Speicher ist eine Stadt nahe der Kyll im Eifelkreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz und Verwaltungssitz der gleichnamigen Verbandsgemeinde. Speicher ist gemäß Landesplanung als Grundzentrum ausgewiesen.[2]
Wappen | Deutschlandkarte | |
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49.9372222222226.6380555555556330 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Eifelkreis Bitburg-Prüm | |
Verbandsgemeinde: | Speicher | |
Höhe: | 330 m ü. NHN | |
Fläche: | 15,36 km2 | |
Einwohner: | 3668 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 239 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 54662 | |
Vorwahl: | 06562 | |
Kfz-Kennzeichen: | BIT, PRÜ | |
Gemeindeschlüssel: | 07 2 32 123 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Bahnhofstraße 36 54662 Speicher | |
Website: | www.vg-speicher.de | |
Stadtbürgermeister: | Erhard Hirschberg (CDU) | |
Lage der Stadt Speicher im Eifelkreis Bitburg-Prüm | ||
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Speicher liegt in der Natur- und Kulturlandschaft der Südeifel unweit von Bitburg. Die Stadt befindet sich 20 Kilometer nördlich von Trier und 19 Kilometer westlich der Kreisstadt Wittlich (jeweils Luftlinie).
Zu Speicher gehören auch die Wohnplätze Bahnhof Speicher, Bermeshausen, Commeshof, Laymühle und Schalfelderhof sowie der Weiler Speichermühle.[3]
Nachbarorte sind die Ortsgemeinden Philippsheim im Nordwesten, Beilingen im Nordosten, Herforst im Osten, Orenhofen und Preist im Süden sowie – jenseits der Kyll – Röhl im Westen.
Erstmals genannt wird Speicher 834 in einer Urkunde als madalbodi spicarium (spicarium von lat. spica = Ähre), 1136 taucht der Name Spichera in einer Urkunde auf. Altertumsfunde im Speicherer Wald, die römischen Ursprungs sind, lassen jedoch darauf schließen, dass Speicher noch älter ist. Speicher stand seit 1354 unter luxemburgischer Landeshoheit und zählte zur Herrschaft Bruch. 1815 wurde Speicher dem Königreich Preußen zugeschlagen.
Den Römern ist die Entwicklung einer gegen Ende des ersten und zu Beginn des zweiten Jahrhunderts n. Chr. blühenden Töpferindustrie zu verdanken, die bis in die Gegenwart als heimische Industrie fortlebt. Zahlreiche im Speicherer Wald ausgegrabene Öfen und Tonwarenfunde zeugen von einer umfangreichen Fertigung von Tonwaren und Ziegeln bis ins 5. Jahrhundert hinein. Ab dem frühen 14. Jahrhundert begannen Speicher Töpfermeister mit der Herstellung von Speicher Steinzeug, dass bis in die Neuzeit produziert wurde. Die Tonwaren wurden durch Kaufleute im Wandergewerbe über ganz Deutschland hin und darüber hinaus in den Nachbarländern zum Kauf angeboten.
Neben der Töpferindustrie zeugen auch zahlreiche Grabfunde im Speicherer Wald und der Umgebung von der frühen Besiedelung. Zu den wichtigsten Funden zählt eine ausgedehnte Nekropole im Speicherer Wald aus vorrömischer Zeit. Neben der Nekropole fand man zudem eine Gruppe von vier römischen Grabhügeln sowie ein einzelnes römisches Brandgrab aus dem 3. Jahrhundert n. Chr.[4][5]
Die Gemeinde Speicher wurde am 8. Mai 2011 zur Stadt erhoben.[6]
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Historisch ist Speicher wie nahezu die gesamte Eifel katholisch geprägt; so sind 76,8 % der Einwohner katholisch, 9,9 % evangelisch, die restlichen knapp 13,3 % anderer oder ohne Religion. Über viele Jahrhunderte hinweg war die Stadt zum Erzstift und Kurfürstentum Trier gehörig, einem bedeutenden geistlichen Territorium im Heiligen Römischen Reich, dessen Erzbischof traditionell zu den sieben Kurfürsten zählte. Insbesondere wegen des Heiligkeitsanspruchs des Reichs war es nicht hinnehmbar, dass sich einzelne Regionen von der alten römischen Kirche abwandten. Erneuerungsbewegungen wie die Reformation konnten in der Region Trier und damit auch innerhalb Speichers niemals Fuß fassen. Zentrales Gotteshaus der Pfarrei St. Philippus u. Jakobus (Bistum Trier) ist die 1896, im neugotischen Stil erbaute, gleichnamige Pfarrkirche, welche mit ihrem hohen Turm auch heute noch das Ortsbild dominiert. Trotzdem befindet sich in Speicher auch eine Kirche der Evangelischen Kirchengemeinde Bitburg.
Der Stadtrat in Speicher besteht aus 20 Ratsmitgliedern, die bei den Kommunalwahlen am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Stadtbürgermeister als Vorsitzendem. Die Bezeichnung Stadtrat, vorher Gemeinderat, erfolgte aufgrund der Stadterhebung im Jahr 2011.
Die Sitzverteilung im Stadtrat:[7]
Wahl | SPD | CDU | FDP | Gesamt |
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2019 | 7 | 10 | 3 | 20 Sitze |
2014 | 8 | 9 | 3 | 20 Sitze |
2009 | 6 | 11 | 3 | 20 Sitze |
2004 | 5 | 12 | 3 | 20 Sitze |
Erhard Hirschberg (CDU) wurde 1999 Bürgermeister von Speicher.[8] Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 73,64 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[9]
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Blasonierung: „In Schwarz eine eingeschweifte rote Spitze, darin eine wachsende goldene Ähre; vorne ein goldener Krug, hinten ein goldenes Töpferrad.“[10] |
Wappenbegründung: Durch die Symbole Krug und Töpferrad weist das Gemeindewappen hin auf die außergewöhnliche große Bedeutung der Keramikindustrie im Gebiet von Speicher, die bis in die römische Zeit zurückreicht. Zu neuer Blüte gelangt die Tonwarenfabrikation im 14. Jahrhundert. Um 1485 wird eine Bruderschaft der Krugbäcker gegründet. Die Ähre ist Hinweis auf die Urform des Ortsnamens „Spicarium“ der auf (lat.) spica = die Ähre zurückgeht. |
Die Heimatsprache der Speicherer ist Moselfränkisch in seiner lokal gefärbten Art. Zum Moselfränkisch der Nachbargemeinden gibt es kleine aber feine Unterschiede. Das typische Beispiel hierfür ist das „eecht“ für die Zahl acht, die von den Nachbargemeinden mit „aacht“ übersetzt wird. Während man beispielsweise in Herforst „oabichten“ (arbeiten) geht, gehen die Speicherer „schaffen“.
So wie das luxemburgische Moselfränkisch mit einer Vielzahl französischer Begriffe gespickt ist, so ist das Speicherer mit jenischen Ausdrücken durchsetzt, was auf die Tradition der ambulanten Händler zurückzuführen ist. Beispiel: Den Houtz beknäst miaz. (Der Mann versteht nichts.)
In Speicher befinden sich eine Anzahl unter Denkmalschutz stehender Kulturdenkmäler.[11]
Der größte Arbeitgeber in der Ortsgemeinde Speicher ist das familiengeführte Unternehmen der STUCO GmbH & Co. KG. Es handelt sich dabei um eine Holding bestehend aus den Unternehmen:
Die Holding beschäftigt insgesamt mehr als 250 Mitarbeiter.
Der Bahnhof Speicher liegt an der Eifelstrecke (KBS 474). Er wird im Schienenpersonennahverkehr von den Zügen der RB 22 bedient:[12]
Linie | Verlauf | Takt |
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RE 22 RB 22 | Eifel-Express: Köln Messe/Deutz – Köln Hbf – Köln West – Köln Süd – Erftstadt – Weilerswist – Euskirchen – Mechernich – Kall – Urft (Steinfeld) – Nettersheim – Blankenheim (Wald) – Schmidtheim – Dahlem (Eifel) – Jünkerath – Lissendorf – Oberbettingen-Hillesheim – Gerolstein (Gattungswechsel RE/RB) – Birresborn – Mürlenbach – Densborn – Usch/Zendscheid – St. Thomas – Kyllburg – Bitburg-Erdorf – Hüttingen – Philippsheim – Speicher – Auw an der Kyll – Daufenbach – Kordel – Ehrang – Pfalzel – Trier Hbf (aufgrund von Hochwasserschäden längerfristig im Schienenersatzverkehr zwischen Kall und Kyllburg) Stand: Wiederinbetriebnahme Mechernich–Kall am 12. Juni 2022 | 60 min |
Durchgeführt wird der Schienenpersonennahverkehr von DB Regio NRW. Dabei kommen Fahrzeuge der Baureihen 620 und 622 zum Einsatz. Es gilt der Tarif des Verkehrsverbunds Region Trier (VRT).
Sprachbeispiele zum Speicherer Platt:
Auw an der Kyll | Beilingen | Herforst | Hosten | Orenhofen | Philippsheim | Preist | Spangdahlem | Speicher (Eifel)