Lage des Regierungsbezirks Arnsberg in Nordrhein-Westfalen
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Geografie
Der Regierungsbezirk Arnsberg liegt im Südosten von Nordrhein-Westfalen. Er deckt in seinem nordwestlichen Bereich mit den fünf Großstädten Bochum, Dortmund, Hagen, Hamm und Herne einen wesentlichen Teil des dicht besiedelten Ruhrgebiets ab. Im Gegensatz dazu weist das östliche und südliche Gebiet eine geringere Bevölkerungsdichte und eher kleinteilige Besiedlung auf.
Landschaftlich gehören sowohl die Bergländer Südwestfalens als auch die südlichen Bereiche der westfälischen Bucht einschließlich des mittleren Abschnitts der Lippeniederungen und der Hellwegbörden zum Regierungsbezirk.
Nachbarbezirke und Nachbarländer
Der Regierungsbezirk grenzt im Norden an die Regierungsbezirke Münster und Detmold, im Osten an das Land Hessen, im Süden an das Land Rheinland-Pfalz und im Westen an die Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf.
Geschichte
Entstehung
Die Geschichte des Regierungsbezirks geht auf die preußische „Verordnung über die verbesserte Einrichtung der Provinzialbehörden“ vom 30. April 1815 zurück. Im Rahmen der Preußischen Reformen wurde Preußens Verwaltung nach dem Wiener Kongress neu geordnet und zunächst in zehn Provinzen mit jeweils zwei oder mehr Regierungsbezirken eingeteilt, die in mehrere Kreise untergliedert werden sollten.[2] Eine der neu gebildeten Provinzen war die Provinz Westfalen. Die Einteilung der Provinz Westfalen und die Bildung der Regierungsbezirke Münster, Minden und Arnsberg wurde mit Bekanntmachung vom 25. Juli 1816 verfügt.[3] Der Verwaltungssitz Hamm, in der vornapoleonischen Zeit Sitz der Märkischen Kriegs- und Domänenkammer und seit 1226 Hauptort der Grafschaft Mark, wurde aufgegeben und die neue Behörde aufgrund der Wahl des Oberpräsidenten Ludwig von Vincke nach Arnsberg verlegt. Der ursprünglich 1815 vorgesehene Standort Hamm wurde stattdessen Sitz des königlich westfälischen Oberlandesgerichts, des heutigen Oberlandesgerichts Hamm. Ursächlich waren zum einen der Wille der Regierung, die katholische Bevölkerung des vormaligen Herzogtums Westfalen (Sauerland) stärker an den überwiegend protestantisch geprägten preußischen Staat zu binden, und zum anderen das Ziel, die Region wirtschaftlich stärker zu entwickeln.
Wie die übrigen Bezirksregierungen in der Provinz Westfalen, so nahm auch die neue Regierung in Arnsberg formell mit dem 1.August 1816 ihre Tätigkeit auf.[4]
Weitere Entwicklung
Eine der zentralen Herausforderungen der Regierungspräsidenten in Arnsberg war im 19. und frühen 20. Jahrhundert die staatliche Begleitung des Industrialisierungsprozesses insbesondere im östlichen Ruhrgebiet. In diesem Zusammenhang wurde in den Ballungsräumen auch eine Neueinteilung der Kreise und die Schaffung von Stadtkreisen während des Deutschen Kaiserreichs und dann noch einmal in den späten 1920er Jahren nötig. Durch die Kommunalreformen der 1960er/1970er Jahre kam es auch zum Zusammenschluss verschiedener kleinerer Einheiten zu größeren Kreisen.
Der Sitz der Bezirksregierung in der Stadt Arnsberg war dabei stets umstritten. Spätestens mit dem Aufstieg des Ruhrgebiets zur zentralen Industrielandschaft nahmen die Bestrebungen zur Verlegung des Standortes ins Ruhrgebiet oder die Gründung eines neuen Regierungsbezirks Ruhr zu.[5]
Grundsätzlich in Frage gestellt wurden die Bezirksregierungen in Nordrhein-Westfalen erst unter der Regierung Rüttgers. Im Koalitionsvertrag von 2005 zwischen CDU und FDP wurde die Auflösung der Bezirksregierungen vereinbart. Umgesetzt werden sollte dieses Vorhaben allerdings erst ab 2012. Von diesen Plänen ist später die Regierung unter Jürgen Rüttgers auch nach Protesten aus den eigenen Reihen wieder abgerückt. Im Koalitionsvertrag der rot-grünen Regierung unter Hannelore Kraft und Sylvia Löhrmann ist ausdrücklich der Erhalt aller Regierungsbezirke vereinbart.[6]
Die Behörde ließ im Jahr 2016 ihre Geschichte während der NS-Zeit aufarbeiten. Es zeichnete sich ein mehrstufiger Prozess der Anpassung an die neuen politischen Verhältnisse ab. Die Bezirksregierung war dabei nicht nur eine ausführende Behörde. Auch vor dem Hintergrund der Notwendigkeit, sich gegenüber den nationalsozialistisch beherrschten Kommunen als politisch zuverlässig zu präsentieren und sich gegenüber dem Gau Westfalen-Süd zu behaupten, zeigten einige Fachabteilungen eigene Initiative.[7]
Einwohnerentwicklung
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen des Regierungsbezirks Arnsberg nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bei den Zahlen handelt es sich bis 1970 um Volkszählungsergebnisse und ab 1975 um amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes. Die Zahlen für 1975, 1980 und 1985 sind geschätzte Werte, die Zahlen ab 1987 Fortschreibungen auf Basis der Ergebnisse der Volkszählung von 1987. Die Angaben beziehen sich für 1837 auf die „Zivilbevölkerung“, ab 1861 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und ab 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“.
Am 1. Januar 1819 gab es eine neue Kreiseinteilung:
Kreis Altena: Abtretung von Märkisch Valbert an den Kreis Olpe
Kreis Arnsberg: Abtretung von Gemeinden an den neuen Kreis Eslohe und an den Kreis Hamm, Aufnahme von Gemeinden aus dem Kreis Iserlohn, Gebietsaustausch mit dem Kreis Soest
Kreis Bochum: Abtretung von Gemeinden an den Kreis Hagen, Gebietsaustausch mit dem Kreis Dortmund
Kreis Brilon: Aufnahme von Gemeinden aus dem aufgelösten Kreis Medebach
Kreis Dortmund: Abtretung von Gemeinden an den Kreis Hagen, Gebietsaustausch mit dem Kreis Bochum
Kreis Eslohe: Neubildung aus Gemeinden der Kreise Altena, Arnsberg, Bilstein und Medebach
Kreis Hagen: Aufnahme von Gemeinden aus den Kreisen Bochum und Dortmund
Kreis Hamm: Aufnahme von Gemeinden aus dem Kreis Arnsberg
Kreis Iserlohn: Abtretung von Gemeinden an den Kreis Arnsberg
Kreis Eslohe: Umbenennung in Kreis Meschede und Abtretung von Gemeinden an den Kreis Arnsberg
Bildung von Stadt- und Landkreisen
Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts führten Industrialisierung und die damit einhergehende Urbanisierung zu Veränderungen. Insbesondere wurde aus einigen alten Kreisen größere Städte als Stadtkreise ausgliedert. Aus den Resten wurden teilweise neue Landkreise gebildet.
Der zum Regierungsbezirk gehörende Anteil des Ruhrgebiets wurde in drei Zeitschritten neu geordnet. Die ersten Reformen traten am 1.April 1926 und am 1.April 1928, die weiteren Reformen gemäß dem Gesetz über die kommunale Neugliederung des rheinisch-westfälischen Industriegebiets am 1.August 1929 in Kraft. Bereits 1922 verlor der Kreis Schwelm Gemeinden an die rheinische Stadt Barmen. Infolge der Eingliederung Holzwickedes in den Landkreis Hamm wurde 1930 schließlich Unna zur neuen Kreisstadt dieses Kreises, der den Namen in Landkreis Unna wechselte.
Die entscheidenden Eingriffe in die Verwaltungsstruktur waren allerdings die Auflösung etlicher Stadtkreise/Landkreise und deren Eingliederung in bestehende.
5. August 1922
Vergrößerung des Stadtkreises Barmen um Gemeinden des Kreises Schwelm
Der aktuelle Zustand ist das Resultat der Gebietsreformen von 1968 bis 1975.
Regierungspräsidenten
Beginn der Amtszeit
Ende der Amtszeit
Regierungspräsident
Partei
1. August 1816
24. März 1825
Friedrich von Bernuth
1825
1831
Karl von Flemming
1831
5. März 1836
Philip-Ludwig Wolfart
5. März 1836
18. April 1845
Georg Wilhelm Keßler
8. Juli 1845
August 1848
Heinrich Friedrich von Itzenplitz
16. November 1848
4. Juni 1849
Moritz von Bardeleben
18. Juli 1849
1851
Carl von Bodelschwingh
November 1851
18. Mai 1854 (†)
Ernst von Bodelschwingh
28. September 1854
3. Juli 1863
Friedrich von Spankeren
18. Juli 1863
Oktober 1874
Heinrich Wilhelm von Holtzbrinck
29. Oktober 1874
14. November 1880
Georg von Steinmann
14. November 1880
22. Juni 1889
Alfred von Rosen
26. Juni 1889
16. April 1901
Wilhelm Julius Reinhold Winzer
17. April 1901
13. Februar 1903
Ludwig von Renvers
26. März 1903
18. Juni 1907
Franz Coels von der Brügghen
9. September 1907
Dezember 1907
Friedrich Ernst von Schwerin
6. Januar 1908
30. September 1919
Alfred von Bake
16. Oktober 1919
15. Februar 1933
Max König
SPD
23. Februar 1933
20. September 1935
Max von Stockhausen
DNVP
Oktober 1935
31. August 1941
Ludwig Runte
NSDAP
1. Januar 1942
16. Mai 1945
Lothar Eickhoff
NSDAP
1. Juni 1945
31. Juli 1949
Fritz Fries
SPD
15. März 1950
28. Februar 1956
Hubert Biernat
SPD
2. Juni 1956
31. Juli 1973
Ernst Schlensker
SPD
1. August 1973
12. Januar 1977
Fritz Ziegler
SPD
13. Januar 1977
19. Februar 1990
Richard Grünschläger
SPD
20. Februar 1990
30. Juni 1998
Raghilt Berve
SPD
1. August 1998
12. November 2002
Wolfram Kuschke
SPD
1. Januar 2003
22. Juli 2005
Renate Drewke
SPD
23. Juli 2005
18. August 2010
Helmut Diegel
CDU
18. August 2010
31. August 2015
Gerd Bollermann
SPD
1. September 2015
31. August 2017
Diana Ewert
SPD
1. September 2017
31. August 2022
Hans-Josef Vogel
CDU
1. September 2022
Heinrich Böckelühr
CDU
Regionalrat
Sitzverteilung im Arnsberger Regionalrat 2020
Insgesamt 15 Sitze
GRÜNE: 2
SPD: 4
FW: 1
FDP: 1
CDU: 7
Der Regionalrat wird nach jeder Kommunalwahl aufgrund der Kommunalwahlergebnisse (Stadtrats- bzw. Gemeinderatswahl) der kreisangehörigen Gemeinden der Kreise Hochsauerlandkreis, Märkischer Kreis, Olpe, Siegen-Wittgenstein und Soest gebildet. Die kreisfreien Städte Bochum, Dortmund, Hagen, Hamm und Herne sowie die Kreise Ennepe-Ruhr-Kreis und Unna sind nicht im Regionalrat repräsentiert, da für sie die Verbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr die Funktion des Regionalrats übernimmt.
Aktuell gibt es im Regionalrat folgende Sitzverteilung nach Fraktionen (Stand September 2020):
CDU
SPD
GRÜNE
Fraktionslos
Gesamt
7
4
2
2
15
FDP 1 FW 1
Sonstiges
Die Bezirksregierung Arnsberg ist für die Verteilung von Flüchtlingen in ganz Nordrhein-Westfalen zuständig.[9]
Im Vergleich mit dem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der Europäischen Union, ausgedrückt in Kaufkraftparität, erreicht der Regierungsbezirk Arnsberg einen Index von 109 (EU-28=100) (2015).[10]
Siehe auch
Vorläufer Behörden Preußens:
Kriegs- und Domänenkammer
Märkische Kriegs- und Domänenkammer
Zusammengefasste Territorien:
Grafschaft Mark
Herzogtum Westfalen
Literatur
Heinz Kaufung: Die Regierung Arnsberg und ihre Stadt. 2.erweiterte Auflage. 750 Jahre Stadt Arnsberg, 1988.
Reinhard Feldmann, Hans Mühl (Bearb.): 175 Jahre Regierungsbezirk Arnsberg. Streiflichter aus der Geschichte. Arnsberg 1991.
Heiko M. Kosow: Der Regierungsstandort Arnsberg. In: Heimatblätter. Zeitschrift des Arnsberger Heimatbundes. Heft 30/2009, S.57–78.
Jürgen Kloß: Arnsberg als Verwaltungssitz in Südwestfalen, insbesondere Freiherr Vincke und der Übergang auf Preußen 1816. SüdWestfalen Archiv, 15. Jahrgang. Arnsberg 2015.
Bezirksregierung Arnsberg (Hrsg.): 200 Jahre BezirksregierungArnsberg – Entstehung – Entwicklung – Einblicke. Ausstellungs-Begleitband. Arnsberg Februar 2016.
Theo Hirnstein: Wie eine Kupplung – 200 Jahre „Regierung“. WOLL-Magazin Sundern-Arnsberg, Ausgabe 1/16, April 2016, S. 46–48.
Heiko M. Kosow: 200 Jahre BezirksregierungArnsberg – Errichtung und Entwicklung. Sauerland 1/2016, S. 29–33.
Heiko M. Kosow: 200 Jahre Bezirksregierung Arnsberg – Diskussionen über den Regierungsbezirk und um Arnsberg als Standort einer Bezirksregierung. Sauerland 2/2016, S.30–33.
Heiko M. Kosow: 200 Jahre Bezirksregierung Arnsberg – Die Eingliederung von Sonderbehörden 2005–2008 in die Bezirksregierung Arnsberg. Sauerland 3/2016, S.17–21.
Heiko M. Kosow: 200 Jahre Bezirksregierung Arnsberg – 25 Jahre Binnenmodernisierung. Sauerland 4/2016, S. 13–16.
Arne Hennemann: Dimensionen der Verstrickung. Die Bezirksregierung Arnsberg 1933–1945. Eine Untersuchung zum Behördenhandeln der südwestfälischen Mittelbehörde unter den Bedingungen des NS-Staates. Arnsberg 2016 (Vorabveröffentlichung).
Bezirksregierung Arnsberg (Hrsg.): Wandel Gestalten Vielfalt Leben – 200 Jahre BezirksregierungArnsberg. Festschrift. Arnsberg Dezember 2016.
dazu ausführlich der Regierungsvizepräsident a.D. Heiko M. Kosow: Der Regierungsstandort Arnsberg. In: Heimatblätter. Zeitschrift des Arnsberger Heimatbundes. Heft 30/2009, S.57–78.
Rot-Grüner Koalitionsvertrag 2010 (Mementodes Originals vom 4. Juni 2012 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gruene-nrw.de (Zeile 3655ff.; PDF; 936kB)
Arne Hennemann: Dimensionen der Verstrickung. Die Bezirksregierung Arnsberg 1933–1945. Eine Untersuchung zum Behördenhandeln der südwestfälischen Mittelbehörde unter den Bedingungen des NS-Staates. Arnsberg 2016 (Vorabveröffentlichung), S.12.
Statistisches Bureau zu Berlin (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des preußischen Staats. Duncker & Humblot, Berlin 1821 (Digitalisat).
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