Tutzing ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Starnberg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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47.90888888888911.281388888889611 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberbayern | |
Landkreis: | Starnberg | |
Höhe: | 611 m ü. NHN | |
Fläche: | 35,65 km2 | |
Einwohner: | 9939 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 279 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 82327 | |
Vorwahl: | 08158 | |
Kfz-Kennzeichen: | STA, WOR | |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 88 141 | |
LOCODE: | DE TUZ | |
Gemeindegliederung: | 11 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Kirchenstraße 9 82327 Tutzing | |
Website: | www.tutzing.de | |
Erste Bürgermeisterin: | Marlene Greinwald[2] (FW) | |
Lage der Gemeinde Tutzing im Landkreis Starnberg | ||
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Tutzing liegt am Westufer des Starnberger Sees.
Die Gemeinde hat 11 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[3][4]
Es gibt die Gemarkungen Traubing und Tutzing.[5]
Grabhügel aus Bronze- und Eisenzeit belegen, dass die Gegend um Tutzing bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war. Hinweise auf die Anwesenheit von Römern geben Reste eines Gutshofes am Deixlfurter See. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte 742 durch eine Schenkung an das Kloster Benediktbeuern. Der Name Tutzing stammt von der Familie Tozzi und Tuzzo aus dem Adelsgeschlecht der Huosi. Das deutet darauf hin, dass der Ort bereits im 6. Jahrhundert bestand. Nachdem das Geschlecht der Tuzzinger ausgestorben war, erwarb das Münchner Patriziergeschlecht der Dichtl um 1480 den Ort. Bernhard dem Älteren Dichtl wurde 1519 vom Herzog von Bayern die Hofmarksgerechtigkeit über Tutzing verliehen. Damit durfte er als Tutzinger Schlossherr von seinen Untertanen Steuern erheben und die niedere Gerichtsbarkeit ausüben. Der Ort war bis ins 19. Jahrhundert ein einfaches Fischerdorf, in dem es ab dem 16. Jahrhundert immer wieder Auseinandersetzungen um die Fischrechte zwischen Hoffischern und der Herrschaft der Hofmark Tutzing gab.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Hofmark Tutzing von schwedischen und kaiserlich-spanischen Truppen schwer heimgesucht. Zwischen 1632 und 1634 brannten Schloss, Pfarrkirche, Brauerei, Hoftaverne und einige Anwesen ab. Kaum hatte sich die Bevölkerung von dem Schrecken des Krieges erholt, traten auch schon die ersten Fälle von Pest auf. Die Krankheit wütete in der gesamten Hofmark.
1866 wurde die Eisenbahn München – Starnberg nach Tutzing verlängert.
1650 wurde die Hofmark von Hans Albrecht Viehbeck von und zu Haimbhausen ersteigert. Seine Tochter heiratete den Reichsfreiherrn Maximilian Ernst von Götzengrien. Er ließ am Seeufer ein Schloss mit Barockfassade bauen. Der Park wurde im französischen Stil angelegt und mit Fontänen sowie Vasen ausgestattet.
Von 1731 bis 1869 gehörte Tutzing den Viereggs, einer aus Mecklenburg stammenden Grafenfamilie. Insbesondere Graf Friedrich von Vieregg (1750–1843) verdankt das Tutzinger Schloss eine großzügige Umgestaltung, die in den Jahren 1802 bis 1816 erfolgte. Im 19. Jahrhundert wurde auch der Park in einen Englischen Landschaftsgarten umgewandelt. Nach dem Bau der Eisenbahn ging das Schloss durch mehrere Hände. Zunächst besaß es der Stuttgarter Verleger Eduard Hallberger, dann dessen Tochter Helene Henriette Landberg († 1915), die es der Stadt Stuttgart vermachte. Der Besitzer von 1921 bis 1930, Marcell Nemes, ein bedeutender ungarischer Kunsthändler jüdischer Herkunft, geadelt als Edler von Jánoshalma, renovierte das Schloss und stattete es mit Kunstwerken aus. Marcell von Nemes war auch ein großzügiger Gönner Tutzings. Seine Reithalle wurde dem Sportverein Tutzing (jetzige Turnhalle) geschenkt, gespendet wurde der prächtige neobarocke Hochaltar in der Kirche St. Joseph und der Johannishügel wurde durch Baron von Nemes der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Von 1936 bis 1940 war der Industrielle und Reichstagsabgeordnete des Zentrums Albert Hackelsberger Schlossbesitzer. Im September 1938 wurde er von der Gestapo am Schloss abgeholt und in Einzelhaft verbracht. Den Prozess vor dem Volksgerichtshof 1940 erlebte Hackelsberger nicht mehr – er verstarb noch während der Haftzeit. Angeklagt wurde er wegen Hochverrats und „Devisenvergehen“ – damals gängige Anklage gegen unliebsame Männer der katholischen Kirche, die in nicht wenigen Fällen zum Todesurteil führten. Seine Frau, geborene Weck, („Weck-Gläser“) verkaufte im Jahr 1940 das Schloss an Ida Kaselowsky, Erbin der Firma Oetker in Bielefeld.
Von 1947 bis 1949 war die evangelische Landeskirche Mieter bei Rudolf August Oetker, dem nächsten Firmenerben. Für 350.000 Mark erwarb sie im Frühjahr 1949 das Tutzinger Schloss mit zwei Dritteln des Grundbesitzes. Aus ihren Bildungsaktivitäten an diesem Ort entwickelte sich schnell die Evangelische Akademie Tutzing, auf deren Tagungen der jungen Bundesrepublik politisch bedeutende Anstöße gegeben wurden. Schloss und Park sind das kulturhistorisch bedeutendste Architekturensemble Tutzings.
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. Januar 1978 größere Gebietsteile der aufgelösten Gemeinde Traubing eingegliedert.[6]
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 8942 auf 9933 um 991 Einwohner bzw. um 11,1 %.
Verlauf der Bevölkerungsentwicklung[7] | ||||||||||||||
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Jahr | 1840 | 1900 | 1939 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 1991 | 1995 | 2005 | 2010 | 2015 | 2020 | |
Einwohner | 772 | 2109 | 3252 | 5973 | 6271 | 6961 | 8847 | 9348 | 9205 | 9506 | 9406 | 9893 | 9897 |
Bürgermeisterin ist seit 2018 Marlene Greinwald (FW). Ihr Vorgänger war bis zu seinem Tod am 17. August 2017 Rudolf Krug (ödp).[2] Er wurde in einer Stichwahl am 30. März 2014 zum Nachfolger von Stephan Wanner (parteilos, von SPD unterstützt) gewählt. Dessen Vorgänger wiederum war Peter Lederer (CSU).
Nach der Kommunalwahl am 15. März 2020 hat der Gemeinderat 20 Mitglieder. Die Wahlbeteiligung lag bei 59,8 %. Die Wahl brachte folgendes Ergebnis:
Gemeinderatswahl Tutzing 2020[8]
Wahlbeteiligung: 59,8 %
% 40 30 20 10 0 31,4 21,4 14,5 8,0 7,5 6,2 5,7 5,3 n. k.
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
%p 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 −1,2
+13,8 −3,7 +0,7 +2,2 −5,6 −0,7 −0,9 −4,6 |
Sitzverteilung im Gemeinderat Tutzing 2020 Insgesamt 20 Sitze
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Jahr | CSU | SPD | Grüne | FDP | FW | BfT | ödp | UWG | TL | gesamt | WB in % |
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2020 | 6 | 1 | 4 | 2 | 3 | 0 | 1 | 2 | 1 | 20 | 59,8 |
2014 | 7 | 1 | 2 | 1 | 4 | 1 | 2 | 1 | 1 | 20 | 65,25 |
2008 | 7 | 3 | 1 | 1 | 4 | 1 | 2 | 1 | 0 | 20 | 66,7 |
2002 | 10 | 1 | 1 | 0 | 4 | 2 | 1 | 1 | 0 | 20 | 66,7 |
BfT = Bürger für Tutzing FW = Freie Wähler Tutzing TL = Tutzinger Liste e. V.
UWG = Unabhängige Wählergemeinschaft Traubing
Bei der Kommunalwahl vom 15. März 2020 haben von den 7826 Stimmberechtigten 4676 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht, womit die Wahlbeteiligung bei 59,75 Prozent lag.[8]
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Blasonierung: „Geteilt von Rot und Silber; oben ein linkshin schwimmender silberner Fisch, unten ein mit drei sechsstrahligen goldenen Sternen belegter blauer Schrägbalken.“[9] |
Wappenführung seit 1937 |
Die französische Partnergemeinde ist der Kurort Bagnères-de-Bigorre (Hautes-Pyrénées) in den Pyrenäen.
Die ungarische Partnerstadt ist Balatonkenese.
Tutzing ist überregional bekannt durch die Evangelische Akademie Tutzing (siehe oben). Außer dieser gibt es hier (im Haus Buchensee) auch die 1957 als Anstalt des öffentlichen Rechts gegründete Akademie für Politische Bildung.
Tutzings ältestes Gebäude, das denkmalgeschützte Vetterlhaus, entstand im 17. Jahrhundert als Hirtenhäusl. Es hat ein gemauertes Erdgeschoss, sein Obergeschoss wurde in Blockbauweise erstellt. 1901 zog die sechsköpfige Familie Vetterl ein. Nach dem Ersten Weltkrieg stellte die Gemeinde das Haus finanziell Schwachen zur Verfügung. Das ehemalige „Hütlhaus“ ist eines der letzten erhaltenen Überreste des alten Dorfes Tutzing und vermittelt einen guten Eindruck von der Bauweise der einfachen Bauern- und Fischeranwesen. Es verdeutlicht den Wandel vom bescheidenen, kleinbäuerlichen Dorf zum Villenort und zur Fremdenverkehrsgemeinde der späteren Jahre. Heute beherbergt das Vetterlhaus das Gäste- und Informationsbüro des Tutzinger Fördervereins für Tourismus.
Nach der amtlichen Statistik gab es 1998 im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 32, im produzierenden Gewerbe 941 und im Bereich Handel und Verkehr 245 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 1050 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 2682. Im verarbeitenden Gewerbe gab es sechs Betriebe, im Bauhauptgewerbe neun Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 1999 43 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 1086 ha, davon waren 151 ha Ackerfläche und 925 ha Dauergrünfläche.
Linie | Linienverlauf |
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![]() | Tutzing – Feldafing – Possenhofen – Starnberg – Starnberg Nord – Gauting – Stockdorf – Planegg – Gräfelfing – Lochham – Westkreuz – Pasing – Laim – Hirschgarten – Donnersbergerbrücke – Hackerbrücke – Hauptbahnhof – Karlsplatz (Stachus) – Marienplatz – Isartor – Rosenheimer Platz – Ostbahnhof – Leuchtenbergring – Berg am Laim – Trudering – Gronsdorf – Haar – Vaterstetten – Baldham – Zorneding – Eglharting – Kirchseeon – Grafing Bahnhof – Grafing Stadt – Ebersberg |
Der Bahnhof Tutzing liegt an der Bahnstrecke München–Garmisch-Partenkirchen und ist angeschlossen an das S-Bahn-Netz des MVV, an den Regionalverkehr der Bahn in Richtung München und Innsbruck, sowie freitags, samstags und sonntags an ICE-Züge nach Innsbruck, Garmisch-Partenkirchen, Berlin, Hamburg und Dortmund. Damit ist Tutzing die fünftkleinste Gemeinde Deutschlands mit ICE-Anbindung.[10] Gleichzeitig zweigt hier die Kochelseebahn ab. In den Sommermonaten wird Tutzing durch die Bayerische Seenschifffahrt angefahren. Das Gesamtstraßennetz beträgt 66,8 km.
Tutzing wird durch mehrere Regionalbuslinien des MVV erschlossen.
Linie | Linienverlauf | Verkehrsunternehmen |
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958 | Andechs - Machtlfing - Traubing - Garatshausen - Tutzing | RVO und Geldhauser |
978 | Feldafing - Tutzing - Feldafing | Geldhauser |