Michelhausen liegt südwestlich von Tulln am Südrand des Tullnerfeldes in der raumplanerischen Hauptregion „Niederösterreich Mitte“[1] und wird landschaftlich zum Mostviertel gezählt. Die Gemeindegrenze folgt im Nordwesten weitgehend dem Lauf der Perschling. Der ebene Nordosten liegt 180 Meter über dem Meer, nach Südwesten steigt das Land bewaldet auf über 300 Meter an.
Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 32,03 Quadratkilometer, davon sind 74 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche und 9 Prozent sind bewaldet.[2]
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet umfasst folgende acht Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1.Jänner 2022[3]):
Schon im Jahr 834 wird in den Annalen des Stiftes Regensburg eine ecclesia in loco Bersnicka (eine Kirche im Gebiet der Perschling) genannt, wobei voraussichtlich die Kirche in Michelhausen gemeint ist. Die Orte Michelhausen, Acellendorf (Atzelsdorf), Possendorf (Pixendorf), Spital, Mitterndorf und Michelndorf werden erstmals 1252 urkundlich erwähnt, als Bischof Albert von Regensburg dem König Ottokar II. Přemysl die Rückgabe seiner Besitzungen versprach. Streithofen scheint 1112 in einer Urkunde auf, in der Bischof Ulrich von Passau das Dorf Streithofen dem Chorherrenstift St. Georgen schenkte. Rust wird 1219 in einer Urkunde Leopold VI erstmals genannt.[4]
Im Zuge des Ersten Österreichischen Türkenkriegs 1529 und des Großen Türkenkriegs 1683 erfolgten Plünderungen. Unter Freiherr Helmhard Jörger gab es 1579 einen protestantischen Prediger. 1679 wurde der Ort von der Pest heimgesucht und 1781 sowie 1806 teilweise durch Großbrände zerstört.[5] 1972 wurden die Gemeinden Michelhausen und Rust zur Großgemeinde Michelhausen vereinigt. 1974 erfolgte die Markterhebung.
Religion
1256 wurde Michelhausen eine selbständige Pfarre und 1328 wird erstmals ein Pfarrer in der Chronik erwähnt. Das Pfarrgebiet umfasst die Orte Atzelsdorf, Michelhausen, Michelndorf, Mitterndorf, Pixendorf, Spital und Streithofen.[6]
Rust war zuerst eine Filiale der Pfarre Zwentendorf und wurde 1784 im Zuge der Josephinische Reformen eine eigene Pfarre.
Einwohnerentwicklung
Innenansicht der Pfarrkirche Michelhausen mit der illusionistischen Wand- und Deckenmalerei von Josef Adam MölkPfarrkirche Rust im TullnerfeldLeopold-Figl-Museum in Rust
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Siehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Michelhausenund Liste der Kellergassen in Michelhausen
Katholische Pfarrkirche Michelhausen Hll. Peter und Paul: Die Pfarrkirche wurde in den Jahren 1781 bis 1784 von dem Kremser Baumeister Joseph Koch teilweise neu errichtet, nachdem die Vorgängerkirche bei einem Großbrand zerstört wurde. Sie ist von der ehemaligen Friedhofsmauer umgeben, an der sich einige Grabsteine aus dem 19. Jahrhundert befinden. Die Saalkirche hat ein im Kern mittelalterliches Langhaus, einen vorgestellten gotischen Westturm sowie einen barocken Chor. 1712 wurde die Marienkapelle und 1734 die Johannes-Nepomuk-Kapelle angebaut.[5][7] Die Wand- und Deckenmalerei aus dem Jahr 1784 führte Josef Adam Mölk durch. Dabei verwirklichte er die barocke Idee des einheitlich durchgestalteten illusionistischen Kirchenraums und gliederte die Wände optisch durch gemalte Stuckdekorationen und Blumengirlanden. Der Hochaltar, ein barocker Säulenadikulaaltar aus dem Jahr 1725, wurde von der aufgelassenen St. Pöltner Karmelitinnen-Klosterkirche nach hierher übertragen. Dabei wurde ein neues Altarblatt eingesetzt, welches ebenfalls Josef Adam Mölk malte (um 1785). Als bemerkenswert gilt die barocke Kanzel mit Sitzstatuen der vier Evangelisten und einem Relief des wunderbaren Fischfangs. Die Orgel ist ein Werk von Cäcilia/Österreichische Orgelbau AG aus dem Jahr 1923 und wurde in das alte klassizistische Gehäuse aus dem Jahr 1790 eingebaut.[5][7]
Katholische Pfarrkirche Rust im Tullnerfeld hl. Martin: Die nach Plänen von Karl Holey in den Jahren 1947 bis 1949 errichtete Saalkirche mit kurzen Querarmen, Turm und Taufkapelle. Ursprünglich stand an dieser Stelle eine Kirche mit romanischem Langhaus und gotischem Chor, die im Zuge des Zweiten Weltkrieges zerstört wurde.[8]
Leopold-Figl-Museum
Wirtschaft und Infrastruktur
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 85, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 117. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 1211. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 48,77 Prozent.
In der Gemeinde Michelhausen hat die Landwirtschaft große Bedeutung: Man findet hier Viehhaltungsbetriebe (Rinder, Schweine) als auch Ackerbaubetriebe (Kraut, Rüben, Getreide). Besonders der Krautanbau hat in der Gemeinde schon seit Jahrzehnten große Bedeutung. Wichtige gewerbliche Betriebe in der Gemeinde sind die Firmen Brucha (Michelhausen), SBS System Bau Simperl (Michelhausen), Autoreparaturwerkstätte Hochenthanner (Rust), Gemüsehandel und Krautproduzent Heinreichsberger (Mitterndorf), Leitzinger (Michelhausen), Malermeister Gerald Schneiber (Michelhausen) und Firma AGRI FARM (Michelndorf).
Öffentliche Einrichtungen
In Michelhausen befindet sich ein Kindergarten[9] und eine Volksschule.[10] Ein weiterer Kindergarten liegt in Pixendorf.
Bahnhof Tullnerfeld
Verkehr
Eisenbahn: In Michelhausen zweigt die Bahnlinie nach Traismauer und Herzogenburg von der Strecke der Neuen Westbahn ab. Der Bahnhof Tullnerfeld liegt am Ostrand der Gemeinde. Von hier gibt es stündliche Schnellverbindungen nach Wien und St. Pölten, dazwischen verkehrt die Schnellbahn S40.[11]
Straße: Im Westen der Gemeinde zweigt die Kremser Straße B43 von der Wiener Straße B1 ab.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat hat 21 Mitglieder.
Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1990 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 18 ÖVP und 3 SPÖ.
Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1995 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 17 ÖVP, 2 SPÖ und 2 FPÖ.[12]
Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2000 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 17 ÖVP, 3 SPÖ und 1 FPÖ.[13]
Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2005 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 15 ÖVP, 5 SPÖ und 1 FPÖ.[14]
Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2010 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 15 ÖVP, 4 SPÖ und 2 FPÖ.[15]
Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2015 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 16 ÖVP, 3 SPÖ und 2 FPÖ.[16]
Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2020 hat der Gemeinderat folgende Verteilung: 15 ÖVP, 5 SPÖ und 1 FPÖ.[17]
Im Jahr 1974 wurde der Gemeinde folgendes Wappen verliehen: In Rot ein silberner Schrägrechtsbalken, überdeckt von einem goldenen, schwarzbedachten, festen Haus, mit offenem Tor und ebensolchen Fenstern, überragt von einem Turm.[20]
Persönlichkeiten
Der in der Gemeinde liegende Ort Rust im Tullnerfeld ist Geburtsort und war Heimat des Politikers Leopold Figl (1902–1965), dem auch das Leopold-Figl-Museum im Ort gewidmet ist.
Der Skispringer Thomas Diethart verbrachte seine Kindheit in Michelhausen. Er ist Sieger des Neujahrsspringens 2014 in Garmisch-Partenkirchen sowie des Dreikönigsspringens 2014 in Bischofshofen, dadurch gewann er die Vierschanzentournee 2013/14.
Literatur
Franz Rischanek, Otto Salzborn: Kleindenkmäler und Kapellen der Marktgemeinde Michelhausen und der Pfarre Sieghartskirchen. Tulln 1994.
Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich, südlich der Donau. Teil 2. Verlag Berger, Horn/Wien 2003, ISBN 3-85028-365-8, S. 1436ff.
Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich, südlich der Donau. Teil 2. Verlag Berger, Horn/Wien 2003, ISBN 3-85028-365-8, S. 1881f.
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