Neunforn, im ostschweizerischen Ortsdialekt Nüüfere [ˈnyːfərə],[5] ist eine politische Gemeinde im Bezirk Frauenfeld des Schweizer Kantons Thurgau. Von 1803 bis 1995 war Neunforn eine Munizipal- und eine Ortsgemeinde. Die zu Neunforn gehörenden Ortschaften Oberneunforn und Niederneunforn und die Siedlung Wilen bei Neunforn[6] liegen auf den Höhen im unteren Thurtal.
Neunforn | |
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Staat: | Schweiz![]() |
Kanton: | Kanton Thurgau![]() |
Bezirk: | Frauenfeldw |
BFS-Nr.: | 4601i1f3f4 |
Postleitzahl: | 8525 Niederneunforn 8525 Wilen bei Neunforn 8526 Oberneunforn |
Koordinaten: | 701125 / 27301247.5999968.783324460 |
Höhe: | 460 m ü. M. |
Höhenbereich: | 368–533 m ü. M.[1] |
Fläche: | 11,36 km²[2] |
Einwohner: | 1086 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 96 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 6,3 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.neunforn.ch |
Schulhaus Fahrhof | |
Lage der Gemeinde | |
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Nicht zu verwechseln sind die Gemeinde Neunforn beziehungsweise die Ortschaften Ober- und Niederneunforn mit der in der Gemeinde Herdern liegenden Ortschaft Lanzenneunforn. Dieses trägt nur den sprachwissenschaftlich gleichen Namen, hat aber nie zu Neunforn gehört.
Neunforn wurde erstmals 962 als in Niuvora erwähnt. Es handelt sich um eine Bildung aus dem althochdeutschen Adjektiv niuwi «neu» und einem Gattungswort, das entweder auf althochdeutsch *faro «wer fährt, geht» oder auf althochdeutsch furuh «Furche, Ackerland» zurückgeht. Im ersteren Fall bedeutet der Ortsname «bei den Neusiedlern, bei den Neuankömmlingen», im letzteren Fall «bei den neuen Furchen, beim neuen Ackerland». Beide Erklärungen geben wider, dass Neunforn im Verhältnis zum älteren Stammheim eine Neusiedlung ist. Das Gemeindewappen bringt dagegen eine volksetymologische Deutung als «bei den neun Föhren» zum Ausdruck.[8]
Die Geschichte von Niederneunforn und Oberneunforn ist eng miteinander verbunden.[9] 963 bestand in Neunforn ein Gericht. Um 1250 verkauften die Freiherren von Teufen ihren Besitz in Neunforn an das Kloster Töss. Die Niedergerichte Ober- und Niederneunforn kamen um 1500 in eine Hand, ab 1554 gehörten sie den Stokar von Schaffhausen und 1694 bis 1798 der Stadt Zürich. Die politische Gemeinde Neunforn entstand 1996 aus der Fusion der Ortsgemeinden Niederneunforn, Oberneunforn und Wilen bei Neunforn sowie der Munizipalgemeinde Neunforn.[10] Sie umfasst genau das ursprünglich zur Herrschaft Neunforn gehörende Gebiet.[9] Bereits 1870 hatte sich die Ortsgemeinde Fahrhof Oberneunforn angeschlossen.[11]
Die Kirchgemeinde umfasste Oberneunforn, Niederneunforn, Wilen und Burghof. 1265 ging sie als Schenkung an das Kloster Töss und wurde 1291 inkorporiert. Zürich hob dieses während der Reformation – der sich Neunforn 1525 anschloss – auf und übernahm bis 1843 die Kollatur.[10]
Die Einwohner betrieben Acker- und Rebbau, daneben Forst-, Milch- und Viehwirtschaft. 2005 stellte die Landwirtschaft 38 % der Arbeitsplätze in der Gemeinde.[10]
→ siehe auch Abschnitte Geschichte in den Artikeln Fahrhof, Niederneunforn, Oberneunforn und Wilen bei Neunforn
Blasonierung: In Weiss aus geradem grünem Schildfuss wachsend neun grüne Föhren mit schwarzen Stämmen.[12]
Redendes Wappen, denn der Name Neunforn wird im Dialekt als Nüüfere ausgesprochen und klingt ähnlich wie neun Föhren.[13] Für das Regierungsgebäude des Kantons Thurgau in Frauenfeld stellte die Gemeinde 2012 das Wappen der ehemaligen Ortsgemeinde Oberneunforn zur Verfügung, ohne es jedoch zum Wappen für die politische Gemeinde zu erheben.[12]
1850 | 1850 | 1900 | 1950 | 1990 | 2000 | 2010 | 2018 | |
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Politische Gemeinde[11] | 926 | 968 | 1032 | |||||
Munizipalgemeinde[10] | 1303 | 1123 | 778 | 653 | 832 |
Von den insgesamt 1032 Einwohnern der Gemeinde Neunforn im Jahr 2018 waren 75 bzw. 7,3 % ausländische Staatsbürger. 605 (58,6 %) waren evangelisch-reformiert und 143 (13,9 %) römisch-katholisch.[6]
Im Jahr 2016 bot Neunforn 267 Personen Arbeit (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Davon waren 25,1 % in der Land- und Forstwirtschaft, 59,5 % in Industrie, Gewerbe und Bau sowie 15,4 % im Dienstleistungssektor tätig.[14]
Eine Postautolinie führt von Oberneunforn zu den Bahnhöfen Stammheim und Ossingen an der Bahnstrecke Winterthur–Etzwilen sowie zum Bahnhof Andelfingen an der Bahnstrecke Schaffhausen–Winterthur.[15] Eine weitere Postautolinie verbindet Ober- und Niederneunforn mit dem Intercity-Bahnhof Frauenfeld an der Thurtallinie.[16]
Zur Verkehrsberuhigung plant die Gemeinde seit 2019, fast flächendeckend Tempo-30-Zonen einzuführen.[17] Das Einwendungsverfahren dazu ist im September 2020 zu Ende gegangen.[18]
Die Dörfer Oberneunforn, Niederneunforn und Wilen bei Neunforn sowie der Weiler Fahrhof sind im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz aufgeführt.
→ siehe Abschnitte Bilder in den Artikeln Fahrhof, Niederneunforn und Oberneunforn
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