Das altmärkische Dorf Ristedt, ein Haufendorf mit Kirche,[1] liegt sechs Kilometer nordwestlich von Klötze. In westlicher Richtung liegen der 62 Meter hohe Springelsberg und der 92 Meter hohe Hüttenberg. Durch Ristedt fließt die Riete, die über den Hilgengraben in die Jeetze strömt.[3]
Ortschaftsgliederung
Zur Ortschaft gehören die Ortsteile Ristedt und Neu-Ristedt.[4]
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung als ristede mit fünf Höfen stammt aus dem Jahre 1112,[5][6] als der Bischof Reinhard von Halberstadt die Übertragung des von ihm in Osterwieck gegründeten Klosters nach Hamersleben genehmigte. Im Jahre 1465 wurde Bernhard von der Schulenburg durch den Kurfürsten Friedrich mit Einnahmen aus dem Dorf Ristedte belehnt.[7] 1526 wurden Deutzschen Rytstede und eine wüste Feldmark wendischen Rytstede genannt.[8]
Ristedt 1626 wurde im Dreißigjährigen Krieg von den Dänen geplündert,[9] 1627 von Tillys Landsknechten geplündert und 1630 zerstörten Wallensteins Truppen Ristedt vollständig und plünderten die Kirche restlos aus, einschließlich der Glocke. Jodocus Temme berichtet über den Dieb, einen Offizier, in der Sage Die gestohlene Glocke in Ristedt: Dafür ist es ihm denn auch in seinen letzten Tagen schlecht ergangen, indem ihn das Ungeziefer aufgefressen hat.[10]
Herkunft des Ortsnamens
Franz Mertens schlägt mehrere Sprachen als Herkunft für den Namen vor: althochdeutsch recrise, mittelniederdeutsch risch oder hannöversch rische, übersetzt als die Binse. Der Ort hieße also Binsenstätte,[11] also eine Stätte, wo diese Art von Gräsern wächst. Andere übersetzen den Ortsnamen als Stelle am Ried.
Eingemeindungen
Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Ristedt aus dem Landkreis Salzwedel in den Kreis Klötze umgegliedert. Am 1. Juli 1994 wurde Ristedt dem Altmarkkreis Salzwedel zugeordnet.[12]
Durch einen Gebietsänderungsvertrag beschloss der Gemeinderat der Gemeinde Ristedt am 5. Januar 2009, dass die Gemeinde Ristedt in die Stadt Klötze eingemeindet wird. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[13][14]
Nach Eingemeindung der bisher selbstständigen Gemeinde Ristedt wurden Neu Ristedt und Ristedt Ortsteile der Stadt Klötze. Für die eingemeindete Gemeinde wurde die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die eingemeindete Gemeinde Ristedt und künftigen Ortsteile Neu Ristedt und Ristedt wurden zur Ortschaft der aufnehmenden Stadt Klötze. In der eingemeindeten Gemeinde und nunmehrigen Ortschaft Ristedt wurde ein Ortschaftsrat mit drei Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.
Die evangelischen Christen der Kirchengemeinde Ristedt, die früher zur Pfarrei Ristedt gehörte,[17] werden heute betreut vom Pfarrbereich Beetzendorf im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[18]
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Ristedt stammen aus dem Jahre 1645[19] oder 1652.[20]
Die katholischen Christen aus Ristedt gehören zur katholischen Filialkirchengemeinde Beetzendorf[21] mit der Kirche Mariä Himmelfahrt (Beetzendorf). Sie gehört zur Gardelegener Pfarrei „St. Hildegard“ im Dekanat Stendal des Bistums Magdeburg.[22]
Politik
Bürgermeister
Ortsbürgermeister ist Hans-Jürgen Beckmann.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die evangelische Dorfkirche Ristedt ist ein neuromanischer Feldsteinbau aus dem Jahr 1888. Von dem spätromanischen Ursprungsbau ist nur der Westquerturm erhalten.[23]
In Ristedt steht ein fünfteiliges Denkmal aus rotem Sandstein an der Hauptstraße für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges.[24]
→ Hauptartikel: Liste der Kulturdenkmale Klötze
Vereine
Reitgemeinschaft Ristedt e.V.
Schützenverein Ristedt e.V.
Freiwillige Feuerwehr Ristedt e.V.
Junge Gemeinschaft Altmark e.V.
Regelmäßige Veranstaltungen
Schützenfest des Schützenvereins Ristedt im April
OPEN YEAH! Festival der Jungen Gemeinschaft Altmark Anfang August
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Die in sechs Kilometern Entfernung westlich verlaufende Bundesstraße 248 führt von Salzwedel nach Wolfsburg.
Literatur
Wilhelm Zahn:Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.143 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen& Constanze Gliege).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes:Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W.Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.344, 135. Ristedt (Online bei google books).
Peter P. Rohrlach:Historisches Ortslexikon für die Altmark (=Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S.1775–1778, doi:10.35998/9783830522355.
Markus Schulze:Weiterhin mehr Frauen als Männer. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau. 21.Januar 2022, DNB1047268213, S.18.
Adolph Friedrich Riedel:Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band10. Berlin 1856, S.393 (Digitalisat).
Adolph Friedrich Riedel:Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band25. Berlin 1863, S.378 (Digitalisat).
Adolph Friedrich Riedel:Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band6. Berlin 1846, S.264 (Digitalisat).
Jodocus Donatus, Hubertus Temme: Die gestohlene Glocke in Ristedt. In: Die Volkssagen der Altmark. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1839 (Wikisource)
Franz Mertens:Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB1015184308, S.209.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S.360.
Altmarkkreis Salzwedel:Gebietsänderungsvertrag zur Eingemeindung von Gemeinden in die Stadt Klötze mit Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 26. Januar 2009. In: Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr.2, 18.Februar 2009, S.36–38 (altmarkkreis-salzwedel.de[PDF; 388kB; abgerufen am 20.August 2021]).
Wilhelm Zahn:Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.143 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen& Constanze Gliege).
Stadt Klötze, Einwohnermeldeamt:Einwohnerbestand am 31.12.2018. 9.Januar 2019.
Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID551010-7, S.24 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen e.V. (Hrsg.):Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen (=Series Pastorum. Band10). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02142-0, S.564.
Ernst Machholz:Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID504809-6, S.2 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
Rudolf Joppen:Die kirchliche Entwicklung im Kommissariat Magdeburg vom Ende des Kulturkampfes bis zum Sturz der Monarchie 1887–1918. In: Franz Schrader (Hrsg.): Das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg in der Reihe Studien zur katholischen Bistums- und Klostergeschichte. Band19 – Teil 9. St. Benno Verlag, Leipzig 1978, S.246.
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