Sprottau südöstlich von Sagan und westsüdwestlich von Glogau, an der Einmündung der Sprotte in den Bober, auf einer Landkarte von 1905
Die Stadt liegt in Niederschlesien an der Mündung der von rechts in den Bober einfließenden Sprotte, etwa 37 Kilometer westsüdwestlich von Glogau.
Geschichte
Saganer Tor – Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung
Die erste Erwähnung des Ortes ergibt sich aus einem Treffen des deutschen Kaisers Otto III. mit dem polnischen Herzog Bolesław Chrobry in der Burg Ilva im Jahre 1000 auf dessen Weg zur Heiligsprechung des Adalbert von Prag in Gnesen.[2] Diese Burg wird heute allgemein gleichgesetzt mit der mächtigen ehemaligen Burganlage Chrobry im Ortsteil Iława (ehemals deutsch Eulau).
1254 erhielt Sprottau die deutschen Stadtrechte vom ersten Glogauer Piastenherzog Konrad II., der seit 1251 auch als Herzog von Sprottau titulierte. Erhaltene Quellen der Stadt stammen aus dem Jahre 1263. Die Entwicklung der Stadt erfolgte recht schnell: Schon im Jahre 1304 bestätigt sein Sohn Konrad III. „Köberlein“ der Stadt Sprottau alle Stadtrechte und Privilegien, auch die Innenorganisation des Stadtrats „Concilium Magistratus“. Zusammen mit dem Herzogtum Glogau gelangte Sprottau 1331 als ein Lehen an die Krone Böhmen, die ab 1526 die Habsburger innehatten.
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 fiel Sprottau wie fast ganz Schlesien an Preußen. Friedrich der II. ließ die friderizianische Kolonien Eckhartswaldau (1775), Reußenfeldau (1776), Sprottischwaldau (1776)[3] und Charlottenthal (1786) errichten, in ihnen wurden nur „Ausländer“ (Sachsen, Böhmen u.a.) als Freigärtner angesetzt. Diese Untertanen waren nur dem König von Preußen unterstellt, sie durften nicht mit Dienstleistungen und Fronen belegt werden.[4] Die Königliche Glogauer Kriegs- und Domänenkammer beaufsichtigte die Stadt Sprottau beim Anlegen ihrer neuen Stadtdörfer.[5]
Die Napoleonischen Kriege setzten der Stadt durch mehrere Durchzüge von Truppen zu. 1812 marschierten die Franzosen mit ihren Verbündeten nach Russland, 1813 kamen sie von dort besiegt wieder durch die Stadt. So lagerten die befeindeten Armeen abwechselnd, je nach Kriegslage in der Stadt. Am 3. Februar 1813 stellten die Sprottauer eine freiwillige Verteidigungseinheit mit 70 Offizieren und 4.426 Mann verschiedener Waffengattungen auf. Am 27. Mai 1813 kam es in Sprottau zu einem Überfall durch französische Reiterei auf zwei in Sprottau lagernden russische Batterien, die Franzosen eroberten 22 Kanonen, 80 Pulverwagen und 500 Mann, die Russen meldeten hingegen einen Verlust von 13 Kanonen und 200 Mann. Bei den Scharmützel kam es 500 Meter westlich von Sprottischwaldau, durch die Explosion von Pulverwagen zu einem Großen Waldbrand[6][7]. Diese Nachricht ließ von Bülow nicht wie vorgesehen mit seinen Truppen nach Berlin ziehen. Er schwenkte stattdessen ab nach Krossen um die Franzosen am Übergang über die Oder zu hindern. Mit 3.000 Mann verteidigte er den Oderübergang.
Nach der Neugliederung Preußens gehörte Sprottau 1815 zur Provinz Schlesien und war ab 1816 Sitz des Landkreises Sprottau, der zum Regierungsbezirk Liegnitz gehörte. 1850 bis in die 1870er Jahre war Emil August von Wiese und Kaiserswaldau Bürgermeister der Stadt.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stand die Stadt wirtschaftlich in hoher Blüte durch Eisen-, Textil- und Wachswarenindustrie, darunter insbesondere die Wilhelmshütte Eisen- und Emaillierwerke Aktiengesellschaft im Stadtteil Eulau, deren Ofenfabrik allein mehr als 400 Arbeitsplätze hatte. 1939 hatte die Stadt 12.578 Einwohner.
Bei Kriegsende 1945 war Sprottau zu annähernd 90% zerstört. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Sprottau im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Anschließend wurde sie unter polnische Verwaltung gestellt und in Szprotawa umbenannt. In der Folgezeit wurde die deutsche Bevölkerung von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben. Dadurch ging die Einwohnerzahl deutlich zurück. 1946 waren es nur noch 2.672 Einwohner. Es wanderten Polen zu, die zum großen Teil aus den an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen. Zwangsweise wurden auch Lemken in den entleerten Siedlungen angesiedelt.[8]
Sprottau besitzt eine sehenswerte katholische Stadtpfarrkirche, erbaut vom 13. bis 16. Jahrhundert.
Stadtbrände
1473 Kirche und das Kloster brennen ab, Verlust aller Urkunden der Vorzeit
1630 Rathaus, Schloss und Georgenkirche gehen in Flammen auf
davon 2.951 Evangelische, 710 Katholiken und 64 Juden[11]
1843
04.102
am Jahresende, davon 3.273 Evangelische, 773 Katholiken und 56 Juden[11]
1905
07.900
mit der Garnison (ein Regiment Feldartillerie Nr. 5), davon 1.762 Katholiken und 66 Juden[12]
1925
10.366
davon 8.398 Evangelische, 1.806 Katholiken, sechs sonstige Christen und 45 Juden[13]
1933
11.992
davon 8.769 Evangelische, 2.013 Katholiken, fünf sonstige Christen und 35 Juden[13]
1939
11.974
davon 9.562 Evangelische, 2.060 Katholiken, 34 sonstige Christen und 13 Juden[13]
Sehenswürdigkeiten
Frühgotische Kirche aus dem 13. Jahrhundert
Überreste der Stadtmauer
Sprottauer Rathaus am Ring
Rathaus mit zwei Türmen: der östliche im Renaissance-Stil stammt aus dem 16. Jahrhundert, der westliche wurde im 17. Jahrhundert errichtet.[14]
Frühgotische Mariä-Himmelfahrts-KircheNach Hans Lutsch[15] der älteste dokumentierte Grabstein Schlesiens von 1316 an der Mariä-Himmelfahrts-Kirche
Mariä-Himmelfahrts-Kirche aus dem 13. Jahrhundert
Spätromanische St.-Andreas-Kirche
Bürgerhäuser
Ruine der evangelischen Kirche
Evangelische Kirche (Ruine)
Ehemaliges Gebäude des Magdalenerinnenklosters Sprottau, später Amtsgericht Sprottau
Saganer Tor
Die Dreigräben
Muzeum Ziemi Szprotawskiej (Museum des Sprottauer Landes)
Wallburg Chrobry
Maulbeerbaum in der friderizianischen Kolonie Sprottischwaldau, aus dem Gründerjahr 1776, Grundstück Nr. 16 und zeitgenössisches Kolonistenhaus mit Barockgaube, Hausnummer 13
Wohnturm Wittgendorf im Ortsteil Witków
Wohnturm Wittgendorf im Ortsteil Witków (Wittgendorf)[16]
Schloss Wichelsdorf im Ortsteil Wiechlice (Wichelsdorf)
Verkehr
Der Bahnhof Szprotawa liegt an der hier nicht mehr im Personenverkehr betriebenen Bahnstrecke Łódź–Forst (Lausitz). Früher endete auch die Kleinbahn Grünberg–Sprottau hier.
Die Straßen führen in die Nachbarstädte westlich nach Żagań (Sagan) u. Żary (Sorau), östlich nach Przemków (Primkenau), nördlich nach Nowa Sól (Neu Salz) und südlich nach Bolesławiec (Bunzlau).
Gemeinde
Zur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Szprotawa gehören neben der Stadt selbst die Ortschaften:
Albert Hänel (1833–1918), Staatsrechtler und Politiker
Klaus Hänsch (* 1938), Europapolitiker
Aleksander Kwaśniewski (* 1954), polnischer Staatspräsident
Klaus Solmecke (* 1942), deutscher Politiker (SPD), Gevelsberger Altbürgermeister
Heinrich Göppert (1800–1884), Botaniker und Paläontologe[19]
Partnerstädte
Spremberg, Brandenburg
Gevelsberg, Nordrhein-Westfalen
Die Städtepartnerschaft mit Gevelsberg wurde mit einem offiziellen Festakt am 17. Mai 1996 in der Aula West von Gevelsberg begründet. Es besteht ein reger Austausch mit der Sankt-Engelbert-Gemeinde. Das zehnjährige Jubiläum der Städtepartnerschaft wurde vom 16. bis 18. Juni 2006 offiziell in Sprottau gefeiert.
Jürgen Gerner: Sprottischwaldau, Chronik der Kolonie 1776–1945, Szprotawka Kronika kolonii 1945–2010, Eine friderizianische Siedlung in Niederschlesien, Schwerin 2009, Selbstverlag, Szprotawa-Landesmuseum in Polen, (Dokumente lfd. Nummer 770–773) Link zum Buch: https://kat.martin-opitz-bibliothek.de/vufind/Record/0470872
Die Gründung und Etablierung der neuen Forstkolonie bei Sagan 1775, S. 361 in: Georg Steller: Die friderizianische Siedlung Reußenfeldau bei Rückersdorf, Kr. Sprottau. Sprottau 1936, Selbstverlag
Georg Steller: Die friderizianische Siedlung Reußenfeldau bei Rückersdorf, Kr. Sprottau. Sprottau 1936, Selbstverlag, S. 11; S. 14, Vorbereitungen: „Diese mussten ihren Untertanen die Loslassung gewähren, sobald sie siedeln wollten.“ VI. Fridirizianische Siedlungen um Sagan und Sprottau (S. 57), 1. Eckartswaldau (S. 58), 2. Sprottischwaldau (S. 59)
Carl von Plotho:Der Krieg in Deutschland und Frankreich in den Jahren 1813 und 1814. Band1. Carl Friedrich Amelang, Berlin 1817.
Dr. Friedrich Förster:Geschichte der Befreiungskriege 1813, 1814,1815. Hrsg.: Seite 358. Gustav Hempel, Berlin 1864.
Georg W. Strobel: Ukrainer und Polen als Problem der nationalen Strukturwandlung und Umschichtung in Ostmitteleuropa nach dem Zweiten Weltkrieg, Köln 1965, online (PDF; 6,8MB)
Christian Friedrich Emanuel Fischer:Zeitgeschichte der Städte Schlesiens. Hrsg.: Carl Friedrich Stuckart. Band3. Schweidnitz.
Johann Georg Knie: Alphabethisch-Statistisch-Topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, mit Einschluß des jetzt ganz zur Provinz gehörenden Markgrafthums Ober-Lausitz und der Grafschaft Glatz; nebst beigefügter Nachweisung von der Eintheilung des Landes nach den verschiedenen Zweigen der Civil-Verwaltung. Breslau 1830, S.1023–1024.
Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preusz. Provinz Schlesien. 2. Auflage, Breslau 1845, S.929–932.
Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 18, Leipzig/Wien 1909, S. 798.
Michael Rademacher:Sagan.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Martin Gumprecht.In:Bei Goolgle Books, Unschuldige Nachrichten von alten und neuen theologischen Sachen, Büchern ....Johann Friedrich Braun,1719,abgerufen am 15.Januar 2022.
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