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Sögel ist eine Gemeinde und der Verwaltungssitz in der Samtgemeinde Sögel im Landkreis Emsland im westlichen Niedersachsen (Deutschland).

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Niedersachsen
Landkreis: Emsland
Samtgemeinde: Sögel
Höhe: 35 m ü. NHN
Fläche: 55,26 km2
Einwohner: 8210 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 149 Einwohner je km2
Postleitzahl: 49751
Vorwahl: 05952
Kfz-Kennzeichen: EL
Gemeindeschlüssel: 03 4 54 047
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Ludmillenhof
49751 Sögel
Website: www.soegel.de
Bürgermeister: Günther Wucherpfennig (CDU)
Lage der Gemeinde Sögel im Landkreis Emsland
Karte
Karte

Die Gemeinde, die sich über 55,2 km² Fläche erstreckt, hatte Ende des Jahres 2018 rund 8000 Einwohner.


Geografie



Lage


Sögel liegt am Südrand des Hümmlings, eines Geestrückens im Emsland. Östlich von Sögel befindet sich das Quellgebiet der Nordradde, einem Nebenfluss der Ems.


Nachbargemeinden


Nachbargemeinden sind im Norden die Gemeinden Werpeloh und Spahnharrenstätte, im Osten die Gemeinden Werlte und Lahn in der Samtgemeinde Werlte, im Süden die Gemeinden Hüven, Klein Berßen und Groß Berßen und im Westen die Gemeinde Stavern, sowie in der Samtgemeinde Lathen die Gemeinden Lathen und Renkenberge.


Geschichte


Sögel (alt: Sugila 1000, Soghelen 1150) ist eine uralte Ansiedlung. Sögel wurde um 1000 erstmals im Heberegister des Klosters Corvey erwähnt. Corvey besaß hier im 11. Jahrhundert drei tributpflichtige Höfe. Das Bestimmungswort sugi bedeutet Schwein, Sau. Das Grundwort la, lo, loh steht für Gehölz. Hier befand sich also ein Gehölz für die Eichelmast der Schweine.

Bis 1932 war Sögel Sitz des früheren Amtes und späteren Landkreises Hümmling, der dann mit dem Landkreis Aschendorf zum Landkreis Aschendorf-Hümmling zusammengelegt wurde. Seit 1977 gehört Sögel zum Landkreis Emsland mit Meppen als Kreisstadt. In Sögel lebten verhältnismäßig viele jüdische Einwohner, die 1925 5,2 Prozent der Einwohner stellten. Sie bildeten mit den jüdischen Einwohnern von Lathen und Werlte eine Synagogengemeinde. In der NS-Zeit versuchten einige, auszuwandern, doch die Masse blieb im Ort und wurde 1941 und 1942 in den Osten deportiert und kam bald darauf in Ghettos oder KZs um, ebenso wie die in die Niederlande ausgewanderten Gemeindemitglieder. Nur zwei der wenigen Überlebenden der Gemeinde kehrten 1945 nach Sögel zurück.


Das Ende des Zweiten Weltkriegs


In Sögel bestand während des Zweiten Weltkriegs ein Ausweichlager für ausgebombte Emder Familien. Sögel wurde am 9. April 1945 vom Lake Superior Regiment (Motor) der kanadischen Armee eingenommen.[2] Bei einem zuvor geflogenen Bombenangriff starben elf Einwohner und zwei deutsche Soldaten. Eine andere Quelle schreibt: „Zwölf Todesopfer (neun Sögeler Einwohner – darunter vier Kinder – und drei deutsche Soldaten) und mehrere Verwundete, von denen noch zwei einige Tage später ihren Verletzungen erlagen, waren zu beklagen.“[3] Am Folgetag führten deutsche Fallschirmjäger einen Gegenangriff auf den Ort durch. Es kam zu Häuserkämpfen in der Innenstadt von Sögel, wobei die kanadische Armee auch Panzer des Lincoln and Welland Regiments einsetzte.[4] Der Angriff konnte durch die Kanadier abgewehrt werden. Da sie die Unterstützung durch einheimische Zivilisten vermuteten, kam es im Anschluss an die Kämpfe zu Übergriffen kanadischer Soldaten auf diese. Später internierten sie die Zivilbevölkerung in einem Notgefangenenlager und sprengten am folgenden Tag über 70 Häuser entlang der vormaligen Kampflinie.[5] Die kanadische Armee bezeichnete den Kampf um Sögel als einen der für sie schwersten und verlustreichsten während des alliierten Vormarsches in Deutschland.[6] Die knapp gefasste Official Historical Summary der kanadischen Armee nennt Sögel nur in einem Satz zum Vorrücken der 4th Canadian Armoured Division: „On 8 April, it won a bridgehead over the River Ems at Meppen and then pressed forward through Sogel to Friesoythe.“[7]


Sonderwaffenlager in der Lahner Heide


Während des Kalten Krieges wurde ab 1963 zwischen Sögel und der Gemeinde Werlte ein zentrales Atomwaffenlager für das I. Korps der Bundeswehr und das niederländische I. Korps errichtet und vom Heer und der US Army betrieben. Im Februar 1992 wurden die letzten Atomwaffen aus dem Sondermunitionslager Lahn abtransportiert.


Eingemeindungen


Mit dem Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden in den Räumen Leer und Aschendorf-Hümmling wurde am 1. Januar 1973 Eisten in die Gemeinde Sögel eingegliedert.[8] Zum Gebiet der heutigen Gemeinde Sögel gehört auch der größte Teil der ehemaligen Gemeinde Wahn, die 1941 für die Vergrößerung des Krupp’schen Schießplatzes eingeebnet wurde.


Einwohnerentwicklung


Einwohnerentwicklung von Sögel
Einwohnerentwicklung von Sögel

(einschließlich des eingemeindeten Ortsteils Eisten)

Jahr Einwohner
18211681
18481979
18712086
18851971
19052367
19252824
19333146
19393526
Jahr Einwohner
19463238
19503422
19563163
19613111
19713948
20056729
20137556
20157464

Politik



Gemeinderat


Der Gemeinderat hat 21 gewählte Mitglieder. Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026. Dem Gemeinderat gehören seit der Kommunalwahl am 12. September 2021 drei Parteien und ein Einzelbewerber an.[9]


Wappen und Flagge


Das vom Heraldiker Ulf-Dietrich Korn entworfene Wappen sowie die Flagge der Gemeinde Sögel wurden am 9. Juni 1983 vom Landkreis Emsland genehmigt.

Blasonierung: „Gespalten von Blau und Rot durch eine eingebogene goldene Spitze, darin ein schwarzes Keilerhaupt; vorn eine goldene Waage; hinten eine Darstellung des heiligen Jakobus des Älteren in Silber, Brustbild mit Evangeliar.“

Begründung: Die Waage weist auf die Bedeutung des Ortes als Gerichtssitz hin, der in der Zeit vor 1400 nachgewiesen ist. Die Darstellung des hl. Jakobus bezieht sich auf das Patronat der Urpfarrei Sögel, welche um das Jahr 800 datiert ist. Das Keilerhaupt symbolisiert die Bedeutung Sögels für die Jagd.

Die Flagge ist im Verhältnis 1:3:1 Rot-Gelb-Rot waagerecht geteilt belegt mit dem Wappen in der Mitte.[10]


Sehenswürdigkeiten


Schloss Clemenswerth
Schloss Clemenswerth
Ludmillenhof
Ludmillenhof
Sankt Jakobus Kirche
Sankt Jakobus Kirche

Sögel ist heute ein staatlich anerkannter Erholungsort und wird von Einheimischen für seine idyllische Lage auf dem Hümmling wertgeschätzt. Sögel ist von Wald umgeben und bietet gleichsam Erholungssuchenden wie auch Sportlern ein breites Angebot.

Von überregionaler Bedeutung ist die barocke Schlossanlage Clemenswerth, in der sich acht sternförmig angeordnete kleinere Pavillonhäuser um einen größeren Zentralbau gruppieren. Die einzelnen Bauten sind eingefügt in acht, z. T. doppelreihige Linden-Alleen und bilden so einen Jagdstern.[11] Errichtet wurde die Anlage in der Zeit von 1737 bis 1749 vom kurfürstlichen Architekten Johann Conrad Schlaun für den Kölner Erzbischof und Kurfürsten, Fürstbischof von Münster und Träger weiterer Titel Clemens August I. von Bayern. Das Jagdschloss Clemenswerth ist das am besten erhaltene barocke Jagd- und Lustschloss seiner Art in Europa. Die sternförmige Anlage ist gekennzeichnet von einzelnen Achsen, die jeweils in eine Allee ragen und vom Zentralpavillon aus nur aus angewinkelter Position aus dem Fenster erblickt werden können. Die unmittelbare Umgebung des Waldes ermöglichte die Jagd. Teil der Anlage sind auch die drei miteinander durch Kanäle verbundenen Schlossteiche, die ebenfalls auf Achsen liegen, sowie der historische Marstall, der heute eine Jugendbildungsstätte beherbergt.[12] Auch ein Kapuzinerkloster, in dem noch heute einige wenige Patres leben[13], gehört zur Schlosskapelle. Dieser angegliedert ist ein großer Klostergarten. Clemenswerth ist heute Museum mit separater Töpferei und Sitz der Emsländischen Landschaft.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind der ehemals herzogliche Ludmillenhof, der heute das Rathaus beherbergt, sowie der alte Amtsbrunnen, das sog. „Sögeler Meer“ und der Heimathof.

In Sögel befindet sich eine katholische Kirche und auch eine Bartning-Notkirche (Typ D, Gemeindezentrum).

Weiterhin gibt es in der Samtgemeinde rund 5000 Jahre alte Stein- und Hügelgräber, andere Zeugen aus der Vorzeit und interessante Naturschutzgebiete.

Ein alter Güterbahnhof findet sich an der Bahnstrecke Lathen–Werlte (Emsländische Eisenbahn), die Gemeinde ist durch Landesstraßen an das Straßennetz angeschlossen. Einen eigenen Personenbahnhof gibt es im Hümmlingort Sögel nicht; hier sind die Bahnhöfe der Umgebung in Meppen oder Lathen anzufahren.

Mauergedicht am Haus Mühlenstraße 15
Mauergedicht am Haus Mühlenstraße 15

An markanten Punkten der Gemeinde Sögel hat seit 2012 der „Arbeitskreis Mauergedichte“ mit Unterstützung der Gemeinde Sögel bislang elf „Mauergedichte“ anbringen lassen.[14][15]

Die erste rumänisch-orthodoxe Kirche Niedersachsens steht in Sögel. Die Kirche soll Ostern 2021 geweiht werden und ist komplett aus Holz gebaut.[16]


Bildung


Gymnasium

Oberschule

Grundschule

Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen

Weitere Bildungseinrichtungen


Persönlichkeiten



In Sögel geboren



In Sögel gestorben



Sögel als Namensgeber


Ein Krater auf dem Mars in der Lunae-Palus-Region mit den Koordinaten 21,6° N, 55,2° W ist nach der Gemeinde Sögel benannt. Sögel hat einen Durchmesser von 30 km.[17]


Literatur


in der Reihenfolge des Erscheinens



Commons: Sögel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2021 (Hilfe dazu).
  2. Charles Perry Stacey: The Victory Campaign: The Operations in North-west Europe 1944–45. Veröffentlicht in Volume III der Official History of the Canadian Army in the Second World War. Queen's Printer. Ottawa, 1960. Seite 558. (online)
  3. Offline: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 17. Januar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lathen-life.de
  4. Canadian Heroes - Private Loren Nelson - To Sogel and Beyond. In: canadianheroes.org. Abgerufen am 24. Juni 2019.
  5. Wege aus dem Chaos, Das Emsland und Niedersachsen 1945–1949, Meppen 1987.
  6. The Maple Leaf, Ausgabe vom 3. Mai 1945.
  7. Chapter XVI – The Campaign in North-West Europe: The Advance to Victory, March–May 1945. In: ibiblio.org. Abgerufen am 10. Februar 2017. S. 279.
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. Mai 1970 bis 31. Dezember 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 252.
  9. Samtgemeinde Sögel: Gemeindewahl Sögel, 13. September 2021, abgerufen am 14. September 2021.
  10. Hans Fettweis: Die Wappen der Städte, Gemeinden und Altkreise des Emslandes. Lingen (Ems) 1989.
  11. Andrea Kaltofen: Die Sögeler Allee des Jagdsterns Schloss Clemenswerth in Sögel, Landkreis Emsland. Konsequenzen aus dem Alter und Nutzung. In: Niedersächsisches Landesamtes für Denkmalpflege (Hrsg.): Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen, ISSN 0720-9835, Jg. 33 (2013) S. 207–210.
  12. Jugendbildungsstätte.
  13. www.kapuziner.org (Memento des Originals vom 28. April 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kapuziner.org
  14. Mauergedichte Sögel. Emsland-Tourismus GmbH. Abgerufen am 17. Mai 2020
  15. Gemeinde Sögel: Sögel: 11. Mauergedicht wird enthüllt. 19. September 2019, abgerufen am 17. Mai 2020
  16. Artikel der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 4. November 2020 online (kostenpflichtig)
  17. Sögel im Gazetteer of Planetary Nomenclature der IAU (WGPSN) / USGS

На других языках


- [de] Sögel

[en] Sögel

Sögel is a municipality in the Emsland district, in Lower Saxony, Germany. Sögel is most known for the Clemenswerth Palace, a hunting lodge built 1737-1749 by Johann Conrad Schlaun for Elector Clemens August.

[ru] Зёгель

Зёгель (нем. Sögel) — коммуна в Германии, в земле Нижняя Саксония.



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