Hohentengen am Hochrhein ist eine Gemeinde im Landkreis Waldshut im Bundesland Baden-Württemberg, Deutschland.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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47.578.4338888888889368 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Freiburg | |
Landkreis: | Waldshut | |
Höhe: | 368 m ü. NHN | |
Fläche: | 27,56 km2 | |
Einwohner: | 3941 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 143 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 79801 | |
Vorwahl: | 07742 | |
Kfz-Kennzeichen: | WT, SÄK | |
Gemeindeschlüssel: | 08 3 37 053 | |
LOCODE: | DE HHE | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Kirchstraße 4 79801 Hohentengen | |
Website: | hohentengen.de | |
Bürgermeister: | Martin Benz | |
Lage der Gemeinde Hohentengen am Hochrhein im Landkreis Waldshut | ||
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Die Gemeinde Hohentengen liegt auf dem nördlichen Rheinbord mit Blick auf die Schweiz. Bei entsprechender Wetterlage bietet sich vom Stettener Kalten Wangen ein Ausblick auf die Schweizer Berge.
Die Gemeinde grenzt im Norden an Klettgau, im Osten an die Schweizer Gemeinden Wasterkingen und Hüntwangen, im Süden an Glattfelden und Weiach, alle im Kanton Zürich, sowie Zurzach und Fisibach im Kanton Aargau, im Westen wieder an die deutsche Gemeinde Küssaberg.
Die Gemeinde besteht aus den sechs Ortsteilen Bergöschingen, Günzgen, Herdern, Hohentengen, Lienheim und Stetten. Die räumlichen Grenzen der Ortsteile Bergöschingen, Herdern, Hohentengen und Lienheim entsprechen denen der früheren Gemeinden gleichen Namens, die räumlichen Grenzen der Ortsteile Günzgen und Stetten entsprechen denen der früheren Wohnbezirke der Gemeinde Stetten. Die offizielle Benennung der Ortsteile erfolgt durch vorangestellten Namen der Gemeinde und durch Bindestrich verbunden nachgestellt der Name des jeweiligen Ortsteils. Die Ortsteile bilden zugleich Wohnbezirke im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung.[2]
Zum Ortsteil Bergöschingen gehören das Dorf Bergöschingen und die Höfe Bercherhof, Dachshof, Heiterhof, Krummhof, Schrennenhof und Weilerhof. Zum Ortsteil Hohentengen gehören die Dörfer Hohentengen und Herdern, der Zinken Guggenmühle, die Höfe Engelhof, Neuhof und Unter Juckenhof und die Wohnplätze Klausen und Schloss Rötteln. Zu Lienheim das Dorf Lienheim und die Höfe Eichbühlerhof, Gatterhof, Gfällhof, Sandhof, Schlosshof, Steinlebachhof, Turmhof (bisher Türnenhof) und Vorderer Rohrhof (bisher Wüstrüttehof). Zur ehemaligen Gemeinde Stetten gehören die Dörfer Stetten und Günzgen und das Gehöft Lenkhof.
In Bergöschingen aufgegangen ist die Ortschaft Oberhofen. In Hohentengen aufgegangen ist die Ortschaft Klausen, des Weiteren liegt die Wüstung Weißwasserstelz im Ortsteil Hohentengen. In Lienheim aufgegangen ist die Ortschaft Kohlerhof.[3]
![]() | Der Ortsteil Hohentengen ist das Zentrum der Gemeinde und Sitz der Gemeindeverwaltung. |
![]() | Bergöschingen, der kleinste Ortsteil wird geprägt von landwirtschaftlichen Gebäuden. Idyllisch gelegen ist Bergöschingen ein Ort der Ruhe und Naturverbundenheit. |
![]() | Lienheim ist der zweitgrößte Ortsteil der Gemeinde Hohentengen a.H. |
![]() | Der Ortsteil Günzgen liegt unmittelbar an der Grenze zur Schweizer Gemeinde Wasterkingen. Das Bild des kleinen malerischen Ortes erhielt in langer Planung sein heutiges reizvolles Gesicht. |
![]() | Herdern ist der drittgrößte Ortsteil, gelegen am Rheinufer auf halbem Weg zum Kraftwerk Eglisau-Glattfelden. |
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Der Ortsteil Stetten gehört mit seinen knapp 300 Einwohnern zu den kleinsten Ortschaften der Gemeinde. Stetten liegt am Fuße des Kalten Wangen, inmitten von Feldern und Wiesen. Bei entsprechendem Wetter bietet sich Wanderern vom Kalten Wangen aus ein guter Ausblick auf die Schweizer Alpen. |
Herbert Fuchs beschreibt[4] das (Hügel-)Steinkistengrabs bei Herdern im Gewann „Schatzbühl“, das als schnurkeramische Bestattung (2800–2200 v. Chr.) ausführlich.[5] Ein weiteres interessantes Objekt sind die Kesselgruben im Gewann Grubenholz in Herdern ,[6] die ursprünglich von Prof. Keller GLA charakterisiert wurden (1876) und 1941 „beim Legen der Wasserleitung für die Siedlung bei der Guggenmühle“ im Gewann „Schloßäcker“ von Gegenständen „der mittleren Bronzezeit“ (1600–1300 v. Chr.).[7]
Der Historiker Franz Joseph Mone vermutete in Hohentengen die einstige römische Siedlung Tenedo, der Historiker Joseph Bader bezog dieses noch auf Tiengen, beides gilt heute als widerlegt.
„Die Funde römischer Münzen und Tonscherben und die Wegspuren bestätigen […], daß hier ein Knotenpunkt des römischen Verkehrs über das Rafzer Feld und den kalten Wasen [heute: Kalter Wangen] nach Bühl und Grießen war.
Der Name Tengen […] bedeutet ‚bei den Angehörigen des Tio oder Teo‘ [… als] alemannische Gründung. Darauf weist auch die Entdeckung von alemannischen Reihengräbern im Ortzsteil Lienheim hin.“[8][9]
Das Dorf ging wahrscheinlich aus einem bischöflichen Mayerhof hervor:[10] In einer Urkunde aus dem Jahr 877 wird ein berittener Bote genannt, der im Auftrag des Bischofs Salomo III. von Konstanz nach Straßburg zu Bischof Reginhard unterwegs war, um bei dem Mayer in Teingon (Thengen) für eine nachfolgende Delegation Quartier zu machen.[11][12]
Über die Zähringer kam das Dorf Tengen in den Besitz der Regensberger und von diesen durch einen Kauf anno 1294 an das Fürstbistum Konstanz.[13] Weitere Nennungen datieren auf die Jahre 1243/1268/1275 (Zürcher Urkundenbuch). Das Dorf verblieb nun als Teil der Vogtei Rötteln mit Sitz in Kaiserstuhl mehr als 500 Jahre beim Bistum Konstanz.
Nach dem Kirchenbrand 1954[14] wurde durch eine archäologische Grabung in Thengen eine frühe Urkirche aus dem achten oder neunten Jahrhundert nachgewiesen. Dies deutet auf eine noch ältere Existenz des Dorfes hin. Urkundlich erwähnt ist eine Kirche erstmals im Jahr 1268.[15] Über diese Urkirche erstellten Leiter der Ausgrabung (Kläui, Bosch und Ginter) einen ausführlichen Bericht.[16]
Ein Hinweis auf eine noch ältere Geschichte existiert in der Kirchengeschichte von Schwerzen: „Die Kirche von Schwerzen wird bereits 1157 genannt. Die Pfarrei zählt zu den ältesten in der Gegend; sie gehörte ursprünglich zum Dekanat Thengen (Hohentengen) und war seit 1275 dem Bistum Konstanz eingegliedert.“[17]
Wegen der großen räumlichen Ausdehnung der Pfarrei – 14 Dörfer beiderseits des Hochrheins gehörten dazu – wurde 1518–1520 die größte Kirche in weitem Umkreis errichtet. Sie hatte Wandmalereien (Fresken) und 400 Sitzplätze, obwohl das Dorf Tengen nur um die 200 Einwohner hatte. Sie wurde von den Menschen als so monumental empfunden, dass, wenn vom Dorf Thengen die Rede war, man den Zusatz „bei der hohen Kirche“ verwendete, aus dem dann der Name Hohentengen hervorging. Durch seine Kirche und der großen Pfarrei übte das Dorf eine Mittelpunktfunktion aus.[18]
Um im Zuge der napoleonischen Säkularisation 1803 einer Eingliederung in das Großherzogtum Baden zu entgehen, versuchten die Hohentengener vergeblich, sich dem damals neu entstandenen Kanton Zürich anzuschließen.[19] Die Dörfer und heutigen Ortsteile Stetten, Günzgen und Bergöschingen gehörten bis zur Neuordnung durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 zur Landgrafschaft Klettgau, die früher im Besitz der Grafen von Sulz, später der Fürsten zu Schwarzenberg war. Die Ortschaften Hohentengen, Herdern und Lienheim gehörten von 1294 bis 1803 (also mehr als 600 Jahre) zum Territorium des Bistums Konstanz.
Die 1518–1520 erbaute Kirche fiel im Oktober 1954 mit ihren Kunstschätzen einem Großbrand zum Opfer. Das Innere wurde vollständig zerstört, darunter ein Monumentalgemälde des jüngsten Gerichtes an der Chorwand.[20]
Die beiden Weltkriege brachten dem Dorf zeitweilig Not und Stillstand. In der Nachkriegszeit nahm Hohentengen eine moderne Entwicklung und ist heute eine Gemeinde mit guter Infrastruktur.
Der Flughafen Zürich liegt 15 Kilometer (Luftlinie) entfernt. Hohentengen ist stark fluglärmbelastet und deutscher Akteur im Fluglärmstreit.[21]
Im September 2022 beschloss die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra), in der Nähe der Grenze das unterirdische Endlager für den Schweizer Atommüll zu bauen.[22]
Der Gemeinderat in Hohentengen am Hochrhein hat 14 Mitglieder. Er besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Endergebnis:[23]
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2019 |
Sitze 2019 |
% 2014 |
Sitze 2014 |
Kommunalwahl 2019
% 40 30 20 10 0 31,6 % 30,4 % 19,1 % 18,8 %
CDU FW SPD Grüne Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
%p 8 6 4 2 0 -2 -4 −3,4 %p
−0,7 %p −3,5 %p +7,6 %p CDU FW SPD Grüne | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 31,6 | 4 | 35,0 | 5 | |
FW | Freie Wähler | 30,4 | 4 | 31,1 | 4 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 19,1 | 3 | 22,6 | 3 | |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 18,8 | 3 | 11,2 | 2 | |
gesamt | 100,0 | 14 | 100,0 | 14 | ||
Wahlbeteiligung | 66,0 % | 59,1 % |
Hohentengen ist wirtschaftlich sehr eng mit der Schweiz verbunden. Der überwiegende Teil der Bevölkerung arbeitet als Grenzgänger in der Schweiz. Handels-, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe werden durch die Schweizer Kundschaft geprägt.
Der Engelhof westlich des Dorfes Hohentengen liegt auf 47,34 Grad nördlicher Breite und ist der südlichste Weinberg Deutschlands.[24]
Hohentengen zählt zum Lokalbereich des Südkurier mit der zugehörigen Traditionszeitung Alb-Bote. Dazu kommt das Anzeigenblatt „Anzeiger Hochrhein“.
Auf dem Gemeindegebiet steht seit 1995 der Sender Wannenberg des SWR. Er ist 103 Meter hoch und eine markante Landmarke.
Hohentengen ist der letzte Ort in Deutschland, in dem sich der früher vor allem in Südbaden und der Schweiz verbreitete Brauch der Schädlingsbekämpfung von Wühlmäusen – insbesondere der Großen Wühlmaus von der Art Arvicola terrestris, auch Ostschermaus oder kurz Schermaus genannt – durch eine „Mausschwanzprämie“ bis in die Gegenwart (2012) gehalten hat. Die Gemeinde zahlt einen Betrag in Höhe von 50 Cent pro totes Tier. Der Nachweis erfolgt traditionell durch Vorlage der abgeschnittenen Wühlmausschwänze. In der Schweiz ist der Brauch ebenfalls auf dem Rückzug und wird dort nur noch in einigen Gemeinden praktiziert.[25]
Der FC Eintracht Stetten stieg 2007 in die Landesliga des Südbadischen Fußball-Verbands auf.
Die erste Mannschaft des SC Hohentengen wurde in der Saison 2010/2011 Meister der Kreisliga B. Beide Vereine schlossen sich 2011 zum FC Hochrhein zusammen.
Am 10. September 2022 teilte die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) mit, dass die Schweiz ihr nationales "Endlager" für hochradioaktive Abfälle nach entsprechender Erkundung[26] im Gebiet "Nördlich Lägern" errichten wolle, nahe der Grenze nach Deutschland gegenüber Hohentengen.[27][28][29] Mit einem Baubeginn ist lt. Presse nicht vor 2045 zu rechnen.[30]
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