Ortenberg ist eine Stadt im Wetteraukreis in Hessen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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50.3558333333339.0552777777778136 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Darmstadt | |
Landkreis: | Wetteraukreis | |
Höhe: | 136 m ü. NHN | |
Fläche: | 54,7 km2 | |
Einwohner: | 8892 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 163 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 63683 | |
Vorwahlen: | 06046, 06041, 06049Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text | |
Kfz-Kennzeichen: | FB, BÜD | |
Gemeindeschlüssel: | 06 4 40 019 | |
LOCODE: | DE ORB | |
Stadtgliederung: | 10 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Lauterbacher Str. 2 63683 Ortenberg | |
Website: | www.ortenberg.net | |
Bürgermeisterin: | Ulrike Pfeiffer-Pantring (SPD) | |
Lage der Stadt Ortenberg im Wetteraukreis | ||
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Ortenberg liegt an den südlichen Ausläufern des Vogelsbergs im Tal der Nidder auf einer Höhe von 141 m über NN, etwa acht Kilometer nordwestlich von Büdingen.
Ortenberg grenzt im Norden an die Stadt Nidda, im Nordosten an die Gemeinde Hirzenhain, im Osten an die Stadt Gedern und die Gemeinde Kefenrod, im Süden an die Stadt Büdingen, im Südwesten an die Gemeinde Glauburg, sowie im Westen an die Gemeinde Ranstadt.
Ortenberg besteht aus den Stadtteilen Bergheim, Bleichenbach, Eckartsborn, Effolderbach, Gelnhaar, Lißberg, Ortenberg, Selters (mit Konradsdorf), Usenborn und Wippenbach.
Archäologisch nachweisbar ist eine Besiedlung im Gebiet von Ortenberg seit der Steinzeit. In der Eisenzeit siedelten Kelten in der Region, es folgten die Römer und später ließen sich Franken hier nieder.
Aus der alten Mark Glauburg entwickelte sich das Landgericht Ortenberg. Die ältesten erhaltenen Erwähnungen von Ortenberg stammen aus den Jahren 1166 als Ortenberch[2] und 1176. Dabei werden ein Werner und ein Heinrich von Ortenberg genannt, die vermutlich zu einer Seitenlinie der Herren von Büdingen gehörten. Die Gründung der Burg Ortenberg wird deren Vorfahren Ortwin von Staden zugeschrieben, von dem sie auch ihren Namen erhielt.[3] Markt- und Stadtrechte erlangte Ortenberg offenbar in der Mitte des 13. Jahrhunderts: In Grundstücksverträgen aus dem Jahr 1266 wurden Zeugen aus Ortenberg erstmals als Bürger bezeichnet und gleichfalls auf diese Zeit datiert die Stadtmauer. Beides lässt auf Stadtrecht schließen. Ortenberg wurde zum zentralen Punkt für Zehntgericht, Messen und Märkte für die Umgebung. Von der Stadtmauer zeugt heute unter anderem noch der Oberpfortenturm (Obertor), erbaut in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und der Diebesturm, der früher als Gefängnis diente.[4]
Die Stadt gehörte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zum Amt Ortenberg, einem Kondominat, das von drei Landesherren aus dem Kreis der Mitglieder des Wetterauer Grafenvereins gebildet wurde.
1422 erschien der Ortenberger „Kalte Markt“ erstmals in Stadtrechnungen. Aus dieser Zeit stammt auch das gotische Kaufhaus (Rathaus). Nach einer Zerstörung wurde es 1605–1608 neu erbaut und 1980 restauriert.
1601 kam es zu einer Realteilung des Kondominats. Dabei blieb die „Haupt“-Stadt Ortenberg allerdings ein Kondominat: ⅔ fielen an die Grafschaft Stolberg-Roßla und gehörten zum dortigen Amt Ortenberg, ⅓ an die Grafschaft Hanau-Münzenberg, ab 1642: Grafschaft Hanau, und deren Amt Ortenberg. Die Grafschaft Hanau wiederum fiel 1736 beim Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., aufgrund eines Erbvertrages an die Landgrafschaft Hessen-Kassel.
Ortenberg gehörte zu den Orten, in denen das Solmser Landrecht von 1571 gewohnheitsrechtlich galt – in welchem Umfang ist aber fraglich. Im stolbergischen Amt Ortenberg wurde das Solmser Landrecht nur teilweise rezipiert, insbesondere die Regeln zum Vormundschaftsrecht, zur Erbleihe und zum ehelichen Güterrecht. Im Übrigen galt das Gemeine Recht.[5] Im hanauischen Amt Ortenberg galt dagegen – wie in der gesamten Grafschaft Hanau-Münzenberg – das Solmser Landrecht in vollem Umfang.[6] Erst das Bürgerliche Gesetzbuch, das einheitlich im ganzen Deutschen Reich galt, setzte zum 1. Januar 1900 das alte Partikularrecht außer Kraft.
Von 1624 bis 1627 fanden größere Umbauarbeiten in der nordöstlich der Stadt gelegenen Burg statt, die zum Schloss umgestaltet wurde. 1634 wurden Stadt und Schloss im Dreißigjährigen Krieg durch Kroaten zerstört. Ebenfalls 1634 zeichnete und beschrieb Matthäus Merian die Stadt. Zuletzt wurde das Schloss um 1775 noch einmal im klassizistischen Stil umgebaut.
Das Hanauer, später hessische „Amt Ortenberg“ bildete ab 1810 einen Teil des großherzoglich-hessischen Dominialamtes Ortenberg, der stolbergische Teil gehörte zum standesherrlichen Gräflich-Stollbergischen Amt Ortenberg. 1821 bildete das Großherzogtum den Landratsbezirk Nidda, der ab 1832 Kreis Nidda hieß. 1842 wurden die inzwischen militärisch überflüssigen und verkehrstechnisch hinderlichen Tore und Brücken abgebrochen. Mit der Revolution von 1848 wurde kurzzeitig der Regierungsbezirk Nidda gebildet, 1852 aber der Kreis Nidda wiederbelebt. 1874 kam Ortenberg zum Landkreis Büdingen, der mit der Gebietsreform in Hessen 1972 im Wetteraukreis aufging.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten zum 1. Juli 1971 die Städte Ortenberg und Lißberg sowie eine Reihe der kleineren umliegenden Gemeinden (Bergheim, Bleichenbach, Eckartsborn, Usenborn und Wippenbach) freiwillig zur neuen Stadt Ortenberg.[7] Ebenfalls auf freiwilliger Basis erfolgten am 1. Juli 1971 die Eingemeindung von Effolderbach und die von Selters am 31. Dezember 1971, sowie die von Gelnhaar am 1. April 1972.[8] Für die Ortsteile Bergheim, Bleichenbach, Eckartsborn, Effolderbach, Gelnhaar, Lißberg, Ortenberg, Selters, Usenborn und Wippenbach wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[9]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ortenberg 8950 Einwohner. Darunter waren 324 (3,6 %) Ausländer, von denen 159 aus dem EU-Ausland, 88 aus anderen Europäischen Ländern und 77 aus anderen Staaten kamen.[10] (Bis zum Jahr 2020 erhöhte sich die Ausländerquote auf 8,1 %.[11]) Nach dem Lebensalter waren 1390 Einwohner unter 18 Jahren, 2600 zwischen 18 und 49, 1945 zwischen 50 und 64 und 2014 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 3761 Haushalten. Davon waren 1077 Singlehaushalte, 1076 Paare ohne Kinder und 1159 Paare mit Kindern, sowie 359 Alleinerziehende und 90 Wohngemeinschaften.[13] In 726 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 2508 Haushaltungen lebten keine Senioren.[14]
Ortenberg: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 1.090 | |||
1840 | 1.199 | |||
1846 | 1.116 | |||
1852 | 1.065 | |||
1858 | 964 | |||
1864 | 963 | |||
1871 | 1.003 | |||
1875 | 904 | |||
1885 | 895 | |||
1895 | 904 | |||
1905 | 933 | |||
1910 | 970 | |||
1925 | 990 | |||
1939 | 1.013 | |||
1946 | 1.675 | |||
1950 | 1.694 | |||
1956 | 1.611 | |||
1961 | 1.645 | |||
1967 | 1.712 | |||
1970 | 1.810 | |||
1973 | 7.921 | |||
1975 | 7.724 | |||
1980 | 7.816 | |||
1985 | 7.891 | |||
1990 | 8.239 | |||
1995 | 9.276 | |||
2000 | 9.338 | |||
2005 | 9.265 | |||
2010 | 9.016 | |||
2011 | 8.950 | |||
2015 | 9.091 | |||
2020 | 8.973 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[15]; Hessisches Statistisches Informationssystem[11]; Zensus 2011[10] Nach 1970 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte. |
• 1961: | 1224 evangelische (= 74,41 %), 373 katholische (= 22,67 %) Einwohner[15] |
• 1987: | 6109 evangelische (= 77,6 %), 1041 katholische (= 13,2 %), 721 sonstige (= 9,2 %) Einwohner[16] |
• 2011: | 5610 evangelische (= 62,7 %), 1130 katholische (= 12,6 %), 2210 sonstige (= 24,7 %) Einwohner[17] |
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[18] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[19][20][21]
Sitzverteilung in der Stadtverordnetenversammlung 2021 Insgesamt 31 Sitze
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Parteien und Wählergemeinschaften | 2021 | 2016 | 2011 | 2006 | 2001 | ||||||
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% | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | |||
FWG | Freie Wähler | 29,7 | 9 | 19,1 | 6 | 13,3 | 4 | 12,6 | 4 | 19,4 | 6 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 28,4 | 9 | 42,4 | 13 | 41,4 | 13 | 40,2 | 13 | 48,6 | 15 | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 27,3 | 8 | 29,9 | 9 | 29,0 | 9 | 29,8 | 9 | 31,9 | 10 | |
Grüne | Bündnis 90/Die Grünen | 14,6 | 5 | – | – | – | – | – | – | – | – | |
BiO | Bürgerverein in Ortenberg | – | – | 8,5 | 3 | 16,3 | 5 | 17,4 | 5 | — | — | |
Gesamt | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | ||
Wahlbeteiligung in % | 51,2 | 49,8 | 47,5 | 58,9 | 53,5 |
Seit 2000 ist Ulrike Pfeiffer-Pantring (SPD) Ortenbergs Bürgermeisterin. Als Amtsinhaberin setzte sie sich in der Stichwahl am 9. April 2006 mit 58,4 % der Stimmen gegen Tobias Greilich (CDU) durch. Die Wahlbeteiligung betrug 53,0 %. Im Jahr 2012 wurde Pfeiffer-Pantring mit 71,8 % der Stimmen wiedergewählt, Mitbewerber Friedrich Brackmann kam auf 28,2 %.[22]
Ortenberg unterhält Partnerschaften mit dem baden-württembergischen Ortenberg und mit Roßla in Sachsen-Anhalt.
Die Bundesstraße 275 führt durch das Gemeindegebiet. Der nächstgelegene Autobahnanschluss (A 45) ist Florstadt-Nieder-Mockstadt.
Am 1. Oktober 1888 erhielt der Ort durch die Oberwaldbahn der Großherzoglich Hessischen Staatseisenbahnen Anschluss an die Eisenbahn. 1975 wurde der Personenverkehr, 1984 auch der Güterverkehr eingestellt und die Oberwaldbahn daraufhin abgebaut. Auf deren ehemaliger Trasse verläuft heute der Vulkanradweg.
In den Stadtteilen Effolderbach und Bleichenbach befinden sich heute noch Haltepunkte an der Bahnstrecke Gießen–Nidda–Gelnhausen.
Ortenberg hat einen aktiven und über die Region hinaus bekannten Musikclub. Der Jazzclub Ortenberg veranstaltet Jazzkonzerte aller Stilrichtungen, der Schwerpunkt liegt im traditionellen Bereich. Seit 1982 präsentierte er viele prominente Jazzmusiker und -bands, u. a. Barrelhouse Jazzband, Trevor Richards, Clark Terry, Kreisjazzwerkerschaft & Rose Nabinger, Herb Ellis und Red Norvo.
Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Ortenberg (Hessen)
Neben den bereits genannten mittelalterlichen Bauwerken sind bemerkenswert:
Städte: |
Bad Nauheim | Bad Vilbel | Büdingen | Butzbach | Florstadt | Friedberg (Hessen) | Gedern | Karben | Münzenberg | Nidda | Niddatal | Ortenberg | Reichelsheim (Wetterau) | Rosbach v. d. Höhe |
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Gemeinden: |
Altenstadt | Echzell | Glauburg | Hirzenhain | Kefenrod | Limeshain | Ober-Mörlen | Ranstadt | Rockenberg | Wölfersheim | Wöllstadt |
Bergheim | Bleichenbach | Eckartsborn | Effolderbach | Gelnhaar | Lißberg | Stadt Ortenberg | Selters | Usenborn | Wippenbach