 353 | 20,29 | 5 | 322 | 18,87 | 4 | 313 | 19,90 | 4 |
Grüne & Unabhängige | 99 | 5,72 % | 1 | nicht kandidiert | nicht kandidiert | nicht kandidiert | nicht kandidiert | nicht kandidiert | ||||||||||
FPÖ | 54 | 3,12 % | 0 | 83 | 4,57 | 1 | nicht kandidiert | nicht kandidiert | 42 | 2,46 | 0 | 102 | 6,48 | 1 | ||||
FBL | nicht kandidiert | nicht kandidiert | nicht kandidiert | 66 | 3,79 | 0 | nicht kandidiert | nicht kandidiert | ||||||||||
BFS | nicht kandidiert | nicht kandidiert | nicht kandidiert | nicht kandidiert | nicht kandidiert | 43 | 2,73 | 0 | ||||||||||
Wahlberechtigte | 2750 | 2459 | 2418 | 2348 | 2181 | 1989 | ||||||||||||
Wahlbeteiligung | 66,51 % | 77,06 % | 78,49 % | 78,92 % | 83,81 % | 87,43 % |
Neben Bürgermeisterin Rita Stenger (SPÖ) und Vizebürgermeister Norbert Schelakovsky (SPÖ)[15] gehören die geschäftsführenden Gemeinderäte Gerhard Leidl (SPÖ), Roland Schimetits (SPÖ), Florian Schober (ÖVP), Roland Schuller (SPÖ) und Corinna Wlasits (SPÖ) dem Gemeindevorstand an.[16]
Roland Schmietits (SPÖ) wurde zum Gemeindekassier gewählt.[16]
Bürgermeisterin ist Rita Stenger, die am 20. November 2021 die Nachfolge von Rainer Porics (SPÖ) antrat.[17] Bei der Bürgermeisterdirektwahl am 2. Oktober 2022 wurde Stenger mit 81,5 % der Stimmen in ihrem Amt bestätigt. Ihr Mitbewerber Florian Schober (ÖVP) erreichte 18,5 %.[11]
In der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats wurde Norbert Schelakovsky (SPÖ) zum Vizebürgermeister gewählt.[18]
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