Dessau ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt. Bis zum 1. Juli 2007 war Dessau eine kreisfreie Stadt.[1] Das bisherige Dessau war, gemessen an der Zahl der Einwohner, nach Halle (Saale) und Magdeburg die drittgrößte Stadt Sachsen-Anhalts (bezogen auf die Fläche die zweitgrößte) sowie eines von drei Oberzentren des Landes. Die nächstgelegenen größeren Städte sind Halle (Saale), etwa 40 km südwestlich, Leipzig, etwa 52 km südlich, und Magdeburg, etwa 65 km nordwestlich. Historisch war Dessau Hauptstadt und Residenz des Fürsten-, späteren Herzogtums Anhalt-Dessau und Anhalt. Bei den Luftangriffen auf Dessau im Zweiten Weltkrieg wurden 80% der Stadt zerstört, allerdings blieben zahlreiche Kulturdenkmale der Stadt erhalten. Das Bauhaus Dessau und das Dessau-Wörlitzer Gartenreich gehören zum UNESCO-Welterbe.
Dieser Artikel beschreibt die Stadt Dessau, wie sie bis zum 30. Juni 2007 separat existiert hat. Seither ist Dessau Teil von Dessau-Roßlau. Zu weiteren Bedeutungen siehe Dessau (Begriffsklärung).
Dessau liegt inmitten einer ausgedehnten Auenlandschaft beiderseits der unteren Mulde, die nördlich der Stadt in die Elbe mündet. Die Stadt wird regelmäßig durch Hochwasser bedroht, da das Wasser der Mulde nach starken Regenfällen nicht mehr in die Elbe abfließen kann und sich zurückstaut; so wurde im Jahr 2002 der Ortsteil Waldersee vollständig überflutet.
Im Süden grenzt die Stadt an die waldreiche Mosigkauer Heide, in der die Taube entspringt. Dessau liegt auf einer Höhe von 61mü.NN. Die höchste Erhebung ist die ca. 110 m hohe ehemalige Mülldeponie (Scherbelberg) im Südwesten der Stadt. Dessau ist von zahlreichen Schloss- und Parkanlagen umgeben und zählt deshalb zu den grünsten Städten Deutschlands.
Stadtgliederung
Das Stadtgebiet Dessaus war für statistische Zwecke in 21 Stadtteile und 49 statistische Bezirke eingeteilt.
Verwaltungsmäßig sind für Dessau gemäß §14 der Hauptsatzung 10 Ortschaften gebildet worden. Dabei handelte es sich um früher selbständige Gemeinden. Jede Ortschaft hatte einen Ortschaftsrat, der je nach Einwohnerzahl der Ortschaft zwischen drei und sieben Mitglieder hatte. Vorsitzender des Ortschaftsrat war der Ortsbürgermeister. Die Ortschaftsräte waren zu wichtigen, die Ortschaft betreffenden Angelegenheiten zu hören. Die endgültige Entscheidung oblag jedoch dem Stadtrat der Gesamtstadt Dessau.
Die zehn Ortschaften Dessaus (in Klammern die Einwohnerzahl zum 31. Dezember 2006;[2] keiner dieser Ortschaften zugeordnet sind 60.496 Einwohner):
Dessau-Großkühnau (1.025)
Dessau-Kleinkühnau (1.761)
Dessau-Mosigkau (2.212)
Dessau-Kochstedt (4.343)
Dessau-Waldersee (2.656)
Dessau-Mildensee (2.136)
Dessau-Kleutsch (424)
Dessau-Sollnitz (270)
Dessau-Rodleben (1.561)
Dessau-Brambach (396)
Geschichte
Überblick 12. bis 21. Jahrhundert
→ Hauptartikel: Geschichte der Stadt Dessauund Schlacht bei Dessau
Dessau im 17. Jahrhundert
Als Handelsplatz an der Kreuzung von Handelsstraßen an der Mulde nahe ihrer Mündung in die Elbe Ende des 12. Jahrhunderts entstanden, wurde Dessau im Jahr 1213 erstmals urkundlich erwähnt. Der Handelsniederlassung entwickelte sich zu einer Ackerbürgerstadt. Bereits länger auch Burg der Askanier, wurde Dessau 1470 feste Residenz der Fürsten von Anhalt-Dessau bzw. Anhalt. Der Umbau der Burg zu einem Schloss und der Ausbau der Marienkirche waren die ersten Bautätigkeiten der Fürsten zur Aufwertung der Residenz. Die Stadt hatte nur begrenzte Selbstverwaltung, sodass die Geschichte der Stadt untrennbar mit der Geschichte von Anhalt-Dessau bzw. dem Fürstenhaus verknüpft ist.
Die Reformation wurde zunächst zögerlich angenommen. Noch 1526 schlossen sich in Dessau katholische Fürsten zum Dessauer Bund zusammen. Aber 1534 wurde die Reformation durch GeorgIII. offiziell eingeführt. Als 1552 viele Einwohner Dessaus der Pest zum Opfer fielen, evakuierte Fürst Joachim den Hof nach Schloss Warmsdorf bei Güsten.
Schlacht bei Dessau im Dreißigjährigen Krieg
Ende des 16. Jahrhunderts erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung, dem der Dreißigjährige Krieg ein Ende setzte. Die Elbbrücke bei Roßlau machte Dessau zum Durchmarschgebiet zahlreicher Truppen aller kriegführenden Seiten und Schauplatz einer großen Schlacht 1626, der Schlacht an der Elbbrücke. Erst Ende des 17. Jahrhunderts konnte Dessau an die Vorkriegsentwicklung anknüpfen, unterstützt durch die aktive Ansiedlungspolitik des Fürsten, der auch eine große jüdische Gemeinde erstehen ließ. Während der Regentschaft von Leopold I., des Alten Dessauers, wurde Dessau zu einer barocken Residenz umgebaut und erweitert.
Dessau-Wörlitzer Gartenreich, durch Leopold III. Friedrich Franz angelegt
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter Fürst Leopold III. Friedrich Franz wurde Dessau zu einem Zentrum der Aufklärung in Deutschland, das mit einem tiefgreifenden Reformwerk in Bildung und Landeskultur und der Anlage des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs sowie zahlreichen Bauten im Stil des Klassizismus europaweit Aufmerksamkeit erregte.
Die Industrialisierung der Region setzte 1844 mit der Gründung der Maschinenfabrik der Gebrüder Sachsenberg in Roßlau ein. Dessau wurde mit den Industriebetrieben u.a. der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau AG (BAMAG, gegr. 1872) und der Dessauer Waggonfabrik (1895) zu einer Stadt des Maschinen- und Fahrzeugbaus und mit der 1871 gegründeten Dessauer Actien Zucker Raffinerie auch der Lebensmittelindustrie. Der ab 1915 in Dessau betriebene Flugzeugbau der späteren Junkers Flugzeug- und Motorenwerke begann in der dortigen, 1895 gegründeten Fabrik für Gasbadeöfen von Junkers & Co.
Das 1919 in Weimar gegründete Bauhaus wurde 1925/26 in das von Walter Gropius geplante Gebäude des Bauhauses Dessau verlegt. Am 22. August 1932 erfolgte im Dessauer Gemeinderat auf Antrag der NSDAP-Fraktion der Auflösungsbeschluss für das Bauhaus, bei Stimmenthaltung der SPD und Gegenstimmen vom Oberbürgermeister und den vier Stimmen der KPD, zum 1. Oktober 1932. Ludwig Mies van der Rohe führte es dann noch bis Mitte 1933 als private Institution in Berlin weiter.
Seit 1918 Hauptstadt des Freistaates Anhalt, wurde Dessau zunächst kreisfreie Stadt, zum 1.Januar 1932 Kreisstadt des neugebildeten Landkreises Dessau-Köthen, nach 1933 Gauhauptstadt des NSDAP-Gaus Magdeburg-Anhalt und, durch Eingemeindung von Roßlau, 1935 zur Großstadt. Wie in vielen anderen deutschen Städten wurden in der Reichspogromnacht 1938 die Alte Synagoge niedergebrannt und in der Folgezeit die noch verbliebenen Juden deportiert.
→ Hauptartikel: Luftangriffe auf Dessau
Die Stadt Dessau und die am Stadtrand gelegenen Junkers Flugzeug- und Motorenwerke wurden ab 1940 Ziel von insgesamt 20 alliierten Luftangriffen. Am 7. März 1945 wurde das dichtbesiedelte Stadtzentrum von Dessau zum Kernzielgebiet eines nächtlichen britischen Bombenangriffs im Rahmen der Area Bombing Directive, mit 520 schweren Lancaster-Bombern und 1.700 Tonnen Spreng- und Brandbomben. Durch den Luftangriff wurden 700 Menschen getötet und 80Prozent des bebauten Stadtgebietes zerstört. In der Altstadt wurden nahezu 97 Prozent aller Gebäude vollständig zerstört oder irreversibel beschädigt. Das historische Stadtbild mit seinen Kirchen, Schlossanlagen, vielen öffentlichen Gebäuden, Adels- und Bürgerbauten ging dadurch nahezu vollständig verloren.[3]
Im Zuge der Neugliederung und der Verordnung vom 23. Juli 1945 kam das Land Anhalt zum 1. Februar 1946 zur Provinz Sachsen und bildete zusammen mit dieser das neue Land Sachsen-Anhalt mit den Bezirken Dessau, Magdeburg und Merseburg. Der Ortsteil Roßlau wurde aus der Stadt Dessau wieder ausgegliedert.
Nach 1945 verlor Dessau seine Hauptstadtfunktion, war aber noch bis 1952 Sitz der Bezirksregierung[4] und wurde ab 1952 dem Bezirk Halle zugeordnet. Das Stadtzentrum und etliche Kulturbauten wurden im Stil der Zeit wieder aufgebaut. Ab 1972 wieder vorübergehend Großstadt, blieb Dessau Industriestadt mit Schwerpunkten im Maschinen-, Anlagen- und Waggonbau und wurde in der DDR-Zeit größter Brauereistandort.
Die Stadt vergab in der DDR einen Wilhelm-Müller-Kunstpreis.
Nach der Wende 1989/1990 ging die Industriebasis weitgehend verloren, und hohe Arbeitslosigkeit führte zur Abwanderung von Einwohnern, der mit Eingemeindungen begegnet wurde. Dessau gelangte nun in das wiedergegründete Bundesland Sachsen-Anhalt. Die Stadt wurde zum Sitz des Regierungsbezirks Dessau bestimmt.
Im April 1992 wurde im historischen Bauhausgebäude die Fachhochschule Anhalt am Standort Dessau (heute: Hochschule Anhalt) und 1994 die Stiftung Bauhaus Dessau gegründet.
Eingemeindungen
Ehemalige Gemeinde
Datum
Anmerkung
Alten
01.10.1923
Eingemeindung nach Dessau
Brambach
01.01.2005
Eingemeindung nach Dessau
Dellnau
01.05.1930 15.04.1933
Eingemeindung nach Dessau Zusammenschluss mit Pötnitz und Scholitz zu Mildensee
Dessau
01.07.2007
Zusammenschluss mit Roßlau/Elbe zu Dessau-Roßlau
Großkühnau
01.10.1923
Eingemeindung nach Dessau
Haideburg, Gutsbezirk
01.01.1949
Eingemeindung nach Dessau
Jonitz
01.05.1930 15.04.1933 01.04.1935
Eingemeindung nach Dessau Ausgliederung aus Dessau Zusammenschluss mit Naundorf zu Jonitz-Naundorf
Jonitz-Naundorf
24.07.1935
Umbenennung in Waldersee
Kleinkühnau
01.10.1923
Eingemeindung nach Dessau
Kleutsch
01.07.1994
Eingemeindung nach Dessau
Kochstedt
01.07.1950
Eingemeindung nach Dessau
Mildensee
01.11.1945
Eingemeindung nach Dessau
Mosigkau
25.07.1952
Eingemeindung nach Dessau
Naundorf
01.05.1930 15.04.1933 01.04.1935
Eingemeindung nach Dessau Ausgliederung aus Dessau Zusammenschluss mit Jonitz zu Jonitz-Naundorf
Neeken
01.07.1950
Eingemeindung nach Brambach
Pötnitz
01.05.1930 15.04.1933
Eingemeindung nach Dessau, Zusammenschluss mit Scholitz und Dellnau zu Mildensee
Rietzmeck
01.07.1950
Eingemeindung nach Brambach
Rodleben
01.01.2005
Eingemeindung nach Dessau
Roßlau (Elbe)
01.04.1935 01.04.1946 01.07.2007
Eingliederung nach Dessau Ausgliederung aus Dessau Zusammenschluss mit Dessau zu Dessau-Roßlau
Scholitz
01.05.1930 15.04.1933
Eingemeindung nach Dessau Zusammenschluss mit Pötnitz und Dellnau zu Mildensee
Sollnitz
01.07.1994
Eingemeindung nach Dessau
Tornau
01.07.1950
Eingemeindung nach Rodleben
Törten
01.10.1923
Eingemeindung nach Dessau
Waldersee
01.11.1945
Eingemeindung nach Dessau
Ziebigk
01.10.1923
Eingemeindung nach Dessau
Einwohnerentwicklung
→ Hauptartikel: Einwohnerentwicklung von Dessau-Roßlau
Anhaltisches Theater, ehemaliges Landestheater
Die Einwohnerzahl der Stadt Dessau überschritt bereits am 1. April 1935 mit der Eingemeindung von Roßlau die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. 1940 erreichte die Bevölkerungszahl mit 131.400 ihren historischen Höchststand. Auf Grund der schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und der Ausgliederung von Roßlau am 1. April 1946 sank die Einwohnerzahl wieder unter die Grenze von 100.000 und lag im Dezember 1945 bei 85.663. Das ist ein Rückgang gegenüber 1940 um 35 Prozent.
Im Jahre 1972 überschritt die Bevölkerungszahl erneut die Grenze von 100.000. Seit der Wende in der DDR (1989) war die Einwohnerzahl von zuletzt ca. 103.000 um ein Viertel auf weniger als 80.000 gesunken – bedingt durch Abwanderung und eine negative Geburten-Sterbe-Rate. Um diesem Trend entgegenzuwirken, wurden Eingemeindungen vorbereitet. Dennoch war es damit auch nicht möglich, die Großstadtgrenze zu erreichen. Am 31. Dezember 2006 betrug die „amtliche Einwohnerzahl“ für Dessau nach Fortschreibung des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt 77.394 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).
Sprachentwicklung (Mundart)
In Dessau wird heutzutage ein regional eingefärbtes Hochdeutsch gesprochen. Die Dialekte in Sachsen-Anhalt weisen jedoch in der Region um die ehemaligen Residenzstädte Dessau, Köthen (Anhalt) und Bernburg (Saale) sowie teilweise auch Zerbst eine charakteristische Mundart auf. Ein typischer Regiolekt ist die Anhaltische Mundart ("Das Anhaltische"), die hier bis in die Gegenwart in der Buchliteratur als Prosa und auch als Lyrik gepflegt wird.[5][6] Diese Mundart umfasst ein Siedlungsgebiet der ehemaligen Fürstentümer und späteren Herzogtümer Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Anhalt-Bernburg mit zeitweilig Anhalt-Plötzkau sowie nördlich angrenzend teilweise Anhalt-Zerbst.
Religionen
Propsteikirche St. Peter und Paul
Die Stadt Dessau gehörte von Anfang an zum Erzbistum Magdeburg. Aus diesem Grunde erreichte die Reformation Dessau später als Cöthen (1525) und Bernburg (Saale) (1526). Erst 1534 hat GeorgIII. die Reformation offiziell in Dessau eingeführt. Danach gab es sowohl Anhänger des lutherischen als auch des reformierten Bekenntnisses. Die Vorherrschaft beider Bekenntnisse wechselte im Laufe der Geschichte mehrmals. 1827 wurde eine Union beider Bekenntnisse durchgeführt (Unierte Kirche). Nach der Vereinigung der anhaltischen Fürstentümer 1863 war Dessau Hauptstadt und damit auch Sitz der Kirchenverwaltung der Evangelischen Landeskirche Anhalts, die zwischen 1875 und 1878 eine synodale Grundlage erhielt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Landeskirche von einem Oberkirchenrat geleitet, der seit 1957 den Titel Kirchenpräsident führt. Sein Amtssitz befindet sich in Dessau. Die protestantischen Kirchengemeinden Dessaus gehören – sofern es sich nicht um Freikirchen handelt – zum Kirchenkreis Dessau, der sich in mehrere Regionen aufteilt.
Ab 1750 gab es auch wieder Katholiken in Dessau, deren Zahl sich stets vergrößerte, zuletzt 1945 durch den Zuzug vertriebener Schlesier. 1858 erhielten sie wieder eine eigene Kirche. Sie gehörten bereits ab 1821 zum Bistum beziehungsweise ab 1929 Erzbistum Paderborn. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es für den Erzbischof immer schwerer, seine Amtsgeschäfte im Ostteil seines Erzbistums wahrzunehmen. Daher wurde in Magdeburg 1946 ein Generalvikar eingesetzt, der 1949 zum Weihbischof ernannt wurde und zu dessen Amtsbezirk auch die Pfarrgemeinden in Dessau gehörten. Am 23. Juli 1973 wurde ein Bischöfliches Amt errichtet, dessen Jurisdiktion dem Bischof und Apostolischen Administrator in Magdeburg, Johannes Braun, übertragen wurde. Dieses Bischöfliche Amt gehörte zwar offiziell zum Erzbistum Paderborn und der Apostolische Administrator war dementsprechend auch nur als Weihbischof dort tätig, doch entwickelte es sich faktisch zu einem eigenständigen Bistum. Am 8. Juli 1994 wurde das bisherige Bischöfliche Amt Magdeburg zum Bistum erhoben und (wieder) der Erzdiözese Paderborn als Suffragandiözese unterstellt. Die katholischen Pfarrgemeinden Dessaus gehören zum Dekanat Dessau innerhalb des Bistums Magdeburg.
In Dessau, der Stadt, aus der Moses Mendelssohn und Kurt Weill stammen, besteht auch wieder eine jüdische Gemeinde. Sie zählt um die 350 Mitglieder und setzt sich heute hauptsächlich aus Einwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion zusammen.
Der größte Teil der Einwohner Dessaus ist konfessionslos, wie in den meisten Orten der ehemaligen DDR.
Politik
Seitenansicht des Dessauer RathausesOberbürgermeisterin Maria Dank (hinten links)Oberbürgermeisterin Thea Hauschild mit Familie
Die Selbstverwaltung der Bürgerschaft in Dessau ist erstmals 1372 erwähnt. An der Spitze der Stadt stand zunächst der vom jeweiligen Fürst eingesetzte Schultheiß, der zusammen mit den Schöffen den Rat bildete. Der Rat wurde ab 1372 in zwei „Mittel“, ab 1600 in drei und ab 1785 wieder in zwei Mittel geteilt. 1832 wurde die Ratsverfassung aufgehoben. Bis in jene Zeit wechselten die Bürgermeister in Dessau nahezu jährlich. Danach gab es in der Stadt einen Stadtrat und eine Stadtverordnetenversammlung. Bis in jene Zeit unterschied man in eine „Stadt unter dem Rat“ und eine „Stadt unter dem Amt“, wobei letztere unter fürstlicher Verwaltung und Gericht stand. Beide „Städte“ wurden 1834 vereinigt. 1852 wurde eine neue Städteordnung eingeführt. Danach trug das Stadtoberhaupt den Titel Oberbürgermeister. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Oberbürgermeister von der NSDAP eingesetzt und nach dem Zweiten Weltkrieg entsprechend den Vorgaben der Besatzungsmacht in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. nach 1949 in der DDR der „Rat der Stadt“ als Exekutive mit einem Oberbürgermeister gebildet. Die Stadtverordnetenversammlung wurde von der wahlberechtigten Bevölkerung gewählt. Nach den politischen Veränderungen in der DDR 1989/1990 wurde dieses Gremium, ab 1994 als Stadtrat bezeichnet, wieder frei gewählt. Der zunächst vom Stadtrat bestimmte Oberbürgermeister wird seit 1994 direkt gewählt.
Stadtoberhäupter
Folgende Personen waren Ratsherren:
1581: Anthonius Fehre
1581: Merten Petzsch
1592: Johann Messerschmidt
1597: Vollrat Happach
1624: Hans Krüger
1647 bis 1655: Johann Zach
1647 bis 1650: Jacob Lehman
1657 bis 1670: Blasius Lehman
1660: Peter Glauberg
1677: Johann Leuderitz
1681 bis 1686: Stephan Ernst von Bergen
1682 bis 1687: Christian Herre
1702: Christian Caspar Paris
Folgende Personen waren Ratskämmerer:
1587, 1588: Valentinus Reinhart
1596: Matthes Zeunichen
1597: Gall Rulecke
1601: Vollrat Happach
1615, 1616, 1619: Gottfried von Bergen
1618, 1635: Johann Happach (Sohn von Vollrat Happach)
1647: Christoph Clausnitzer
1647 bis 1657: Friedrich Herre
1664: Christodorus Albini
1669, 1671: Johann Ernst Jäger
1671: Johann Zach
1681: Rudolph Föhse
1702: Caspar Stubenrauch
1704: Johann Christoph Haupt
Ab 1611 waren folgende Personen Bürgermeister von Dessau:
Georg Fuchs, 1611
Vollrat Happach, 1617– 1636
Stephan Körting, ca. 1636 bis zu seinem Tode 1669
Adolph Loose 1640
Bernhard Meyer 1642 und 1646
Johann Leopold Stubenrauch, zwischen 1771 und 1828 Bürgermeister in jährlichem Wechsel mit anderen
Ludwig Gustav Meyer, 1801, 1803, 1805
Karl Friedrich Bornkessel, 1807, 1809, 1811, 1813
Marius Leopold Friedrich Siebigk, 1815 bis 1834 in jährlichem Wechsel mit anderen
1834–1848: Georg Gottfried Richter, Stadtdirektor
1848–1852: Karl Wilhelm Fritsche, Bürgermeister
1852–1884: Franz Medicus, ab 1864 Oberbürgermeister
1884–1897: Friedrich Funk, Oberbürgermeister
1898–1918: Ernst Ebeling, Oberbürgermeister
1918–1933: Fritz Hesse (DDP), Bürgermeister, ab 1927 Oberbürgermeister
1990: Christoph Döring, Oberbürgermeister (war bereits von 1987 bis 1988 amtierender Oberbürgermeister, während Retzke auf der Parteihochschule war)
1990–1994: Jürgen Neubert (FDP), Oberbürgermeister
1994–2006: Hans-Georg Otto (SPD/später: parteilos), Oberbürgermeister
Vom 1. November 2006 wurde, nach dem altersbedingten Ausscheiden von Hans-Georg Otto, die Stadt Dessau bis zur Fusion mit der Stadt Roßlau am 1. Juli 2007 vom Baudezernenten Karl Gröger geleitet.
Stadtrat
Der letzte Stadtrat der Stadt Dessau vor der Fusion mit Roßlau wurde bei der Kommunalwahl am 13. Juni 2004 gewählt und setzte sich wie folgt zusammen:
Oberbürgermeister: 1 Sitz
CDU: 15 Sitze
PDS: 12 Sitze
SPD: 8 Sitze
FDP: 3 Sitze
Bündnis 90/Die Grünen: 2 Sitze
Freie Wähler: 2 Sitze
BdS: 1 Sitz
DSU: 1 Sitz
Alternative: 3 Sitze
Pro Dessau: 3 Sitze
Vorsitzender des Stadtrates war Stefan Exner (CDU).
Wappen
Ehemaliges Dessauer Stadt-Wappen
Blasonierung: „Gespalten mit golden-rot geviertem Schildfuß, vorn in Silber am Spalt ein roter, goldbewehrter Adler mit roter Zunge; hinten neunmal geteilt von Schwarz und Gold, belegt schrägrechts mit einem grünen Rautenkranz. Das Wappen wird gekrönt von fünf roten Mauerzinnen. Die Stadtfarben zeigen gold (gelb) und rot.“
Das Wappen hat seinen Ursprung im Herzschild des Fürstentum Anhalt, dessen Residenzstadt Dessau war. Es ist bereits seit 1540 im Gebrauch. Dabei steht der Adler für die Markgrafschaft Brandenburg, der Balken und Rautenkranz für das Herzogtum Sachsen. Der viergeteilte Schildfuß wurde später als Zeichen für die Herrschaft Waldersee gedeutet. Die das Wappen seit 1952 bekrönenden Zinnen sind eine freie Zutat.
Siehe auch
Angaben zu dauerhaften Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten sind unter Dessau-Roßlau aufgeführt.
Persönlichkeiten
In Dessau geboren
Bis 1800
GeorgIII., Fürst von Anhalt-Dessau (1507–1553), Landesfürst, katholischer Priester und evangelischer Reformator
BernhardVII. von Anhalt (1540–1570), Fürst von Anhalt
Johann Kasimir, Fürst von Anhalt-Dessau (1596–1660), Landesfürst
Adolph Wilhelm von Krosigk (1609–1657)
Johann GeorgII., Fürst von Anhalt-Dessau (1627–1693), regierender Fürst
Luise von Anhalt-Dessau (1631–1680), durch ihre Heirat Herzogin von Liegnitz, Brieg, Wohlau und Ohlau
Friedrich Amadeus Gottlieb von Raumer (1643–1728), anhaltischer Regierungsdirektor, Staatsminister und fürstlicher Gesandter
Theodor Christian Raumer (1644–1707), Rektor am Francisceum in Zerbst
Bernhard Friedrich Albinus (1653–1721), Mediziner
LeopoldI., genannt Der Alte Dessauer (1676–1747), General und preußischer Heeresreformer
Johann Georg von Raumer (1671–1747), anhaltischer Regierungspräsident und Präsident des Konsistoriums
Johann Wilhelm Friso von Nassau-Dietz (1687–1711), Prinz von Oranien und Fürst von Nassau-Dietz Statthalter in Leeuwarden
LeopoldII. Maximilian (1700–1751), regierender Fürst von Anhalt-Dessau, preußischer Generalfeldmarschall
Dietrich von Anhalt-Dessau (1702–1769), preußischer Generalfeldmarschall
Moritz von Anhalt-Dessau (1712–1760), preußischer Generalfeldmarschall
Alberto Adriano (um 1960–2000), afrodeutscher Fleischer, der aus Mosambik stammte und ein Todesopfer rechtsextremer Gewalt wurde
Oury Jalloh (1968–2005), Sierra Leoner, der durch einen Brand in einer Zelle des Polizeireviers Dessau, gefesselt, ums Leben kam
Li Yangjie (1990–2016), Studentin an der Hochschule Anhalt, Opfer eines Sexualmordes in Dessau
Trivia
Ein Marskrater mit einem Durchmesser von 10,2 km wurde nach Dessau benannt[7].
Mit dem Erstausgabetag 1. Juli 2013 gab die Deutsche Post AG zum 800-jährigen Stadtjubiläum ein Sonderpostwertzeichen im Wert von 45 Eurocent heraus. Der Entwurf stammt vom Berliner Grafiker Matthias Wittig.
Die Stadt kommt in der Filmbiografie Wie der Wind sich hebt vor, in dem der Flugzeugkonstrukteur Jirō Horikoshi 1929 die Junkerswerke besucht und in Dessau studiert.
Literatur
Erich Keyser (Hrsg.): Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte. Band II: Mitteldeutschland. Im Auftrag der Konferenz der landesgeschichtlichen Kommissionen Deutschlands mit der Unterstützung des Deutschen Gemeindetages, Stuttgart, 1941.
Renate Kroll: Dessau (Stadtkreis Dessau) in Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg. Band 2. Hrsg. Götz Eckardt. Berlin, Henschel-Verlag 1978.
Olaf Groehler: Anhalt im Luftkrieg 1940–1945. Anhaltische Verlagsanstalt, Dessau 1993. ISBN 3-910192-05-X.
Frank Kreisler. Archivbilder Dessau. Sutton Verlag, Erfurt 1999. ISBN 978-3-89702-167-9.
Hans-Joachim Böttcher. Entlang der Mulde zwischen Eilenburg und Dessau. Sutton Verlag, Erfurt 2010. ISBN 978-3-86680-653-5.
Thomas Brockmeier, Dirk Hackenholz (Hrsg.): Aufstieg, Fall & Neubeginn. Zur wirtschaftlichen Entwicklung der Junkers- und Bauhausstadt Dessau (Anhalt) im 19. und 20. Jahrhundert. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2010, ISBN 978-3-89812-714-1.
Bernd G. Ulbrich: Dessau im 20. Jahrhundert. 800 Jahre Dessau-Roßlau. Eine Stadtgeschichte, Band 2. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2014, ISBN 978-3-95462-121-7.
Renate Kroll: Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg. Hrsg. Götz Eckardt, Henschel-Verlag Berlin, 1978. Band 2, S. 305–323.
Heimat-Kalender 1947 für den Kreis Dessau-Köthen, Verlag A. Zeller, Dessau 1947.
Georg Müller: Mei Anhalt, wu ich heeme bin. Mundartgeschichten und Gedichte. Zusammengestellt und herausgegeben von Gunnar Müller-Waldeck. Anhalt Edition, Dessau 2009, ISBN 978-3-936383-15-7.
Heribert Pistor: De Rickfahrkoarte odder: Nochwas uff Aanhält'sch. Hundert Mundartgedichte in anhaltischem Dialekt. Anhält'sche Jetichte Band 4. Anhalt Edition Dessau, Dessau-Roßlau 2018, ISBN 978-3-936383-29-4.
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